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Ab heute ohne mich. Tina Engel
Читать онлайн.Название Ab heute ohne mich
Год выпуска 0
isbn 9783742798800
Автор произведения Tina Engel
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
„ Ach ja?“ fragte sie anzüglich und nippte an ihrem Glas.
Er beugte sich leicht zu ihr und gestand ihr leise: „Ich habe gehofft, dich hier wiederzusehen.“
Lisa wich ein Stück zurück. „Na gut, nun hast du mich gesehen… dann bis zum nächsten Mal.“ Sie drehte sich um und tat, als wollte sie ihn stehen lassen. Prompt griff er nach ihrem Arm. „Bitte bleib“, flehte er leise. Dann raunte er ihr zu: „Du bist die heißeste Person des ganzen Abends.“ Er fächelte sich Luft zu und grinste nun wieder.
Sie trat einen Schritt auf ihn zu, um nicht so laut reden zu müssen: „Wenn dich einer hören würde…“ Sie lächelte verschmitzt.
„ Dann lass uns mal schnell das Thema wechseln“, tat er ängstlich und sah sich um.
Lisa musste arg aufpassen, dass sie nicht zu offensichtlich mit ihm flirtete. Dennis war hier irgendwo in greifbarer Nähe. Er sollte keinen Grund haben, einen Verdacht zu schöpfen.
Lisa stieß mit ihrem Glas an Ralfs Bierflasche: „Auf unser Wiedersehen!“
„ Auf uns…er Wiedersehen.“ Er liebte diese Wortspielchen, mit denen er ihr sagen konnte, was er dachte.
Sie stupste ihm mit ihrer anderen Hand vor die Brust: „Mann, jetzt bleib mal sachlich.“
„ Ach ja? Und dann?“ grinste er verstohlen. Dann flüsterte er dicht an ihrem Ohr. „Würdest du mich echt nicht von der Sofa-Kante schubsen?“
„ Wer weiß?“ entgegnete sie geheimnisvoll. Allein die Vorstellung, mit ihm auf einem Sofa eins zu werden, weckte Erinnerungen, die sie tief in ihr Innerstes verbannt hatte. Langsam wurde es ihr in seiner Nähe zu heiß. Sie brauchte Abstand, um den Anstand wahren zu können. Suchend schaute sie sich um und checkte, wer alles in diesem Raum war und wen sie davon kannte.
Sie entdeckte eine Freundin und brauchte gar nicht lang nach einer Erklärung zu suchen, da Ralf in diesem Moment verständnisvoll meinte: „Geh ruhig zu ihr, sonst wachsen wir noch zusammen… obwohl... die Vorstellung könnte mir gefallen“, lechzte er leise. Doch als er sah, wie sie seufzend die Augen verdrehte, ließ er sie gehen. „Ich hoffe, wir sehen uns später noch.“
Lisa legte kurz ihre Hand auf seinen Arm: „Ganz bestimmt.“ Jede noch so kurze Berührung seiner Haut tat unheimlich gut, doch im nächsten Moment rissen sie alte Wunden wieder auf.
Sie gesellte sich zu der erspähten Freundin, begrüßte diese herzlich. Schon vertieften sie sich in ein Gespräch über ihre Jobs. Sie arbeiteten beide in der gleichen Anwaltskanzlei, hatten genug Stoff zum Erzählen, Lästern und Feixen.
Es wurde Mitternacht. Alle versammelten sich draußen im Garten und stießen lauthals auf Leo an. Dabei ging im Garten ein kleines Feuerwerk los.
Ein paar Minuten später wurde Leo von drei Mädchen entführt. Wohin, war leicht zu erraten. Leo lebte ziemlich zentral in der Stadt. Nicht weit von seinem Haus war das Rathaus.
Leo musste die extra für ihn hübsch hergerichtete Treppe fegen. Dabei wurde er von vielen seiner Gäste umringt und tatkräftig angefeuert.
Unter den johlenden Zuschauern fanden sich auch Lisa und Ralf wieder. Kräftig feuerten sie den armen Leo mit an, der eine Menge Schutt zusammenzukehren hatte. Er hatte die richtige Frau noch nicht gefunden, das musste er nun ausbaden.
Irgendwie konnte er einem schon leid tun. Doch er nahm es mit Humor und war auch hier um seine üblichen, schlagfertigen Sprüche nicht verlegen.
Lisa war mehr zufällig nach und nach in eine dunkle Ecke neben der Treppe gerückt und beobachtete das Szenario von dort aus, als sie plötzlich an der Hand gefasst und fortgezogen wurde. Weiter ins Dunkel hinein.
Ihre feine Nase erkannte sein Aftershave – es war Ralf.
„ Was machst du?“ fragte sie leise.
„ Psst“, bekam sie nur zu hören. Schon folgte sie ihm in eine dunkle Seitengasse. Dort zog sie ihre Hand zurück, als hätte sie sich an ihm verbrannt. Sie lehnte sich mit dem Rücken gegen die Hauswand und seufzte. „Das ist keine gute Idee.“
Er trat zu ihr. „Ich kann nicht anders.“ Aber statt sie zu küssen, stemmte er nur die Hände links und rechts neben sie gegen die Wand und sah sie an. Dicht war sein Gesicht dabei über ihrem. Um sie herum war es stockdunkel, doch Lisa spürte seinen Atem, seine unmittelbare Nähe. Die Luft zwischen ihnen knisterte förmlich.
Leise fragte er: „Bist du glücklich mit ihm?“
„ Was möchtest du hören? Ein Nein? Soll dann alles wieder von vorn losgehen? Hast du vergessen, auf was wir uns vor knapp zwei Jahren geeinigt haben?“
„ Es vergeht kein Tag, an dem ich nicht daran denke.“
„ Und was ist mit Lara? Ich kann dich genauso fragen – bist du glücklich mit ihr?“ Ihre Stimme hatte einen bitteren Klang.
„ Sie hat sich verändert, seit das mit dem Baby passiert ist.“ Aus seiner Stimme klang Enttäuschung.
„ Liebst du sie noch?“ hakte Lisa vorsichtig nach. Vielleicht konnte sie ihn damit von einer Dummheit abhalten.
Erst nach einer Weile meinte er leise: „Ich hab mich an sie gewöhnt, sie gehört irgendwie zu meinem Leben dazu…“
„ So geht es mir mit Dennis auch“, dachte sie halblaut und senkte den Kopf. Dann hob sie ihn wieder, entschlossen sagte sie nun: „Komm, lass uns zu den anderen zurückgehen.“ Doch kaum hatte sie es ausgesprochen, lag sie auch schon in seinem Arm und fühlte seinen weichen, warmen Mund auf ihrem. Einen Moment lang war sie ihm ergeben, Erinnerungen wurden wach. Erinnerungen an eine Zeit, in der die Schmetterlinge wild in ihrem Bauch herum geflattert waren. An eine Zeit, in der sie sich von einem heimlichen Treffen zum nächsten gefiebert hatten und es kaum erwarten konnten, sich wiederzusehen.
Schlagartig besann sie sich. Es fiel ihr unendlich schwer, doch schließlich schaffte sie es, sich von ihm zu lösen. Noch einmal meinte sie: „Lass uns gehen.“ Zur Bestärkung ihres Satzes ging sie langsam ein paar Schritte voraus.
Ralf holte sie ein. „Sorry.“
„ Schon gut.“
Für den Rest des Abends ging sie ihm aus dem Weg.
Es war schwer, seine Gegenwart zu ertragen, zu groß war die Sehnsucht nach seiner Nähe, seinen Berührungen, nach mehr.
Also suchte sie bald Dennis auf und sagte ihm, dass sie heimfuhr. Als er nach dem Warum fragte, gab sie vor, dass ihr die Bowle wohl nicht bekommen sei.
„
Dein Magen ist doch sonst nicht so empfindlich“, versuchte er es mit einem Lächeln, ließ sie dann jedoch gehen. Er selbst wollte noch