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Wie im Paradies. Klaus Melcher
Читать онлайн.Название Wie im Paradies
Год выпуска 0
isbn 9783742708748
Автор произведения Klaus Melcher
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
An einer der vielen Türen blieb sie stehen und schloss auf.
„Bitte!“
Sie ließ Fromm eintreten.
„Ich hoffe, es gefällt Ihnen. Wir haben schon Ihre persönlichen Dinge eingeräumt.“
Sie ließ ihren Blick durch das Zimmer schweifen, als wollte sie sich davon überzeugen, dass auch alles da wäre.
Sie schien zufrieden.
Ein kurzes Nicken in Richtung ihres neuen Gastes, und sie ging.
„Soll ich Ihnen beim Auspacken Ihrer Koffer helfen, oder möchten Sie erst noch ein wenig ausruhen, bevor es das Mittagessen gibt? Ich würde dann am Nachmittag kommen, wenn Sie es wünschen.“
Fromm war einverstanden.
Obgleich er auf dem Weg geschlafen hatte, hatte ihn die Fahrt doch angestrengt.
Ein wenig Ruhe würde ihm gut tun.
Das Zimmer, Appartement war wirklich stark übertrieben, war alles in allem vielleicht dreißig Quadratmeter groß, gemessen an seiner Altbauwohnung in der List zwergenhaft.
Man betrat es durch einen Flur mit einer Art Teeküche. Ein Zweiplattenherd mit untergebautem Kühlschrank, eine Spüle, ein Hängeschrank von gleicher Breite und ein schmaler Hochschrank, das war es, aber immerhin, es war wenigstens etwas.
Der Hängeschrank enthielt, soweit er so schnell sehen konnte, zwei Gedecke, einige Gläser und eine Kasserolle.
Der Kühlschrank war vergleichsweise üppig bestückt: je zwei Fläschchen Piccolo und Bier, einige Flaschen Saft und Mineralwasser, ein Becher Joghurt.
Auf der anderen Seite des Ganges befand sich das recht geräumige Duschbad, natürlich behindertengerecht ausgestattet, mit einer schönen großen Dusche mit Glastrennwand, Toilette mit Aufsatz und Waschbecken. Den Aufsatz würde er ablehnen. Schließlich konnte er sich noch ohne große Schwierigkeit setzen.
Gerne hätte er die verschiedenen Strippen abschneiden lassen, die überall an den Wänden herunterhingen, doch die sollten wohl der Sicherheit dienen und würden bleiben müssen.
Der Wohnraum war etwas gewöhnungsbedürftig.
Eine Wand nahmen das Bett, seine Kommode und ein Kleiderschrank aus dem Bestand des Hauses ein. Vor dem großen Fenster gruppierten sich sein geliebter Ohrensessel und zwei kleinere wohl auch hauseigene Sessel um einen kleinen runden Couchtisch.
Recht unmotiviert wirkte der quadratische Tisch an der dritten Wand nahe dem Fenster. Viel machen konnte man an ihm nicht, vielleicht einmal eine Kleinigkeit essen, die man sich in der Teeküche aufgewärmt hatte, oder eine Tasse Kaffee trinken. Mehr ganz sicher nicht.
In der Mitte der dritten Wand, der Kommode gegenüber, stand sein Lieblingsstück, sein Sekretär.
Wenigstens den hatte man ihm gelassen! Und ihn anständig gestellt.
Seine Bilder hatte man noch nicht aufgehängt. Sie standen aufrecht gestapelt in einem Bananenkarton. Man wollte ihm wohl die Freiheit gewähren, sie nach seinem Geschmack zu platzieren. Hammer, Zange und eine Handvoll Nägel lagen auf dem Tisch.
Es klopfte.
„Herein!“
Die nette Schwester, die ihn empfangen hatte, öffnete vorsichtig die Tür und schob ihren Kopf herein.
„Haben Sie alles gefunden?“
Was er gefunden haben sollte, wollte er fragen, doch er ließ es. Sie hatte keine derartige Unhöflichkeit verdient. Und mit dem Personal sollte man sich besser gut stellen.
Ob sie ihn in den Speisesaal führen dürfte, fragte sie, nachdem er ihre erste Frage einfach überhört hatte, und zauberte ein hinreißendes Lächeln auf ihr Gesicht.
Alexander Fromm war knurrig und schlecht gelaunt. Er hasste dieses Haus, das er nicht kannte, er hasste es, wie ein Tattergreis behandelt zu werden, er hasste es, von seinem eigenen Sohn abgeschoben worden zu sein, auch wenn das Haus sicher nicht das schlechteste war.
Er hasste einfach alles!
Aber da war auch diese nette Schwester, die ihn schon beim Empfang an die Hand genommen hatte, ihn wie selbstverständlich in sein Zimmer geführt hatte, die ihm nicht mit irgendwelchem dummen Geplapper auf die Nerven gefallen war, die sich diskret zurückgezogen hatte, um ihm Zeit für sich zu geben, und jetzt wieder da war und ihm anbot, ihn in den Speisesaal zu führen.
Trotzdem, er wollte nicht, war bockig. Und doch ließ er es zu, dass sie seinen Arm fasste und ihn ungeheuer sanft den Flur entlang führte. Ihr Druck war kaum zu spüren, fast nur eine leichte Berührung, von der er sich jeden Augenblick befreien könnte, wenn er es nur wollte.
Doch er wollte es nicht.
Im Gegenteil, er genoss es, an ihrer Seite zu gehen.
„Möchten Sie lieber den Aufzug oder die Treppe nehmen?“, fragte sie und ließ ihm Zeit zum Überlegen. Sie schien unendlich viel Zeit zu haben.
„Kommen Sie, den Blick von hier oben in die Halle sollten Sie sich gönnen“, sagte sie, als er noch unentschlossen war, und führte ihn an ihrer leichten Hand zu der breiten Treppe, die in die Eingangshalle führte.
Es war eigenartig, aber von hier oben wirkte die Halle viel größer, viel edler als von unten, als er sie das erste Mal betreten hatte.
„So, da wären wir“, flüsterte sie und öffnete die Glastür zum Speisesaal.
Der Speisesaal vermittelte noch ganz den Glanz der vergangenen Jahrhunderte.
Üppige Lüster hingen von der hohen Decken und ließen den Saal in sanftem Licht erstrahlen. Überall an den Wänden, die von alten Tapeten mit Jagdmotiven oder galanten Szenen geziert wurden, brach sich das Licht der vielen Kristalle.
Auf dem edlen Parkett waren Tische und Stühle, Fromm vermutete Chippendale, zu Gruppen zusammen gestellt, alle weiß eingedeckt.
Vor den Fenstern, die fast bis an den Boden reichten, hingen luftige, fast transparente Vorhänge und bewegten sich leicht, wenn jemand an ihnen vorbei ging.
An einer Längsseite hatte man Nischen aus Blumenkübeln und niedrigen Bücherregalen gebildet, in denen Vierertische mit leichten Sesseln aufgestellt waren, eigentlich eine Platzverschwendung, die man aber jederzeit korrigieren konnte.
Hierher konnte man sich nach der Mahlzeit für eine Tasse Kaffee zurückziehen.
Die Schwester führte Fromm, immer noch sanft seinen Arm haltend, quer durch den Raum und hielt erst am linken oberen Rand des zweiten Achtertisches an.
„Das wäre Ihr Platz“, lächelte sie.
Er war froh, dass ihn niemand besonders beachtete.
Er fühlte sich fremd, irgendwie sinnlos in diesem Raum, auch wenn er sich Mühe gab, einladend zu wirken.
Er hatte keinen Hunger.
Das letzte Essen lag ihm immer noch wie ein Stein im Magen, und er konnte sich nicht vorstellen, jemals wieder Hunger zu haben.
Jedenfalls nicht hier!
Er hatte etwas ganz Anderes erwartet. Einen Speisesaal mit dem Jugendherbergscharme der Neunziger, mit resopalbedeckten Tischen, damit man die Saucenflecken leichter beseitigen und das Gemüse ohne Schwierigkeit in die Schüssel zurückfüllen konnte.
Und mit Stühlen, nicht gerade einem Ausbund an Komfort. Helle Kiefernholzbeine wurden zusammengehalten durch rote Plastiksitze und Rückenlehnen, alle abwaschbar und stapelbar. Er hatte solche Stühle mal in dem Katalog eines großen Möbelhauses gesehen, und die hatte er hier erwartet.
Diese Einrichtung passte nicht zu seiner Erwartung, und im Augenblick