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Mord und andere Scherereien. Sylvia Giesecke
Читать онлайн.Название Mord und andere Scherereien
Год выпуска 0
isbn 9783847654186
Автор произведения Sylvia Giesecke
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
Er las diesen Brief, den er unter seinem Kopfkissen aufbewahrte, mindestens zwei Mal am Tag. Die Zeit verging wie im Fluge und der ständig größer werdende Druck trieb ihn fast an den Rand der Verzweiflung. Er saß auf dem Steg und blickte sehnsüchtig Richtung Festland. Morgen würde das Postschiff kommen, er musste handeln und das sofort. Schweren Herzens machte er sich auf den Weg zum Haus. Für die kommende Nacht hatten sie einen heftigen Sturm angekündigt, doch in seinem Innersten tobte dieser schon jetzt. Kurz bevor er das Haus betrat, zog er seinen Gürtel aus der Hose. Mit zitternden Händen öffnete er die Tür und trat ein. Sie saß am Küchentisch und hatte ihm den Rücken zugekehrt. Wortlos legte er ihr die lederne Schlinge um den Hals und zog sie zu. Sie wehrte sich nicht, ließ es einfach geschehen. Ein Blatt Papier schwebte zu Boden, dann war alles vorbei. Ungläubig starrte er auf den Brief von seiner Tochter. Das Mädchen schien es die ganze Zeit über gewusst zu haben. Vermutlich ahnte sie bereits, was geschehen würde. Ihr war klar, dass sie keine andere Chance hatte, als sich ihrem Schicksal zu ergeben. Sie hatte ihn bereits erwartet und sich deshalb auch nicht gewehrt. Er fiel auf die Knie, legte den Kopf in ihren Schoß und weinte, „Verzeiht mir, … bitte verzeiht mir.“
Als er ihren leblosen Körper hinaustrug, frischte der Wind auf. Er zerrte an ihren Kleidern, als wolle er sie ihm entreißen. Genau in diesem Moment ertönte das Signalhorn des nahenden Postschiffs. In all den vielen Jahren war es nur drei Mal vorgekommen, dass der Fahrplan aufgrund eines Sturmes nicht eingehalten werden konnte und ausgerechnet jetzt kam es zu früh. Ihm blieb keine Zeit mehr das Mädchen zu begraben, deshalb trug er es zurück ins Haus. Sobald er seine Tochter in Empfang genommen hatte, würde er sie um etwas Geduld bitten, damit er seine Aufräumarbeiten noch schnell zu Ende bringen konnte.
Mit klopfendem Herzen lief er zum Steg. Das Boot hatte bereits angelegt. Der Kapitän half seinem einzigen Passagier beim Aussteigen, winkte Valentin zu und kappte die Leinen. Die Vorboten des angekündigten Orkans trieben ihn sichtlich zur Eile an. Da stand sie nun, eingehüllt in einen dunkelroten Mantel mit Kapuze und einem kleinen Koffer in der Hand. Als er auf sie zu ging, fühlte er sich wie ein kleiner Junge kurz vor der weihnachtlichen Bescherung. Gleich würde er sein eigen Fleisch und Blut in die Arme schließen und garantiert nie wieder loslassen. Sie entledigte sich des Koffers, zog die Kapuze vom Kopf und strahlte ihn an, „Papa, endlich. Du ahnst ja nicht, wie sehr ich mich auf diesen Augenblick gefreut habe.“
Valentin sagte kein einziges Wort und schaute ihr ungläubig ins Gesicht.
Sie stutzte, „Was ist los, Papa? Freust du dich denn gar nicht mich zu sehen?“
Er machte wortlos auf dem Absatz kehrt und ließ sie einfach stehen.
Isabell war völlig perplex und verstand die Welt nicht mehr. Dennoch blieb ihr nichts anderes übrig, als ihm zu folgen. Sie hatte ihr Ziel fast erreicht, da ließ sie ein lauter Knall zusammenzucken. Sie erstarrte für einen winzigen Moment, doch dann rannte sie los. Sie fand den leblosen Körper ihres Vaters auf dem Boden direkt neben dem Küchenschrank. Er hatte sich mit einer Pistole in den Kopf geschossen. Aber warum, … warum hatte er das getan? Sie sank zu Boden und nahm seine Hand, „Warum, Papa, … warum jetzt, … ich würde so gerne verstehen …“ Ihr Blick fiel auf die weit geöffnete Schlafzimmertür und auf das Bett ihres Vaters. Sie erhob sich wie in Trance, setzte langsam, nahezu mechanisch, einen Schritt vor den anderen und versuchte krampfhaft die dargebotene Situation zu erfassen. Tausende und Abertausende Gedanken wirbelten ihr durch den Kopf. Doch dann wurden all die verschwommenen Bilder plötzlich ganz klar, die schemenhaften Umrisse nahmen Gestalt an und der dichte Nebel, der sie all die Jahre umgeben hatte, löste sich auf. Während sie behutsam und zärtlich das blasse Gesicht ihrer Zwillingsschwester streichelte, weinte sie bittere Tränen, „Maja, … meine Maja. Endlich habe ich dich gefunden, … ich hab dich doch so sehr vermisst.“
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