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Familie Kuckuck wandert aus. Sabine Engel
Читать онлайн.Название Familie Kuckuck wandert aus
Год выпуска 0
isbn 9783742729385
Автор произведения Sabine Engel
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
Inhalt
- (K)ein Buschpilot für alle Fälle
- Gestrandet im Land der Abenteuer
Impressum
Copyright 2018
© Sabine Engel
Text: Sabine Engel
Kirchstraße 20, 14532 Stahnsdorf
Umschlaggestaltung: Sabine Engel
Bilder: zfmbek/Fotolia & Sabine Engel
Alle Rechte vorbehalten.
Für meinen Mann,
in Erinnerung an unsere Jahre in Vancouver,
der schönsten Stadt der Welt.
Sorry, not Australia
„Nix Kanada! Australia! Wir wollen nicht durch den Zoll, wir reisen weiter nach Australien!“
Ich stehe mit meinen drei Kindern fröstelnd vor einem künstlichen Wasserfall und zwei riesenhaften Holzkriegern in der grün getünchten Ankunftshalle des Vancouver International Airports. Sogar der Teppichboden ist grün. Er schluckt die Schritte und die Gespräche der wartenden Menschen, sodass das melodische Plätschern des Wassers jeden Reisenden freundlich willkommen heißt. Idylle pur, bis auf Beas Stimme, die quer durch die Halle schallt. Meine beste Freundin steht in ihrem alten Parker und zerschlissenen Jeans vor mir am Pult des kanadischen Grenzbeamten und redet mit gebrochenem Englisch, dafür aber umso mehr Temperament auf den armen Mann in seiner ebenfalls grünen Uniform ein. Der Gute scheint unter seiner Jacke zu schwitzen, was angesichts der arktischen Temperaturen, die die Klimaanlage durch den Raum pustet, beachtlich ist. Bea jedoch hat wenig Mitleid. Ihr bunter Schal flattert mit jeder Bewegung ihrer Hände dicht vor seiner Nase auf und ab, und ihre nach dem Überseeflug widerspenstig abstehenden Locken zittern bedrohlich. Sie erinnert mich an eine explosive Mischung aus Pippi Langstrumpf und Orlando Bloom.
„Victoria, Aus-tra-li-a!“, wiederholt sie zum dritten Mal und klopft dazu im Takt auf unsere Flugtickets, die neben den Pässen auf dem Pult liegen.
„Mami, ich bin müde“, quengelt Tim an meiner Hand. Mit seiner anderen drückt er den Plastikhai an seine Brust, den er letzte Woche von Björn zu seinem fünften Geburtstag bekommen hat. Die blaue Schirmmütze, ebenfalls ein Geschenk seines Vaters, hängt ihm ein wenig schief über den Augen.
„Wieso müssen wir unsere Pässe zeigen?“, fragt Stina und versucht vergeblich ein paar Haare, die sich in ihrer Brille verfangen haben, zu entknoten. „Ich dachte, wir steigen nur um.“
„Bea hat es verbockt!“, zischt Jana. Mit ihren dreizehn Jahren spricht sie bereits so viel Englisch, dass ich mir jede alternative Erklärung sparen kann.
„Ich will zu Papa!“ Die Panik in Stinas Stimme ist nicht zu überhören. Vielleicht ist es an der Zeit einzuschreiten.
„Stina, nimm deinen Bruder. Es ist bestimmt nur ein Missverständnis.“ Ich schließe Jana kurz in meine Arme und streichle über ihren Kopf. Wie alle meine Kinder, hat sie glänzende honigblonde Haare. Woher, ist mir ein Rätsel. Björn hat dunkle Stoppeln, und meine Haare erinnern eher an Sand, in Farbe und Konsistenz. „Mach dir keine Sorgen, mein Schatz. Heute Abend sitzen wir alle zusammen in Australien am Strand und lachen darüber“, flüstere ich beschwörend, auch um mir selbst Mut zu machen.
Seufzend schiebe ich mich zum Pult des Grenzbeamten vor, dabei würde ich mich am liebsten verkriechen. Ich bin seit über zweiundzwanzig Stunden auf den Beinen. Die Haut in meinem Gesicht spannt wie sprödes Gummi. Mir ist kalt. Ich bin hundemüde. Und ich will endlich in die Sonne. Trotzdem versuche ich ein verbindliches Lächeln: „Wo ist denn das Problem?“
„Ma’am, your tickets are issued to Victoria.“
Ja, das weiß ich. Unsere Tickets sind bis Victoria ausgestellt. Da wollen wir schließlich hin. Ab in die Wärme. In den südlichsten Süden Australiens. Wir müssen nur noch klären, wie wir den Anschlussflug erreichen. Langsam drängt die Zeit.
„Sir, would you help us, please?“, probiere ich es höflich.
„Der versteht uns nicht! Sagt immer nur ‚sorry‘ und ‚not Australia‘“, flüstert Bea hinter meinem Rücken. „Das weiß ich auch, dass hier Kanada ist. Ich bin ja nicht blöd.“
„Vielleicht würde er uns besser verstehen, wenn wir es mal mit Englisch versuchen“, wispere ich zurück und wende mich wieder an den Mann am Pult.
„Kann ich aber nicht!“ Bea ist offensichtlich verstimmt.
„Yes, sir, I understand. Victoria. Könnten Sie uns nur zeigen, wie wir zum Gate kommen“, bitte ich in meinem allerbesten Englisch.
Der gute Mann atmet tief durch, als würde er einem Kleinkind zum fünften Mal erklären, dass es nie, wirklich niemals die ganze Rolle Toilettenpapier in die Kloschüssel werfen darf. Ich kenne das Gefühl, immerhin habe ich schon meine eigenen Kinder durch dieses