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Die Zeit des Zweiten Weltkriegs. Martin Renold
Читать онлайн.Название Die Zeit des Zweiten Weltkriegs
Год выпуска 0
isbn 9783738050219
Автор произведения Martin Renold
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
Vater war der Erste, der den Mut fand, die Treppe hinaufzusteigen und auf die Straße zu treten, als wir spürten, dass uns keine unmittelbare Gefahr drohte. Als er zurückkam, war er bleich im Gesicht.
„Das ist die Hölle“, sagte er. „Der Himmel über dem Bodensee ist glühend rot, wie bei einer Feuersbrunst.“
Zusammen mit meinem Vater stieg nun auch ich die Treppe hoch. Ruth, Herr Wagenbach, Max und Eugen schlossen sich uns an. Wir traten vors Haus. Gegenüber stand nur die Strumpffabrik. Links an ihr vorbei sah man zur Eggersrieter Höhe. Noch immer brannten Leuchtkugeln. So viele auch verloschen, so viele entzündeten neu und sanken langsam, wie wir vermuteten, an kleinen Fallschirmen nieder. Von den Flugzeugen war nichts zu sehen. Aber man hörte sie. Schon bald eine Stunde lang drang das Brummen, bald stärker, bald etwas schwächer, aber ununterbrochen herab. Welle um Welle bewegte sich von West nach Ost. Und etwas ferner vernahm man nun auch eine Wellenbewegung von Ost nach West. Hunderte mussten das sein.
Die Strumpffabrik gehört zu meiner Jugend wie das Haus, in dem ich aufwuchs. Am Morgen früh, wenn ich erwachte, hörte ich die Maschinen. Und abends bis zehn Uhr. Besonders im Sommer, wenn hüben und drüben die Fenster offen standen. Immer dieses gleichmäßige, rhythmische metallische Zischen und Anschlagen der Wirkmaschinen. Oft stand ich am Fenster meines Schlafzimmers und sah die Männer und Frauen an den langen Maschinen hin und her laufen. Ihre Handgriffe waren mir vertraut, wenn sie die fertigen Strümpfe aus den Maschinen rissen, neue Spulen einsetzten, die Maschinen wieder anließen. Nur sonntags standen sie still. Dann war es, als fehlte irgendetwas.
Gleich unserem Haus gegenüber war eine Treppe mit etwa zwanzig Stufen, die zu einer weiß gestrichenen Tür führte, die aber immer verschlossen war. Die Treppe diente nur noch uns Kindern zum Spielen. Die Verwegensten sprangen im Winter, wenn der Schnee einen halben Meter hoch oder noch höher lag, was damals noch oft vorkam, von zuoberst auf das noch nicht geräumte Trottoir.
Jetzt in dieser Nacht stieg ich mit den anderen die Treppe hoch bis vor die Tür. Von dort sah man nicht den Bodensee selber, aber das Allgäu und den Horizont dahinter. Und der war jetzt blutrot. Ein riesiges Feuermeer musste sich darunter ausbreiten. Die Erde bebte, und von drüben, von Friedrichshafen, wo sich die Flugzeugwerke befanden, drang das dumpfe Donnern. Und noch immer kamen Flugzeuge von Westen. Viele gerieten in das Scheinwerferlicht. In raschen Bewegungen leuchteten die Strahlen den Himmel ab, standen manchmal für eine Sekunde still, um gleich darauf wieder den ganzen Himmel abzusuchen.
Plötzlich ein lautes Donnern, fast eher ein Knall wie bei einer nahen Explosion. Aber nicht von drüben. Das war näher, im Südwesten. Fielen Bomben auf die Stadt? Wir zogen uns in den Keller zurück. Am nächsten Morgen erfuhren wir, dass ein Flugzeug mitsamt seiner Bombenlast im Toggenburg abgestürzt und explodiert war.
Endlich ließ das Dröhnen von draußen nach. Aber noch lange nachdem ich wieder im Bett lag, hörte ich die Wellen der Bomberstaffeln auf ihrem Heimflug.
Eine solche Nacht erlebte ich zum Glück nicht mehr. Doch manchmal sah ich von meinem Schlafzimmerfenster aus, wenn ich mich ein wenig hinauslehnte, einen Feuerschein am Himmel, wenn die Engländer München bombardierten.
Und einmal kamen an einem wolkenlosen, durchsichtigen Tag Hunderte von Flugzeugen vom Rheintal her über das deutsche Bodenseeufer geflogen. Und wieder luden sie über Friedrichshafen ihre todbringende Last ab. Im Licht der Sonne leuchteten die metallenen Leiber auf. Dazwischen blitzten immer wieder die explodierenden Schrapnells der deutschen Flak, für kurze Zeit schwarze Wölkchen am Himmel zurücklassend. Und wohl zwanzig Mal sah ich, wie eines dieser in der Sonne blitzenden Flugzeuge plötzlich in weitem Bogen mit einem schwarzen rauchenden Schweif zur Erde niederfiel.
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