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Sie wollte nichts mehr, nie mehr irgendetwas.

      Opfer sucht Täter

      Sie kam aus einem guten Elternhaus und hatte eine antiautoritäre Erziehung genossen. Nie wurden ihr Grenzen aufgezeigt. Es lief alles ganz normal. Manchmal war sie mit Absicht zickig. Ihre Eltern schoben es auf die Pubertät.

      Einmal stahl sie sogar einen Lippenstift in einem Kaufhaus. Sie ließ sich absichtlich erwischen. Nun mussten ihre Eltern sie doch endlich bestrafen. Ihre Freundin hatte ihr erzählt, dass sie von ihrem Vater geschlagen würde, wenn sie etwas angestellt hätte.

      Als ihre Eltern die Anzeige von der Polizei bekamen, zitierte sie ihr Vater ins Arbeitszimmer.

      „Du hast gestohlen, stimmt das?“

      „Ja.“

      „Warum hast Du es getan? Dein Taschengeld ist mehr als reichlich.“

      „Einfach so.“ Sie schaute ihren Vater dreist an. Nun musste er sie doch schlagen! Am liebsten hätte sie ihm den Vorschlag gemacht. Doch ihre Strafe fiel milde aus. Sie bekam eine Woche kein Taschengeld. Enttäuscht ging sie aus dem Zimmer. Warum? Was musste sie tun, damit ihr Vater sie mit Schlägen bestrafte?

      Immer diese Harmonie pur.

      Obwohl sie sorglos bei ihren Eltern lebte, wollte sie weg, einfach leben, wild, unanständig, auf sich allein gestellt. Da bot ihr das Studium eine gute Gelegenheit, sich von ihren Eltern zu trennen. Diese Überfürsorglichkeit zu Hause hielt sie einfach nicht mehr aus.

      Sie zog in eine andere Stadt, viele Kilometer von ihrem Elternhaus entfernt. Schnell hatte sie Freunde gefunden. Ging mit ihnen aus, amüsierte sich in jeder Art und Weise.

      Endlich!

      Sie konnte tun und lassen, was sie wollte. Nächtelang war sie unterwegs und vernachlässigte ihr Studium. Das alles war ihr egal. Nach einiger Zeit lernte sie einen Mann kennen, der etwas älter war als sie. Ganz im Gegensatz zu ihr war er eher ruhig und gelassen. Er war der Erste, mit dem sie Sex hatte.

      Zuvor waren es nur grüne Jungs, außer Petting und Küsschen lief da nichts. Nun war es soweit. Nach einem durchtanzten Abend nahm sie ihn mit nach Hause in ihre Studentenbude. Sie war ziemlich aufgeregt und plapperte ohne Ende.

      Er verschloss ihr den Mund mit einem langen Kuss. Ihr erstes Mal – er war sehr behutsam und es tat gar nicht weh. Sie liebten sich lange und ausdauernd.

      Beide waren glücklich, verliebt und trafen sich jetzt jeden Abend. Sie wollte Sex, immer und immer wieder, konnte nicht genug davon bekommen. Er zog sie magisch an, mit seiner Gelassenheit, mit der Ausführlichkeit, mit der er ihrem Körper Gutes tat. Nach einiger Zeit waren sie sich einig: Sie wollten zusammen ziehen.

      Da er schon Assistenzarzt in einem Krankenhaus war, hatten sie die Mittel, sich eine schöne Wohnung zu nehmen. Alles war wundervoll. Sie widmete sich wieder ihrem Studium und bekochte ihn, wenn er todmüde von der Arbeit nach Hause kam. Er beklagte sich nie. Obwohl er viel arbeitete und erschöpft war, bekam sie genug Sex von ihm.

      Die Arbeit zehrte ihn aus. Die nutzten ihn aus in dem Krankenhaus. Ständig klingelte das Telefon und er ging sofort klaglos in die Klinik.

      Sie konnte es nicht mehr mit ansehen. Immer öfter lag sie ihm in den Ohren, dass er sich wehren müsse, seine Meinung äußern müsse. Sie drängte ihn förmlich dazu, aber nichts geschah. Nun stritten sie immer um das gleiche Thema.

      Sie wurde unzufriedener, im Gegensatz zu ihm äußerte sie lautstark ihren Unmut. Sie beleidigte ihn regelrecht und sie wusste, dass sie ungerecht war.

      Was erhoffte sie sich? Dass er endlich Stellung bezog, dass er ihr den Mund verbot, dass er sie vielleicht sogar schlug, für ihre Beleidigungen?

      Dieser Gedanke erschreckte sie.

      Nie hatte sie Grenzen aufgezeigt bekommen, nie hatte sie ein böses Wort im Elternhaus erfahren und nun setzte sich das fort. Als ihr das bewusst wurde, wurde ihr Unmut immer stärker.

      Eines Abends, als er wieder einmal müde nach Hause kam, wollte sie ein Gespräch.

      „Sag mir bitte, was du vermisst, was dir an mir nicht gefällt. Ich verspreche dir, dass ich nicht beleidigt bin.“

      Er sah sie an, mit seinen lieben Kuhaugen. „Mir gefällt alles an dir. Ich liebe dich doch.“

      Sie sah ihn an, fassungslos. Wie konnte er nur, nachdem sie ihn so schlecht behandelt hatte!

      Die Worte sprudelten nun unkontrolliert aus ihr heraus: „Du liebst mich, nach allem, was ich zu dir gesagt habe. Du lässt dir alles gefallen, von deinem Chef, von mir. Du benimmst dich wie ein Opferlamm. Sag was, sprich mit mir!“

      Er sah sie mit traurigen Augen an, das machte sie noch wütender.

      „Du bist ein Weichei, ein Trottel, ein Nichts. Ich hasse dich.“

      Sie war selbst erschrocken über die Worte, die aus ihrem Mund kamen. Er schüttelte den Kopf und ging aus der Tür.

      Das schlechte Gewissen nagte an ihr. Nie wieder wollte sie so ausrasten, nie wieder wollte sie ihn so beleidigen. Sie musste sein Wesen akzeptieren. Als er nach Hause kam, entschuldigte sie sich.

      Er bedankte sich dafür und schon kam wieder die Wut in ihr hoch, doch sie sagte nichts.

      In dieser Nacht liebten sie sich, wie schon lange nicht mehr. Am nächsten Abend kam er mit Blumen und Wein nach Hause. Verdammt, wie konnte er? Sie war es doch, die etwas gut zu machen hatte. Nach dem Essen liebten sie sich auf der Couch. Er verwöhnte sie besonders gut, so dass sie kurz vor einem Orgasmus war. Da klingelte das Telefon.

      „Geh bitte nicht“, bat sie.

      Nach kurzem Zögern stand er auf, nahm den Hörer ab und sagte, dass er gleich in der Klinik sein würde.

      Wieder dieses Krankenhaus.

      „Geh nicht. Du hast ein Privatleben, das muss auch von deinem Chef akzeptiert werden. Wenn du gehst, rufe ich ihn an und sage ihm, dass er uns beim Ficken gestört hat.“

      Er schüttelte den Kopf.

      „Bitte tu das nicht.“

      Natürlich hätte sie es nie getan.

      „Doch! Genau so werden meine Worte sein“, sagte sie.

      Er ließ sie alleine.

      Sie weinte vor Wut und Enttäuschung und auch vor Scham. Was war nur mit ihr los. Sie ging zu Bett und dachte nach. Jetzt konnte sie es in Worte fassen: Sie brauchte Reibung. Dieser Mann machte sie krank mit seiner bedingungslosen Liebe, mit seinem ergebenen Blick.

      Warum stritt er nicht, warum ließ er sich alles gefallen, warum schlug er sie nicht? Wieder dieser Gedanke und er nahm immer mehr Form an.

      Morgen würde sie gleich mit ihm sprechen. Ihm sagen, dass sie sich trennen würde, falls er sich nicht verändert. Er liebte sie ja und sie wusste, dass er sich ihr zuliebe verändern würde.

      In dieser Nacht träumte sie den ihr bekannten Traum. Der Mann, die Männer. Sie packten sie, erniedrigten und vergewaltigten sie. Die Fantasie nahm immer mehr Gestalt an.

      Eine Bekannte erzählte ihr, dass deren Mutter im Erdgeschoss wohne und ein Soldat bei ihr eingestiegen war uns sie nahm. Die Mutter ging zur Polizei und machte eine Anzeige. Als sie das hörte, dachte sie: Warum passiert mir das nicht? Natürlich sprach sie es nicht aus. Vergewaltigung – das Wort allein schon hatte einen süßen Klang. Sie überlegte, was sie tun könne, um auch vergewaltigt zu werden. Bald, sie brauchte es bald. Ihr wurde ganz heiß bei diesem Gedanken und sie merkte, dass sie feucht war.

      Noch in dieser Nacht ging sie in Richtung Bundeswehrkaserne. Mehrere Soldaten waren da, sie grölten lautstark und betrunken herum. Sie wurde nicht wahrgenommen.

      Am Morgen, als er von der Klinik nach Hause kam und sie mit müden Augen ansah – was sie ignorierte –, sagte sie ihm, dass er sich nicht alles gefallen lassen solle, weder von der Klinik, noch von ihr.

      „Tu

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