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klammern sich dann erst die wirklichen Spezialisten. Sie sind es allemal, die es erst möglichmachen, dass der Markt auch mit Blüten in verschiedensten Währungen überschwemmt werden kann.

      Im Gegensatz dazu kommt aber auch, dass tagtäglich, nicht nur in Amerika, US-Dollars in gigantischem Ausmaß hochoffiziell gedruckt und in die großen leeren Zwischenräume der Weltwirtschaft hineingeschleust werden. Dem nicht genug. Zu allem Überfluss lassen auch die Gotts-Oberen auf Teufel komm raus in der Europäischen Union gigantische Mengen Euros aus den Druckerpressen hervorquellen.

      Und bitteschön, da spielen doch die paar Milliarden Dollars oder Euros, die als Blüten irgendwo in die Sekundärwirtschaft eintauchen, im System der Giganten jedenfalls eine schier untergeordnete Rolle.

      So manche Regierungen sehen das naturgemäß ganz anders. Sie lassen sich ihre beschirmten Finanzhoheiten nicht von der buchstäblich in Kellern lebenden Unterwelt aushebeln. Deshalb haben sich die staatstragenden Volksgemeinschaften mehr oder weniger weltweit abgesprochen und entsprechende Gesetze erlassen, die im Konkreten das Nachmachen von gedruckten Geldscheinen verbietet. Überdies haben ausnahmslos alle Rechtsstaaten beschlossen, dass solcher Art von Tatbegehung mit Strafe bedroht werden soll. Und das nicht zu sparsam.

      Es geschah in Mitte der Neunzigerjahre im vorigen Jahrhundert in dem geschichts- und einflusslosen, global betrachtet eher unwichtigen Dorf Selinkovac in Bulgarien. Die Ausdrucksweise Jahrhundert weist bei aller Bedachtsamkeit schier auf das Mittelalter hin. Aber soweit nach rückwärts zu blicken ist eigentlich hier nicht erforderlich. Man schrieb nämlich neunzehnhundertsechsundneunzig auf dem allgemeingültigen kalendarischen Spannungsregler, obgleich der Vergleich zum Mittelalter hier auch keinen Sinnbruch dargestellt hätte.

      In Wirklichkeit begann nämlich die Geschichte schon ein Jahr früher, genau genommen Anfang Jänner neunzehnhundertfünfundneunzig, aber davon ein paar Seiten später.

      Zuerst einmal wird der Blick hinter den Vorhang gewagt. Das Dorf Selinkovac wird danach in einem verklärteren Licht erscheinen, als es tatsächlich vorgibt, zu sein.

      Viele der Mitbürger in Selinkovac leben heute noch beinahe genauso verarmt, wie ihre Vorfahren seinerzeit unter der Regentschaft des Hochadels. An ihrem Lebensstandard hat sich in all den Jahren nur sehr wenig und wenn, zu sehr zögerlich verändert. Der Großteil ihrer Häuser, wenn man diese als solche überhaupt bezeichnen kann, haben ihr Verfallsdatum bei Weitem schon überschritten. Dächer und Wände werden immer noch mit Nägeln, Schnüren, Klebebändern und manches Mal auch sogar mit Seilen zusammengehalten.

      Auch der am Haus angebaute Schweine- und Hühnerstall hat seine rangmäßig zustehenden Löcher am steinigen Dach. Deswegen sind auch diese inneren Räumlichkeiten jeder Witterung ausgesetzt. Manches Mal gelangt dies zum Vorteil, aber ebenso überraschend oft zum Nachteil.

      Der Bereich, wo die Menschen ihr Dasein fristen, ist durchwegs kärglich ausgestattet. Man holt das Wasser vom Brunnen vor dem Haus und man geht auch bei Wind Wetter, bei Tageslicht und in stockfinsterer Nacht hinaus, um die eigenen menschlichen Bedürfnisse zu erledigen.

      Verständlicherweise ist durch die Tierhaltung im und vor den Häusern der erdige Boden entsprechend aufgeweicht und tief verschlammt. Nur einige wenige Begüterte haben ein steinernes Pflaster von halbrunden bis eckigen Bachsteinen vor ihren Häusern verlegt.

      Überwiegend leben damals wie heute die kinderreichen Familien von der Landwirtschaft und dem Feilbieten ihrer Produkte. Der Ackerboden ist zum Glück sehr fruchtbar und man kann, Gott sei es gedankt, darauf alles Mögliche anbauen und auch ernten.

      Naturkatastrophen sind in dieser Region erfreulicherweise stets ausgeblieben.

      Die weniger Armen in der Bevölkerung besitzen jedenfalls ein paar Ochsen, die in separaten Stallungen oder auf kleinen Weiden ihr Leben fristen. Diese Tiere ziehen alles, was man ihnen anhängt. Ob es nun die einfachen Holzpflüge sind oder die schweren hölzernen Ladewagen mit jeder Menge Heu und Früchten darauf. Das ist den Ochsen und ihre Führer schnurzegal.

      In der sehr leicht überblickbaren Ortschaft selbst gibt es zwar jede Menge kleinere Fußwege aber auch zwei gefestigte staubige Schotterstraßen, auf denen man mit den landwirtschaftlichen Gerätschaften herumkurven kann, wie man halt möchte.

      Eine zirka vier Kilometer lange asphaltierte Straße gibt es erst seit ein paar Jahren und die führt nicht durch das Dorf selbst. Sie streift quasi nur den Ortsrand ein wenig. Diese Straße wurde eigens für Besucher des Blütengartenmeers errichtet. So lautete die exakte Bezeichnung des botanischen Gartens. Ob dabei auch gewisse staatliche beziehungsweise EU-Förderungen im Spiel gewesen waren, das blieb jedenfalls der Dorfbevölkerung verborgen. Vermutlich bestand auch damals von den Dorfpaschas kein Interesse, die wahrscheinlichen Hintergründe zu erfahren. Nur der jetzige, relativ junge, erstmals demokratisch gewählte Vize-Bürgermeister wäre schon manches Mal zu neugierig in der Causa EU aufgetreten, wurde aber dezent, allerdings mit gehörigem Nachdruck, vom Bezirksparteivorsitzenden zurückgepfiffen.

      So ist es halt in einem erst demokratieerlernenden Dorfleben. Trotz alledem zweigt bis heute der relativ gut ausgebaute Verkehrsweg von der nördlich vorbeiziehenden Hauptverkehrsroute ab und führt direkt auf einen Großparkplatz, wo ungeniert drei Autobusse und gut zwanzig PKW Platz finden können.

      Das ist im Prinzip ausreichend. Von diesem Parkplatz sind es nur ein paar Gehminuten zum Blütengartenmeer und so ziemlich gleich weit, vielleicht um fünfzehn Minuten länger, ist es in das Dorf hinauf zum einzigen Wirtshaus.

      Das Dorf Selinkovac hat noch immer eine einklassige Grundschule mit nur einer, inzwischen schon älteren Lehrerin. Auch hier hält sich die Nachkommenschaft im statistischen Mittelfeld. Das heißt, die Geburtenrate ist im Sinkflug begriffen.

      Angeblich wird das Schulgebäude und was sonst noch alles dazugehört von der einzigen politischen Partei, der auch der Herr Langzeit-Bürgermeister verpflichtend anzugehören hat, in Schuss gehalten.

      Ältere Kinder, die zum Beispiel in Haupt- oder weiterführende Schulen gehen, sind Pendler zwischen ihrem Dorf und der rund zwanzig Kilometer entfernt gelegenen größeren Gemeinde Potegraskov. Da keine öffentlichen Verkehrsmittel zur Verfügung stehen, gibt es einen dorfeigenen privaten Pendlerdienst, der mit zwei Oldtimer VW-Bussen so recht und schlecht aufrechterhalten wird.

      Das andere Bild vom Dorf zeigt die vom Verfall bedrohten Häuser, die seit eh und je immer noch wackelig in der Landschaft stehen. Vielleicht hat man dort und da an den Dächern wieder einmal Reparaturarbeiten mit Nägeln und Schnüren gemacht. Wenn, dann wird man den Unterschied gar nicht bemerken.

      Die Jugendlichen hingegen zeigen am Wegesrand den durchstreifenden Touristen voller Stolz ihr multifunktionales Handy und betteln sie gleich auch an, um mit dem Erlös die nächste Rate bezahlen zu können. An vitaminreicher Nahrung fehlt es ihnen hier ganz gewiss nicht.

      Bezeichnend ist allerdings die riesige Kluft, die sich zwischen den ganz Armen und den Schwerreichen immer noch weiter öffnet. Vermutlich wird niemand so schnell in der Lage sein, dieser Misslichkeit Einhalt zu gebieten. Nur im Dorf Selinkovac selbst gibt es diese Art von Kluft nicht. Es gibt nämlich keine Schwerreichen. Noch nicht!

      Man wird ebenso in den Nachbargemeinden, mit einer Ausnahme vielleicht, keine allzu Reichen antreffen. Und diese Ausnahme lebt in einem Schloss.

      Davon aber später noch mehr.

      Ein öffentlich zugängliches Dorfwirtshaus gibt es allerdings in Selinkovac und das ist dem Sinne nach noch zweigeteilt. Denn oberhalb der Erde, also quasi im Parterre, da befindet sich entsprechend der Ortsüblichkeit ein angepasster halbwegs sauberer, so um die vierzig Quadratmeter großer Gastraum. Ihm fehlt zwar eine Schank, wie sie im Salzburger Land größtenteils üblich ist, aber sonst ist die Bestuhlung mit den Tischen, für einen Kleinbus voller Leute, knapp aber doch, ausreichend. Selbstredend steht keine Tischwäsche zur Verfügung, das würde unter die Kategorie Luxus - Doppelsternsystem, einzureihen sein.

      Diesen Komfort bitteschön gibt schon gar nicht. Also nehmen wir, nur so zum Spaß versteht sich, an, es wäre so. Es gäbe ein Tischtuch. Darauf einen Kerzenhalter mit brennender Kerze. Womöglich

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