ТОП просматриваемых книг сайта:
Das Schöpfer-Gen. Alexander Reiter
Читать онлайн.Название Das Schöpfer-Gen
Год выпуска 0
isbn 9783750230552
Автор произведения Alexander Reiter
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
Jetzt riss jemand von außen die Tür auf, und in den Raum stürmte ein älterer Herr mit sportlichem Aussehen und wachen Augen, der seinen Mantel über dem Arm trug. „Guten Tag allerseits, na ja, wenn man das so nennen kann. Matthew, danke für den Helikopter, fürchterliches Ding, so laut und na ja, auch egal. Ich bin zu spät, wie ich sehe. Sie sind ja alle schon da, vor allem Sie, Mr Cole, dann mal los.“
Der Premierminister blickte amüsiert drein. „Karen, meine Herren, ich darf Ihnen James Callahan vorstellen. Professor für Altertumsgeschichte der Universität Cambridge. Wir waren gemeinsam auf der Universität seinerzeit; er wird die Führung des Teams um Mr Cole übernehmen. Er hat mein volles Vertrauen und koordiniert die Aufgaben.“
Callahan wedelte ungeduldig mit der Hand. „Oh, entschuldige meine Manieren, Matthew, aber wir haben keine Zeit! Wir müssen nach Bolivien und zwar schnell. Ich erkläre alles, wenn wir unterwegs sind. Wir treffen uns gleich draußen.“ Mit diesen Worten rannte er auch schon wieder aus dem Raum hinaus und riss dabei ein paar Notizblätter von einem Tisch mit, wie ein Tornado, der kurz durch den Raum gewirbelt war.
„Sie haben ihn gehört“, sagte der Premierminister. „Cole, Richards, Wright, Woods – folgen Sie dem Mann. Wenn er sagt, es sei eilig, dann ist das so.“
Kings College, London/12.45 Uhr (GMT)
Während die einen auf dem Weg zum Flughafen waren, saßen Ann Singer und Mark Stettler auf dem Rücksitz einer Limousine, die sie zum Kings College bringen sollte.
Ann Singer starrte nachdenklich aus dem Fenster. Wind war aufgekommen, und Wolken zogen rasch über den stahlblauen Himmel. Sie war immer ein recht gläubiger Mensch gewesen, aber diese Katastrophe – sie weigerte sich, es einfach Vorfall zu nennen – hatte sie ins Grübeln gebracht. Was, wenn die Menschheit wirklich nur ein Genexperiment übergeordneter Wesen war, die sich alle paar Jahrtausende mal nach ihren Labormäusen erkundigten? War das der Gott, an den sie glaubte? Was blieb ihr, wenn sie feststellen musste, dass sich alles, was sie gelernt hatte, woran sie glaubte, als Trugschluss erwies? Dennoch – sie war Wissenschaftlerin, und es war unbestreitbar eine wissenschaftlich interessante Situation, die sich ihr hier bot. Wenn sie ehrlich war, konnte sie es kaum erwarten, sich an die Arbeit zu machen, Glaube hin oder her. Sie warf noch einen Blick hinauf in den Himmel, wandte sich zu Stettler um. „Mark, was werden wir wohl herausfinden?“
„Ich weiß es noch nicht genau, ich befürchte jedoch, es wird uns nicht gefallen. Und ich sehe dir an deiner Nasenspitze an, dass es dir genauso geht.“
Singer nickte.
„Aber immerhin sind wir zu Hause, wenn die Welt untergeht.“ Stettler lächelte gequält. „Ich weiß nicht, ob wir das diesmal hinkriegen, Ann. Also nicht wir beide – die Menschheit, meine ich. Ich habe das Gefühl, als stünden wir auf dem Prüfstand. Nur gibt uns niemand vorher die Fragen, die wir beantworten müssen.“ Er griff nach ihrer Hand. „Aber ich bin froh, dass wir diesmal zusammen unterwegs sind. Was wäre wohl aus mir geworden, wenn wir uns nie begegnet wären?“
„Wahrscheinlich wärst du ein verschrobener Wissenschaftler mit schiefen Zähnen, zerzausten Haaren und einem weißen Kittel, der irgendwo in einem Keller sitzt und wilde Experimente durchführt.“ Singer musste grinsen, als sie an den Mark Stettler dachte, den sie zu Beginn des Studiums in einer Bar kennengelernt hatte. Er war der sprichwörtliche Nerd gewesen: Wilde Haare, Hornbrille, Schlappen an den Füßen und mit den Gedanken permanent woanders.
„Ach ja?“ Jetzt grinste auch er. „Aber ich bin genial, oder? Warum ist nie was aus uns geworden? Waren es meine Zähne oder die zerzausten Haare?“
Ann Singer musste wider Willen lachen. „Du bist hier, oder? Das heißt, du bist brillant. Und trotzdem ein Kindskopf“, setzte sie hinzu, „aber wenn du brav bist, wer weiß, vielleicht werd ich dann schwach. Allerdings nur, wenn du die Welt rettest, dann bekommst du einen Kuss.“
Sie sahen sich mit einem Lächeln an, in dem Vertrauen, Freundschaft und vielleicht noch etwas mehr mitschwang, über das sich Singer in diesem Moment keine Gedanken machen wollte.
„Natürlich, oha, na dann ran ans Werk!“ Im nächsten Moment wurden sie wieder ernst. „Wir sollten uns überlegen, wen wir noch ins Boot holen könnten“, sagte Stettler jetzt, bereits wieder in den Arbeitsmodus verfallend. „Callahan will Antworten und das so schnell wie möglich.“
„Wir werden einfach unsere beiden Teams hierher beordern“, schlug Singer vor. „Lass uns das gemeinsam und am selben Ort durchführen. Es wird noch genügend Videokonferenzen geben. Mir ist es lieber, wir sind in einem Gebäude. Das macht die Kommunikation erheblich einfacher.“
„Das ist eine gute Idee! Equipment sollte vorhanden sein. Das Kings College betreibt ja seit Jahren ein eigenes Genforschungsprogramm.“
Singer nickte eifrig. „Diese Abteilung können wir auch gleich noch dazunehmen. Kennst du jemanden dort?“
„Nein, aber einige der Forscher hier sind sehr namhaft. Ich habe kürzlich einen Fachaufsatz gelesen, den ein Team vom Kings College verfasst hat – der war wirklich gut.“
Der Wagen hielt, Stettler stieg aus, ging um das Auto herum und öffnete seiner Kollegin die Tür.
„Ich bin jedenfalls lieber hier mit dir als irgendwo in der bolivianischen Wüste.“ Singer dankte dem Fahrer und hakte sich bei Stettler ein. „Komm schon. Machen wir uns an die Arbeit.“
Royal Air Force Base Northolt/16.30 Uhr (GMT)
Ich saß auf der Rückbank eines schwarzen Bentleys. Die Schranke zur Royal Air Force Base in Northolt öffnete sich, und der Tross raste durch das militärische Sicherheitsgelände. Von allen Seiten durch Militärfahrzeuge geschützt und mit Luftüberwachung versehen, hielten wir bei einem zweistrahligen Jet, um den herum Technikpersonal wuselte und die letzten Kontrollen durchführte. Mir wurde schwummerig. Ich hasste das Fliegen seit jeher, hatte dabei immer das grässliche Gefühl, die Kontrolle über mein Leben abzugeben. Wobei, wenn ich es recht bedachte, war mir die Kontrolle heute Morgen bereits entglitten. Automatisch griff ich in meine Hosentasche und fluchte leise. Keine Bensons. Verdammt.
Paul, der aus dem getönten Fenster gespäht hatte, drehte sich zu mir. „Alles in Ordnung? Du siehst ein bisschen grün aus.“
Ich schüttelte den Kopf. „Was gäbe ich für eine Zigarette …“
„Vergiss die Kippen, Mann. Keine Sorge, wir sind in guten Händen bei den Queens.“
„Die Queens? Seit wann haben wir mehr als eine?“
„Das, mein Freund, ist Northolt“, erklärte Paul. „Die Piloten, die hier stationiert sind, gehören zur Royal Squadron, der Fliegerstaffel der Queen. Man nennt sie Queens Flight. Sie gehören zum Besten, was die Air Force zu bieten hat.“
„Exzellent erklärt, Mr Richards, oder bevorzugen Sie Captain Richards?“, bemerkte Callahan, der uns gegenüber saß und bis gerade eben konzentriert auf seinem Tablet herumgetippt hatte.
„Das war ein anderes Leben, Professor“, winkte Paul ab. „Lassen wir es bei Mr Richards, okay? Gern auch Paul, wenn Sie wollen.“
„Aber sicher doch, Paul. Ich möchte Ihnen übrigens sagen, dass ich mich sehr freue, Sie bei uns zu haben. Ihre Erfahrung wird uns sicher noch sehr gelegen kommen.“
Ich sah verwirrt zwischen den beiden hin und her. Pauls Erfahrung beschränkte sich, soweit ich wusste, auf ein paar Jahre Army sowie Gläserspülen, Bierzapfen und sich über mangelndes Einkommen beschweren. Sein alter Herr, Gott hab ihn selig, hatte ihn immer Captain genannt, wenn wir ihn besuchten. Ich hatte immer gedacht, das wäre einfach Pauls Spitzname. War da doch mehr dran? Misstrauisch warf ich ihm einen Blick zu, den er mit hochgezogener Augenbraue erwiderte.
Als