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DER KELTISCHE FLUCH. Christoph Hochberger
Читать онлайн.Название DER KELTISCHE FLUCH
Год выпуска 0
isbn 9783847651956
Автор произведения Christoph Hochberger
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
„Natürlich bist du das“, sagte sie mild und streckte den Arm nach ihm aus. Doch er wandte sich ab.
„Solange sie dich nicht bestrafen, könntest du doch etwas unternehmen, um dich wieder in ihre Gnade zu bringen“, schlug Shana leise vor.
„Und was soll ich tun?“, fragte Toromic matt. „Mir die Hand abschlagen lassen und ein paar Sklaven opfern? Damit werden sie sich wohl kaum zufrieden geben. Nein, ich denke, es ist an der Zeit, für meine Tat zu bezahlen.“
Er hob die Faust.
„Die verfluchten Caledonier!“
Er lachte grimmig. „Ich würde zu gerne wissen, welcher caledonische Häuptling nun für seinen Frevel büßen muss, denn so viel ist sicher, auch einer der ihren hat ein Tabu gebrochen.“
„Er hat einen Derwydd in die Schlacht geschickt ...“, sagte Shana abwesend.
Das Feuer knisterte leise, draußen heulte der Nachtwind.
Die beiden sahen sich an.
„Die Caledonier“, stieß Toromic hervor, „das ist die Lösung! Sie tragen die Schuld an allem, durch sie bin ich in diese Lage geraten, und durch sie ...“, er sah Shana mit flammendem Blick an, „werde ich auch die Gnade der Götter wieder erlangen!“
Shana zog die Brauen hoch. „Was hast du vor?“
Toromic kam an die Bettstatt. „Ich werde das tun, was du noch eben gesagt hast. Ich werde mich reinwaschen, indem ich den Clan zu einem Rachezug gegen die Caledonier treibe. Ich werde mit den Kriegern nach Norden ziehen und dort die Feinde für ihr Verbrechen bestrafen, während die Boten nach den Derwydd suchen. So mag es mir gelingen, mit dem Opfern der Seelen der Feinde die Götter gnädig zu stimmen - bevor die Derwydd die Wahrheit herausfinden und unser Leben in dieser Welt verwirkt ist.“
Während der letzten Worte war Toromic immer lauter geworden.
„Mein Gemahl, die Kinder...“, versuchte ihn Shana zu beruhigen, doch die Aussicht auf einen Ausweg ließen Toromic jede Rücksicht vergessen. „Bei Lug und Balor, sie werden dafür bezahlen!“, rief er wütend.
Nadsil war erwacht und weinte, und nun begann auch Bormic zu schreien. Shana erhob sich und eilte zu den Kindern. Während sie die Kleinen beruhigte, durchmaß Toromic die Hütte mit großen Schritten. In seinem Kopf arbeitete es fieberhaft. Nun, nach langen Wintern der Angst, gab es endlich einen Ausweg, eine Möglichkeit, sich aus dieser schrecklichen Situation zu befreien. Er würde notfalls ein ganzes caledonisches Dorf niedermachen, um die Gnade seiner Götter wiederzuerlangen. Ein solches Opfer konnten sie nicht ignorieren!
Niemand außer Shana und Tarcic, nicht einmal Borix, durfte von seinem Geheimnis erfahren, denn wenn sein Vorhaben gelang, würde der Fluch endlich von ihm genommen werden. Er musste sich nur noch entscheiden, wohin er die Boten senden sollte. Um sein Anliegen für den Clan wichtig erscheinen zu lassen, war es am besten, die Boten in alle Himmelrichtungen ausschwärmen zu lassen. Sämtliche Nachbarclans mussten aufgesucht werden.
Er dachte angestrengt nach. Die heilige Insel Môn, das Zentrum druidischer Macht. Er würde zwei seiner Männer dorthin entsenden, zu den mächtigsten unter den Eichenkundigen und den großen Müttern. Der Weg dorthin war weit. Er selbst hatte also eine gute Chance, sein Dorf vor dem Eintreffen der heiligen Männer wieder zu erreichen. Und wenn es ihm nicht gelingen sollte, durch seinen Kriegszug gegen die Caledonier die Gnade seiner Götter wiederzuerlangen, so konnten diese mächtigsten aller Derwydd immerhin am besten entscheiden, wie er und Tarcic zu bestrafen waren.
Seine Gestalt straffte sich. Die Entscheidung nahm eine Last von seiner Seele. Mochte sein Schicksal längst entschieden sein – hier und heute, war er am Zug! Er sah nervös zum Eingang der Hütte. Borix musste doch bald eintreffen ...
Als Borix wenig später die Hütte betrat, fand er einen gefassten Häuptling vor.
Toromic wies auf ein Fell neben sich. „Lass` dich nieder und berichte mir. Wer wird reiten?“
Borix nahm Platz und setzte Toromic über seine Wahl der Männer in Kenntnis.
„Warum ausgerechnet Banastier?“, fragte Toromic erstaunt. „Er besitzt doch noch nicht einmal die Würde des Kriegers.“
„Er gehört nicht zu den besten Reitern, aber er ist mutig und alt genug zum Kämpfen. Er soll endlich Gelegenheit bekommen, sich zu bewähren“, erklärte Borix.
„Es soll mir recht sein“, willigte Toromic ein, „wenn er seine Sache gut macht, nehmen wir ihn in mein Gefolge auf.“
„Das ist eine gute Idee“, sagte Borix erfreut. „Ich wollte ihn dir ohnehin schon vorschlagen. Nur die Tatsache, dass er bis jetzt noch keine Bewährungsprobe zu bestehen hatte, hielt mich davon ab.“
„Nun kann er seinen Mut unter Beweis stellen“, antwortete Toromic und wechselte das Thema. „Über was haben die Edlen gesprochen, als du das Versammlungshaus betreten hast?“
„Als ich mit Turumir das Versammlungshaus betrat, wägte Novoronix wieder einmal lautstark die Gründe für die Wahl eines Nachfolgers ab. Natürlich, so sagte er, nur für den Fall, dass du sterben könntest und nur zur Sicherheit. Matoluric drängte ihn anschließend in die Enge, indem er ihn fragte, wer denn seiner Meinung nach für deinen Rang in Betracht käme. Der Hund wand sich aber wie stets aus der Schlinge, indem er sagte, dass du das selbst bestimmen müsstest. Ich stellte ihn dann vor allen bloß, indem ich ihn lediglich zwei Männer für den Ritt auswählen ließ. Alle übrigen bestimmte ich.“
„Sehr gut“, lobte Toromic. „Also wieder Novoronix. Haben noch andere Edle gegen mich gesprochen?“, fragte er.
„Nein“, antwortete Borix. „Ich glaube, dass er mit seiner Familie und seinem Gefolge so gut wie alleine im Clan steht. Die übrigen Edlen sind dir treu ergeben. Wenn du dir also überhaupt Sorgen machen solltest, dann wegen Novoronix.“
Wenn du wüsstest, welch` schlimme Sorgen mich in letzter Zeit bedrücken, würdest du die Fehde mit Novoronix sofort vergessen, dachte Toromic bitter.
„Wir werden schon mit ihm fertig“, sagte er laut. „Und nun lass` uns ans Tor gehen und die Reiter verabschieden. Ich habe ihnen noch eine Menge mit auf den Weg zu geben.“
Borix nickte verwundert. Heute Nacht wurde er nicht schlau aus seinem Freund. Seine Launen schienen sich ständig zu ändern.
Er zuckte die Schultern und erhob sich.
Reiter im Morgengrauen
Noch lag das Dorf der Selgovater in finsterer Nacht.
In der Nähe des Tores drängten sich, vom Schein einiger Fackeln gespenstisch beleuchtet, Menschen und Tiere zusammen.
Es waren die auserwählten Boten, die mit ihren Pferden für den Ritt bereit standen. Felle waren über die Rücken der Tiere geworfen worden, auf denen entweder die vierknaufigen Reitsättel oder aber die Vorräte für die Reise festgezurrt waren. Die Reiter waren schwer bewaffnet. Obwohl sie schnell sein mussten, wollte keiner von ihnen das Risiko eingehen, im Ernstfall nicht alles getan zu haben, um sich verteidigen zu können. Sie waren in dicke Kleidung gehüllt, doch machte den meisten von ihnen die innerliche Kälte mehr zu schaffen als der Frost. Mit finsteren Mienen sahen sie in die Nacht hinaus.
Der Jüngling Banastier war nervös und erregt zugleich. Er hatte Angst vor dem gefährlichen Ritt, doch andererseits konnte er endlich beweisen, was in ihm steckte. Sollte er den Ritt überleben, würde er als Krieger in sein Dorf zurückkehren, und das war sein einziges Ziel. Kurz zuvor hatte er Lug, dem höchsten Gott der Selgovater, auf seinem Hausaltar Met und Fleisch geopfert. So hoffte er, den Schutz des Gottes zu erlangen.
Er legte die Faust