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sich, jetzt lieber in die Küche zu gehen, bevor er sich die Liebesschwüre der beiden anhören musste.

      "Hi … ich wollte nur kurz Bescheid sagen, dass ich in die Stadt fahre", sagte er, so locker wie möglich. Gar nicht so leicht, wenn man die beiden so engumschlungen ansehen musste.

      Sky lächelte ihm entgegen. "Schon wieder?"

      "Ja, dann habt ihr ein wenig … Zeit zu zweit …" Unbehaglich rieb er sich über den Nacken.

      "Du bist unser Gast, Fabio. Du musst nicht gehen. Wir können auch gemeinsam etwas unternehmen."

      Sky sah nicht, wie Ryan bei ihren Worten das Gesicht verzog. Er hatte absolut kein Interesse an einem Abend zu dritt.

      Einen kurzen Moment lang meldete sich der Teufel in Fabio, der ihm riet, nur hierzubleiben, um Ryan eins auszuwischen. Schnell schüttelte er den Gedanken ab.

      Er musste es für sie alle nicht noch schwerer machen, als es ohnehin schon war.

      "Danke, aber nein danke. Ich möchte ein wenig an die frische Luft und mich bewegen", antwortete er deshalb und lächelte so überzeugend wie möglich.

      Er verabschiedete sich von den beiden und fuhr mit dem Audi, den Ryan ihm aus dem Fuhrpark seiner Firma JB-Industrials besorgt hatte, zum Union State Park I.

      Er war spät dran. Vielleicht würde Ella schon weg sein, aber er wollte es dennoch versuchen. Die Art, wie er sie am Samstag hatte stehen lassen, war nicht richtig gewesen. Ella hatte das nicht verdient.

      Als er auf den schmalen Weg einbog, der zu seiner Bank führte, sah er sie ein ganzes Stück weiter vorne gehen.

      "Ella!", rief er, aber sie reagierte nicht. Er beschleunigte seine Schritte und rief noch einmal: "Ella!"

      Endlich sah sie über ihre Schulter hinweg zu ihm zurück.

      Ein kleines Lächeln umspielte ihre Mundwinkel. Sie sah genauso süß aus, wie er sie in Erinnerung hatte. Die gleichen geröteten Wangen, das vom Wind zerzauste Haar, Ella eben. Schnell ging er auf sie zu.

      "Fabio. Ich hab nicht mehr mit dir gerechnet." Sie klang ehrlich erfreut, ihn zu sehen.

      Und auch das war Ella. Freundlich, gutmütig. Er konnte sich nicht vorstellen, dass sie jemals nachtragend sein würde.

      Sie blieb stehen und wartete darauf, dass er sie einholte.

      "Ich bin spät dran. Wollen wir uns setzen?" Er nickte zurück in Richtung der Bank.

      "Ich kann nicht. Tut mir leid. Ich bin schon zu spät."

      Stimmt ja. Sie musste nach Hause. Wie dieses Zuhause wohl aussah?

      "Darf ich dich ein Stück begleiten?", fragte er.

      Wieder lächelte sie auf diese süße Art und ließ ihre geraden, weißen Zähne aufblitzen.

      "Gern." Sie schob die Hände zurück in die Manteltaschen, was den Mantel an ihrem Bauch nur noch weiter aufstellte.

      Gerne würde er wissen, wie es unter diesem Mantel wohl aussah.

      Sie setzten sich in Bewegung und gingen eine ganze Zeit lang schweigend nebeneinander her.

      "Ich wollte mich für Samstag entschuldigen", sagte er und kickte mit dem Fuß einen Stein vom Weg.

      "Ich auch. Blödes Missverständnis."

      Im einträchtigen Schweigen liefen sie nebeneinander her.

      "Hast du ... vielleicht mal etwas mehr Zeit ... zum Reden, oder so?", stammelte er etwas unbeholfen. Er wusste nicht genau, wie er es formulieren sollte. Wusste ja noch nicht einmal, was genau er wollte.

      Aber er wollte Ella näher kennenlernen. Er wollte mehr von diesem Menschen erfahren, der den Charakter eines Heiligen zu haben schien.

      Sie lächelte ihn vorsichtig an. "Mein Terminplan ist ... recht voll", sagte sie.

      Fabio erinnerte sich daran, dass sie immer pünktlich Zuhause sein musste. Wer wartete auf sie? Ihr Mann? Ihre Kinder?

      "Weil du am Abend nach Hause musst?", hakte er vorsichtig nach und versuchte sich gegen die vernichtende Antwort zu wappnen.

      Aber Ella schüttelte den Kopf. "Nein. Wegen der Arbeit. Ich muss Granny nur rechtzeitig Bescheid geben, damit sie nicht auf mich wartet."

      "Granny?" Fabio hatte keine Ahnung, was das bedeutete, aber sie hörte sich prinzipiell schon mal nicht schlecht an ... außer Ella stand auf Frauen.

      Dann runzelte er die Stirn. Er suchte keine Frau, sondern eine Freundin und wollte Ella lediglich rein platonisch näher kennenlernen.

      Sein Herz war noch vergeben, das zeigten seine Reaktionen auf Sky und Ryan nur allzu gut.

      "Meine Großmutter. Wir wohnen zusammen."

      Mit aller Kraft ignorierte er den Stein, der ihm vom Herzen fiel.

      "Hört sich schön an."

      Ellas Lächeln wurde so weich und herzlich, dass Fabios Herz schneller schlug.

      "Ist es auch."

      Eine Weile schwiegen sie wieder, dann bogen sie auf eine Straße ein.

      "Da vorne ist es schon. Sehen wir uns morgen?"

      Fabio ärgerte sich, dass er die Zeit nicht besser genutzt hatte, nickte aber. "Gern. Morgen werde ich wieder pünktlich sein."

      Ella lachte. "Dann kannst du mir auch erzählen, wie es kommt, dass du jeden Tag im Park bist."

      Fabio nickte, dann drückte Ella seinen Arm und überquerte die Straße.

      Sie ging die wenigen Stufen zu dem kleinen Reihenhaus nach oben und sperrte die Tür auf. Ohne einen Blick zurück verschwand sie nach drinnen.

      Aus zwei Fenstern schien Licht auf die Straße, aber niemand kam nah genug ans Fenster, damit er etwas erkennen konnte.

      Seufzend drehte er sich um und ging zurück zu seinem Wagen.

      Morgen würde er sie wiedersehen und hoffentlich mehr Zeit mit ihr haben.

       ELLA

      Sie beeilte sich, von der Arbeit im Tierheim in den Park zu kommen. Sie konnte es kaum erwarten, Fabio endlich wiederzusehen. Dieser Mann gab ihr nur Rätsel auf, die sie endlich lösen wollte.

      Als sie bei Grannys Bank ankam, wartete er bereits auf sie.

      "Hi Ella."

      "Hey." Lächelnd setzte sie sich neben ihn.

      "Du hast vergessen zu fragen, ob da noch frei ist", sagte er ebenfalls lächelnd.

      "Erzähl es nicht meiner Granny. Sie bekommt einen Anfall, wenn sie von dieser Unhöflichkeit erfährt."

      Fabios Züge wurden weicher. "Hört sich nach einer tollen Frau an."

      "Das ist sie. Sie hat mich aufgezogen", gab Ella strahlend zurück.

      Fabio runzelte die Stirn. "Wo waren deine Eltern?"

      Lächelnd schüttelte sie den Kopf. "Das ist aber die letzte Frage zu mir! Wir wollten über dich sprechen. Meine Mum ist gestorben, als ich noch sehr klein war. Mein Dad arbeitet viel, daher bin ich froh, dass ich bei meiner Granny aufgewachsen bin. Und jetzt zu dir. Was treibt dich hierher?"

      Fabios Blick glitt auf den See hinaus. "Ich versuche nachzudenken, mein Leben zu sortieren."

      "Im Park?" Eigentlich sollte sie das nicht wundern, ihre Granny hatte das schließlich genauso gemacht.

      "Naja ... im Park, in Boston ... ich komme aus Deutschland und bin bei Freunden zu Besuch."

      Ella war sofort Feuer und Flamme und ließ sich jedes Detail über sein Leben in Deutschland erzählen. Dann löcherte sie ihn mit Fragen über andere Länder Europas.

      "Wir sollten langsam los", unterbrach Fabio ihren Frageschwall.

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