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"Brender ermittelt". Kim Scheider
Читать онлайн.Название "Brender ermittelt"
Год выпуска 0
isbn 9783738006216
Автор произведения Kim Scheider
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
„Krass!“
„Mehr hast du dazu nicht zu sagen?“, schnappte Neo. „Verstehst du nicht? Das ist seine Handschrift! Die von Kop!!“
„Nö, verstehe ich nicht!“
Manchmal fragte sich Neo, ob nach dem Wachstum all der Muskelpakete an Fats Körper, die ihm sein bulliges Aussehen verliehen und ihm so seinen in der Szene bekannten Namen eingebracht hatten, wohl einfach keine Materie mehr für Hirnmasse übrig geblieben war. So schwer von Begriff konnte man doch nun wirklich nicht sein!
„Mensch, Fat, denk doch mal nach. Die Morde in den vergangenen Wochen. Alle wie bei dieser Brender-Scheiße nachgemacht. Kop, der immer von seinem Hass auf diesen Sunnyboy schwafelt und dass er es ihm schon zeigen werde. Die Filmchen von den Morden, die ich neulich hochladen sollte. Wo, zum Teufel, hat er die her?
Er steckt dahinter! Kann gar nicht anders sein!“
„Ja und? Wenn schon. Lass ihm doch seinen Spaß!“ Cetins Hirn war heute offenbar in Gänze ausgefallen. Wie schwer von Begriff konnte ein Mensch alleine eigentlich sein?
„Mann, schnallst du es nicht? Kop ist jetzt echt zu weit gegangen! Der soll gefälligst unsere Familien aus seinem Rachefeldzug raushalten! Meine Mutter bringt sich noch um wegen dem Scheiß!“
Nun machte es auch bei Cetin „Klick“. Das Wort Familie hatte doch immer wieder durchschlagende Wirkung bei ihm. Aber wenn Neo geglaubt hatte, dass Fat jetzt große emotionale Ausbrüche hervorbringen würde, so hatte er sich ziemlich getäuscht.
„Echt krass!“ Zu mehr ließ sich der 2-Meter-Mann nicht hinreißen.
Neo gab es auf. Er schmiss sich auf das alte Sofa, das dem weitestgehend leeren Raum wohl so etwas wie Gemütlichkeit abringen sollte, schmiss den Fernseher an und beschloss so lange zu warten, bis der Boss sich blicken lassen würde. Und wenn ihm darüber der erste Bart seines Lebens wachsen sollte.
Kennengelernt hatte Neo Fat und Kop, als ihm seine zweifelhaften Fähigkeiten als Hacker vor ein paar Jahren eine Haftstrafe eingebracht hatten, die er in der gleichen JVA absaß, wie Fat, der wegen Raubes und schwerer Körperverletzung einsaß und der Boss, der schon über ein Jahr eine Strafe verbüßte.
Der charismatische, gut aussehende Mann hatte Neo und Fat ein paar Mal aus unerfreulichen Situationen geholfen und sich damit ihren Respekt und ihr unerschütterliches Vertrauen erworben. Er war der unangefochtene Herr im Knast und irgendwann hatte sich der Name „Kop“, als Abkürzung für das nicht sehr originelle „King of Prison“ durchgesetzt.
Bei wem Kops Charisma nicht reichte als Überzeugungskraft, bei dem wurde dann auch mal die unschöne Seite seines Charakters gezeigt. In der Regel endete das damit, dass der Gegner ihm fortan achtungsvoll aus dem Weg oder eilfertig zur Hand ging. Fat und Neo unterstützten ihn dabei nach Leibeskräften.
Kop machte sich selten selber die Finger schmutzig.
Stets flankiert von seinen beiden selbsternannten Leibwächtern, brauchte er das auch gar nicht. Nicht lange, und sie wurden als „Die rechte und die linke Hand des Teufels“ gefürchtet.
Auch nach der Zeit im Knast waren sie in Kontakt geblieben und hatten das eine oder andere Ding zusammen gedreht, wobei sie eine ganz klare Arbeitsteilung einhielten. Kop plante, hatte die nötigen Kontakte und delegierte seine beiden Handlanger nach Belieben, wobei Fat mehr für das Grobe und Neo für die kniffligen Aufgaben zuständig war.
Doch im Laufe der Zeit war Neo schon das eine oder andere Mal an seine moralischen Grenzen gestoßen. Cyberkriminalität, Raub und im Notfall auch mal Körperverletzung, da kam er mit klar, aber neuerdings kamen bei ihren Aktionen immer häufiger Menschen zu ernsthaftem Schaden. Und - was sein eigentliches Problem war - Kop genoss es, Leute körperlich wie psychisch leiden zu sehen und das in zunehmender Hemmungslosigkeit. Das war etwas, was selbst Neos bislang unerschütterliche Loyalität ins Wanken brachte.
Und nun hatte Kop auch noch seine Familie mit da reingezogen. Das war absolut inakzeptabel!
Was sollte das?
Reichte es ihm jetzt nicht mehr, ihre Opfer leiden zu sehen? Wollte er ihnen, seinen eigenen Leuten, das jetzt auch antun? Zufall war es ganz sicher nicht gewesen.
Oder war ihm aufgefallen, dass Neo sich innerlich zunehmend von ihm distanzierte? Hatte er seinen Vater bewusst ausgewählt, um ihn zu warnen, zu was er fähig war? Wollte er ihm Angst machen? Wenn ja, dann hatte er sein Ziel erreicht.
Er hatte Angst.
Angst vor Kop!
Montag, der 21.04.2014
Polizeipräsidium Köln Kalk, weit nach Mitternacht
Der bestimmt zehnte Anruf in dieser Nacht ließ Herwig erschrocken zusammenzucken. Ihm waren vor Erschöpfung die Augen zugefallen, obwohl er am Schreibtisch saß und eigentlich arbeite.
Mit heiserer Stimme meldete er sich und war schlagartig wieder hellwach. Er hatte mit seinen Anrufen in Rostock und München ganz schön was angestoßen. Die Kollegen hatten sofort recherchiert und waren tatsächlich auf mögliche Zusammenhänge zwischen den gewaltsam verstorbenen Frauen und kürzlich aufgefundenen Suizidfällen gestoßen. Man hatte die Wohnungen der Selbstmörder durchforstet, ausnahmslos alleinstehende und gescheiterte Existenzen, und war dabei auf ähnliche Bekennerschreiben gestoßen, wie das bei Scharf gefundene.
Auch in Köln war man auf einen weiteren Fall aufmerksam geworden, in dem ein solcher Brief hinterlassen wurde, wie man feststellte, als man die Wohnung des Mannes aufgebrochen hatte.
Man hatte die Leiche schon vor ein paar Tagen am Rheinufer gefunden, aber jetzt erst die Verbindung zum ersten Kölner Brender-Opfer entdeckt.
Todesursache war bei allen Vieren eine Vergiftung mit Schlaftabletten gewesen, ein weiteres Indiz für einen gemeinsamen Hintergrund der Geschehnisse.
Es war komisch.
Sie hatten ihre Mörder.
Noch nie hatten sie in so kurzer Zeit so viele Ermittlungserfolge verzeichnen können und fühlten sich doch weiter denn je von der Lösung des Falls entfernt.
Derzeit ermittelten sie in alle Richtungen, um diesem Hintermann auf die Schliche zu kommen, von dessen Existenz sie alle überzeugt waren.
Der Leiter der SoKo und Grzyek durchleuchteten Freys und Haferkorns näheres Umfeld. In der ganzen Stadt waren ungeachtet der Uhrzeit Beamte in ihrem Auftrag unterwegs, um Leute zu befragen, die mit Frey, der Produktionsfirma oder seinem näheren Freundeskreis zu tun hatten.
Ihnen lief, wie so oft, die Zeit davon.
Die Namen und Adressen hatten sie von Frey und von Haferkorn. Es war nicht auszuschließen, dass jemand das alles inszenierte, weil er dem Schauspieler seinen Erfolg neidete, so wie es bei diesem Bernd Breckerfeld anscheinend der Fall war.
Breckerfeld war ein langjähriger Freund Haferkorns und arbeitete in der Produktionsfirma als Steuerberater und Pressesprecher.
Es war - laut Aussage einer gewissen Jennifer „Kitty“ Hölters - ein offenes Geheimnis, dass Breckerfeld schon mit dem jugendlichen Frey nicht klargekommen sei und dass er dem „Schönling“, wie er Frey wohl zu nennen pflegte, wenn dieser nicht anwesend war, seinen Erfolg zutiefst missgönnte. Breckerfeld, in allem ziemlich durchschnittlich einzustufen, schreibe Freys kometenhaften Aufstieg eher seinem ansehnlichen Äußeren und seinem Waisenschicksal zu, als seinen schauspielerischen Fähigkeiten.
Fast wäre der