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Bin in Afghanistan. Peter J. Gnad
Читать онлайн.Название Bin in Afghanistan
Год выпуска 0
isbn 9783844220858
Автор произведения Peter J. Gnad
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
"Gib mir Feuerschutz… !!"
Gut gesagt, hatte Felsberg noch gemurmelt. Er hatte in seinem Leben noch nie zuvor eine Maschinenpistole in der Hand gehalten, hätte auch gar nicht gewusst, wie man sie bedient, dies war ja nicht irgendein Heldenepos auf der Kinoleinwand und sein Name war auch nicht Rambo.
Hoffend, dass seinem Kumpan nichts geschähe, saß er hinter seinem kleinen Felsen, und musste zu seinem Schrecken beobachten, wie sich auf der anderen Seite des Tales, eine Gruppe von Gestalten an den Felsvorsprung anpirschte, um Einblick und damit auch Möglichkeit zu bekommen, neuerlich zu feuern.
Aber da war Mirwais auch schon wieder zurückgekommen, hatte ihm eine der Waffen abgenommen und schnell ein paar Einzelschüsse abgegeben, um den weiteren Vormarsch der Gegner zu stoppen oder zumindest zu verzögern. Solange bis sie weiter den Berg hinangestiegen waren, außer Sichtweite der Straße.
Ächzend hatte sich Felsberg auf die Erde fallen lassen, verschnaufte erst einmal, bevor er Mirwais fragend anblickte.
"Die anderen sind alle tot… elf Mann, einschließlich des Generals ?"
"So tot, wie man nach einem Raketenangriff nur sein kann !"
"A-aber wer war das, ich habe gedacht wir befinden uns hier auf "sicherem Gebiet", dabei ist auf einmal Krieg !"
Mirwais hatte einen kleinen Rundgang über das Plateau hinter sich, als er zu Felsberg zurückkehrte.
"Das kann alles Mögliche gewesen sein, ich weiß es auch nicht, nur soviel, dass natürlich auch General Habibullah seine ganz persönlichen Feindschaften hier hat. Das können sowohl versprengte Banditen sein, marodierende Banden der Taliban, es können die oder die oder die gewesen sein… vielleicht finden wir das ja noch heraus…"
"Pfffff… Wahnsinn, ich habe mir fast in die Hosen gemacht !"
"Mach dir nichts daraus, du wärest nicht der Erste, der sich wirklich in die Hosen macht… Krieg stinkt… nicht nur nach Tod und Verwesung… sondern auch nach Scheiße… manchmal sogar nach der eigenen !"
Später dann, als der Mond aufgegangen war, hatten sie sogar gewagt in einer natürlichen Vertiefung im Boden ein kleines Feuer zu entfachen, wenigstens etwas Wärme abzubekommen, die Temperaturen auf den Bergen, noch dazu in der Nacht, waren trotz des herrschenden Sommers schneidend kalt.
Sie hatten sich die Nachtwache aufgeteilt, nachdem ihm Mirwais nochmals ganz genau erklärt hatte, wie die Kalashnikoff funktionierte. Die ersten vier Stunden war Felsberg mit der "Puschka" hinter den Felsen gesessen, hatte konzentriert in die dunkle Schlucht unter sich gestarrt, hoffend, dass keiner der Banditen, wie Mirwais sagte, auftauchte und er vielleicht sogar hätte schießen müssen.
Etwa um Mitternacht, als er Mirwais hatte wecken wollen, war dieser verschwunden gewesen, nicht mehr bei der Feuerstelle, obwohl er sich dort zum Schlafen hingelegt hatte.
Ein zartes Rascheln hinter sich, ließ Felsberg erschrocken auf den Fersen herumwirbeln, aber Mirwais hatte schon lächelnd die Hände erhoben, trat in den schwachen Schein des Feuers.
"Nicht schießen, großer Krieger… hättest du dir auch nicht gedacht, dass du in deinem Alter noch einmal zum "Mujahed" wirst."
"Ich habe ehrlich gesagt kein gesteigertes Interesse in dieser Richtung !"
"Glaubst du wir hatten eine Wahl, genauso war es damals, da ist auf einmal einfach jemand dahergekommen und hat begonnen auf uns zu schießen… und nachdem einige gestorben waren nahmen wir auch die Waffen auf und schossen halt zurück und dann war Krieg !"
"Ja,jaa… ich verstehe schon… da hätte ich wahrscheinlich auch zur Waffe gegriffen…"
Als Felsberg einige Minuten später, in seinem Schlafsack lag und am Einschlafen gewesen war, hatte er tiefe Dankbarkeit für Mirwais empfunden, dass dieser trotz der drohenden Gefahr nochmals zum Wagen hinuntergestiegen war, um einige Sachen zu holen, unter anderem auch ihrer beider Schlafsäcke.
Er hatte gerade irgendetwas von einer reizvollen Frau geträumt, als Mirwais ihn unsanft rüttelte.
"Sie sind da… wir müssen sofort von hier weg !"
"Wie, sie sind da… wo sind sie ?" Felsberg war aus seinem Schafsack gesprungen, hatte ihn in drei Sekunden zusammengerollt, und in der nächsten Sekunde nach der zweiten Kalashnikoff gegriffen.
"Sie steigen gerade schön langsam zu uns herauf, ich schätze sie sind in einer halben Stunde da !"
Auch Mirwais hatte nun seine sieben Sachen gepackt, man machte sich umgehend an den Abstieg, die andere Seite des Berges abwärts, ohne vorher zu vergessen, noch ein paar gezielte Schüsse auf ihre Verfolger abzugeben. Dies würde sie wenigstens noch etwas länger aufhalten, bevor sie dann herausgefunden hatten, dass hier niemand mehr war.
"Wir müssen dorthin, in diese Richtung, dort verläuft die Straße nach Norden, wir müssten zwangsläufig auf sie stoßen !"
"Was nichts anders heißt, als dass du keinerlei Ahnung hast, wo wir hier sind, beziehungsweise, wie wir gehen müssen."
Mirwais hatte laut aufgelacht und war lachend weitergegangen, Felsberg, stolpernd, hinter ihm nach, seine Kräfte waren zusehends im Schwinden. Die Aussicht, wenn sie neuerlich eine Höhe erklommen hatten, war umwerfend, aber Felsberg plagten andere Sorgen. Das Meer der Berge das vor ihnen lag, erschien ihm endlos und man kannte das ja, dass Leute manchmal auch im Kreis liefen, wenn sie sich verirrten.
Die folgende Nacht, gezwungenermaßen in einem engen Tal verbringend, schlief man ohne wärmendes Feuer. Der Wasserfall am Ende der Schlucht hatte ihren weiteren Abstieg in der Dunkelheit verhindert.
Der Morgen danach war mit einem lauten Knall gekommen, einem Knall aus Mirwais' Waffe. Sofort war er hellwach gewesen, hatte nach seiner neben ihm liegenden Maschinenpistole gegriffen und war zu Mirwais hingerobbt.
"Wir müssen sofort hier weg, sie sind zu fünft, ich habe sie alle gesehen, wollte sie nur noch näher kommen lassen."
Neuerlich riss er die Waffe hoch, gab einen schnellen Schuss ab. Ein verhaltener Schrei aus der Richtung der Verfolger, zeigte an, dass er wohl getroffen haben musste.
"Da waren es nur mehr vier… altes deutsches Märchen, kennst du …?"
"Zehn kleine Negerlein, jaja…"
Sie hatten beide ein grimmiges Grinsen in ihren Gesichtern, als sie einander anblickten.
Eine Minute später waren sie bereits wieder auf dem Weg, durch einen engen halb verdeckten Durchlass, am Wasserfall vorbei, weiter hinunter, in ein anderes etwas weiteres Tal.
"Auf der anderen Seite werde ich eine Weile warten, auf unsere 'Freunde', die müssen, wenn sie uns weiter verfolgen, auch durch diese Engstelle !"
"Aaah, Wilhelm Tell - durch diese hohle Gasse muss er kommen…"
"Wilhelm, wer ??"
"Vergiss es, geh weiter."
Das Tal, das sich ihnen nun öffnete, barg eine erfreuliche Überraschung für sie. Es war übersät mit Hunderten von großen Felsbrocken, als ob hier Riesen Felsenschlacht veranstaltet hätten. Ideal um dahinter in Deckung zu gehen und jemand aufzulauern, denn genau das hatten sie vor.
"Entweder sie oder wir!" waren die letzten Worte gewesen, die ihm Mirwais zugerufen hatte, dann war er hinter dem nächsten Felsen verschwunden gewesen.
Felsberg lag auch hinter einem der Brocken, aber Mirwais hatte ihm dringend eingeschärft, nicht zu schießen, er könne das besser, er sei der Kämpfer hier.
Dann hatte es einmal, zweimal, dreimal gekracht, kurz hintereinander, Explosionen von Hangranaten und darauf folgend ein einzelner Schuss, ein Schrei, der als Schall durch das Tal trieb und irgendwohin verschwand.
"Da waren's nur mehr drei…" hatte Mirwais trocken konstatiert, als er wieder an seiner Seite war, und sie weiter gingen, immer in Deckung der großen Steine.