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wenn ich laufen wollte, knickte mein rechter Knöchel unter Schmerzen ein. Auch knackte es in dem Gelenk sehr häufig, wenn ich den Fuß drehte und ich hatte häufig das Gefühl, einen gewissen Druck auf dem Gelenk zu haben. Zwischenzeitlich hatte ich ein Märchen-seminar besucht, das mir weiter half. Meine Fragetechnik wurde dadurch wesentlich präziser und so formulierte ich folgende Frage: „Was ist die Ursache für das Knacken und die Schmerzen in meinem rechten Fuß und was kann ich tun, damit es aufhört?“ Und ich schrieb das Märchen: „Der Clown und das Glücksschwein“.

      Ich ließ den Schreiber sinken, las das Märchen noch einmal durch und schmiss es dann in die Ecke. Was sollte denn das nun wieder? Nicht ein einziger Hinweis auf meinen Fuß! Und ich dachte wieder einmal, dass Märchen schreiben sinnlos ist - aber es hatte doch in so vielen Fällen wirklich geholfen. Ich las es noch einmal und in den nächsten Tagen immer und immer wieder.

      Ich wollte den „Knackpunkt“ finden. Aber ich fand ihn nicht. O.k., lachen. Sicher, es gab Zeiten in meinem Leben, da habe ich nicht gelacht, war nicht fröhlich - aber das konnte ja wohl unmöglich etwas mit meinem Fuß zu tun haben. Sollte sich tatsächlich eine anhaltende Traurigkeit bei mir im Fuß manifestiert haben? Nein, das war nun wirklich zu unwahrscheinlich, als das ich das jemals geglaubt hätte. Ich legte das Märchen zu meinen vielen anderen Märchen in den Aktenordner und vergaß es.

      Und ob sie es mir glauben oder nicht, die Lösung für dieses Märchen habe ich einige Wochen später ohne weiteres Dazutun erhalten. Ich habe das wundervolle Buch von Louise Hay „Gesundheit für Körper und Seele“ gelesen und da steht folgendes: „Knöchel, Sprunggelenk. Wahrscheinlicher Grund: stehen für die Fähigkeit, Vergnügen zu empfinden. Unbeugsamkeit und Schuld. Neues Gedankenmuster: Ich habe Anspruch auf Genuss im Leben. Ich nehme alles Vergnügen an, das das Leben zu bieten hat.“

      War das nicht das, was damals mein Märchen auch ausgesagt hatte? Jahrelang hatte ich mir das Lachen versagt, war stattdessen traurig, konnte kein Vergnügen mehr empfinden. War nicht der, der ich in Wirklichkeit war. Es stimmte! Und jetzt war auch mein Verstand so weit, dass endlich einzusehen und zu glauben. Nun, mein Fußgelenk zeigt noch immer fast die gleichen Symptome wie seit 20 Jahren, aber unbewusst und schleichend habe ich in den letzten Jahren wieder viel von meinem Lachen und meiner Fröhlichkeit zurück gewonnen. Und ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass eines Tages auch mein Fuß wieder vollkommen in Ordnung sein wird. Daran glaube ich ganz fest.

      Im Laufe der nächsten 1 ½ Jahre schrieb ich weit über 100 Märchen dieser Art, hinterfragte die Gründe für viele meiner Sorgen und Probleme und sortierte damit mein Leben gänzlich neu. Es war ein sehr intensiver Prozess, manchmal schmerzhaft und dennoch reich an Einsichten und Erkenntnissen. Und er war begleitet von vielen einschneidenden Veränderungen in meiner Art zu denken und vor allem in meiner Art zu leben und zu sein. Meine depressiven Verstimmungen ließen nach, einige körperliche Symptome – z.B. meine ständigen Kopfschmerzen – verschwanden und ich fühlte mich insgesamt wohler und gesünder.

      Das Schreiben der Märchen war ein Meilenstein auf dem Weg zu meiner Heilung und der erste Schritt auf dem Weg zu meinem wahren Selbst. Ich hoffe, ich gebe Ihnen mit diesem Buch einige Anregungen, damit auch sie einen weiteren Schritt zu sich selbst gehen können. Das wünsche ich mir sehr.

      Wie der Papagei sein Lebenslicht verschenken wollte

       Es war einmal ein kleiner, bunter Papagei, der mit vielen anderen Artgenossen in einem schönen Wald lebte. Eigentlich liebte der Papagei das Leben, denn es gab viel zu sehen und zu hören und noch viel mehr zu entdecken. Aber es gab auch Momente im Leben des Papageis, wo er traurig war. Seine Eltern rügten ihn nämlich oft, wenn es darum ging, seine Lebendigkeit und Fröhlichkeit aus sich heraus zu lassen. Er war ein fröhlicher Papagei, der lachen wollte. Aber seine Eltern verstanden das nicht recht, und weil sie es nicht verstanden, durfte ihr kleiner Sohn nicht anders sein als sie selbst. Genau das waren die Momente, in denen der Papagei stunden- und tagelang traurig in der Ecke saß und sich fragte, warum er eigentlich hier auf der Welt war, wenn das Lachen verboten war.

       Eines Tages war es wieder einmal so weit. Wegen einer klitzekleinen Kleinigkeit tadelten ihn die Eltern und sofort liefen Tränen auf dem Gesicht des kleinen, bunten Papageien herunter. Wieder einmal verstand er die Welt nicht mehr. Was war denn die Welt ohne Lachen noch wert?

      

       Traurig sonderte er sich von den Anderen ab, denn er wollte niemanden hören und mit niemandem sprechen. Ich werde mein Lebenslicht dem lieben Gott zurückgeben, dachte der Papagei bei sich, als er langsam und mit gesenktem Haupt den Waldweg hinunter schlurfte. Es war bereits dunkel und seine Kameraden schliefen schon. Nur der Vollmond warf noch sein Licht auf den Wald. Und so wanderte er weiter und kam an einem Briefkasten vorbei. Dort machte er Halt. Das ist es, dachte der Papagei. Ich werde dem lieben Gott mein Lebenslicht per Post zuschicken. Soll der doch sehen, was er damit macht. Dann nahm er einen Zettel, schrieb darauf an den lieben Gott, dass er sein Lebenslicht hiermit wieder abgeben wollte und warf den Zettel in den Briefkasten. Dann legte er sich unter den Briefkasten zur Ruhe und wollte auf die Antwort warten. Als er bereits beim Einschlafen war, spuckte der Briefkasten den Zettel plötzlich wieder aus und ihm genau vor die Füße.

      

       „He, was soll das?“ rief der Papagei aufgebracht. „Du kannst doch nicht so einfach meinen Zettel wieder ausspucken!“

      

       „Erstens kommt der Zettel nicht an, wenn du keine Adresse drauf schreibst und zweitens ist das nicht so einfach wie du denkst, dein Lebenslicht abzugeben. Hier auf Erden funktioniert es so, dass der liebe Gott dir sagt, wann du es wieder abgeben darfst und nicht umgekehrt.“

      

       „Mag ja sein, “ grunzte der Papagei, „ich habe aber keine Lust mehr. Ich will mein Lebenslicht nicht mehr. Der liebe Gott soll es gefälligst zurücknehmen. Die Welt ist so blöd, wenn man nicht mal mehr lachen darf.“

      

       „Wer sagt das?“ fragte der Briefkasten.

      

       „Na, meine Eltern“, sagte der kleine Papagei. „Die wollen einfach nicht, dass ich lache und fröhlich bin. Was also soll ich hier auf Erden?“

       „Soll ich es dir sagen?“ fragte der Briefkasten und sprach, ohne eine Antwort abzuwarten, weiter: „Du bist hier, um zu lernen, auch dann noch zu lachen, wenn andere es nicht wollen! Was kümmert es dich, wenn deine Eltern nicht lachen können oder wollen? Du lebst doch dein eigenes Leben. Gewiss ist es ganz schön doof, wenn selbst die Eltern einen nicht verstehen, ich kenne was davon. Aber warum nimmst du deren Traurigkeit an, wenn du ganz genau fühlst, das es dir damit schlecht geht?“

      

       Der Papagei war ruhig geworden und dachte nach. Eigentlich hatte der Briefkasten ja Recht mit dem, was er sagte. Warum kümmert er sich dann darum, dass andere ihn rügten, wann er lustig war? Eigentlich war das Quatsch, das sah er ein. Aber es tat ihm weh, zu sehen, dass seine Eltern traurig waren und er lachte. Und dennoch: sie mussten einsehen, dass sie verkehrt lagen und nicht er. Er überlegte noch eine Weile, dann bedankte er sich bei dem Briefkasten für die Tipps und versprach, darüber noch weiter nachzudenken.

      

       Der Papagei machte es sich gemütlich und blickte zum Vollmond auf und schlief dann bald ein. In der Nacht träumte er, dass auch der Mond ihm noch einmal sagte, dass er sich nicht darum kümmern sollte, was andere tun. Er sollte lachen, wenn er Spaß daran hatte und sich nicht darum kümmern, ob anderen das gefiel oder nicht. Der Mond sagte ihm, dass er zu sich selber stehen sollte, dann würde es ihm gut gehen und auch der liebe Gott wäre zufrieden mit ihm.

      

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