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Bin in Afghanistan. Peter J. Gnad
Читать онлайн.Название Bin in Afghanistan
Год выпуска 0
isbn 9783844220858
Автор произведения Peter J. Gnad
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
Man besah sich die Steine im Einzelnen, es waren wahrhaft prächtige Stücke darunter, und es musste eine ordentliche Summe an Wert darstellen, was da vor ihnen lag.
Gemächlich sammelte man die Steine wieder zusammen, tat sie zurück in den Leinensack. Der General warf ihn einem seiner Leibwächter zu, der damit aus dem Raum verschwand.
"Du musst erst noch die Steine im Norden des Landes sehen, da ist Türkis dagegen nur ein… ein… äh, Billigprodukt !"
"Ja-ah, ich weiß, euer Lapis…"
"Mmmmh, aber nicht nur - auf dem Rückweg vom Norden, gehen wir über den Anjuman-Pass ins Panjshir-Tal. Da wo Massoud herkam, unser Nationalheld des Freiheitskampfes !"
"Ich kenne Massoud, er ist auch bei uns bekannt geworden… leider erst nach seinem Tod… aber, was für Dinger gibt’s denn dort ?"
"Smaragde - bei Safid Cher, einem Dorf in der Mitte des Panjshir, geht ein Seitental ab, dort ist der Koh-i-Samarod, der Smaragd-Berg !"
"Und da kommst du so ohne Weiteres ran ??"
"Du vergisst, dass ich damals auch ein Mujahed war… und zu Beginn der achtziger Jahre war ich fast ein ganzes Jahr in einer Gruppe von Kämpfern um Ahmad Shah Massoud - er selbst hat mich damals weggeschickt, nach Deutschland, meine Frau bekam das zweite Kind, es war zu unsicher für sie, die Russen kamen mit Flugzeugen und Helikoptern, Panzern und Raketen !"
"Aber du warst siebzehn Jahre weg von zu Hause, kennen sie dich noch ?"
Mirwais lachte laut auf, kratzte seinen Kopf, versank in den Bildern, die auf einmal wieder vor seinen Augen standen.
"Es gibt vieles, das du noch nicht weißt, ich war selbst auch ein "Qomandon", ein "Commander"… und Afghanen vergessen nicht, auch nicht nach hundert Jahren. Ich vergesse auch nicht, mein Bruder ist neben mir gestorben, sowie auch weitere 5 Mitglieder meiner Familie ums Leben kamen, in den Lagern der Russen, später dann Lager der radikalen "Hezb-e-Islami" Gruppe, noch später dann in Lagern der Taliban… Nein, ich werde nie vergessen !"
Felsberg legte ihm kurz die Hand auf die Schulter, drückte sie in stummer Anteilnahme, aber Mirwais schüttelte ihn schnell ab, wollte an dieser Stelle keine weiteren Emotionen, keine Schwäche aufkommen lassen.
"Die Feinde sind noch immer da, sie haben sich nur wie feige Hunde verkrochen. Ich meine jetzt nicht in irgendwelche Höhlen, nein, sie haben einfach ihre Bärte abgeschnitten, andere Kleidung angezogen und gebärden sich als treue Afghanen. Aber wir kennen ihre Gesichter und auch ihre Namen. Sie werden ihrer gerechten Strafe nicht entgehen, das afghanische Volk wird Gerechtigkeit fordern !"
Er war zutiefst ernst geworden, blickte Felsberg finster an, verschwand für eine Weile in der Dunkelheit. Felsberg war gerade in seinen –Schlafsack geschlüpft, als Mirwais wieder eintrat.
"Du wirst sehen, wie wir dort begrüßt werden, im Panjshir…" setzte er die Unterhaltung nahtlos fort, schwieg dann aber, legte sich ebenfalls zum Schlafen nieder.
Am nächsten Tag war man schon in aller Frühe auf den Beinen, der Muezzin hatte gerade zum Morgengebet gerufen, man wollte schnell nach Norden, über den Salang-Pass, durch den berühmt-berüchtigten Tunnel. Auf dreitausend Meter hatten die Russen, damals, in ihrer Zeit, diesen Weg nach Süden durch den Berg geschlagen, über sich die Spitze des Salang, mehr als fünftausend Meter hoch. Der Tunnel, ein bemerkenswertes Bauwerk, war natürlich auch im Krieg zu einer Schlüsselstelle geworden. Schlachten waren hier geschlagen worden, von allen möglichen Beteiligten.
Aber zuerst musste man neuerlich die beschwerliche Reise zurück zur Hauptstraße antreten. Felsberg hatte, mit Rücksicht auf seinen schmerzenden Rücken, gebeten in einem der Geländewagen fahren zu dürfen, Mirwais gesellte sich auch noch hinzu. Der General saß ausnahmsweise auch in einem der Geländewagen, dem ersten in der Kolonne, der Bus in der Mitte war ausschließlich von seinen Soldaten besetzt.
"Heute fahren wir bis nach Kunduz, zu einem andern General, dem Gouverneur der Provinz." hatte General Habibullah noch gesagt, bevor er die Wagentür schloss, sich die Fahrzeuge endlich in Bewegung setzten.
Es war eine quälende Fahrt geworden, trotz der besseren Federung des Geländewagens, noch dazu waren sie die Letzten im Konvoi, was hieß, dass sie die Fenster besser geschlossen hielten, wollten sie nicht den Staub der vorderen Fahrzeuge schlucken.
Die Augustsonne war unbarmherzig, schon um neun Uhr morgens war das Fahrzeug innen heiß wie ein Ofen.
Felsberg bat um einen kurzen Stopp, als die Straße dem Fluss wieder einmal nahe kam. Er lief zum Flussufer hinunter, wusch sein verklebtes Gesicht, machte seine Haare nass, füllte eine leere Plastikflasche mit dem kühlen Nass und stoplerte zurück zum Fahrzeug.
"Dir ist schon klar, dass diese Flussufer hier vermint sind… von den Taliban…"
Mirwais zog seine linke Augenbraue nach oben gezogen, hattelächelte Felsberg unsicher, mit gemischten Gefühlen angelächelt. Felsberg hatte ihn nur angesehen, schweigend, bis er dann trockenen Tones sprach.
"Also, das nächste Mal, so es eines gibt, würde ich dich bitten, mir so etwas gefälligst vorher mitzuteilen, so dass ich meine Planung demnach gestalten kann !"
"Kann ich einen Schluck Wasser haben ?"
"Natürlich, sicher - hier, trink nur… das nächste Mal gehst dafür dann du Wasser holen !"
Sie hatten gerade wieder losfahren wollen, mit geöffneten Fenstern, die anderen waren nun ja schon vorausgefahren, da war es ganz plötzlich passiert.
Erst eine Explosion und kurz darauf noch eine zweite. Teile flogen durch die Luft, man konnte einen großen Rauchpilz hinter dem nächsten Felsvorsprung aufsteigen sehen. Maschinengewehrfeuer, mehrere Waffen "sprachen" zugleich, einige aus der Entfernung, andere ganz nah, da war ganz plötzlich ein Kampf ausgebrochen.
Die drei Soldaten in Felsbergs Geländewagen hatten ihre Maschinenpistolen gepackt, sprangen sofort aus dem Wagen, liefen geduckt auf den schützenden Felsvorsprung zu, hielten sich in Deckung, spähten um die Ecke.
Mirwais hatte dann im Geländewagen nach weiteren Waffen gesucht, tatsächlich auch noch eine Kalashnikoff gefunden, hatte noch "Du wartest hier !" gerufen und war ebenfalls geduckt auf den Felsen zugelaufen.
Felsberg wusste, völlig perplex, momentan nicht, wie er sich verhalten sollte, im Wagen sitzen zu bleiben konnte entschieden keine Lösung sein. Also war dann er auch ausgestiegen, hatte sich auch schon dem Felsen nähern wollen, sich dann aber dann doch dafür entschieden den kleinen Abhang hinauf zu klettern, vielleicht konnte man ja von oben besser überblicken, was da im Gange war.
Zum Glück war der Boden so felsig, dass er seine Gedanken an etwaige Minen vergaß und sich langsam aber stetig auf die Bergkuppe zubewegte.
Die Sicht ins Tal offenbarte dann auch das volle Ausmaß der Katastrophe. Beide Fahrzeuge mussten von Raketen getroffen worden sein, das Zweite allerdings etwas später, so dass einige der Soldaten im Bus noch herausspringen hatten können, aber nicht viel mehr. Ihre Leichen lagen auf der Straße verstreut, da regte sich keiner mehr. Das erste Fahrzeug, mit dem General, musste voll von der Rakete getroffen worden sein, es war förmlich in Stücke gerissen, von den Passagieren keinerlei Spur, wie in Luft aufgelöst oder vom Erdboden verschluckt.
Tief unter ihm, knapp hinter dem Felsen, die Leichen der drei Soldaten, die mit ihm im Fahrzeug gesessen hatten. Nur eine Waffe hatte noch weitergefeuert, schwieg dann aber ebenfalls. Felsberg hatte gerade noch sehen können, dass Mirwais sich wieder hinter den Felsen zurückzog und nun wieder auf der sicheren Seite der Straße war.
Er hatte einen gedämpften Zischlaut ausgestoßen, Mirwais brachte sofort seine Kalashnikoff in Anschlag, sah zum Glück aber gerade noch rechtzeitig den heftig winkenden Felsberg hinter seiner Deckung.
So schnell es sein Atem zuließ kletterte Mirwais zu ihm auf die Anhöhe, samt seiner Last, von mittlerweile zwei Maschinenpistolen, einige Magazinen und auch eine Pistole.