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      Petra Zeichner

      Katerdämmerung

      Ein Katzenkrimi

      Dieses ebook wurde erstellt bei

      

      Inhaltsverzeichnis

       Titel

       Floras Fluch

       Von Freund zu Feind

       Der geheime Aufzug

       Kampftraining

       Das Unheil im Haus

       Leben und Sterben

       Wie man dem Mörder den Garaus macht

       Der Fall Mankowski

       Ein Kater wagt viel

       Eine Siam packt aus

       Ein Kater wagt noch mehr

       Die Jagd oder Wenn alles zusammenkommt

       Alle Fünfe

       Danke

       Nachwort

       Impressum neobooks

      Floras Fluch

      Der Dobermann preschte heran. Mit voller Wucht warf er sich gegen den Maschendraht des Zwingers.

      „Blöder Köter“, rief der Mann und knallte die Autotür wieder zu.

      Knurrend zog sich der Hund auf das Dach seiner Hütte zurück. Der Mann unternahm einen weiteren Anlauf auszusteigen und ließ sich diesmal nicht von dem erneut bellenden Hund abschrecken. Er nahm aus dem Kofferraum seines Kombis einen Karton und ging damit quer über den Hof. Dicke Regentropfen fielen auf sein glatt gekämmtes schwarzes Haar. Der Himmel war dunkelgrau, in der Ferne donnerte es.

      Robin, der die Szene durch das gekippte Fenster des Tierheims beobachtet hatte, legte die Ohren an, sprang von der Fensterbank und verkroch sich unter dem Regal gegenüber der Eingangstür. Als der Mann die Tür öffnete, über der in großen, geschwungenen Buchstaben „Amalienhof“ stand, prasselte der Regen auf ihn herab. Schnell trat er ein.

      „Hallo, da sind Sie ja“, begrüßte ihn die Tierpflegerin, die hinter einem Tresen am Computer saß. Der Mann stellte den Karton darauf ab und schüttelte sich, um die Regentropfen aus den Haaren zu bekommen. Wasser spritzte auf den Tresen und auf einige dort verteilte Schriftstücke. Robins Rückenhaar sträubte sich. Er mochte den Mann nicht. Es war nicht das erste Mal, dass er ihn hier sah. Der große, grau-schwarz getigerte Kater mit dem weißem Bauch und den weißen Beinen verließ seine Deckung, baute sich hinter dem Mann auf und brummte laut. Der fuhr herum. Sein Lächeln sah gezwungen aus.

      „Was hat er denn, der Gute?“ sagte er, ging in die Knie und streckte Robin seine rechte Hand entgegen.

      „Verdammt!“

      Fluchend zog der Mann die Hand zurück und betrachtete die Kratzer auf dem Handrücken. Sie waren tief und bluteten.

      „Das tut mir leid“, sagte die Tierpflegerin und schaute mit gerunzelter Stirn den Kater an, der sich wieder unter das Regal zurückgezogen hatte, nur um von dort noch lauter zu brummen. „So kenne ich ihn gar nicht. Was ist bloß in ihn gefahren?“

      Zu dem Mann gewandt fuhr sie fort:

      „Hier, bitte, Pflaster. Ich hoffe, Sie sind gegen Tetanus geimpft?“

      „Bin ich“, sagte der Mann ärgerlich. „Ist Ihr Kater gegen Tollwut geimpft?“

      „Natürlich. Bei uns bekommen alle Tiere immer die notwendigen Impfungen.“

      „Na, dann will ich mal nicht so sein“, sagte der Mann. „Schließlich ist Ihr Tierheim einer meiner besten Kunden.“ Er öffnete den Karton. „Ihre Bestellung.“

      Zwei Monate später wanderte Flora durch einen Raum im Tierheim. Kaum hatte sie sich auf den alten Handtüchern unter dem Tisch niedergelassen, raffte sie sich wieder auf. Auch auf den Zeitungen in der Höhle im Kratzbaum behagte es ihr nicht. Robin beobachtete sie vom obersten Podest eines Kratzbaums aus. Er verstand Flora nicht. Sonst war sie nicht wählerisch, und nun wollte sie sich nicht entscheiden. Ihre Schritte wurden beschwerlicher. Zwischendurch miaute sie schmerzerfüllt und krümmte sich zusammen. Bei jedem Schritt wackelte ihr dicker Bauch hin und her. Dann unterbrach sie ihre unruhige Wanderung und blieb mitten im Raum stehen. Ein kleines Kätzchen glitschte aus ihrem Hinterteil und plumpste auf den harten Betonboden. Dort blieb es mit verklebten Augen liegen. Die Katze drehte lustlos den Kopf nach dem reglosen kleinen Körper. Robin sprang auf.

      „Flora!“, miaute er laut. „Du musst dich darum kümmern!“

      Doch Flora ging ein paar Schritte weiter und blieb wieder stehen. Erneut fiel ein Kätzchen auf den Betonboden und blieb dort reglos liegen. Dann fing es leise an zu jammern. Die Katze ging, ohne sich noch einmal umzudrehen, in das Außengehege.

      Das Kätzchen wimmerte weiter. Robin sprang mit einem Satz von dem Kratzbaum. Er beschnüffelte den kleinen Körper, nahm das winselnde Kätzchen vorsichtig ins Maul, trug es zu den Handtüchern, legte es ab und begann es zu lecken. Mit seiner rauen Zunge entfernte er den Schleim von der Nase, vom Mund und aus den Augen des Welpen. Unter dem Lecken kam langsam das Fell zum Vorschein, schwarz-weiß wie das seiner Mutter.

      Als die Tierpflegerin zehn Minuten später in den Raum kam, sah sie das tote Kätzchen auf dem Fußboden.

      „Aber so was!“ rief sie und schaute sich suchend um. „Das gibt es doch gar nicht. Flora! Floraaa!“

      Doch Flora kam nicht. Die Pflegerin hob den Welpen auf und legte ihn in einen Pappkarton. Dann hörte sie das Fiepen.

      Sie nahm den zweiten Welpen samt Handtuch hoch und streichelte dem Getigerten über den Kopf. „Mal wieder ein Fall für die Milchflasche, hm?“

      Robin folgte der Tierpflegerin. Den Kleinen ließ er nicht aus den Augen. Er strich ihr noch um die Beine, als sie sich an den Schreibtisch setzte und Floras Nachwuchs mit einem Handtuch abrieb.

      „Ich verstehe das nicht“, sagte die Tierpflegerin gleich darauf am Telefon. „Ich dachte, ich suche mal bei dir als einer Kollegin Rat. Floras Trächtigkeit verlief bisher normal. Und jetzt kommen die Kätzchen zwei Wochen zu früh auf die Welt. Außerdem ist es seltsam, dass sie sich nicht wenigstens um das Überlebende gekümmert hat.“

      Sie hatte den Lautsprecher am Telefon angeschaltet. Während sie die Antwort hörte, versuchte sie, dem Tierbaby einen mit Katzenmilch benetzten Finger in das Maul zu stecken. Robin sprang auf den Schreibtisch und sah

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