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Zerstörte Leben. Sebastian Schaa
Читать онлайн.Название Zerstörte Leben
Год выпуска 0
isbn 9783738031379
Автор произведения Sebastian Schaa
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
Am Hafen
Schon von weitem konnte er sehen, wo sich der Tatort befand. Polizeiwagen sperrten den Bereich weiträumig ab. Die Blaulichter hatten bereits viele Schaulustige angelockt, die sich hinter dem Absperrband sammelten und von einigen Polizisten im Zaum gehalten wurden.
"Unglaublich, wie viele Menschen hier zu dieser Uhrzeit unterwegs sind", dachte er.
Die Cap San Diego, ein altes Frachtschiff, das nun im Hamburger Hafen als Museumsschiff vor Anker lag, war ein merkwürdiger Hintergrund für einen Tatort.
Er parkte seinen Wagen ein paar hundert Meter entfernt und machte sich zu Fuß auf den Weg.
"So kann ich noch einmal die Ruhe vor dem Sturm genießen", ging es ihm durch den Kopf.
Eric nahm sich eine Zigarette und zündete sie an.
Eigentlich sollte ich aufhören ..."
Er zündete sich die Zigarette an, nahm einen langen Zug und schloss dabei die Augen. Er hielt einen Moment inne, während er den Kopf hob und langsam den Qualm durch seine Nasenlöcher entweichen ließ. Nachdem er den Kopf wieder gesenkte und seine Augen geöffnete hatte, sah er Sabrina, die auf ihn zulief.
„Hey Eric!“, rief sie ihm entgegen.
Sie sah wie immer hinreißend aus. Ihre blonden Haare waren zu einem Zopf zusammengebunden. So genoss Eric einen guten Blick, auf ihre Brüste, die von der blauen Bluse umrandet wurden.
„Schau wo anders hin!“, ermahnte er sich und hoffte, dass sie den Blick nicht bemerkt hatte.
„Moin Sabrina“, sagte Walthers.
Er ging auf sie zu. Als die beiden voreinander standen umarmten sie sich kurz. Dann ging Sabrina voran.
„Erzähl mir, was hier passiert ist", bat er sie
„Heute Nacht wurde eine Leiche entdeckt. Sie ist männlich, 30 – 40 Jahre alt, blond. Sonst haben wir noch nicht viel. Er hat keine persönlichen Dinge bei sich. Deshalb ist er noch nicht identifiziert. Die Leiche wurde so schwer entstellt. Eine genauere Beschreibung wird schwer."
"Wie wurde er entstellt?“
"Das musst du dir selbst anschauen", sagte die Blondine und ging voran.
„Graham und die KTU sind bereits vor Ort und schauen sich alles an", sagte sie.
„Er ist mit seinen Skizzen beschäftigt. Ich finde das unnötig, wir bekommen doch einen detaillierten Bericht der KTU. Wozu also die ganze Arbeit?“, frage sie Eric
„Ich weiß, das macht er schon immer. Er vertraut am liebsten auf seine eigene Arbeit. Es ist nicht so, dass er die KTU nicht schätzt, aber er geht gern auf Nummer sicher.
Sie erreichten die Menge der Schaulustigen und Eric hörte das Gemurmel der Menge.
"Das ist einer abgesoffen!"
"Ja ich hab gehört, es soll ein Betrunkener gewesen sein."
"Er war feiern auf‘m Kiez und ist dann, sturzbesoffen in Wasser gefallen."
Eric erkannte bereits die ersten lokalen Journalisten. Sie standen in der Menschenmenge, machten sich Notizen und schossen Fotos.
"Jeder dieser Vollidioten will natürlich, dass seine Geschichte genommen wird! Aber besser für uns, so können wir vorerst in Ruhe arbeiten. Wenn erst einmal bekannt wird, dass es Mord war, wird es hier von Reportern und Kamerateams nur so wimmeln", dachte Eric.
Eric und Sabrina kämpften sich durch die Menge und zeigten dem Streifenpolizisten am Absperrband ihre Ausweise. Er hob das Band an und lies sie passieren. Eric wusste, dass er den Kollegen schon mehrfach gesehen hatte, konnte sich aber nicht mehr an dessen Namen erinnern.
Nun hatten sie freie Sicht auf die kleine Gruppe. Kriminaltechniker und Henning. Sie trugen weiße Einweg-Overalls aus einem dünnen Stoff. Sie verhinderten, dass sie versehentlich Beweismittel vernichteten oder kontaminierten und somit wertvolle Spuren verloren. Eric und Sabrina liefen zielstrebig auf den weißen VW-Sprinter zu, dem Einsatzfahrzeug der KTU. Eric sprang hinein und fand auf dem kleinen Tisch sofort, wonach er gesucht hatte. Eine Packung mit Latexhandschuhen. Er zog ein Paar heraus und streifte es sich über. Daneben stand eine Packung mit Schuhüberziehern, von denen er sich auch ein Paar überstreifte. Sabrina tat es ihm gleich.
"Wenn ich die so sehe, muss ich an Ameisen denken. Die Arbeiten auch immer so durcheinander", flüsterte die blonde Kommissarin in Erics Ohr. Er grinste Sie an, sagte aber nichts dazu, auch wenn er ihren Vergleich ziemlich treffend fand.
Als sie auf Henning zugingen, traten die Kriminaltechniker beiseite und gaben den Blick frei. Das Opfer lag mit dem Rücken auf dem Boden, seine Armen und Beinen an ein Holzkreuz genagelt. Das Erste, was auffiel, waren das Fehlen der Augen, Hände und Füße. Außerdem wies die Leiche diverse Brand- und Schnittwunden auf.
"Moin!", sagte Eric in die Runde.
Erwiderungen kamen von der Gruppe, aber keiner wandte sich von seiner ihm zugewiesenen Aufgabe ab. Zu groß war die Gefahr, dass etwas übersehen wurde. Henning schaute als Einziger auf und gesellte sich zu Eric und Sabrina.
Er sah viel besser aus als Eric, zumindest um diese Uhrzeit. Henning war schon immer ein Morgenmensch gewesen, ganz anders als Eric. Seine dunkelblonden Haare waren wie immer TOP frisiert, der Bart frisch rasiert.
„Na Graham, was hast du für mich?“, fragte Eric
„Ach Walthers, wirst du deiner blöden Witze nie müde. Ich sehe viel besser aus als er. Außerdem bin ich bei weitem nicht so labil.“, sagte Henning und grinste.
„Der arme Kerl hatte wirklich ein grausiges Ende. Egal was du in deinem Leben angestellt hast, aber so etwas verdient meiner Meinung nach keiner! Das Kreuz könnte ein Indiz für ein Ritual sein, aber wenn ich mir die Art und Menge der Wunden anschaue, tippe ich eher auf Rache. Das Opfer wurde auf ein Holzkreuz gefesselt und vermutlich Stunden, wenn nicht Tage gefoltert. Ihm wurden die Augenlieder entfernt. So wollte der Täter ihn wahrscheinlich zwingen, alles mit anzusehen. Der Penis und die Hoden wurden ihm entfernt und in seinen Mund gestopft.“, erläuterte Henning mit dem typisch klaren Dialekt der Hannoveraner.
"In den Mund gestopft!? Scheiße eh.", sagte Eric entsetzt.
Henning nickte.
„Dann wurden ihm die Lippen zugenäht und Hände und Füße abgesägt. Vermutlich, um eine Identifizierung zu erschweren. Brandwunden, Schnitte, gebrochene Knochen durch Schläge, mit einem schweren Gegenstand. Am Ende hat man ihm dann die Augen ausgestochen. Und das sind nur die Verletzungen die man oberflächlich erkennen kann. Weiteres wird uns Peter nach seiner Autopsie sagen können.", beendete Henning seine Ausführung.
Sabrina, die blonde Kommissarin schaute entsetzt. Sie war zwar schon eine Weile vor Ort, aber trotzdem musste es unheimlich schwierig für sie sein.
Der erste Mordfall, an dem sie beteiligt war und gleich so einer.
Die Meisten, die das erste Mal zu so einem Tatort kommen, rennen weg, oder übergeben sich. Der Anblick einer Leiche ist etwas, woran man sich erstmal gewöhnen muss.
Eric hatte auch einige Zeit gebraucht. Sein erster Fall war ein Mord mit anschließendem Selbstmord. Eine junge Frau kam abends nach Hause und erwischte ihren Verlobten, wie er die Brautjungfer vögelte. Sie holt die Pistole ihre Verlobten, erschoss ihn, die Brautjungfer und am Ende sich selbst. Für eine Frau war so ein Selbstmord sehr ungewöhnlich, denn sie wollen auch im Tod makellos aussehen. Das hätte Eric, zumindest bis dahin immer gedacht. Aber auch bei der der Polizei war es so, dass die Theorie sich oft von der Praxis unterscheidet.
"Daran ist er aber nicht gestorben. Auch wenn man bei dem Anblick, der hier angewandten Foltermethoden, vermuten könnte,