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      Simona war ein bisschen zur Seite gegangen, um mit Noah zu telefonieren. Die anderen Mädchen begrüßten jetzt auch Katja und Christian. Im Wohnzimmer war der Tisch gedeckt. Kerzen und Blumen standen zwischen verschiedenen Kuchen.

      „Er kommt später“, flüsterte Simona und strahlte. „Noah bringt seine Gitarre mit und macht für uns Musik.“

      „Prima!“, rief Nelly. „Dann können wir ja jetzt Kaffee trinken.“

      „Nein!“

      Alle schauten Paolo an.

      „Was nein?“, fragte Nelly ihren Freund.

      „Erst hast du uns so genervt und jetzt willst gar nicht wissen, was dein Geschenk ist?“

      „Doch, klar. Entschuldige.“

      „Dann kommt alle mit.“

      Die Tür zu Paolos Zimmer war geschlossen und an der Türklinke war ein roter Luftballon festgebunden. Alle stellten sich feierlich im Halbkreis auf. Paolo legte Nelly einen Schal um die Augen und öffnete die Tür. Er schob sie in die Mitte des Zimmers. Dort entfernte er die Augenbinde wieder. Nelly sah sich um.

      „Wow! Das ist aber toll. Und ein Schaukelstuhl. Den habe ich mir schon so lange gewünscht. Wo ist dein Bett hin? Was ist das denn für eine Tür?“

      „Mach sie auf!“

      Nelly trat an die Tür und öffnete sie langsam. Dahinter kam das Schlafzimmer zum Vorschein. Paolo legte einen Arm um seine Freundin und küsste sie.

      „Das habt ihr also in den letzten Wochen gemacht. Schön … sehr schön.“

      „Moment!“, rief nun Christian von der Tür her.

      Er bahnte sich einen Weg durch die neugierigen Mädchen und zog Katja hinter sich her.

      „Nelly, du hast dich sicher gewundert, warum du keine verpackten Geschenke bekommen hast. Das hier haben wir, Paolo, Benjamin und ich renoviert und vergrößert. Das Geschenk von deiner Mutter ist, dass sie mich davon überzeugt hat, dass du nun doch schon sehr erwachsen und verantwortungsvoll bist.“

      Nelly starrte ihren Vater an. Sie fasste ganz fest Paolos Hand. Christian räusperte sich und küsste seine Tochter auf die Wange.

      „Schatz, wir denken, also deine Mutter und ich, dass es dich vielleicht glücklich macht, wenn du mit Paolo hier wohnen kannst.“

      Nelly liefen Tränen der Rührung über die Wangen. Sie fiel ihren Eltern um den Hals und freute sich. Es war ein großer Vertrauensbeweis ihres Vaters, sie jetzt loszulassen.

      „Papa, ich werde euch nicht enttäuschen, ich freue mich wie verrückt. Danke, danke. Ich kann dir gar nicht sagen, wie gut ich mich fühle. Danke, Mama, du bist die beste Mama der Welt.“

      Katja sagte: „Es wäre natürlich toll, wenn ihr ab und zu bei uns sein würdet, aber wir haben beschlossen, dir ein großes Stück Freiheit zu schenken. Du hast dich in der letzten Zeit gut entwickelt. Das hast du dir verdient.“

      „Sehr gut!“, mischte sich nun Simona ein. „Meine Mutter hat heute Vormittag unser Mädchen-Geschenk hergebracht. Es steht dort unter dem Fenster.“

      Nelly ging zu dem breiten, flachen Karton. Sie entfernte das Geschenkpapier und ans Tageslicht kam ein großes, gemütliches Hundekörbchen. Schließlich sollte Wuschel hier mit einziehen. Nelly umarmte nacheinander die Freundinnen und bedankte sich.

      „Ihr habt das alle gewusst?“

      „Ja, meine Liebe“, sagte Ina. „Wir können eben dichthalten.“

      „Paolo hat uns eingeweiht und das Geschenk vorgeschlagen“, erklärte Norma. „Er ist doch viel netter, als wir am Anfang dachten.“

      „Das hoffe ich doch“, sagte nun Paolo und küsste Nelly noch einmal zärtlich.

      „Oh Mann, ich darf mit dir zusammenziehen!“

      Völlig aus dem Häuschen sprang Nelly die Treppe wieder hinunter und setzte sich mit den Gästen an den Kaffeetisch. Benjamin hatte eine Flasche Wein geöffnet, allen eingeschenkt und erhob nun sein Glas.

      „Auf Nelly! Und jetzt habe ich Hunger.“

      Als es klingelte, schaute Simona auf.

      „Das wird Noah sein. Darf ich zur Tür?“

      Nelly nickte. Die anderen Mädchen hatten schon viel von diesem Noah gehört, ihn jedoch noch nicht persönlich kennenlernen dürfen. Aber statt eines Musikers mit Gitarre stand nun ein junger Mann mit dunklen Locken und einem charmanten Lächeln im Zimmer.

      „Ich bin Leon Safarello, der Cousin von Paolo. Ich habe gehört, hier hat jemand Geburtstag.“

      Die Mädchen betrachteten den hübschen Italiener interessiert. Seine braunen Augen waren sanft wie seine wunderbaren Lippen. Er kam um den Tisch herum und gratulierte Nelly herzlich. Eine Orchidee wechselte den Besitzer. Dann reichte Leon allen die Hand und setzte sich zwischen Norma und Ina, die ihn sofort ausfragten. Es war eine lustige Runde, die spät am Abend auseinanderging. Die Mutter von Ina hatte ihre Tochter, Norma und Becky abgeholt. Die anderen standen noch vor der Tür. Simona wollte sich traurig auf den Heimweg machen. Noah hatte angerufen, dass er den Bus verpasst hatte.

      „Kopf hoch“, sagte Nelly zum Abschied zu ihr. „Dann seht ihr euch eben morgen. Ruf ihn an und verabrede dich. Paolo kann dich sicher hinfahren, oder?“

      Sie schaute Paolo an, der neben seinem Cousin stand. Er nickt. Dann küsste Nelly Simona auf die Wange.

      „Wo wohnst du denn?“, fragte Leon das Mädchen.

      „Hier im Ort.“

      „Wenn du magst, fahre ich dich heim. Ich muss jetzt auch los. Wir sehen uns ja am kommenden Wochenende.“

      Leon war gekommen, damit die Familie ihn einmal kennenlernen konnte. Alle waren begeistert von dem höflichen, gut erzogenen Mann, der viel zu erzählen hatte, besonders von seiner Ausbildung zum Polizisten. Die Mädchen hatten an seinen Lippen gehangen.

      „Gerne, dann muss ich nicht im Dunkeln herumlaufen“, erklärte Simona und stieg zu Leon ins Auto.

      Nelly und Paolo winkten, ehe sie wieder ins Haus gingen, wo Katja schon fast alle Spuren der Feier beseitig hatte. Christian und Benjamin waren in den Weinkeller gegangen.

      „Mama, kann ich dir noch etwas helfen?“

      „Wenn du magst, räume das Geschirr in den Schrank. Paolo, bring doch bitte die leeren Flaschen hinaus.“

      Paolo verschwand, Nelly stellte Tassen und Teller in den Schrank und pfiff fröhlich vor sich hin.

      „Der Cousin deines Freundes ist sehr nett.“

      „Ja, Mama, das finde ich auch. Die beiden verstehen sich schon immer sehr gut. Ich mag die ganze Familie gern. Mama?“

      „Ja, Nelly?“

      „Es war ein wunderbarer Geburtstag. Danke für alles, vor allem für euer Vertrauen. Ich bin sehr glücklich.“

      Katja trat zu ihrer Tochter, legte einen Arm um ihre Schulter und küsste sie auf die Wange.

      „Wir sind stolz auf dich und vertrauen dir, dass alles klappt und gut läuft. Aber vergiss nie: Auch wenn du jetzt bei Paolo wohnen darfst, du hast immer ein Zuhause, wo du gerne gesehen bist. In Ordnung?“

      Katja nickte und drückte ihre Tochter fest. Als die Männer wieder dazukamen, verabschiedeten sich Katja und Christian. Nelly blieb bei Paolo und schlief in seinen Armen ein.

      ♥

      In der nächsten Woche war Nelly damit beschäftigt, die meisten ihrer Sachen zum Weingut zu transportieren. Nebenbei half sie Benjamin in der Vinothek und kümmerte sich um die Schule. Sie hatte Benjamin umarmt und sich bedankt, dass sie

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