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in der obligatorischen Jeans zeigte sich ein deutlicher Bauchansatz, dazu ein Hemd im modischen Karo. Das Gesicht war so kantig, dass es schon fast unangenehm hart wirkte. Nicht einmal der erste Ansatz eines Doppelkinns nahm diesem Gesicht die Kantigkeit, das Haar war schon sehr licht und grau, aber nicht sehr kurz geschnitten. Hätte sie aus einer Gruppe von Männern einen Polizeibeamten aussuchen müssen, sie hätte diesen Mann sicher nicht ausgesucht, er war eher der Typ des Kleingärtners als der des Beamten.

      Erst als sie vom Kaffe getrunken hatte, sprach der Chef sie an. "Bitte schildern sie uns doch noch einmal, mit eigenen Worten, die sonderbaren Ereignisse während ihres letzten Nachtdienstes."

      "Ich hoffe , ich bekomme noch alles zusammen, das war der letzte Tag im Nachtdienstblock, der Schrei war gegen 3:00 morgens, da war ich schon nicht mehr so ganz bei hundert." Trotz dieser Erklärung brachte sie es fertig, die Geschehnisse richtig und in richtiger Reihenfolge zu schildern.

      "Gutt," Carlo wusste, dass Steezer dies Wort:' Gutt' stets dann benutzte, wenn er aussagen wollte, dass er verstanden hatte und zufrieden mit den Inhalten war."Ihre Angaben decken sich mit den Aussagen ihrer Bewohner," stellte der Kommisar nüchtern fest, jetzt wissen über den Ablauf dieser seltsamen Begebenheit Bescheid, aber nicht das warum. Hätten sie eine Vorstellung, warum ihre Kollegin dagewesen sein sollte?"

      "Wahrhaftig nicht," Hanna schüttelte den Kopf ,"warum hätte sie in Haus 2 gehen sollen? Sie arbeitet auf der 3 , dort steht auch ihr Schrank, falls sie etwas Wichtiges vergessen haben sollte. Ausserdem ist sie auf Korfu in Urlaub. Die einzige Möglichkeit, denke ich, wäre irgendein technisches Gerät das die Stimme von Rita abgespult hat."

      Carlo Maretto sah kurz seinen Chef an, dann setzte er zu sprechen an.

      "Das ist es ja, sie ist eben nicht nach Korfu geflogen- sie hat nicht einmal gebucht. Viel interessanter ist aber, dass wir an der Feuertreppe zum Haus 3 Fingerabdrücke gefunden haben, die da nicht hingehören. Einmal von ihrer Kollegin Rita Retsch, dazu einen von einem Mann den wir nicht kennen. Damit gewinnen die Aussagen ihrer Bewohner, dass der Schrei von Rita Retsch kam, an Bedeutung."

      "Wir haben sie gebeten zu kommen, mit uns zu reden, weil wir keine Stelle gefunden haben, an der ihre Kollegin verweilt haben könnte. Bitte überlegen Sie genau, ob sie nicht irgendeine Idee haben, wo die beiden Leute hingegangen sein könnten ."

      Hanna schüttelte den Kopf:"Tut mir leid. Darüber habe ich mir schon zu Hause den Kopf zerbrochen. Bedauerlicherweise kann ich nur die Geräusche, die ich häufiger höre, einordnen und zuordnen.

      Die Geräusche letzte Nacht waren so leise, dass ich sie zuerst für Halluzinationen hielt. Später habe ich mich dann gefragt, ob irgendjemand mir einen Streich spielen wollte und eine DVD abgespielt hat, oder sonst etwas."

      "Daran haben wir auch schon gedacht", Steezer sprach freundlich zu ihr," unsere Beamten haben sämtliche CD's, DVD's und sonstige Tonträger konfisziert, aber bisher nichts gefunden. Könnten sie sich vorstellen, was ihre Kollegin hier gesucht haben könnte?"

      "Ich weiss es nicht," antwortete Hanna. "Auf jeden Fall kommt mir das alles unwirklich vor. Unwirklich und geheimnisvoll. Ich kann mir keinen Reim darauf machen. Das alles ist einfach unverständlich für mich!" Sie überlegte ein wenig. "Vielleicht weiss ihre Schwester Bescheid, die beiden wohnen doch zusammen!"

      Zurückhaltend fragte der Geschäftsführer, ob sie wisse, wo die Schwester arbeitete. Hanna verneinte. So konnte sie wieder nach Hause gehen.

      Sie war sehr beunruhigt. In 14 Tagen würde sie wieder Nachtdienst haben. Was dann? Gab es Veränderungen, vielleicht mehr Kontrollen? Eine zweite Person im Dienst? Bauliche Veränderungen?

      Doch es kam alles anders.

      *

      Drei Tage später wurde sie mitten in der Nacht angerufen. Ihr Teamchef war am Apparat : "Können sie vorbeikommen, Frau Schneider? Das Dachgeschoss im Haus drei ist komplett ausgebrannt. Die Bewohner sind unversehrt, aber wir brauchen jede Hand. Daher bitten wir jeden, den wir erreichen können, zu kommen."

      Hanna hatte ihre Mieterin geweckt, damit diese bei Ihren Kindern bleiben konnte. Dann war sie, wie nahezu alle Kollegen, zum Wohnheim gekommen um sich um die Bewohner zu kümmern. Selbst die Hauswirtschafts- Mitarbeiter waren anwesend, kochten Tee, verteilten Kekse und Schokolade. Das zeigte sich schliesslich als ausschlaggebend, es hatte die Bewohner beruhigt.

      Dann hatten alle gemeinsam die Betten in der Gruppe drei abgebaut, diese wieder in dem grossen Festsaal aufgestellt. Danach waren die Bewohner wieder zu Bett gebracht worden. Es hatte noch ettliches an Zeit und Ideen gebraucht, bis die Bewohner wieder eingeschlafen waren.

      *

      Hanna war gerade rechtzeitig zurück in ihrem Hause, um ihren Kindern das Frühstück zuzubereiten, damit diese zur Schule gehen konnten.

      Sie versuchte zu schlafen, stand aber bald wieder auf, weil die unerklärlichen Probleme sie immer wieder einholten. Fragen, die sie nicht beantworten konnte, die einfach nicht aus ihrem Kopf gehen wollten. Von denen das Gehirn zumindest einen Zipfel zu finden suchte, der dann zu einer Antwort führen konnte, die schliesslich eine mögliche Lösung darstellen gekonnt hätte.

      *

      Schon am nächsten frühen Vormittag kam der Sachverständige von der Brandschutzversicherung. Die Feuerwehr des kleinen Ortes hatte sich in der nächsten Grosstadt mehrere grosse Strahler geliehen um sie unter dem Dach aufzustellen, so, dass der zuvor immer dämmerige Raum nun voll ausgeleuchtet war.

      Der Sachverständige sieht sich kurz um, geht dann gezielt zur Giebelseite, die gesamte Wand an dieser Seite ist mit rabenschwarz verkohlten Holzplanken verkleidet. An dem letzten der Balken läuft ein Kabel entlang in die Höhe, wo eine einsame Birne in einer Fassung wohl früher Licht spenden sollte, jetzt war diese geplatzt. Man sah nur noch die Glühdrähte in der Fassung, das schützende Glas war weg.

      "Kabelbrand" äussert der Mann, zieht dann eine kleine Box aus der Brusttasche seiner Arbeitsjacke, öffnete diese, und holt eine Lupe heraus, um damit die Leitung zu untersuchen. Er kriecht förmlich an dem Kabel entlang. Schon kniet er, da hält er an.

      "So,so," murmelt er vor sich hin, kramt dann sein Handy aus der Tasche und fotographiert ein Stelle, von rechts, von links , von direkt davor.

      "Tyischer Fall," sagt er so laut, dass es auch der an der Treppe stehende Heimleiter hört, "ganz eindeutig ein glatter Schnitt mit einem Messer, kein Tierverbiss, keine Schere - ein Messer, glatt durch, dann etwas weggebogen, aber das Kabel hat sich wieder zurückbewegt. Kommt oft vor, zumeist, wenn Laien an den Kabeln herumbasteln."

      Er will aufstehen, stützt sich dabei mit einer Hand an der verkohlten Holzwand am Giebel ab, um besser hochzukommen. Er hat sich schon fast ganz erhoben, als die verkohlten Wandbretter nachgeben. Er kippt in den dahinterliegenden schmalen Raum, fällt auf etwas.

      "Verflixt," flucht er, "ausgerechnet so etwas muss passieren, ausgerechnet heute und bei mir." Zwei Feuerwehrleute , die dazu getreten sind, starren in den Hohlraum.

      "Du lieber Himmel," der eine greift sich an den Kopf. Der Andere hilft dem Sachverständigen beim Aufstehen. Kaum dass er steht, wendet er sich an den Heimleiter."Da ist ein sehr schmaler Verschlag, mit einer verkokelten Matratze einem Tisch und einem Stuhl, auf der einen Seite liegt auf dem Boden eine völlig verkohlte Leiche."

      *

      Die Kriminalpolzei war gekommen. Die Beamten hatten versucht Spuren zu sichern, soweit dies nach dem Brand möglich war. Wie immer dauerte es fast 3 Wochen, bis die DNA der Leiche analysiert war. Es war eindeutig, die verbrannte Person war diejenige deren Haare in einer Bürste im Schrank von Rita Retsch gefunden wurden.

      *

      Der Geschäftsführer hatte kurzfristig eine Betriebsversammlung angesetzt, um dem Personal die Fakten bekanntzugeben. Zwar war diese Betriebsversammlung nur für das Wohnheim und die dort tätigen Betreuer gedacht, aber auch aus den anderen Abteilungen waren Kollegen und Kolleginnen zur dieser Versammlung gekommen.

      "Die verkohlte Leiche aus dem Dachgeschoss ist ohne Zweifel, die Person, die den Schrank in der Gruppe

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