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Zechpreller“. Da er nicht wusste, was er tun sollte, schlenderte er hinein und setzte sich dort an den Tresen. Es war eine heruntergekommene Spelunke, die schon bessere Tage gesehen hatte. Das Eichenholz, aus dem der Tresen, die Tische und die Stühle gezimmert waren, war spröde und benötigte dringend eine Sanierung. In der Ecke des Raumes saßen an einem Tisch mehrere Menschen, die einen Grog nach dem anderen kippten und ängstlich zu ihm herüberblickten.

      Wahrscheinlich dachte jeder, dass vielleicht gerade seine Zeit gekommen war, aber niemand wusste ja, dass er, der Tod, im Moment niemanden holen konnte. Er sah den Wirt mit starrem Blick an. „Einen Grog, bitte!“

      „Gern, Sir!“ Der Wirt schnaufte erleichtert durch. „Ich dachte schon, Sie wollten mich holen kommen!“

      Kurz danach kippte sich der Tod den Grog in die Knochen. „Vorzüglich! Sie haben nicht zufällig jemanden mit einer Sense gesehen?“

      „Außer Euch, Sir? Ach, Ihr habt ja Eure Sense gar nicht dabei!“, bemerkte der Wirt.

      „Heute nicht, mein Freund! Aber ich bin auf der Suche danach. Ich habe sie verloren und ohne sie kann ich nicht mehr ins Jenseits zurückkehren“, erklärte der Tod mit leiser Stimme.

      „Das tut mir aber leid! Ich hoffe, Ihr findet sie bald!“

      Dann wandte sich der Tod vom Tresen ab, und seine Blicke schweiften durch die Kneipe. Im hinteren Eck sah er jemanden winken, so als wollte dieser, dass er zu ihm komme. Der Tod kam der Geste nach und bewegte sich zu dem Fremden.

      „Setzt Euch“, forderte der Fremde den Tod auf. „Ich habe zufällig das Gespräch mit dem Wirt mitbekommen. Ihr findet also Eure Sense nicht mehr. Das könnte großes Unheil anrichten! Ich bin schon alt und darum habe ich auch keine Angst, von hier zu gehen. Die Sense soll Euch doch die Kraft verleihen, die Toten zu holen, aber so, wie ich es sehe, wird bald niemand mehr sterben können. Doch ich will von hier gehen, also hör zu, Tod! Es gibt eine Legende über einen Drachen, der durch Raum und Zeit reisen kann und jenseits von allem lebt, was wir kennen. Dorthin zu gelangen scheint unmöglich, aber das stimmt nicht. Ich habe ihn schon einmal gesehen. Ich war noch ein junger Mann und reiste durch ganz Turlunken. Ich wollte alles sehen von diesem Planeten, und mein Weg führte mich in die entlegensten Winkel. Aber dort war das Nichts. Es schien, als wäre dieses Land nicht auf Turlunken. Wie ich dort hingelangt bin, weiß ich nicht mehr, denn ich leide unter Vergesslichkeit. Ich vergesse Dinge, Orte und Namen. Doch ich weiß, dass es diesen einen Drachen gibt, und ich denke, er könnte der Schlüssel sein, um ins Jenseits zu reisen.“

      Der Tod hörte die Worte und machte sich seine eigenen Gedanken darüber. Wenn es diesen Drachen wirklich gab, dann könnte er im Jenseits eine neue Sense schmieden, die Registriernummer ändern und so die alte Sense unbrauchbar machen. Dann könnte er seine Arbeit wieder aufnehmen. „Fremder, hast du irgendeine Ahnung, wer mehr über diesen Drachen wissen könnte?“, fragte der Tod nach.

      Aber der Fremde starrte ihn ungläubig an. „Welcher Drache? Ich bin ein alter Mann und wer seid Ihr überhaupt?“

      Der Tod blickte langsam nach unten. Dieser Fremde war wohl nicht mehr ganz bei Sinnen. Wahrscheinlich wäre er einer der Nächsten gewesen, die er holen hätte sollen. Dann stand er auf und verließ die Kneipe.

      Vor der Tür lehnte er sich an einen Baum und dachte nach. Was tun? Diesem alten Mann, der unter Vergesslichkeit litt, glauben? Er schnaufte tief durch, als ihm jemand auf die Schulter klopfte.

      Dieser Jemand trug einen spitzen großen Hut und hatte ein Kleid an, das komplett rot war. Kein helles Rot, eher so ein dunkleres Kirschrot. „Hal, Hal, Hallo, Herr Tod. Mei, mein Name ist Turf. Es, es tut mir leid, ich bin ein wenig nervös, denn jeden Tag spricht man ja nicht mit dem Tod, oder? Ich habe in der Kneipe das mit dem Drachen mitbekommen. Also, ich glaube, ich könnte Euch helfen, denn mein Meister, der schon gestorben ist, Gott möge ihn schützen, hat mir ein Buch mit einem einzigen Eintrag hinterlassen. Er suchte sein ganzes Leben nach diesem Drachen, und am Sterbebett übergab er mir dieses Buch und merkte an, dass es umso mehr preisgeben würde, je näher ich dem Drachen käme. Es ist ein verzaubertes Buch und, wie gesagt, es hat nur einen Eintrag, aber dieser ist ein Hinweis, wo der Drachen zu finden ist.“

      „Gut, Turf. Dann gib mir das Buch, damit ich nach dem Drachen suchen kann.“

      „Nein, nein! Das Buch ist an mich gebunden, also, nur wenn ich dem Drachen näherkomme, gibt es mehr preis. Euch würde das nichts helfen. Aber ich habe eine Idee. Wenn Ihr mir helft, meinen Obermagier über den Jordan zu schicken, dann werde ich mit Euch gehen und Euch bei der Suche helfen.“

      „Aber, Junge!“, antwortete der Tod. „Ich kann doch nicht einfach Menschen sterben lassen, deren Zeit noch nicht gekommen ist.“

      „Aber ... aber er will mich durch die Prüfung fallen lassen, die in zwei Wochen stattfindet, denn er hasst mich. Ich weiß nicht so genau, aber seit mein Meister gegangen ist, will er mich loswerden, denn er meint, ich hätte kein Talent und sollte niemals Magier werden. Aber seit ich ein kleines Kind war, will ich nichts anderes werden außer Magier. Ich bekam von meiner Mutter zu meinem sechsten Geburtstag einen Magierkoffer, damit konnte man Spielzeug zum Leben erwecken oder auch ein bisschen das Wetter ändern, wenn auch nur im eigenen Zuhause. Ja, genau, man konnte eine Wetterwolke herbeizaubern. Seit diesem Geschenk wollte ich nichts anderes mehr werden. Also bitte, Herr Tod, helft mir, denn wenn ich diese Prüfung nicht bestehe, werde ich aus der Magiergilde ausgeschlossen.“

      Der Tod nahm ein riesiges Buch aus seiner Kutte hervor. „Wie lautet der Name?“

      „Denodir Holsen. Er führt den Vorsitz bei der Prüfung und bestimmt mit zwei weiteren Magiern, wer Magier wird und wer nicht. Ich finde das allerdings nicht besonders fair, aber jeder muss sich seinem Urteil fügen.“

      Der Tod blätterte durch das Buch und tippte mit dem Finger immer wieder auf verschiedene Zeilen im Buch. „Aha! Ich werde dir helfen, Junge, denn Denodir Holsen sollte in drei Wochen von mir geholt werden, aber das kann ich unter ein paar Berücksichtigungen eine Woche vorverlegen, sodass er einen Tag vor deiner Prüfung das Zeitliche segnen wird. Also, mein junger Magier, machen wir uns auf den Weg, den Drachen zu finden.“

      Der erste Hinweis

      Während der Tod und Turf von dannen zogen, um den Drachen zu finden, machte ein anderes Wesen eine äußerst interessante Entdeckung.

      Gnorr, der Gnom, der in einer Höhle im Wald von Turlunken haust, fand, angelehnt an einen Baum, ein ausnehmend kostbares Stück – eine seltene Sense. Flugs stibitzte er das sperrige Ding, marschierte damit in seine Höhle und schaute es sich dort genauer an.

      „Ei, ei, was haben wir denn da? Einen Schatz! Mein Schatz!“, jubelte er. „Das ist wohl eine Sense, aber sie sieht sehr markant aus“, murmelte er weiter. „Der Stiel weist eine bemerkenswerte Verarbeitung des dunklen Holzes auf. Feinste Arbeit! Was ist das für ein Holz? So etwas habe ich noch nie gesehen! Sieht fast so aus, als würde es schimmern. Und das Edelmetall! Sieht wie keines aus, was ich je auf Turlunken gesehen hätte. Und was prangt denn da am Ende des Stieles für eine Plakette? Eine lange Zahl steht da drauf! Was es damit wohl auf sich hat? Dies ist wahrlich mein Schatz. Hihihihi!“

      Zur gleichen Zeit sahen sich Turf und der Tod vor der Stadt das geheimnisvolle Buch genauer an.

      „Turf, was steht denn drin?“, fragte der Tod.

      „Al..., also, der erste Hinweis besagt, dass wir uns nach Helmsweg aufmachen müssen. Dort unter der Stadt soll ein Portal liegen, und dieses müssen wir durchschreiten. Aber es steht noch Folgendes dabei: Das Wasser ist nicht unüberwindbar, und das Wissen bringt euch ans Ziel.“

      „Was soll das denn bedeuten?“, fragte der Tod nachdenklich.

      „Ich weiß es nicht, aber wir sollten uns einfach auf den Weg nach Helmsweg machen.“

      „Dann lass uns gehen!“

      Gemeinsam brachen sie auf und wanderten den Weg nach Helmsweg entlang. Nach einem halben Tagesmarsch trafen sie auf eine Musikergruppe.

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