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Während bei den meisten Tieren die Wirksamkeit ihrer jeweiligen sexuellen Auslöser artspezifisch angeboren ist, werden die neuronalen Grundlagen für diesen Empfindungskomplex beim Menschen erst in der frühen Kindheit und während der Pubertät geprägt. Dieser Entwicklungsprozess, der ‘sexuellen Orientierung’ eines jeden Menschenkindes, vollzieht sich also unter dem Einfluss der sozialen und kulturellen Umwelt - wie sie zu einer gegebenen Zeit vorkommt. Danach ist ein auslösendes Partnerschema für sexuelle Erregung persönlich festgeschrieben, normalerweise ein Leben lang.

      Für den Mann bildet eine relativ grobe Weibschablone, mit üppigem Busen, Taille, Lendenlordose und fettgepolsterte Hüften das auslösende Schema sexueller Erregung; für die Frau eine Gestalt von gradlinigen Proportionen, mit breitem Kreuz, hoch gewachsen, verjüngt zu den Hüften und darauf ein erigierter Phallus. Diese Merkmale der beiden artspezifischen Partnerschemen des Jetzt-Menschen, sind durch Testreihen empirisch ermittelt worden und wirken bei sämtlichen Varietäten des Homo sapiens. Sie lassen sich zusätzlich belegen aus den sozialen Funktionen solcher Schablonen, in Pornografie und Kunst, sowie als überoptimale Attrappen. Die Venus-Statuen und -Halbreliefs der europäischen Eiszeit sind bekannte Ausdrucksformen des weiblichen Partnerschemas. Eine andere Darstellung dieser urtümlichen Männerfantasie ist die Mutterfigur aus der steinzeitlichen Siedlung von Çatal Hüyük im Hochland von Anatolien. Bei all diesen Frauengestalten springt ein ungeheurer Bauch ins Auge und zwei voll herabhängende Superbrüste. Hüften und Oberschenkel quellen über von Fettdepots, so üppig, dass sich der Gedanke an eine nahezu bewegungsunfähige Bienenkönigin aufdrängt. Gesicht und Füße sind vernachlässigt. Entsprechende Darstellungen des Mannes zeigen sehr gerade, manchmal riesenhafte Gestalten mit betont erigiertem Penis von ebenfalls riesigen Ausmaßen.

      Anders als unter Säugetieren üblich, ist der Penis des Mannes, außerhalb des Körpers pendelnd, ständig sichtbar, hervorgehoben durch farbige Schambehaarung und zusätzlich verziert mit rot leuchtender Eichel in erigiertem Erregungszustand. Der Fortpflanzungsbiologe Roger Short charakterisiert den menschlichen Phallus wie folgt: „Die bemerkenswerteste Besonderheit unserer eigenen Fortpflanzungsanatomie ist die Auffälligkeit des Penis, ob nun schlaff oder aufgerichtet, und der Hoden, welche dem Blick in einem pendelnden Sack vorgeführt werden. Sogar das Schamhaar, das bei Gorilla und Orang als zusätzliche Tarnung für die äußerlichen Geschlechtsorgane wirkt, scheint beim Mann eher nach einem Design gestaltet, um die Aufmerksamkeit zu ihnen hin zu lenken, anstatt sie zu verbergen.“

      Der aufrechte Gang des Menschen lässt das männliche Begattungsorgan an der Vorderseite - wie einen Ast - aus dem Körper herausragen und begünstigt mehr Penislänge, um die Samen nahe genug an eine empfängnisbereite Gebärmutter heranbringen zu können. Je länger das männliche Glied, umso mannigfaltigere Variationen sexueller Vereinigungen, verschiedene Stellungen, Berührungsreize und Lusterfahrungen sind technisch machbar. Die Vulva der Frau ist infolge ihrer Körperaufrichtung nicht genau endständig, sondern etwas nach vorn gelegen, sodass Verlängerungen des Penis dem Sexualverkehr mehr Bewegungsfreiheit gewähren. Beispielsweise die unvergleichliche Intensität von Berührungen zwischen Eichel und Gebärmuttermund. Wobei drei Nervenzentren einbezogen sind, während äußerliche Klitorisreizung eines anregt. Nach Umfrage-Ergebnissen aus den Siebzigerjahren, legen sexuell erfahrene Frauen entschieden Wert auf die Größe des Begattungsorgans bei ihren Sexualpartnern. Monique van Vooren, ein Warhol-Star mit vielfältigen Sexualkontakten, sagte sogar im Interview: „Ich mag große Penisse. Die Frauen, die behaupten, es käme nicht auf die Größe an, haben keine Ahnung. Für mich ist das sehr wichtig.“ Die meisten erzählen von dieser Erfahrung indes nur ihrer besten Freundin.

      Die Penisgröße gehört, wie fast alle sexuellen Reize, zu den sekundären Geschlechtsmerkmalen, die sich erst mit der Pubertät entwickeln. Mit zunehmender Produktion und Ausschüttung der Sexualhormone beginnt, im Alter von zehn bis elf Jahren, beim Mann ein pubertärer Wachstumsschub am Penis, der im Vergleich zu den anderen Menschenaffen eine Überlänge von 5 - 10 cm hervorbringt. Erwachsene Gorillas haben durchschnittlich 3 cm Penislänge, Orang Utans 4, Schimpansen 8 und der Menschenmann ist mit durchschnittlichen 13 cm verhältnismäßig hoch begabt zu sexueller Lust.

      Männer neiden einander durchaus jeden Zentimeter Penislänge und wer meint mit seinem Begattungsorgan imponieren zu können, nutzt gewöhnlich jede Gelegenheit dazu: Am Strand, in Duschräumen oder an versteckten Plätzen finden, überall auf der Welt, Wettbewerbe unter Jugendlichen statt. Die zeitgenössische Literatur weiß Etliches darüber zu berichten. In der Disco und bei Popkonzerten sind verhüllte Schaustellungen der Erektion ein wichtiger Bestandteil männlicher Balz.

      Bei manchen Affenarten, sitzen männliche Tiere mit vorgestreckten Geschlechtsteilen und aufgerichtetem Phallus Wache an den Grenzen, des von ihrem Trupp jeweils beanspruchten Gebiets. Grüne Meerkatzen zeigen dabei ihre leuchtend blauen Hodensäcke, Paviane markieren ihre Futter- und Schlafplätze, indem sie ihren aufgerichteten Penis dort knallrot zur Schau stellen. In Worte gefasst signalisieren sie damit ungefähr: ’Hier ist bereits ein hinlänglicher Mann präsent, es wird keiner mehr gebraucht.’ Der erigierte Phallus ist demnach nicht nur ein sexuelles sondern auch ein soziales Signal. Er ist ein zentraler Bestandteil des männlichen Imponiergehabes um Reviere, Rang und Macht in der Gruppe, nicht zuletzt Sexualpartnerinnen und Nachkommen.

      Ähnliche Signalfunktionen sind für steinzeitliche Menschen durch phallische Symbole an Wächterfiguren aus Stein und Holz gut belegt. Sogar die Bilderschriften Sumers und des alten Ägypten benutzten noch eine Zeichnung des erigierten Penis, mit anhängenden Hoden oder ausspritzendem Strahl von Sperma für ‘Begattung und Befruchtung’ - was im Kontext von Eheverträgen häufig vorkam. Der extra lange, ständig sichtbare ‘Penis pendulus’ des Mannes fungiert offenbar als sexueller und sozialer Dauerreiz männlicher Potenz.

      Was imposant sein mag und die Attraktivität steigert, jedoch hinderlich ist beim Laufen - insbesondere im Gestrüpp dichter Wälder. Eigentlich alle unbekleideten Jäger tragen den Phallus irgendwie hoch- oder festgebunden, auch umhüllt mit Häuten, Fellen oder Tüchern. Manche Kulturen von Wildbeutern verbergen ihn unter künstlichem Zierrat aus Hörnern, Haaren und Muscheln, in einem so genannten ‘Phallokrypt’ (= Penisversteck). Diese Gebilde sind manchmal so riesig, ein bis zwei Meter lang, dass von ungehemmtem Laufen keine Rede sein kann. Aber sie erfüllen zweifellos den Zweck, weder Frauen, noch etwaigen Rivalen und Neidern, etwas über die wahren Penisgrößen zu verraten. Womit sie den Zusammenhalt unter Männern befördern und die Frauen betrügen um einen wichtigen Gegenstand weiblicher Partnerwahl. Es bleibt ihnen da nämlich nichts übrig, als ‘die Katze im Sack zu kaufen’!

      All dies spricht für ein Vorherrschen der weiblichen Wahl bei den äffischen Vorfahren des Homo und in vorpatriarchalischen Zeiten unserer Gattungsgeschichte. Der äußerlich hängende Penis hat darüber hinaus noch einen kuriosen anti-hierarchischen Aspekt: Bei rangniedrigen Pavianen ist festgestellt worden, dass ihnen ein Anstieg ihrer Stresshormone - Prolaktin und Cortison - Erektionsprobleme beschert. Diese hormonellen Hemmungen traten zum Beispiel dann offen zu Tage, wenn im Experiment die obersten Tiere der männlichen Dominanzhierarchie entfernt wurden, die weiblichen Gruppenmitglieder aber alle im Gehege drin blieben. Nun hatten also die üblicherweise untergeordneten Männchen ihre Chance zum Sexualverkehr. Vor lauter Stresshormonen, blieben sie jedoch ohne stabile Erektionen und kamen so nicht zum Zuge.

      Insofern das Begattungsorgan des Mannes äußerlich ist, stehen der weiblichen Partnerwahl unter Menschen derlei Hindernisse nicht entgegen: Hormonelle Erektionsprobleme lassen sich mittels streicheln und küssen, durch Reizungen von Außen überspielen. Frauen konnten also immer schon, mit der Wahl ihrer Sexualpartner, die männliche Rangfolge untergraben: Die körperlich stärksten und mächtigsten Männer könnten - wenn sie unattraktiv waren - sexuell oft leer ausgegangen sein, weil Frauen aufregendere Männer von niedrigerem Rang vorzogen und nach dem ‚sexier-sons-Prinzip’ deren Gene ausbreiten. Charles Darwin beobachtete sogar noch innerhalb der patriarchalischen Kulturen von Wildbeutern seiner Epoche einen deutlichen Einfluss der weiblichen Wahl. „Diese Form der Auslese dürfte aber gelegentlich noch in späteren Zeiten gewirkt haben,“ schreibt er 1871 in seinem Buch über ‘Die Abstammung des Menschen und die Zuchtwahl in geschlechtlicher Beziehung’, „denn bei völlig barbarischen Stämmen haben die Weiber mehr Freiheit in der Wahl, Verwerfung und Verlockung ihrer Liebhaber als man

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