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Nachtdienste oder Steezer und die Welt bei Nacht. Gerd Ruttka
Читать онлайн.Название Nachtdienste oder Steezer und die Welt bei Nacht
Год выпуска 0
isbn 9783847668343
Автор произведения Gerd Ruttka
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
Hanna entschloss sich ihren 2 Uhr Rundgang etwas früher anzufangen. Alles war ruhig in Haus 1. Über die Brücke der 1 zur 2 beschlich sie eine gewisse Unruhe- sie sah schon von der Brücke aus, dass Gesa vor ihrer Türe hin und her ging.
Kaum hatte Gesa sie gesehen, kam sie auf Hanna zugeeilt. Noch im Gehen fing sie hastig an zu sprechen: " Da waren zwei Leute, die sind bei mir vorbeigegangen dort in die Küche von der Zwei."
"Bleib hier," Hanna drehte sich um, "ich gehe in die Küche der 2." Aber Gesa folgte ihr in kurzem Abstand. Hanna schloss die Tür auf, bereit ihre Schlagstocklampe und das Pfefferspray zu benutzen." Doch die Küche war leer. Auch im Speisezimmer war niemand zu finden. Erneut prüfte sie alle Türen, schaltete Licht in den Zimmern an um zu sehen, ob jeder in seinem eigenen Bett war. Sie überprüfte ob ein Fenster offen war, ob die Feuertüren fest verschlossen waren. Sie ging dieses mal in den Vorratsraum, ob dort jemand versteckt war, sah in der Wäscherei nach, ebenso in den Werkräumen, im grossen Gemeinschaftsraum. Nirgendwo war etwas ungewöhnliches zu entdecken. Schliesslich gab sie auf, trug jedoch den Vorfall in einem ausführlichen Bericht im Dienstbuch ein.
Jetzt wollte sie hellwach sein, setzte sich auf einen Stuhl am Tisch. Sie suchte im Fernsehen ein Programm von dem sie wusste, dass sie bestimmt nicht gelangweilt würde. Es würde sie wach halten. Der 3Uhr Rundgang war unauffällig. Danach machte sie es sich wieder im Fernsehsessel bequem.
Sie sass etwa 10 Minuten immer hellwach, immer bereit sofort aufzuspringen, wenn etwas ungewöhnliches geschehen würde, als sie von einem entfernten aber schrillen Schrei einer Frauenstimme aus ihrem Sitz hochgerissen wurde. In den Schrei der Frau hinein war ein entsetzter Schrei einer Männerstimme zu hören.
Sie hörte hastende Schritte auf einer Treppe, eine Tür fiel zu, jetzt rannte die Person, riss deutlich hörbar eine andere Türe auf, die Tür schloss sich wieder, man hörte ein trampelndes Geräusch. Hanna konnte nicht sagen woher diese Geräusche kamen, sie hörte sie, konnte sie nicht zuordnen. Dann war Ruhe. Das Rennen, Treppauf oder Treppab, hatte aufgehört.
Jetzt rannte Hannah förmlich durch das Haus. Treppauf im Haus 1, um an die Brücke zum Haus 2 zu kommen.
Benni stand im Gang, der zur Brücke führte, er hielt sie am Arm fest, legte seine andere Hand an ihre Wange. Benni war einer der zwei Autisten die in der Wohnanlage zu Hause waren. Diese Gesten waren ein Zeichen, dass er ihr etwas mitzuteilen hatte.
Vorsichtig nahm sie seine Hand von Ihrer Wange, atmete derweilen tief durch, um ihrer Stimme einen normalen Klang zu geben." Was ist geschehen, Bennie?" fragte sie freundlich. "Rita hat geschrien, laut geschrien!" "Bennie, Rita.......", ist doch nicht da," wollte sie sagen. Aber das würde Bennie völlig aus der Ruhe bringen. So vollendete sie den Satz," Rita hat geschrien, aber jetzt ist sie wieder ruhig. Du kannst wieder schlafen"
Wieder legte er seine Hand an ihre Wange " Gut schlafen? "fragte er. " Ja, Bennie, Rita wird nicht mehr schreien, du kannst jetzt ruhig schlafen." Bennie drehte sich um, ging ruhigen Schrittes über die gläserne Brücke zurück in sein Zimmer.
In Haus 2 war "Schlossbeleuchtung"- die Gänge waren hell beleuchtet, in allen Zimmern brannten die Lichter.
Wo sie auch nachschaute, alle waren wach. Die Einen sassen in ihren Betten, die Anderen waren dabei ihre Hausschuhe anzuziehen. Aber alle hatten eines gemeinsam : Alle Bewohner sprachen von dem Schrei. Die Unruhe bei den Bewohnern war so deutlich, dass sie sicher war, der Schrei war hier von dem Haus 2 ausgegangen. Sonderbar war nur, jeder Bewohner behauptete, dass der Schrei vom Gang her kam, dass das Rennen und Türe schlagen irgendwo anders herkam.
Wieder ging sie systematisch daran, alle Türen und Fenster zu überprüfen.
In den Vorräumen zu den Bädern öffnete sie die grossen Pflege- und Wäscheschränke, um sicher festzustellen, ob sich nicht darinnen einer versteckt hatte. Sie untersuchte die Aktenschränke in den Abteilungsbüros, öffnete die verschlossene Tür zum Speicher in dem sich die Koffer der Bewohner befanden. Leuchtete den Speicher mit ihrer Taschenlampe aus. Danach sah sie unter Tischen, Schreibtischen und Betten nach. Alles was sie fand, waren eine einzelne Socke und ein Duschschuh unter einem Bett.
Doch nirgendwo entdeckte sie irgendeinen Anhaltspunkt der auf die Anwesenheit einer fremden Person hindeutete, oder auf die Ursache oder den Urheber des Schreis. Soweit es die Bewohner betraf, waren diese zwar aufgeregt, aber jeder war in seinem Bett.
Zwar behaupteten Benni und Gesa absolut sicher, dass Rita geschrien hätte. Zwei weitere Bewohner - Rollstuhlfahrer, die geistig nicht gehandicapt waren, unterstützten diese Aussage, aber Hanna konnte nicht herausfinden, was wirklich geschehen war. Ihre einzige Erklärung war, dass irgendjemand ein elektronisches Medium installiert hatte, um den Nachtdienst "aufzumischen ". Schliesslich war Rita Retsch, eine allseits beliebte Kollegin, schon seit Tagen in Urlaub. Sie wollte erst in 3 Wochen aus Korfu zurück sein.
Wieder trug Hanna den gesamten Ablauf in das Nachtdienstbuch ein, wobei sie unterstreichend erwähnte, dass mehrere Bewohner behaupteten, Rita habe geschrieen. Bei der Übergabe an den Frühdienst erzählte sie noch einmal ausführlich von den Ereignissen der Nacht. Die Kolleginnen und Kollegen kamen überein, den Leiter der Wohnanlage zu informieren, sobald dieser in seinem Büro war. Der konnte dann entscheiden, welche weiteren Schritte man unternehmen wolle.
*
Es war Nachmittag, Hanna hatte ausgeschlafen, jetzt hatte sie sich gerade zu Hause mit einer Tasse Kaffee gemütlich auf die Couch gesetzt, als der Wohnheimleiter anrief.
Höflich fragte er, ob sie gut geruht habe, um dann mit seinem eigentlichen Anliegen herauszukommen. Er fragte, ob sie jetzt Zeit erübrigen könne, um über die Vorkommnisse der letzten Nacht zu sprechen.
"In drei Stunden kommen meine Kinder mit dem Bus von der Tagesstätte." "Das bekommen wir in den Griff," antwortete der Chef. Es war klar, dass dem Leiter ihre Anwesenheit wichtig war, "wenn es nötig sein sollte, soll einer ihrer Kollegen die Kinder mit unserem Bus abholen, und hierherbringen." Sie einigten sich, dass Hanna baldmöglich an ihrer Arbeitsstelle sein sollte.
Seufzend band sie ihr Haar hoch, zog ihre Leggins und das gutsitzende Shirt aus, zog ihre Arbeitskleidung an, um dann zur Wohnanlage am Wald zu fahren. Sie parkte wie üblich ausserhalb der Anlage.
Als sie durch das Tor vom Parkplatz zum Heim wollte, war dies verschlossen. Sie lief den Zaun entlang bis zum Haupttor, wo ein uniformierter Polizeibeamter ihr den Weg versperrte. Ein zweiter Beamter begleitete sie zum Verwaltungstrakt, brachte sie hinauf zum Büro des Chefs.
Dieser war nicht alleine, der Geschäftsführer sowie zwei ihr unbekannte Männer sassen mit ihm zusammen in der Sitzgruppe die zwischen dem Schreibtisch und einigen Aktenschränken im Büro des Heimleiters aufgebaut war.
Der Heimleiter, der ihr direkter Chef war, bot ihr einen Sessel an, fragte dann ob sie einen Kaffe wollte. Während sie auf den Kaffee warteten stellte der Geschäftsführer die beiden Herren vor .
"Die beiden Herren sind Polizeibeamte. Das ist Kommisar Steezer, oder, "wandte er sich an den Polizeibeamten, "hast Du einen anderen Dienstgrad, Steezer?" Der Beamte winkte ab."Nicht wichtig " sagte er kurz. "Gut, also nochmal, das ist Steezer, der leitende Beamte, und das ist Carlo Maretto, sein Assistent." Beide Männer deuteten im Sitzen eine leichte Verbeugung an.
Fast gleichzeitig kam die Sekretärin herein, stellte vor ihr ein Tablett mit einem Kännchen Kaffee, Milch und einer Tasse hin. 'Wie wird sich Alva wohl fühlen, dass sie mir Kaffee reichen muss, Alva, die sich immer als etwas Besseres fühlt als alle Anderen hier im Haus, die auf den Gruppen arbeiten, weil sie Chefsekretärin ist.' Dass Hanna sich selbst den Kaffee in die Tasse goss, gab Hanna Zeit sich die beiden Polizeibeamten zu betrachten.
Der eine war ein nicht so breiter, nicht sonderlich grosser Mann so Mitte 30 mit schwarzem Lockenhaar, eher ein südländischer Typ.
Der