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Rache für Dina. Cristina Fabry
Читать онлайн.Название Rache für Dina
Год выпуска 0
isbn 9783738052855
Автор произведения Cristina Fabry
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
„Mir liegt keine Beschwerde derer, die die Verträge unterzeichnet haben, vor.“ erklärte Reimler mit Unschuldsmiene.
„Natürlich nicht“, erwiderte Regina Heuer. „Sie wurden erfolgreich eingeschüchtert. Sie haben Angst, am Ende ihren Arbeitsplatz zu verlieren.“
„Liebe Mitarbeitervertreter“, versuchte Reimler nun, einen moderaten Ton in die Auseinandersetzung zu bringen. „Ich bin nicht an einem Schlagabtausch interessiert sondern an einer Problemlösung. Welche Ideen liegen denn Ihrerseits vor?“
„Zehn Prozent Solidaritätsabzug bei der Pfarrbesoldung“, schlug Kantor Friedrich Ortmann grinsend vor.
„Die Pfarrer verzichten schon seit vielen Jahren auf das Weihnachtsgeld.“, blaffte Massmann ihn an.
„Am sozial verträglichsten ist es doch, Stellen, die wegen Ausscheidens eines Mitarbeiters vakant werden, nicht wieder zu besetzen.“, meinte Küster Siegfried Wischmeier.
„So kann man in diesem Arbeitsbereich aus juristischen Gründen nicht vorgehen.“, erklärte Reimler. „Sonst wäre das auch die von mir favorisierte Lösung.“
„Entschuldigen Sie mal“, mischte Jens Carstensen sich wieder ein, „Es ist nicht Aufgabe der MAV, die Management-Probleme der Superintendentur zu lösen. Wir vertreten - wie der Name schon sagt – die Interessen der Mitarbeitenden und setzen uns für die Wahrung ihrer Rechte ein. Im übrigen glaube ich nicht, dass die Finanzlage so prekär ist, dass der Kirchenkreis mit Dumping-Löhnen arbeiten muss. Vorstöße in diese Richtung gibt es immer wieder und am Ende geht es dann doch. Fachkräfte haben ihren Preis. Wenn Sie sie nicht bezahlen können, müssen Sie das Feld anderen Trägern überlassen. Aber da das keine kluge Entscheidung wäre, glaube ich kaum, dass Sie das wollen.“
„Was erwarten Sie denn jetzt von uns?“, fragte Reimler in deutlich schärferem Ton.
„Dass Sie sich entschuldigen bei allen, die von Herrn Volkmann unter Druck gesetzt wurden und dass Sie den Kolleginnen, die sich haben überrumpeln lassen, die alten Verträge zurück geben.“
„Das kann ich nicht!“, rief Reimler.
„Dann müssen wir das vor dem Richter ausfechten.“, erklärte Jens kühl.
„Das können Sie ja mal versuchen.“, fauchte Massmann. „Dann werden Sie ja sehen, wie weit Sie damit kommen. Und die teuren Juristen bezahlt dann wieder der Kirchensteuerzahler. Die Verträge sind unterschrieben und rechtsgültig, daran gibt es nichts zu rütteln!“
„Nun“, erwiderte Regina Heuer, „Wenn wir auf beiden Seiten in unseren Positionen so festgefahren sind, brauchen wir dieses Gespräch nicht fortzusetzen, das bedeutet nur Verschwendung von Arbeitszeit.“
„Da gebe ich Ihnen recht.“, erklärte Reimler scheinbar gelassen. „Vielleicht sollten wir einen neutralen Berater hinzu ziehen, der unseren Streit schlichten kann, bevor wir das auf juristischem Wege versuchen. Eine offizielle Schlichtung verschlingt mehrere tausend Euro, ein neutraler Berater kostet vielleicht zweihundert.“
„Haben Sie da schon jemanden im Auge?“, fragte Jens Carstensen.
„Nein.“, erwiderte Sebastian Reimler. „Aber es gibt da von Seiten der Landeskirche eine Liste mit Mediatoren. Ich würde einfach versuchen, jemanden zu finden, der keine allzu weite Anfahrt hat und kurzfristig für einen Termin zu haben ist.“
Man einigte sich auf diese Lösung. Terminabsprachen erfolgten und mit frostigem Lächeln gingen die Kontrahenten auseinander, jede Fraktion in ihr eigenes Nachgespräch.
16. Irgendwo im Kirchenkreis
Langes, weiches, duftendes, blondes Haar. So schön, wenn die Sonne sich darin spiegelt, wenn es vom Wind gebürstet die zarten Schultern umflattert, sich ergießt über den aufrechten Rücken, die sich gleichmäßig hebende und senkende Brust. Was tut sie jetzt? Ist sie glücklich? Hat sie sich über mein Geschenk gefreut? Ich hätte so gern ihr Gesicht gesehen, ihr ungläubiges Staunen, ihre großen, grünen Augen voller Bewunderung. Aber ich muss mich gedulden, ihr noch viel mehr Geschenke machen, bevor ich mich offenbare. Ich werde sie retten, befreien und auf Rosen betten. Ich werde sie verwöhnen, und sie wird vor Wonne stöhnen. Und in großem Bogen wird sie mir entgegen wogen. Sie wird wie Wachs in meinen Händen und wild sich reiben an meinen Lenden. Oh ja, ich bin ein großer Dichter. … Das werde ich bald tun: Dichten, nur noch dichten, sie mit meinen Versen malen, nachdem ich sie mit meinen Händen begriffen habe. Nachdem ich den Geschmack ihres Schweißes auf meiner Zunge gespürt habe, mit meinen Augen versunken bin in den ihren, ihre Stimme mein Trommelfell immer und immer wieder in Schwingung versetzt hat und der Duft ihrer Haut sich festgesetzt hat in jeder meiner Riechzellen.
Aber vorher muss ich noch so vieles erledigen. So viel habe ich zu tun. Und am Ende muss ich sie verlassen, aber das wird mir leicht fallen, denn ich weiß ja für wen. Es wird mir nicht schwer fallen, den Schlussstrich zu ziehen, wenn ich weiß, dass auf der anderen Seite ihr offenen Arme mich empfangen. Und das werden sie, oh ja, nach allem, was ich bis dahin für sie getan haben werde. Und wir werden uns lieben bis zum Wahnsinn. Ich werde ein neues Leben beginnen, das Alte hinter mir lassen und ein völlig neuer Mensch werden. Oh, sie werden jammern, wenn ich sie zurück lasse, sich noch mehr an mich klammern, als sie es ohnehin schon tun. Aber ich werde sie abstreifen wie ein schmutziges Hemd. Und dann werde ich nackt und rein vor sie treten, denn so wird auch unsere Liebe sein: nackt, rein, unschuldig und vollkommen.
17. Kirchenkreis Minden – Jugendreferat
Erstaunt hob Kai-Uwe Kehrer den Kopf, als Katharina Förster das Büro des Jugendreferates betrat. „Morgen Kathi“, begrüßte er sie, „was ist passiert, bist du aus dem Bett gefallen?“
„Nö, ich war joggen.“, antwortete die. „Nach einem komplett freien Wochenende habe ich ausnahmsweise Energie für sowas.“
„Komplett frei? Und was hast du gemacht?“
„Abgehangen.“
„Abgehangen? Du hast das ganze Wochenende frei und tust nichts weiter als abhängen?“
„Hab' ich gebraucht. Die Akkus waren leer.“
„Aber so ganz allein? Kathi, du musst dir echt mal'n Freund zulegen.“
„Ich habe Freunde.“
„Ich meine keine ehemaligen Mitschüler aus der Bielefelder Schwulenszene, mit denen du einmal im Jahr um die Häuser ziehst. Ich meine einen echten Lebenspartner.“
„Du meinst eine Beischlafgelegenheit.“
„Nein, ich meine mehr als das.“
„Das würde mir aber schon reichen.“
Kai-Uwe starrte Kathi an: „Also davon laufen ja nun wirklich genug rum. Du musst dir nur ein T-Shirt mit dem Aufdruck 'Wer will mit mir schlafen?' anziehen, dann hast du bestimmt 'ne super Auswahl.“
„Ja, bestimmt total super.“, antwortete Katharina. „Die ganzen Kerle, die keine Frau auch nur mit der Kneifzange anfassen würde.“
„Siehste.“, erklärte Kai-Uwe. „Das hast du nämlich gar nicht nötig. Du musst einfach nur mal mehr unter Leute gehen. Und wenn du nur ab und zu mal eine interessante Fortbildung mitmachst.“
„Und wen treffe ich da?“, fragte Katharina. „Pfarrer? Sozialarbeiter? Diakone und Gemeindepädagogen? Wenn schon, dann will ich James Bond und nicht Johnny English.“
„Na du bist ja drauf. Aber wenn du keine Kompromisse machst, dann wirst du für immer allein bleiben.“
Katharina verdrehte genervt die Augen. „Klar, ich suche mir einen