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Die Kurden in Süd-Kurdistan unter britischem Mandat 1918-1932. Badia Mahwee
Читать онлайн.Название Die Kurden in Süd-Kurdistan unter britischem Mandat 1918-1932
Год выпуска 0
isbn 9783745077476
Автор произведения Badia Mahwee
Жанр Документальная литература
Издательство Bookwire
Edmonds war zu jener Zeit ein britischer Offizier der Besatzungsmacht. Er hat auch, wie er in seinem Artikel selbst erwähnt, Scheich Mahmud verfolgt. Der Artikel wurde im Jahre 1925 geschrieben und die tendenziöse Haltung von Edmonds gegen Mahmud war stark zu spüren.
Als Folge der britischen Luftangriffe auf Sulaimani von März bis Mai 1923 musste König Mahmud seine dortige Residenz verlassen. Er ging in die Berge und kämpfte partisanisch gegen die Briten.
Damit war auch das Erscheinen von „Rož-ī Kurdistan“ eingestellt. Die „Oberbefehlshaber der Armee Kurdistans“ gaben nun in den Bergen vom 3.3.1923 bis 12.4.1923 eine Zeitung namens „Bāng-ī Ḥaqq“ (= Aufruf der Gerechtigkeit) heraus, von der nur drei Nummern erschienen.
Diese Zeitung ist eine weitere Primärquelle für die Entwicklung der kurdisch-britischen Beziehungen zur Zeit der Besatzung. Alle diese drei Nummern existieren heute im Original in der Bibliothek der Cambridge University9. Die Wochenzeitung „ ‘Umēd-ī Īstīqlāl“ (= Hoffnung auf Unabhängigkeit) war die letzte Zeitung, die im Königreich von Scheich Mahmud herausgegeben wurde, und zwar in der Zeit, als die Armee Kurdistans Sulaimani nochmals für eine kurze Zeit besetzt hielt.
Diese Zeitung wurde in der Regierungsdruckerei gedruckt. 25 Nummern davon erschienen bis zum Jahre 1924.
Nachdem die Briten Scheich Mahmud wieder aus Sulaimani vertrieben und sein Gebiet zu einer „irakischen Provinz“ erklärt hatten, haben sie ab 18.08.1924 eine Zeitung namens „Žĭyānawa“ (= Wiederbelebung) herausgegeben. „Žĭyānawa“ beschreibt sich zunächst als „Wöchentliche Regierungszeitung“. Ab ihrer 19. Nummer (am 2.3.1925) beschreibt sich die Zeitung als „politische, literarische und soziale halbwöchige Zeitung“. Sie erschien bis zum 14.1.1926 (insgesamt 56 Nummern). Sie war Sprachrohr der Besatzungsmacht und ist damit eine interessante Primärquelle für diese Zeitspanne. Am 21.1.1926 ist die Zeitung, diesmal als Wochenzeitung, unter dem Namen „Žĭyān“ (= Das Leben) seitens des Stadtrats von Sulaimani wieder herausgegeben worden. Sie erschien auch nach Erlangung der Unabhängigkeit des Irak im Jahre 1932. Ab August 1934 war der bekannte kurdische Dichter Pīrāmērd (1867-1950) ihr Chefredakteur. Sie erschien bis zum 10.3.1938 (insgesamt 553 Nummern).
Auch in Bagdad verstärkten die kurdischen Intellektuellen ihre kulturellen Bemühungen. Der damalige Oberbefehlshaber der Armee Kurdistans unter Scheich Mahmud, Sālĭḥ Zakī Sāḥēbqĭrān, gab von 1925 bis 1926 zusammen mit Rašīd Šawqī eine wöchentliche Zeitschrift namens „Dīyār-ī Kurdistan“ (= Geschenk Kurdistans) heraus. Diese Zeitschrift war in Kurdisch, Arabisch und Türkisch. Sie brachte keine politischen Themen, sondern konzentrierte sich auf Literatur und Sozialprobleme. Nur 16 Nummern dieser Zeitschrift konnten erscheinen. Diese 16 Nummern sind trotzdem von Bedeutung für die Erforschung der damaligen kurdischen Kultur10.
Obgleich Sulaimani das Zentrum der kurdischen Kultur war, gab Ḥusain Ḥuznī Mukrĭyānī (1886-1947) in Rawāndīz eine Zeitschrift namens „Zār-ī Kurmānğī “ (= Die kurdische Sprache) heraus, und zwar im Jahre 1926.
Mukrĭyānī, der auch „Dāmāw“ genannt wird, war nicht nur Publizist, sondern auch Historiker und Graphiker11. Es war Mukrĭyānī, der im Jahre 1915 in Deutschland eine Druckerei für kurdische Publikationen kaufte und in Aleppo einrichtete12. In seiner Zeitschrift „Zār-ī Kurmānğī“ wurden viele Artikel über die Geschichte der Kurden veröffentlicht, neben patriotischen Gedichten, die zur Verstärkung des kurdischen Nationalbewusstseins beitrugen. Die Aufgabe war nicht leicht. Der englische Ingenieur Hamilton, der zu jener Zeit die als „Hamilton-Straße“ bekannte Straße in Rawāndīz gebaut hatte, sagte über Dāmāw:
“There lived in Rawāndīz also Sayed Heusni (Huzni) Effendi, the editor of the local Kurdish newspaper – written, illustrated, printed and bound with his own hand, and the only one of its kind in the world”13.
Da es keine staatliche Unterstützung für die kurdische Presse gab, mussten einzelne Personen, die eine Zeitung herausgaben, große finanzielle Opfer bringen. So konnte Mustafā Šawqī, ein kurdischer Akademiker, im Jahre 1927 nicht mehr als eine Nummer seiner Zeitschrift „Paiža“ (= Die Leiter) herausgeben, die von hervorragender literarischer Qualität war.
Hier muss man auch auf einige Flugblätter hinweisen, die die britische Besatzungsmacht herausgab, wie z. B. jenes Flugblatt vom 2.5.1923, in dem der Bevölkerung von Sulaimani mit schwerem Luftangriff gedroht wird.
Im Übrigen muss ich noch eine Zeitschrift erwähnen, die eine der besten Quellen für die Regierungszeit von Scheich Mahmud darstellt, nämlich die von 1960 bis 1961 in Sulaimani erschienene Zeitschrift „Rož-ī Nö“ (= Der neue Tag). „Rož-ī Nö“ wurde vom Rechtsanwalt Ğamāl Šālī und dem kurdischen Dichter Kamarān Mukrī herausgegeben. Es handelte sich um eine Zeitschrift für Politik, Kultur und Wissenschaft und um eines der besten kurdischen Presseorgane überhaupt. Kurden, wie z. B. Ismāyĭl Ḥaqqi Šāwais, die im Ersten Weltkrieg in der kurdischen Politik eine Rolle gespielt hatten, veröffentlichten ihre politischen Erfahrungen und Erlebnisse in „Rož-ī Nö“. Kurdische Politiker aus dem iranischen Kurdistan schrieben ebenfalls in dieser Zeitschrift.
Zahlreiche Dokumente über die Bewegung von Scheich Mahmud, zu Sĭmko14 und über die Nord-Kurden, alle aus der Zeit der britischen Besatzung Kurdistans, findet man in der Zeitschrift „Rož-ī Nö“. „Rož-ī Nö“ hatte eine Abteilung für die wissenschaftlichen Fachausdrücke im Kurdischen zur Verfügung gestellt, wo Jemal Nebez seine seit Mitte der 50er Jahre bearbeiteten Fachausdrücke, besonders für Physik, Mathematik und Chemie veröffentlichte.
b. Memoiren
Über die Regierungszeit von Scheich Mahmud bzw. die Besatzungsperiode in Süd-Kurdistan sind bis jetzt drei Memoiren in Kurdisch erschienen. Die ersten davon wurden unter dem Titel „Yāddāšt“ (= Memoiren) von Rafīq Ḥīlmī abgefasst und in sechs Bänden (637 Seiten) zwischen 1956 und 1958 herausgegeben. Ḥīlmī wurde in Kirkuk (Süd-Kurdistan) im Jahre 1898 geboren. Sein Studium absolvierte er in Istanbul. Zur Zeit von Scheich Mahmud kehrte er nach Süd-Kurdistan zurück und wurde Berater und Vertrauter von Scheich Mahmud. In den oben genannten Zeitungen „Rož-ī Kurdistan“, Bāng-ī Kurdistan“ und „Nağma“ (eine Zeitung, die in türkischer Sprache in Kirkuk erschien) war er Redakteur.
Ḥīlmī beherrschte Kurdisch, Türkisch, Arabisch, Persisch und Französisch. In türkischer und persischer Sprache verfaßte er Gedichte. In den Schulen Kurdistans zur Zeit von Mahmud war er Lehrer. Er war auch Dolmetscher und Persisch-Lehrer des britischen Beamten Mr. Bell in Sulaimani. Zur Zeit der irakischen Monarchie war er Studienrat für Mathematik und Türkisch, dann Schulinspektor für das Fach Mathematik und später Kultusdirektor in verschiedenen Städten Iraks. In den vierziger Jahren war er Vorsitzender der kurdischen „Hīwā-Partei“, die den General Bārzānī bei seinen Aufständen in den 1940-er Jahren unterstützte. Ḥīlmī ist Verfasser von zahlreichen Büchern, Artikeln und Abhandlungen verschiedenen Themen in Kurdisch, Türkisch und Arabisch.
Er schrieb zur Tagespolitik, behandelte Themen aus der Geschichte und Mathematik, verfaßte Übersetzungen und Gedichte. Seine „Memoiren“ sind eine der zuverlässigsten Primärquellen für die Zeit der britischen Besatzung in Süd-Kurdistan, denn Ḥīlmī war ein Mitarbeiter von Scheich Mahmud und hatte ständige Kontakte zu den Briten. Seine Berichte zeichnen sich durch ihre kritische Art aus. Ḥīlmī starb im Jahre 1960 und ist in Sulaimani begraben.
Das zweite Memoiren-Buch, 1955 in Sulaimani geschrieben, stammt von Aḥmad Taqī (er starb am 13.1.1960). Taqī hat – wie er selbst schreibt – auf Bitten von Rafīq Ḥīlmī seine Memoiren niedergeschrieben. Taqī war im Ersten Weltkrieg ein Offizier in der Osmanischen Armee. Er nahm im Jahre 1918 in Istanbul mit dem Kurdenführer Scheich Qādĭr Kontakt auf, der ihn mit einigen Empfehlungen für Scheich Mahmud versah.
Taqī hatte nun die Möglichkeit, mit Scheich Mahmud und auch mit dem Kurdenführer im Iran, Sĭmko, Kontakte zu knüpfen. Er war ein Unterhändler zwischen den Kurden und den Türken. Seine Memoiren sind hier eine zuverlässige Primärquelle.