Скачать книгу

spät dran.

      Auch Leonies Mutter machte sich fertig zum Gehen. Als Leonie ihr vorbereitetes Frühstücksbrot in die Brotbox packte und diese in die Seitentasche ihre Schulrucksacks schob, kam sie, bereits fertig angezogen, aus dem Wohnzimmer, ermahnte Leonie noch einmal dass sie nicht so lange trödeln sollte, wünschte ihr viel Spaß in der Schule und eilte dann ebenfalls hinaus.

      Leonie war es ganz recht, dass sie meistens alleine frühstücken musste. Kurz nach dem Aufstehen hatte sie meistens eher schlechte Laune.

      Ihr Vater bezeichnete sie regelmäßig als Morgenmuffel.

      Sie mochte es nicht, wenn man sie beim Frühstück ansprach oder in ein Gespräch verwickeln wollte. Ihre Freude am Reden erwachte erst, sobald sie in der Schule ankam und ihre Freunde sah.

      Außerdem war sie dann bereits ein wenig gelaufen und nicht mehr so verschlafen.

      Ihr Frühstück stand fertig zubereitet, mit einem Teller abgedeckt, auf dem Tisch.

      Mhh, lecker. Pfannkuchen.

      Normalerweise gab es morgens keine Süßigkeiten, aber da ihre Mutter am Vortag eine Geburtstagsfeier im Büro hatte und massenhaft Kuchen und Gebäck übrig war, was der Chef an alle Mitarbeiter verteilt hatte, war das heute eine Ausnahme und zur Abwechslung gab es einmal kein normales Brot oder Müsli, sondern eine Tasse Kakao und dazu einen super weichen, mit Erdbeermarmelade und Zuckerguss glasierten Pfannkuchen.

      So machte frühstücken Spaß.

      Für die Schule hatte die Mutter ein normales belegtes Brot mit einem halben Apfel und einigen Gurkenscheiben eingepackt, doch jetzt würde sich Leonie erst einmal über die süße Überraschung freuen.

      Genüsslich kauend schielte sie auf die moderne Küchenuhr. Anstelle von Zeigern schwebten kleine Tassen über die Stellen, an der für gewöhnlich Zahlen aufgedruckt waren. Das Ziffernblatt dieser Uhr wurde von kleinen runden Bildern, die die verschiedensten Gerichte zeigten, verziert.

      Früher hatte Leonie Probleme gehabt, die Zeit an dieser seltsamen Uhr abzulesen, jedoch war es ganz einfach, nachdem sie verstanden hatte welche Tasse welchen Zeiger darstellte und an welcher Stelle sich für gewöhnlich welche Zahl befand.

      Mittlerweile wusste sie, zu welcher Uhrzeit die Zeiger auf den verschiedenen Bildchen standen.

      Noch musste sie sich nicht beeilen, es war erst 7.25 Uhr. Also noch 35 Minuten bis Schulbeginn.

      Sie schleckte den letzten Rest Kakao aus ihrer Tasse, zog sich die Straßenschuhe an, schnappte ihre Jacke, setzte den Rucksack auf und zog die Tür hinter sich ins Schloss.

      Mit ihren Eltern hatte sie vereinbart, dass sie immer einmal abschließen sollte, wenn sie als Letzte aus dem Haus ging.

      Schon oft hatte sie dies vergessen und wurde von ihrer Mutter deshalb häufig diesbezüglich ermahnt.

      Auch heute dachte sie erst wieder im letzten Moment an das Abschließen, schnappte schnell ihren Schlüssel, drehte ihn eine Runde im Schloss, bis es klack machte und hängte sich ihr Schlüsselband danach um den Hals, damit sie ihren Haustürschlüssel nicht verlieren konnte.

      Eigentlich fand sie das ja kindisch, aber einmal hatte sie ihn in die Seitentasche ihrer Schultasche gepackt und zuhause erschrocken überall danach gesucht und schon Angst bekommen, sie hätte ihn unterwegs verloren, weil sie schlichtweg vergessen hatte, dass er sich ausnahmsweise in ihrer Tasche und nicht am Band um ihren Hals befand. Seit diesem Schock hängte sie ihn sich lieber wieder um.

      Immerhin konnte sie ihn problemlos unter ihr T-Shirt schieben. So sahen die Mitschüler es nicht.

      Als sie das Klassenzimmer exakt 20 Minuten vor 8 Uhr betrat, saß Amanda, wie so meist, bereits auf ihrem Platz und hatte das Geschichtsbuch aufgeschlagen. Als sie Leonie bemerkte, strahlte sie und schlug das Buch zu.

      "Na endlich, ich hatte schon gedacht, ich müsste ewig auf dich warten. Aus lauter Verzweiflung habe ich schon angefangen in den Schulbüchern zu blättern. Ist das nicht schrecklich?"

      Sie lachte und umarmte Leonie. Sie begrüßten sich jeden Morgen mit einer Umarmung.

      Noch war das Klassenzimmer leer, also stand einem gemütlichen Gespräch nichts im Wege und Leonie ließ ihre Tasche neben den Tisch sinken und setzte sich auf ihren Platz.

      "Und, meinst du deine Mutter hat heute gute Laune? Dann könnten wir vielleicht nach der Schule mit ihr reden, wegen unserem Campingausflug."

      Amanda zuckte die Schultern.

      Zu beurteilen, wann Frau von Kupferstein gute Laune hatte, war schier unmöglich.

      "Ich denke, wir versuchen es einfach." Schlug sie daher vor und Leonie nickte.

      Besser etwas früher, dann hätten sie noch genug Zeit um den Rest der Woche zu betteln, sollte Frau von Kupferstein ihre Zustimmung verweigern.

      Leonie informierte Amanda über ihre Idee, dass sie ja auch Annika einladen konnten, doch Amanda zeigte sich zuerst gar nicht erfreut. "Wieso ausgerechnet die? Die ist doch komisch. außerdem hat bisher keiner von uns mit ihr geredet."

      Leonie wiegte den Kopf hin und her. "Schon, aber das lässt sich ja nachholen."

      Amanda sagte nichts, sondern seufzte bloß. Naja, wieso nicht. Vielleicht war die Neue ja doch nicht so Übel.

      Dann fügte sie hinzu. "Aber du fragst."

      Leonie grinste. Selbstverständlich würde sie sie fragen. Allerdings war sie erleichtert, da Amanda nun ihr okay zu Annikas Teilnahme gegeben hatte.

      Die Mädchen tauschten sich noch eine Weile über alle möglichen Dinge aus, dann begann sich das Klassenzimmer langsam zu füllen. Zuerst kamen nur vereinzelte Schüler an, dann kleine Grüppchen aus 3 oder 4 Personen.

      Irgendwann, etwa 10 Minuten vor Stundenbeginn, betrat auch Annika den Raum.

      Heute trug sie ihr recht langes, karamellbraunes Haar nicht offen, sondern zu einem strengen Dutt zurückgebunden, wodurch sie gleich mindestens 2 Jahre älter aussah.

      Amanda grummelte. Konnte die sich nicht einfach wie alle anderen auch anziehen?

      Anstelle des Faltenrockes trug Annika eine marineblaue, perfekt passende Jogginghose. Die Bluse hatte sie gegen ein grünes Top mit Spaghettiträgern eingetauscht und statt der Riemchensandalen hatte sie nun neongelbe Turnschuhe an den Füßen.

      Ein Outfit, mit dem sie vielleicht zum Sportunterricht gehen konnte, aber doch nicht in eine Geschichtsstunde.

      Dieses Mal musste Leonie Amanda recht geben, Annikas Outfit war wirklich nicht ganz passend für die Schule. Aber immerhin sah sie darin weniger überheblich aus.

      Ohne etwas zu sagen steuerte Annika ihren Platz an, zog die Schulmaterialien aus der Tasche und legte alles fein säuberlich auf ihre Hälfte der Schulbank.

      Kurz darauf erschien Frau Behrens im Raum und wartete, bis auch die Letzten an ihren Plätzen angekommen waren und die Sachen für die Geschichtsstunde aus ihren Taschen geholt hatten.

      Pünktlich mit dem Klingelzeichen stand sie vom Lehrertisch auf, trat vor die Klasse und klatschte in die Hände, um die Aufmerksamkeit ihrer Schüler zu bekommen.

      Bevor sie mit dem Unterricht begann, hatte sie eine Ansage zu machen.

      Die Gespräche wurden murrend eingestellt und die Schüler sahen, mehr oder weniger erwartungsvoll, zu Frau Behrens.

      "Bevor wir uns heute dem frühen Mittelalter zuwenden, möchte ich euch etwas vorschlagen. Bitte schreit nicht sofort alle durcheinander, sondern lasst mich erklären und stellt danach, schön der Reihe nach, eure Fragen."

      Sie lief vor der Tafel auf und ab und erzählte den Schülern, dass in der Nachbarschaft am Ende der Woche die neue Eishalle eröffnet werden sollte und Schulklassen, natürlich mit vorheriger Anmeldung, die Möglichkeit hatten, die Eisfläche für ganze 2 Stunden kostenlos zu besuchen.

      Nun lauschte die Klasse gespannt.

Скачать книгу