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PAULZEIT. Roland Menzel
Читать онлайн.Название PAULZEIT
Год выпуска 0
isbn 9783738019810
Автор произведения Roland Menzel
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
sehen – ein Sonnenaufgang wie man Ihn sich wünscht, wenn man ihn sehen kann.
Gegen Mittag erkannte ich wieder den Tag und bemerkte was ich alles nicht eingepackt hatte, dies und das (15 Kilo max.!!), aber ein Wecker war eben nicht dabei!!
Ich muss was essen!
Mein Urlaubsgeld war bei 78 € plus 2 € Pfand, da stand mir die kulinarische Welt der Spanier nicht sonderlich offen.
Für das Frühstücksbuffet war es natürlich zu spät, aber 12:00 Uhr bis 13:30 Uhr, das schaffe ich. Ist erst 13:10 Uhr!
Also anstellen und warten, die Schlange verkürzte sich nur zäh. Ich war am Ziel, und das war Brot und Ketchup – noch mal Glück gehabt.
Hinter mir waren noch andere Hungrige und denen schien es gar nicht zu gefallen, dass ich ein Brot entführte.
Ich hörte hinter mir: Unverschämt, Lunchpaket und typisch deutsch. Im Augenwinkel erkannte ich noch, dass einige Hungrige mit Hotelangestellten sprachen und auf mich zeigten. Ich versteckte mein Brot und mich im Hotel-WC. Wie ich schnell hinter verschlossener Toilettentüre bemerkte, war hier ein reger Betrieb, doch wenn die Damen im richtigen WC waren, war ich wohl falsch. Ich entschloss mich einen Moment der Ruhe abzuwarten und dann raus hier, aufgefallen bin ich schon genug. Ich hörte Dinge und Laute, die ich nicht hören wollte. Mein Sinn für Erotik war eh angeschlagen, doch nun zerbrach er förmlich.
Gegen 15:00 Uhr wurde es ruhiger, und mein halbes Brot und ich huschten vom Damen WC schnellstens in den Aufzug.
Wieder auf meinem Balkon mit Zimmer angelangt, musste ich feststellen, dass die Putzfrau wohl mein Gemach besucht hatte. Das erkannte ich aber lediglich am neuen Toilettenpapier und der fehlenden 5 Liter Pfandflasche.
So, 78 € Restgeld und ein Stück Brot – der Tag war ja noch jung. Also, ab an den Strand. Mit putzen hatte meine Putze es wohl nicht so, aber meine Kleidung lag recht ordentlich angeordnet auf Tisch und Stuhl. Ich dachte, trotz meinem minimalem Urlaubsgeld, über ein Trinkgeld für die Putze nach, doch als ich feststellte, dass in meiner ordentlich gefalteten Jeans nur noch 48 € Urlaubsgeld waren, verwarf ich den Gedanken.
Urlaubstag 3, 17:00 Uhr, 48 €, Hunger und weder Pfand noch Wasser. Mehr und mehr dachte ich an meine Gefriertruhe voller Aldi- und Lidl Köstlichkeiten. Nur noch 2 Tage !
So, Badesachen eingepackt und los. Als ich an der Hotelbar vorbei kam, fiel mir auf, dass die Longdrinkschlange unter 20 Menschen war. Nach 20 Minuten war ich an der Quelle von All-In und bestellte zwei Sangria und zwei Lumumba. Plötzlich wurde es hinter mir lauter, und es wurde deutlich, dass die Aufregung mir galt. Das ist doch der unverschämte Kerl vom Mittagsbuffet, haut sich erst die Wampe voll und nimmt dann noch ein ganzes Brot mit und jetzt vier Getränke auf einmal. Man schubste mich ein wenig und richtete meinen Blick auf ein Schild in fünf
Sprachen:
„1 Person = 1 Getränk“.
„Ein Lumumba – bitte.“
„Un Euro.“
„Bitte?“
„Un Euro.“
„Ich habe ein ALL-IN Bändchen“.
„Pfand, un Euro.“
„Ah! Muss ich holen.“
„OK, Señor – Next!“
Die Schlange war nunmehr gewohnt lang und Alkohol war eh nicht mein Ding.Mehr als flüchtige Blicke verfolgten mich auf dem Weg zum Aufzug. Ich musste mir noch Wasser besorgen -9,20 €.
Auf meinem Balkon mit Zimmer angelangt bemerkte ich, dass ich meine Schwimmtasche an der Hotelbar vergessen hatte. Schnell wieder runter! Ich machte den Fehler, dass ich direkt zur Bar ging um, nach meiner Badetaschezu fragen. Die Menge wurde nervös und fixierte sich mehr und mehr auf mich.
Ich: „Badetasche vergessen.“
Die Menge:
„Schon wieder der unverschämte Kerl.
Säufer.
Fresssack.
Spanner.“
Oh, man hatte mich wohl doch auf dem Damen-WC gesehen.
Die Tasche war weg und ich wollte auch weg.
Holte mir noch meine 5-Liter-Ration Wasser für 9,20 €, Rest Urlaubskapital = 38,80 € + 2 € Pfand und wollte mich dann ein wenig zum Bingo gesellen.
Wenn man mich lässt.
20:00 Uhr, let's start Bingo.
Irgendwie wurde es ruhiger, als ich in die Bingo Gruppe kam.
Dass es an meinen Flecken oder meinem Outfit lag, war eine Möglichkeit, aber irgendwie hatte ich eher das Gefühl, dass man mich mittlerweile kannte. Fühlte mich missverstanden, aber die Menge hatte wohl ihre eigene
Meinung.
Ich konzentrierte mich aufs Spiel, denn es gab einen Fresskorb, Sekt, Freikarten für Strandgeschichten und Nippes.
Was ich in einem ständigem hin und her nutzte, war die freie Hotelbar, obwohl ich meinen Wasserkanister dabei hatte.
Beim achten Gläschen Mumba und ca. 30 Minuten Spielzeit war es so weit: BINGO! Ich hatte Bingo!
Dass meine Mitspieler nicht begeistert waren, war nicht überraschend für mich, aber ich hatte Ihn: den Fresskorb.
Zack nach vorne, einen ausgiebigen Drücker an die Spielleiterin, und schon glitten meine Zähne in die Salami. Den Korb fest umschlungen drang ich wieder und wieder in sie ein – in die Salami. Beim Weg zurück zu meinem Gewinnerplatz griff jemand meinen Arm und zog recht kräftig daran.
Die Spielleiterin war es, gab es noch mehr!?
Wusste man eventuell, dass ich Geburtstag hatte!?
Ihre zweite Hand ergriff meinen Fresskorb und der Gehilfe von diesem Fräulein hatte seine Hände um den Rest meiner Salami gekrallt.
„Ihnen fehlt die sechste Zahl, sie haben nur fünf!“ drang es an mein Ohr.
„Ja fünf, - wie sechs?“ stammelte ich. Selbstsicherheit sowie Unverständnis meinerseits konnte ich nicht wirklich vermitteln.
Die Menge begriff diese Situation sehr schnell und fügte sie in die Reihe der mich betreffenden optischen Täuschungen der letzten Tage.
Aus der ruhigen Seniorengruppe wurde ein wilder Pöbel, der nach Selbstjustiz lechzte. Die Menge war variabel in ihrer Wut: Spanner, Säufer, Fresssack, Dieb, Betrüger usw.
Die Spielleiterin und ihr Gehilfe zogen mich auf die Bühne und hielten die Bingomonster von mir fern. Vor dem Mikrofon erklärte man der übertrieben aggressiven Menge, dass ich die Wurst bezahlen werde
und eine neue Runde gespielt würde. Nach einigen lieblosen Zurufen beschloss man, mich aus Sicherheitsgründen vom weiteren Spiel auszuschließen.
Das war in meinem Interesse. Irgendwie sah ich in Anwesenheit des Mikrofons die Möglichkeit mich zu erklären.
Acht Lumumba hätte ich wohl zu schnell getrunken und die Geschichte auf der Damentoilette könne ich erklären.
Oh, oh – das war wohl noch nicht allen bekannt.
Die Menge übertönte weitere Versuche meiner Rechtfertigungen und bewies, dass auch älteren Menschen die Zielgenauigkeit mit Dekokram und Müllzeug nicht verloren hatten.
Also nix wie weg!
Noch 12,80 € für die Knoblauchwurst an die Spielleiterin übergeben. Hatte nur einen Zwanziger und Wechselgeld war irgendwie in weiter Ferne, also Dankeschön und tschö.
Da man von der Bar aus auch geworfen hatte, beschloss ich dort, wenigstens heute Abend, nicht mehr