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Der Kampf der Balinen. Kathrin-Silvia Kunze
Читать онлайн.Название Der Kampf der Balinen
Год выпуска 0
isbn 9783738002126
Автор произведения Kathrin-Silvia Kunze
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
9. Kapitel
Faloee warf noch ein paar dürre, vertrocknete alte Zweige in die Flamme. Dabei murmelte sie leise geheimnisvolle Segensworte vor sich hin. Bald darauf schon konnte sie beobachten, wie das magische Feuer immer weiter aufloderte, bis schließlich glühend rot Flammen daraus hervor züngelten. Die Morgensonne des Neubeginns, huschte es Faloee bei diesem Anblick durch den Sinn. Und wirklich. Ähnlich der zunehmenden Kraft der Sonne im Laufe eines Frühjahrs, so wurde auch der Schein des Feuers immer stärker. Und dann kam der Augenblick, wo die Magie zu wirken begann. Gleißend helle Strahlen weißen Lichts brachen aus dem roten Feuer hervor und flossen in den Raum hinein. Erst waren es nur einzelne, wenige, aber es wurden immer mehr und mehr. Wann immer sie gegen eine Wand auftrafen, wurden sie gebrochen und zurück in den Raum geworfen. Bis schließlich die gesamte Behausung von einem Spinnennetz aus weißem Licht durchzogen war. Auch Faloee selbst wurde davon getroffen. Doch das war nicht weiter schlimm. Denn das magische Licht war so sanft und weich in jeder seiner Berührungen, als wäre es ein milder Frühlingswind. Sein Glanz spiegelte sich in Faloees schönen, sanft und weise blickenden, grauen Augen. Das Licht überzog ihr blasses, scheinbar altersloses Gesicht und schimmerte auf ihren langen, welligen, hellbraunen Haaren. Faloee lächelte. Sie war mit ihrem Werk zufrieden. Alles würde nun von dunklen Energien gereinigt und so erneuert werden. Der Segen für ihre Heimstadt hatte gewirkt. Das rote Feuer würde mit seiner Wärme die klamme Kälte des vergangenen Winters aus allen Ecken und Ritzen vertreiben. Und viel mehr noch, würde sein weißes Licht alle dunklen Energien des vergangenen Jahres in ihrem Versteck aufspüren. Es würde sie ausleuchten bis sie selbst in helles Licht gewandelt wurden. Oder aber bis sie vergingen, lautlos, ganz so, als seien sie nie gewesen. Faloee runzelte nachdenklich die Stirn. In dieser Sache war sie sich nie ganz sicher. Wurde die dunkle Energie nun vom Licht gewandelt oder getilgt?! Schließlich zuckt Faloee mit den Schultern. Vielleicht konnte sie dieses Rätsel eines Tages noch für sich lösen. Jedenfalls konnte erst nach dieser magischen Reinigung wirklich etwas Neues beginnen. Nun erst würde der neue Jahreszeitenzyklus gesegnet sein. Faloee lächelte und sprach die abschließenden rituellen Worte: „Hiermit verabschiede ich mich dankbar vom alten Jahr und heiße das neue Jahr willkommen!“ Und kaum hatte sie diese Worte ausgesprochen, löste sich das weiße Lichtnetz auf und floss zurück in das Feuer. Dieses zischte einmal laut auf, dann war alles wieder still. Und wo eben noch ein auffälliges, blutrotes Feuer gezüngelt hatte, brannte nurnoch eine einfache, kleine gelbe Flamme. Faloee richtete sich auf und klopfte sich zum Zeichen einer geleisteten Energiearbeit lautstark die Hände aneinander ab. „So“, sprach sie, „es wird nun höchste Zeit für unseren wichtigsten Gast heute.“ Faloee öffnete die Haustür und zog die schweren Vorhänge an den Fensteröffnungen zur Seite. Dann stellte sie sich an die offene Tür und machte eine große, einladende Armbewegung, wobei sie anmutig den Kopf neigte, bis ihr langes Haar fast den Boden berührt hätte. Ganz so, als wolle sie den jungen Morgen zu sich einladen. Und der junge Morgen schickte sich an, dieser Einladung zu folgen und trat ein. Frische, klare Luft glitt durch die Tür ins Innere. Blasses, scheues Sonnenlicht lugte durch die Fensteröffnungen und nahm dann in schmalen Lichtstreifen auf Tisch, Bett und Steinboden Platz. Der junge Morgen, wie immer von aller bester Laune, begann munter drauf los zu plaudern. Er erzählte Faloee auf ganz eigene Weise von seinem guten Freund, dem Wald. Denn er trug erdig würzige Gerüche von Moosflächen und Baumwipfeln, Pilzkreisen und Schneckenspuren mit sich. Und wie er so von den Waldbewohnern erzählte, füllte sich nach und nach scheinbar auch die Wohnstube mit all diesen Pflanzen und Tieren. Bis sie selbst zu einem kleinen Stück Wald wurde. Ein kleines Stück jenes Waldes, der direkt hinter Faloees Behausung lag. Groß, dunkel und wild war er. An machen Tagen, vor allem im Sommer, aber auch lieblich, hell und sanft. Voller ewig alter Laubbäume, verlief er von Ost nach West wie eine unendlich lange Mauer aus Grün hinter Faloees Haus entlang und erstreckte sich von dort aus tief in den Süden hinein. Faloee war es zufrieden. Jetzt, nachdem der neue Morgen des neuen Jahres in Faloees Wohnstätte Einzug gehalten hatte und es damit ebenfalls gesegnet und erneuert hatte, konnte Faloee endlich zu ihrem Tagwerk übergehen. Heute würde sie dringend einmal wieder aufräumen müssen entschied sie. Und gerade jetzt war ein sehr passender Moment dafür, um das Alte zu ordnen. Unter Aufräumen verstand Faloee jedoch etwas anderes als die meisten. Und sie tat es, auf ihre ganz eigene, ungewöhnliche und magische Weise. Außerdem war Faloees Behausung zwar sehr einladend und gemütlich, aber viel zu angefüllt mit einer Unmenge an nützlichen Sachen, als das man wirklich von Aufräumen hätte sprechen können. Es herrschte bei ihr eher ein gut geordnetes Durcheinander an Dingen. Alles hatte seinen Platz und alles wurde auch dauernd gebraucht. So etwa die vielen getrockneten Kräuter- und Pflanzenbüschel, die von der Decke hingen. Die große Zahl an Körben voller Steine, einige davon grau, andere bunt, die einen glatt, die anderen scharfkantig. Und nicht zu vergessen die vielen Tonkrüge mit bereiteten Salben aus Pflanzenöl oder dicker Paste aus gekochten Wurzeln. Über all dem schwebte ein betörend geheimnisvoller, beruhigender Duft, der sich aus dem Geruch all dieser Dinge vereinte. Und deshalb bedeutete aufzuräumen für Faloee, alle ihre Vorräte auf ihre weitere Verwendbarkeit hin zu prüfen. Denn so konnte sie erkennen, wie es um die Verfügbarkeit der von ihr benötigten Energieträger stand. Als erstes nahm sich Faloee die Heilpflanzen vor. Die, welche nicht winterhart waren und die sie deshalb im vergangenen Herbst aus ihrem Garten