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Das Herz der Greakar. Christian Dornreich
Читать онлайн.Название Das Herz der Greakar
Год выпуска 0
isbn 9783847648734
Автор произведения Christian Dornreich
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
Rohars Laune war trübe und seine Miene passte zum kalten Wetter. Es war noch nicht einmal Mittag und sie hatten schon herbe Verluste hinnehmen müssen. Der Trupp war den Elfen in die Falle gegangen. Zum offenen Kampf war es gar nicht gekommen. Dazu war der Trupp langsam geworden. Die Verwundeten und die angeschlagenen Pferde taten ihr übriges. Der schlammige Morast unter ihren Hufen machte es nicht besser.
»Irgendwas stinkt hier«, brummte Rohar halblaut vor sich hin. Crows, der - wie die Menschen ihn nannten - Halbling, warf dem Truppführer einen Blick zu und zog eine Augenbraue hoch. Die Sinne des kleinen, giftigen Mannes waren anscheinend beinahe ebenso gut wie die eines Greakar.
»Hmm«, machte Crows, »merkst du das auch schon?«
Rohar warf ihm einen funkelnden Blick zu. Er schätzte Crows. Ihn und dessen Fähigkeiten. Vor allem aber mochte er ihn einfach. Wahrscheinlich hatte er ihn deswegen vor Jahren aus dem Kerker einer Wegstation der Menschensiedler im Osten des wilden Landes mitgenommen.
Warum Crows dort gesessen hatte, hatte Rohar den Halbling nie gefragt. Es hatte den Truppführer nicht sonderlich interessiert. Nachdem er Crows befreit hatte, bot dieser ihm seine Dienste an. Und tatsächlich, der Kleine hatte ein paar erstaunliche Fertigkeiten. Talente, die einem Greakar zwar nicht ehrenhaft erschienen - Crows war sehr begabt im Umgang mit Dolchen und verschiedenen Giften - aber dafür waren diese Fähigkeiten überaus nützlich. Und, obwohl Rohar den Kleinen mochte, ob er ihm traute, war indes eine andere Frage. Crows war ein komischer Vogel.
»Hast du was zu sagen, kleiner Mann?«, fragte Rohar schroff. Auf seiner Stirn zeigte sich eine grantige Falte.
Crows blies die Backen auf.
»Jetzt, da du’s ansprichst, Chef…«, erwiderte Crows. »Ich meine, die kommen bei Nacht in unser Lager, erledigen die Wachen, töten Vatthar und stehlen unser… hmm… also, euer Heiligstes… und dann zünden sie das Zelt an und wecken damit das ganze Lager auf? Is’ komisch, oder?«
»Worauf willst du hinaus?« Rohar musterte den Halbling.
Crows zeigte seine angefeilten Zähne zu einem schrägen, echsenartigen Grinsen.
»Ich weiß nicht, Chef. Dieses Pack ist gut. Verdammt gut. Ich mein’, die haben´s drauf, oder?« Er schüttelte anerkennend den Kopf, dann fuhr er fort. »Sie sind schneller als wir. Sie könnten uns abhängen. Tun’s aber nicht. Hölle, sie hätten uns vorhin erledigen können. Wir sind so langsam wie eine Talschnecke, aber sie sind immer noch da.«
»Sie kennen das Land nicht«, erwiderte Rohar.
»Mag sein«, Crows verzog den Mund abschätzig.
»Das sind Todesklingen, Rohar. Elfische Elitekämpfer.«
Rohar warf Crows einen kurzen Seitenblick zu. »Wovon redest du da überhaupt?«
Crows schüttelte den Kopf. »Nur von ihnen gehört. Is’ lange her.«
»Hmm«, machte Rohar, »dann kannst du nicht sicher sein.«
»Nein, kann ich nicht…«, entgegnete der Halbling und sah Rohar an. »Übrigens Chef, du blutest am Hals.«
Todbringer Morcan saß in der Dunkelheit einer Höhle. Den Rücken gegen den rauen Fels gelehnt, glaubte er die Kühle des Gesteins durch seine Rüstung zu fühlen. Die Knie angewinkelt, hatte er seine fahl glimmende Klinge waagerecht auf den Knien abgelegt. Der schwache Schein des Schwertes war die einzige Lichtquelle in der Finsternis. Morcan fragte sich, wie seine Todesklingen vorankamen. Vertrauen war etwas, dass in der Vorstellungswelt der Schattenelfen nur wenig Platz hatte. Aber Morcan vertraute darauf, dass die Klingen ihren Auftrag erfüllen würden. Allein schon aus Angst vor der Strafe, sollten sie ihre Mission nicht erledigen ...
Da draußen… Ein elendes Wetter verdammte den Todbringer dazu, in dieser feuchten Höhle zu sitzen und - zu warten. In diesem Sturm war es ihm unmöglich, auf seinem Reittier zu sitzen und die Mission der Todesklingen zu überwachen. Bei dieser Witterung – in diesem kalten, verdammten Land nicht selten – konnte sein Reittier nicht fliegen. Es war einfach nicht möglich, sich lange genug in der Luft zu halten. Auch für die Schattenelfen gab es Grenzen. Selbst für einen Todbringer.
Morcan starrte auf das sich verändernde Glimmen des ruhelosen Schwertes. Wieder vernahm er das Flüstern in der Stille. Zahllose Stimmen, vereint im Dunkel und durch das Vergehen von Jahrhunderten hindurch. Rastlos. Hungrig. Die Stimmen verlangten nach mehr. Nach ihm. Morcans Blick verlor sich im fahlen Schein und sein Verstand lauschte den Stimmen. Rastlos. Hungrig. Gierig.
Süße Gier ...
Morcan nahm den Griff des Schwertes und hob die Klinge an. Er meinte, ein leichtes Singen und Summen, das in der Luft lag, wahrzunehmen. Dann zog der Elf die Klinge rasch über seine linke Hand. Er wischte das Blut über den Stahl. Gierig sog die Klinge seinen Lebenssaft ein. Morcan sah ihn in seinem Schwert verschwinden. Dann betrachtete der Todbringer seine Hand. Die Wunde begann bereits, sich zu schließen. Die Klinge verlangte nach mehr. Schnell führte er das verfluchte Schwert zurück in seine Scheide.
Die Klinge wollte immer noch mehr ...
Verdammte Gier ...
»Halt still! Oder soll sich das entzünden?« Aldrar, der alternde Veteran, der sich auch um die Wunden und Verletzungen des Trupps kümmerte, versuchte eine Wunde an Rohars Hals zu säubern und zu versorgen.
»Bleib mir bloß mit dieser stinkenden Tunke aus dem Gesicht!« Rohar verzog das Gesicht und starrte angewidert auf den Tiegel mit Aldrars wundersamer Heilsalbe, von der keiner so ganz genau wusste, wozu sie gut war oder was darin eigentlich enthalten war. Sie stank entsetzlich und brannte in der Wunde. Es war wohl besser, nicht zu wissen, was der Alte in seine heilende Paste mischte.
»Zieh’ den Kampfmantel aus, Rohar, ich brauch mehr Platz!«, sagte Aldrar.
Rohar brummte etwas Unverständliches, zog dann aber den Mantel aus, den er auf einem Raubzug gegen eine kleine Menschensiedlung vor vielen Jahren erbeutet hatte. Der Truppführer mühte sich etwas, das schwere, starre Kleidungsstück aus Leder abzulegen. Auf den ersten Blick war es nicht zu erkennen, aber der Mantel war mehr als nur Schmuck. Denn in die Schichten aus schwarzem Leder waren dünne Streifen eines leichten Metalls eingearbeitet. Das verlieh ihm die Fähigkeit, den einen oder anderen Streich mit einer Klinge oder auch einen Bolzenschuss abzuwehren. Gegen einen kraftvollen Schlag mit einer Axt würde der Mantel allerdings nicht schützen.
Rohar legte das Kleidungsstück ab - und den Blick auf zahlreiche Narben und Tätowierungen an Armen und Schultern frei. Rituelle Tätowierungen und Narben, die jedem Greakar zeigten, dass Rohar ein erfahrener Krieger der Greakar war und wie viele Feinde er bereits getötet hatte. Der Rang des Truppführers stand ihm jedoch ins Gesicht geschrieben.
»Ah ...«, Aldrar brummte vor sich hin, als er sein Gesicht ganz nah an die Wunde brachte, »ja, da ist ein Bolzen vorbei gezischt. Du kannst froh sein, dass er nicht richtig getroffen hat oder vergiftet war.«
Rohar wollte gerade etwas erwidern, als die Paste seine Haut berührte. Der Truppführer zuckte zusammen. Rohar stöhnte und biss auf die Zähne. Die Wunde brannte wie flüssiges Feuer.
»Er hat es ja nicht einmal bemerkt.« Crows war ungesehen an Rohar und Aldrar herangetreten, als Rohar sich gerade eine bräunliche Scheibe, wie von einer Knolle geschnitten, zwischen die Zähne schob und kräftig kaute.
»Was ist das?«, fragte der Halbling mit einem Fingerzeig auf den kauenden Rohar.
»Peinwell«, antwortete Aldrar ausdruckslos für seinen Anführer. »Es ist ein Heilkraut, aber die Geistseher benutzen es auch für Rituale. Es hilft gegen den Schmerz, aber zu viel davon«, der Alte tat eine Geste an seiner Stirn, »verdreht dir den Verstand…« An Rohar gewandt, fuhr der alte Krieger fort. »Du musst vorsichtig damit sein, Rohar.«
Der musterte den Veteranen mit einem schwer zu deutenden Blick. »Es hilft mir«, sagte der Truppführer tonlos. Dann sah