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Mal, dachte Trismon grimmig. Der Fangzahn ging vor dem Feuer auf und ab. Er schien nach einer Möglichkeit zu suchen, den Mann zu umgehen und sich nur den Limtaan zu holen. Eine beachtliche Beute, die ihn lange satt machen würde. Nur der Mann, mit dem schweren, abwehrbereiten Holzstab in den Händen, störte ihn. Denn auch der war groß gewachsen und breit und stand unbeweglich wie ein Felsen. Trismon konnte später nicht mehr genau sagen, was es gewesen war, dass ihm an der Haltung des Fangzahns verraten hatte, dass er in diesem Augenblick zum Angriff überging. Doch Trismon erspürte die Bewegungen des Tieres, als wären es seine eigenen. Fast so, als wäre er selbst ein Fangzahn und als würden sich hier zwei Raubtiere gegenüber stehen. Trismon rammte seinen Verteidigungsstab in die Erde und der Fangzahn sprang. Und noch während er sich im Sprung befand, hielt Trismon sich mit beiden Händen am Stab fest und stieß sich mit den Armen daran ab. Seine geschlossenen Beine, stark wie ein Holzstamm, schnellten in die Luft und trafen den Fangzahn an der Seite. Das Tier wurde jäh in seinem Sprung gestoppt und zur Seite geschleudert. Doch sofort sprang es wieder auf und schüttelte sich ebenso überrascht wie unwillig. Sofort erkannte Trismon an seinem Gebaren, dass der Fangzahn noch nicht aufgegeben hatte. Deshalb erhob er im Bruchteil eines Augenblickes, noch bevor sich das Tier wieder ganz gefangen hatte, seinen schweren, massiven Holzstab und ließ ihn mit aller Wucht nach unten schnellen. Der Stab zischte durch die Luft und traf direkt neben dem Kopf des Fangzahns auf einen umgefallenen, alten, hohlen Baumstamm, auf. Der Knall war ohrenbetäubend! Hätte dieser Schlag den Kopf des Fangzahns getroffen, das Tier wäre sofort tot zu Boden gegangen. Und instinktiv spürte das Tier, dass der Schlag nicht fehl gegangen war und beim nächsten Mal ganz gewiss sein Ziel finden würde. Der Fangzahn klemmte den langen, buschigen Schwanz zwischen seine Hinterläufe und stürzte jaulend vor Angst davon, solange er das noch konnte. Trismon fühlte, wie eine tiefe Erleichterung sich seiner bemächtigen wollte. Doch dazu kam es gar nicht erst. Kurz dachte er noch: „Ich muss meinem Bruder danken, der das Holz für den Stab selbst ausgewählt und geschlagen hat. So fest wie Stein, hatte er damals -- .“ In diesem Moment hörte Trismon das aufgeregte dröhnende Trommeln großer, schwerer Limtaanläufe. Er drehte sich zu Neminn herum und rief „Oh, nein! Neminn, bleib ruhig! Alles ist wieder gut!“ Doch der Lärm und die Aufregung waren selbst für das treue, erfahrene Tier einfach zuviel gewesen. Neminn verdrehte die Augen und rannte, völlig kopflos, in den Wald davon. Trismon sah nur mehr den großen weißen Stummelschwanz durch das Dickicht, welches ihren Lagerplatz umgab, verschwinden, da setzte er Neminn auch schon nach. Fluchend und keuchend, ermüdet von all der Anstrengung dieser Rast, wünschte Trismon, er hätte den Weg doch lieber einfach fortgesetzt. Denn Kräfte zehrender als diese Rast, hätte das wohl auch nicht sein können. Mit weiten, geschmeidig schnellen Sprüngen und unter lautem Rufen, gelang es ihm aber dann schließlich doch noch, sein völlig verängstigtes, orientierungsloses Reittier im dichten Unterholz zu stellen. Ein beherzter Griff von Trismon, tief hinein in das Nackenfell, brachte Neminn endlich dazu stehen zu bleiben und in die Jungtierstarre zu verfallen. Ganz so, als würde ihn, wie damals, seine Mutter im Nest umhertragen wollen. Müde, zu Tode erschöpft und gespickt mit allerlei Blattwerk und Geäst, erreichten Trismon und Neminn wieder die Feuerstelle. Vorsichtshalber hatte Trismon für seinen noch immer unruhigen Limtaan ein langes, frisches und darum noch biegsames Stück Wurzel aus dem Boden gerissen und dem Tier als Führungsstrick um den Hals gebunden. „Das war wirklich knapp gewesen“, dachte Trismon und unterdrückte dabei ein entnervtes Fauchen, denn er wollte Neminn nicht schon wieder hinterher rennen müssen. Gar nicht auszudenken, was alles hätte passieren können, wenn das Unterholz weniger dicht und der Fluchtweg damit für Neminn frei gewesen wäre. Das Tier hätte sich verlaufen oder gar in Panik, allein und auf der Flucht, etwas brechen können. Liebevoll befreite Trismon Neminn wieder von der kratzigen, sandigen Wurzel und sagte lächelnd: „Tja mein Alter. Du siehst aber auch wirklich zum Anbeißen aus.“ Und als hätte Neminn ihn verstanden, schubste es Trismon mit dem Kopf ein Stück zur Seite. Als Trismon dann endlich wieder vor der Feuerstelle saß, die Beine ausgestreckt, aber den Verteidigungsstab nun vorsichtshalber direkt an seiner Seite, knurrte ihm der Magen. Die zurückliegenden Anstrengungen, hatten das karge Mahl dieses Morgens bereits wieder aufgezehrt und sein Körper verlangte nun nach mehr. „Sei es drum.“, dachte Trismon mürrisch und legte sich auf die Seite, in der Hoffnung, auch trotz des Hungers noch ein wenig Schlaf zu finden. Den Kopf auf dem harten Boden, blickte Trismon zu dem alten Holzstamm, auf den er vorhin mit voller Wucht geschlagen hatte. In der Mitte war dieser nun bis zum Boden hin zersplittert. Und im Schein des Feuers, glaubte Trismon in dem holen Inneren des Stammes, etwas erkennen zu können. Neugierig geworden, erhob er sich von seinem harten Lager, um den Inhalt des Stammes einmal näher zu besehen. Und was er dort vorfand, konnte er kaum glauben. „Nüsse?“, rief er verwundert aus. Und wirklich, ein großer Haufen voller grünbrauner Nüsse, lag in dem Stamm. „Wer hätte das gedacht?“, freute sich Trismon. „Hoffentlich sind sie nicht verschimmelt, oder innen faul!“ Eines der flinken Rotschwänzchen, hatte wohl im vergangenen Herbst die Nüsse hier versteckt und es dann aber wieder vergessen. Trismon klaubte jede einzelne davon sorgfältig auf und brachte mehrer gefüllte Hände davon zur Feuerstelle. „Zumindest sind sie trocken geblieben.“, dachte Trismon hoffnungsvoll. „Das ist schon mal eine gute Voraussetzung.“ Sich wieder vor das Feuer setzend, nahm er eine der Nüsse und schob sie sich in den Mund, hinten zwischen die Backenzähne. Dann biss er mit seinem kräftigen Gebiss einmal herzhaft zu, bis es knackte. Die Bruchstücke aus seinem Mund spuckte er in seine Hand. Beim Feuerschein im Halbdunkel des grünen Dickichts, besah er sich die zerknackte Nuss und untersuchte sie mit dem Finger auf ihren Inhalt. Und, dem Allliebenden sei Dank, das Nussfleisch war tatsächlich noch von schöner hellbrauner Farbe. Trismon nahm etwas davon in den Mund und teste den Geschmack. Sie schmeckte köstlich! Besonders wenn man so hungrig war wie er. Genüsslich kaute Trismon nun die Nüsse und schaute dabei zufrieden in die knisternde, wärmende Flamme des Lagerfeuers. Da stupste ihn plötzlich von hinten etwas am Rücken. Es war Neminn, der auch etwas von Trismons zweiter Morgenmahlzeit begehrte. Auf der ausgestreckten, flachen Hand, hielt Trismon seinem treuen, alten Gefährten zwei der geknackten Nüsse hin. Das sanfte, weiche Maul des Limtaan, kitzelte in Trismons Handfläche, während Neminn fraß. Und kaum hatte Trismon sich wieder nach vorn, zum Lagerfeuer, gewandt, kamen auch die zwei kleinen Mäuse, die vorhin so flink geflohen waren, wieder angetrippelt. Jetzt, wo die Luft rein war, wollten sie sehen, ob für sie nicht noch ein paar weitere Reste abfallen würden. Trismon lachte laut auf, ob soviel Dreistigkeit. Dann aber warf er ihnen eine geknackte und durchgebissene Nuss zu. Auch Neminn, Nachschub fordernd, stupste immer wieder Trismons Rücken. Und da saßen sie nun alle, am wärmenden Lagerfeuer und aßen zusammen von der köstlich unverhofften Gabe. Und die Morgensonne, die es schaffte sich für einen Moment aus der Wolkenwand am Himmel zu befreien, schickte ihnen ihre Strahlen hinab. Und mit einem Mal konnte man sehen, dass das Dickicht in dem sie saßen gar nicht so dunkel und undurchdringlich war, wie gedacht. Überall vielen die fahlen, nebelgeschwängerten Strahlen der Sonne ein und ließen das kleine Feuer dagegen verblassen. Und Trismon blickte glücklich auf, zu diesem wundervollen Strahlenkranz. Und er pries die Schönheit dieses neuen Morgens, den er miterleben durfte. Und er dankte dem Allliebenden für einen weiteren Tag des Lebens.
6. Kapitel
Seline versuchte angestrengt, ihre Aufmerksamkeit auf den Mann vor ihr zu richten. Sie befand sich im großen Saal des Ratsgebäudes und fühlte wie sich der Schlafmangel vieler alptraumgeschüttelter Nächte bemerkbar machte. Müdigkeit schlich sich in ihren Körper ein und verbreitet sich in all ihren Gliedern. Doch Saadonn, einer der Sternenerkunder von Melan, hatte ausdrücklich darum geben, sein Anliegen der erwählten Empathin vortragen zu dürfen. Und so stand Seline nun hier und bemühte sich den aufgeregten Worten des jungen, weißhaarigen Mannes mit den durchdringenden, rotbraunen Augen zu folgen. „Ich weiß selbst, wie sich das für euch anhören muss“, fuhr Saadonn soeben fort. „Aber ihr kennt mich, erwählte Empathin. Habe ich jemals vorschnell geurteilt? Und bin ich nicht sogar bekannt dafür, immer ruhig und überlegt an alle Wahrheitsfindung heranzutreten?“ „Beruhigt euch bitte, Saadonn!“, lenkte Seline ein. „Natürlich seid ihr ein guter, vertrauenswürdiger Mann. Aber ein jeder von uns kann sich auch einmal irren. Das ist nicht verwerflich. Die ganze Nacht hindurch zu wachen und die Erscheinungen am Himmel und den Lauf der Sterne zu beobachten ist gewiss Kräfte zehrend. Darob kann ein Urteil bestimmt auch einmal fehl gehen.“ Und
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