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unter der ozeanischen Kruste in einer Tiefe von 9 Kilometern und unter der terrestrischen Kruste in einer Tiefe von 35 bis 65 Kilometern. Wenn hier das Magma bei 1.200 Metern liegt, befindet sich das flüssige Gestein bereits in einer aufgestiegenen Magmakammer. Bevor sich ein Vulkan neu bildet, steigt zunächst Magma im Festgestein auf und bildet diese Kammer. Das Festgestein wird quasi weggeschmolzen. Magma kann auch an Klüften aufsteigen. Jeder Vulkan besitzt eine Magmakammer. Wenn ich mit dieser Nachricht zu anderen Geologen gehe, halten die mich für verrückt. Der Rheingraben ist inaktiv, da rührt sich nichts mehr, haben wir in der Universität Freiburg damals gelernt. Vielleicht ist der Rheingraben wieder aktiv? Wenn ich das der gesamten Geologenschaft erzähle, mache ich mich möglicherweise zum absoluten Deppen. Ich muss erst einmal die Lage beobachten. Außerdem werde ich einen Seismografen organisieren und in Lahr installieren. Ein Seismograf zeichnet Erdbebenwellen auf, die von sich aneinander bewegenden Erdplatten hervorgerufen werden. Auch bei Vulkanausbrüchen gibt es häufig vorangehende kleine Erdbeben. Bevor ich nicht hundert Prozent sicher bin, werde ich mit niemandem über das Thema reden. Nicht mit den Arbeitskollegen, nicht mit Anna oder sonst jemandem. Nur meinem Hund Alpha kann ich vorerst etwas anvertrauen.

      Ich fahre von Freiburg zu Anna nach Ihringen. Ich muss erst mal von meinen Gedanken herunterkommen, sonst werde ich noch verrückt. Anna wohnt in einer exklusiven Eigentumswohnung. Ihre zwei Kinder mit den Namen Holger und Franziska öffnen mir die Tür. Der Junge ist acht Jahre und das Mädchen vier Jahre alt. Holger hängt an mir und Franziska betrachtet mich als Konkurrenz. Sie möchte gerne ihre Mutter allein für sich haben. Wenn das mal alles so einfach wäre im Leben.

      Um 20 Uhr bringt Anna ihre Kinder ins Bett, was sich immer schrecklich lange hinzieht, weil die Kinder nicht brav im Bett bleiben. Um die Zeit zu überbrücken, schalte ich mir den Fernseher an. Alpha liegt zu meinen Füßen.

      Bis 22 Uhr können wir uns nicht zurückziehen, weil die Kinder immer wieder auftauchen. Doch dann haben wir freie Bahn und gehen rasch ins Bett. Anna zieht sich blitzschnell aus und wir machen es in allen nur möglichen Variationen, bis wir nicht mehr können. Erschöpft schlafen wir ein.

      4. Kapitel

      Um fünf Uhr schlafe ich noch tief und fest. Doch dann merke ich halb wach, dass mir Anna einen bläst. Das macht sie jeden Morgen, wenn ich bei ihr übernachte. Sie ist der Meinung, dass der morgendliche Sex am schönsten ist. Quasi eine Pflichtübung, sonst gelingt der Tag nicht. Ihre Aktion bewirkt bei mir eine stramme Erektion, sie besteigt mich und reitet auf mir bis sechs Uhr. Dann steht sie auf, weckt die Kinder und bereitet das Frühstück. Anschließend geht sie ins Badezimmer und tunt sich fürs Büro sexy auf. Der Sohn Holger geht selbstständig in die Schule und die Tochter Franziska wird in Eile zur Kita gebracht, bevor sie zur Arbeit nach Breisach fährt. Meistens schreit die Tochter am Morgen, weil sie sich nicht anziehen mag. Sie will ihre Mutter in die totale Verzweiflung treiben.

      Ich schlafe nach unserem morgendlichen Akt zufrieden wieder ein und stehe erst um 6:30 Uhr auf. Dann trinke ich einen Kaffee mit Milch, rauche auf ihrer Terrasse eine Zigarette, gehe ins Badezimmer zum Duschen, esse zwei Brötchen mit Marmelade und fahre dann nach Breisach ins Büro.

      Nach einem Jahr mit Anna sehne ich mich nach etwas anderem. Bevor unsere Geschichte eine feste Beziehung wird, werde ich mir etwas Neues suchen. Oder ist das schon eine feste Beziehung? Solche Prozesse können auch schleichend vonstattengehen.

      Vom gestrigen Erlebnis mit der von mir vermuteten Magmakammer erzähle ich im Büro niemandem etwas. Die Geschichte beschäftigt mich. Ich schaue mir einige meiner Geologie- und Vulkanologie-Bücher an, die ordentlich, aber etwas eingestaubt in meinem Büroregal stehen.

      Gegen Mittag verlasse ich das Büro und fahre nach Freiburg in ein mir bekanntes Ingenieurbüro für Geophysik. Die haben unter anderem auch Seismografen, die man mieten oder kaufen kann. Ich miete mir für ein paar Wochen einen solchen und fahre schnurstracks zur Baustelle nach Lahr. Mithilfe des Bohrmeisters baue ich das Gerät in einem abschließbaren Baucontainer auf, damit es nicht durch Vandalismus zerstört wird. Der Bohrmeister wundert sich zwar über das neue Messgerät, stellt aber keine dummen Fragen. Ich stelle das Gerät um 15 Uhr an und ab jetzt werden sämtliche Erderschütterungen aufgezeichnet. Die ersten zehn Minuten beobachte ich das Gerät, ob die Nadel etwas anzeigt. Aber der Seismograf zeigt nur eine gerade Linie, was bedeutet, keine seismischen Aktivitäten.

      Von Lahr aus fahre ich weiter nach Karlsruhe in ein Kongresszentrum. Ich beabsichtige, mir einige Fachvorträge über geothermische Energiegewinnung anzuhören. Ich lasse Alpha im Auto und laufe in einen großen Hörsaal. Die meisten Vorträge sind sehr interessant und für meine berufliche Weiterbildung sehr wichtig. Es gibt aber auch Beiträge, die bei den Zuhörern wie eine Packung Baldrian wirken.

      In einer Vortragspause hole ich mir einen Milchkaffee und stelle mich an einen runden Stehtisch. Plötzlich gesellt sich eine blonde Frau zu mir und stellt ihren Kaffee auf den gleichen Tisch. Sie sieht sehr gut aus, ist schätzungsweise 35 Jahre alt, hat stechend blaue Katzenaugen, schaut etwas nervös und erscheint mir etwas unruhig sowie angespannt.

      „Darf ich mich bei Ihnen dazustellen?“, fragt sie mich.

      „Ja, natürlich!“

      „Wie finden Sie die Vorträge?“ erkundigt sich die Blondine.

      „Sehr gut! Man erfährt hier die aktuellen Neuigkeiten in der Geothermie. Kann man gut für den Job verwenden!“

      „In welcher Firma arbeiten Sie?“, fragt sie.

      „In der Geothermie Ingenieur GmbH!“

      „Sind Sie Geologe?“, fragt die Dame weiter.

      „Ja!“

      „Ich auch“, lächelt sie.

      „Dann sind wir ja beide Geologen!“

      „Es sieht so aus“, meint sie und trinkt von ihrem Kaffee.

      Die fremde Frau lächelt mich mit ihren blauen Katzenaugen an. Wir tauschen unsere Visitenkarten aus. Ich muss irgendwie reagieren, sonst ist es zu spät. Ich muss sie unbedingt näher kennenlernen.

      „Haben Sie Lust und Zeit, heute Abend hier in Karlsruhe mit mir essen zu gehen?“, frage ich sie mutig.

      „Ja, das ist eine sehr gute Idee.“

      „Super, dann treffen wir uns nachher wieder hier, wenn die heutigen Vorträge zu Ende sind“, schlage ich begeistert vor.

      „Okay! Machen wir!“

      „Bis nachher“, sage ich.

      „Bis nachher!“

      Darauf gehe ich wieder zurück zu meinem Platz und schaue mir in Ruhe ihre Visitenkarte an. Sie heißt Luise und arbeitet in einem Ingenieurbüro in Karlsruhe. Was für eine tolle Frau! Ich bin kaum noch in der Lage, den weiteren Vorträgen zu folgen. Es ist absolut super, dass sie tatsächlich mit mir nachher in ein Restaurant geht.

      Als der letzte Vortrag beendet ist, gehe ich zurück zu dem Stehtisch. Luise wartet schon auf mich. Wir fahren mit meinem Auto in die Innenstadt von Karlsruhe und finden ein nettes Restaurant. Wir entscheiden uns für einen Tisch am Fenster und setzen uns gegenüber, sodass ich ihr gut in die Augen schauen kann.

      „Wollen wir uns duzen?“, frage ich.

      „Ja, natürlich! Ich heiße Luise.“

      „Und ich Max. Die Vorträge waren ganz gut!“, beginne ich die Konversation.

      „Ja, sehr interessant!“

      „Arbeitest du auch in der Geothermie?“, frage ich.

      „Meine Arbeitsbereiche sind die Geothermie und der Boden- und Grundwasserschutz.“

      „Aha, und dein Ingenieurbüro ist in Karlsruhe?“, will ich wissen.

      „Ja, ich habe in Karlsruhe eine kleine Wohnung gemietet. Ich bin immer von Montag bis Freitag hier in der Stadt. Am Freitag fahre

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