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Schuh drückt?“ Vorsichtig lugt seine Patientin unter der Zudecke hervor. „Aber nicht lachen, hörst du, ich schäme mich so?“ „ Na hör mal, habe ich dich je nicht ernst genommen?“ Jastine überlegt. Wie auch, die Praxis ihres Hausarztes kennt sie von draußen, auf keinen Fall von Innen. Leise fängt sie an, dem Doktor über ihre Veränderungen zu berichten, was ihr sehr schwer fällt, da die Tränen wie ein wilder Bach über ihr Gesicht laufen. „ Ich weiß selbst nicht, was im Augenblick mit mir los ist. Ständig begleitet mich das Gefühl, meine Umwelt nicht richtig wahr zu nehmen. Dann taucht plötzliche Angst auf, sie kommt aus dem Bauch und beherrscht mich. Dann bin ich nicht in der Lage zu denken. Dem folgt darauf panische Angst. Ich traue mich kaum mehr aus dem Haus, kann nicht schlafen, muss laufend weinen. Augenblicklich bin ich nicht im Stande, zur Arbeit zu gehen. Na ja und du siehst ja selbst, ich werde immer weniger. Was nur ist mit mir los?“ Adam nimmt Jastins Hände und hält sie fest. „ Sag Mädchen, wann hast du zu letzt einmal etwas für dich getan? Warst mal im Kino, oder im Schwimmbad, oder einfach spazieren?“ Jastine kann darauf keine Antwort geben. „ Na los steh auf, ich untersuche dich erst einmal, kann ja auch physischer Natur sein dein Zustand. Bis auf das leichte Herzrasen stellt der Doktor nichts fest. „Komm morgen in die Praxis, ich nehme noch Blut ab und mache ein EKG. Dann sehen wir weiter. Bleib einige Tage zu Haus. Ich spreche noch mit Klaus, dann bis morgen.“ Mit diesen Worten verlässt der Doktor das Schlafzimmer und geht zurück in der Küche zum sitzenden und ängstlich schauenden Ehemann. „ Tja Klaus, wie ich das sehe, ist deine Frau völlig ausgepowert. Hast du denn nie etwas bemerkt? Wann habt ihr zuletzt Urlaub gemacht? Hat Deine Frau die Zeit, sich auszuruhen, mal zu entspannen?“ Klaus verneint, ihm ist nicht klar, wieso seine Jastine derart zusammen geklappt ist. Ja, es stimmt, oft ist er nicht daheim. Jastine regelt alles selbstständig. Nie hat sie sich beschwert. „Und was wird nun? Ich muss morgen früh wieder los.“ „ Nimm Urlaub, bring Jastine zu mir in die Praxis und wenn meine Vermutung stimmt, hat sie das Burnout. Dann wäre es angebracht sie für einige Zeit in eine psycho-somatische Klink einzuweisen.“ „ Wieso Klinik, sie kann doch hier zu Haus sich erholen!“ „Hier findet sie nicht die Ruhe, die sie jetzt nötig braucht. In der Klinik bekommt sie professionelle Hilfe. Daheim wird das nichts. Nun guck nicht so. Ihr kommt bestimmt ein paar Wochen ohne Jastine zurecht.“ Klaus versteht die Welt nicht mehr. „ Wie ist das passiert? Ich begreife es nicht.“ „ Stress mein Lieber, immer nur Stress. In der heutigen Zeit passiert das vielen Menschen, übrigens nicht nur Frauen. Jastine hat sich selbst überfordert. Ständig muss sie jeden Tag besser sein als ihre Kollegen. Nur Erfolg bringt sie weiter. Sie ist austauschbar, wie ein alter Motor und das weiß sie. Damit das nicht passiert, arrangiert sie sich im Beruf und daheim. Das ist nun mal so.“ Klaus nickt mit dem Kopf, „aber ich gehe doch auch jeden Tag arbeiten. Mir fehlt nichts.“ „ Tja du tickst eben anders. Wenn du heim kommst, streckst du sicher die Füße unter den Tisch und lässt dich verwöhnen. Es ist ok. Und was ist mit deiner Frau? Kann die sich nach der Arbeit hinsetzen und fern schauen? Ne mein Lieber, ist doch keiner hier.“ Klaus verabschiedet seinen Freund und Hausarzt und setzt sich benommen in die Küche. Die Worte seines Freundes beschäftigen ihn sehr. Was seine Frau jeden Tag leistet, ist ihm eigentlich bis eben nie klar gewesen. Für ihn war es selbstverständlich, dass wenn er nicht daheim ist, seine Frau alles regelte. Klaus schaut sich um. Schön haben sie es. Ein tolles Haus, die Küche gerade nach amerikanischen Stil neu eingerichtet. Die große Wohnstube mit dem offenen Kamin. Die Jacht und das neue Auto und die Kinder, denkt Klaus. Alles da. Ihnen geht es finanziell richtig gut. Jastine arbeitet als Anwältin, die Kanzlei läuft prima. Keine Sorgen, mit denen sie sich befassen müssen. Und nun sieht die Welt plötzlich und unerwartet anders aus.

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