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ihre Fragerei, dass sie die Zeit völlig vergessen hatte. Sie war noch nicht viel zu spät, aber sie würde sich beeilen müssen.

      "Ich kann dich wieder begleiten."

      Sie lächelte ihn dankbar an. So hatte sie wenigstens noch einige Minuten, um ihn weiter auszufragen.

      "Und warum bist du hier in Boston?", fragte sie, während sie den Weg entlang gingen.

      "Freunde besuchen und herausfinden, was ich mit meinem Leben anstellen möchte." Er klang sehr nachdenklich.

      Ehe Ella sich entscheiden konnte, ob sie weiter nachbohren sollte oder nicht, waren sie bereits vor dem Haus ihrer Granny angekommen und Fabio verabschiedete sich von ihr.

      "Dann sehen wir uns morgen wieder im Park?", fragte sie und schalt sich innerlich selbst, weil sie so hoffnungsvoll klang.

      Sie musste unbedingt mehr über diesem Mann erfahren.

      Langsam stieß sie den angehaltenen Atem aus, als Fabio zustimmend nickte.

      "Dann bin ich aber wieder dran mit Fragen stellen", sagte er und zwinkerte ihr schelmisch zu.

      "Okay. Dann bis morgen."

      Er beugte sich zu ihr und küsste sie auf die Wange. Seine Lippen waren warm und weich. Sie fühlten sich verdammt gut auf ihrer Haut an und hinterließen ein angenehmes Kribbeln.

      "Bis morgen", sagte sie leise und wandte sich zur Tür.

      4 Neue Perspektiven

       FABIO

      In einem langen, intensiven Gespräch, wie es nur Mediziner miteinander führen können, redeten Dave und er über den Splitter und die momentanen Möglichkeiten, die Fabio zur Wahl hatte.

      Dave hatte ihm nicht wirklich etwas Neues gesagt. Das alles wusste Fabio schon, wenn nicht sogar besser, da er in Sachen Chirurgie im Camp einiges an Erfahrung gesammelt hatte.

      Eigentlich war er genau wie Dave Allgemeinmediziner, hatte aber mittlerweile bei vielen Operationen assistiert, und kleinere sogar selbst durchgeführt.

      "Kannst du mir die Unterlagen da lassen? Ich habe eine Freundin im Krankenhaus, die sich damit bestimmt besser auskennt."

      Fabio nickte und reichte Dave die Mappe. Auch hiervon versprach er sich nicht viel. Warum sollte Boston auch bessere Ärzte haben? Sie alle kochten nur mit Wasser. Da er aber wusste, wie wichtig es Sky war, widersprach er nicht. Sie sollte sich keine Sorgen um ihn machen, wenn sie selbst ein Kind erwartete.

      "Danke, Dave. Es ist nicht dringend." Im Gegenteil, eigentlich wollte er diese Operation überhaupt nicht.

      "Nichts zu danken." Dann zögerte er. "Wie geht es dir psychisch?"

      Fabio lächelte gequält. Er brauchte Dave nichts vorzumachen, er würde ihn sowieso durchschauen, also entschied er sich für die halbe Wahrheit.

      "Die Albträume haben wir mit der Therapie in den Griff bekommen. Manchmal habe ich Flashbacks, aber das wird auch noch eine Weile so bleiben."

      Dave nickte und wechselte dann das Thema. "Wie machst du das mit deinem Job, wenn du so lange hier bist?"

      "Ich habe immer bei meinem Dad in der Praxis gearbeitet und schon gekündigt, bevor ich nach Afrika gegangen bin. Von daher kein Problem. Im Moment bin ich noch krankgeschrieben, aber ich kann auch ohne weiteres eine Weile von meinen Ersparnissen leben, wenn es sein muss."

      Dave lachte. "Wenn du auf Dauer bleibst, kannst du einen Job bei mir haben, ich komme langsam nicht mehr über die Runden."

      Fabio verzog das Gesicht. "Ich kenne jemanden, der würde mich eher umbringen, als mich dauerhaft in Boston zu dulden."

      Daves Lachen wurde noch lauter. "Ryan hab ich ganz vergessen. Wenn du erstmal nicht mehr bei ihm wohnst, wird er sich schon beruhigen."

      Fabio bezweifelte das, aber er hatte sowieso nicht vor hierzubleiben ... naja, wenn man es genau nahm, hatte er überhaupt keine Ahnung, was er als Nächstes tun wollte.

      "Mal sehen. Jetzt muss ich erst wieder fit werden, bevor ich weiter planen kann."

      "Wir haben in nicht ganz vier Wochen unser nächstes Fire&Ice Monatstreffen in Cats Hotel. Ist immer ganz lustig und wir brauchen dringend Unterstützung an der Singlefront."

      Fabio lächelte. Wenn den anderen Männern das Geturtel der Pärchen genauso auf die Nerven ging wie ihm, konnte er sich das gut vorstellen.

      "Ich werde sehen, was sich machen lässt, wäre aber schön, mal wieder alle zu sehen."

      Dave erzählte ihm noch kurz, um was es beim Monatstreffen ging, dass sie die Planungen für die kommenden Monate besprechen und dann gemütlich gemeinsam essen würden. Es hörte sich wirklich gut an und Fabio nahm sich vor teilzunehmen.

      Nach dem Besuch bei Dave fuhr er direkt in den Park, um auf Ella zu warten.

      Im Moment war sie die einzige, auf die er sich Tag für Tag freute. Die kurze Zeit, die sie jeden Tag miteinander verbrachten, machte sein Leben ein ganzes Stückchen schöner.

      Noch vor wenigen Tagen war er jeden Nachmittag aus dem Haus geflohen, um der angespannten Stimmung zu entkommen. Dann war er am See gesessen und hatte sich selbst bemitleidet.

      Bis Ella kam. Jetzt konnte er es kaum erwarten, auf ihrer Bank zu sitzen und sie wiederzusehen.

      "Ist da noch frei?"

      Er grinste breit, als er zu ihr aufsah.

      "Natürlich. Hey Ella." Sie sah genauso hinreißend aus, wie an all den anderen Tagen. Er liebte ihre Augen. Diese spezielle Farbe, die die Wärme und Güte ihrer Seele wiedergab.

      Sie legte den Kopf schief und musterte ihn. "Dir geht es gut."

       Ja, jetzt, weil du da bist.

      Aber das konnte er ihr nicht sagen. Sie würde ihn für einen Verrückten halten … oder einen menschlichen Max.

      Also zuckte er nur mit den Schultern.

      "Ja, ich bin zufrieden. Aber heute bin ich wieder mit den Fragen dran", sagte er und zwinkerte ihr zu.

      Ella seufzte schwer, als hätte sie eine gehörige Last zu tragen, aber das vergnügte Funkeln in ihren Augen verriet sie sofort.

      Er konnte sich nicht vorstellen, dass Ella überhaupt lügen konnte, so leicht wie man aus ihr lesen konnte. Er fragte sie über ihre Familie aus, über ihre Granny und ihren Dad. Auch über ihre Ausbildung und ihren Job beim Tierheim.

      "Da mein Dad immer noch meint, mich und Granny aushalten zu müssen, kann ich es mir gut leisten im Tierheim für wenig Geld zu arbeiten."

      "Und was machst du da den ganzen Tag?", fragte er, während sie aufstanden und in Richtung des Hauses ihrer Granny gingen.

      "Mich um die Tiere kümmern. Sie füttern, ihre Wehwehchen versorgen, mit ihnen trainieren und alles reinigen. Zwischendurch muss ich auch im Büro arbeiten, oder zu Veranstaltungen gehen, auf denen wir Info-Flyer verteilen."

      Gab es einen selbstloseren Menschen als sie? Nein, eher nicht.

      Ella stupste ihn leicht mit der Schulter an. Am liebsten hätte er einen Arm um sie gelegt.

      "Du könntest einmal mitkommen, dir alles ansehen, wenn du willst."

      Fabio lächelte. Er mochte Tiere, aber er war bei weitem nicht so ein Fan wie Ella, Alexa oder Jack.

      Aber er könnte einen ganzen Tag mit Ella verbringen, nicht nur eine halbe Stunde. Das wäre jede noch so beschissene Arbeit wert.

      "Hört sich gut an. Wann?"

      "Wir können uns morgen gleich um acht Uhr an der Bank treffen und zusammen hingehen, wenn du willst." Das Strahlen auf ihrem Gesicht war so ansteckend, dass er völlig automatisch zustimmend nickte.

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