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Mitgefühl kann tödlich sein. Henning Marx
Читать онлайн.Название Mitgefühl kann tödlich sein
Год выпуска 0
isbn 9783742760906
Автор произведения Henning Marx
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
Ihr Mann lächelte sie an: »Wenn wir hier nicht am Strand wären, würde ich dieses verführerische Geschenk auf der Stelle auspacken.«
»Soso, dann wollen wir dem Herrn doch noch ein wenig Vorfreude gönnen. Wo ist nun mein Cocktail?« Elegant streckte sie einen Arm nach ihm aus und ergriff das Glas. »Danke.«
Thomas Sprengel legte sich ebenfalls wieder in seinen Liegestuhl, während seine Frau an ihrem Getränk nippte, das angenehm erfrischend wirkte.
»Du solltest aber nicht zu lange in der Sonne bleiben«, gab er sich noch nicht geschlagen.
»Ich weiß es durchaus zu schätzen, dass du mich anziehend findest, mein Lieber«, schmunzelte sie, während sie seine Haare kraulte.
»Schau mal, wie der Segler dahinten schön am Wind liegt«, machte Lene Thomas auf ein großes Segelboot aufmerksam, dessen eleganter Rumpf und Segel in der Sonne schneeweiß leuchteten. Die Yacht glitt bei halbem Wind nur etwa eine halbe Meile lautlos vor ihrem Strand entlang.
»Sieht schon schick aus«, musste er ihr zustimmen. »Vielleicht sollten wir das auch mal ausprobieren?«
»Ja, wenn ich mir das so überlege, warum nicht? Segeln ist bestimmt nett«, nahm Lene den Gedanken gerne auf.
»Ich werde mal nach einer Segelschule suchen, wenn wir wieder zu Hause sind. Wäre das eine Idee?«, wollte Thomas sich über die Sinnhaftigkeit seines Tuns versichern.
»Super«. Lene nippte erneut an ihrem Cocktail, während sie die Yacht fasziniert beobachtete. Auf Deck konnte sie zwei Personen ausmachen – und eine ihr bestens bekannte Flagge am Heck. »Schau mal, der segelt unter deutscher Flagge. Meinst du, der ist über den Atlantik gekommen?«
Thomas wandte den Blick wieder dem Segler zu. »Kann schon sein. Da hätten die aber eine ordentliche Strecke hinter sich. Ich weiß nicht, ob das etwas für mich wäre – so lange auf hoher See.«
»Naja, wir müssen ja nicht als Erstes eine Weltumsegelung starten. Ich dachte zunächst eher an einen schönen See oder eine romantische Bucht«, präzisierte Lene ihre Vorstellungen.
Sie konnten sehen, wie eine der Personen auf dem Boot eine Kiste öffnete, aus der sie einen großen Ballon hervorholte.
»Ja, wir sollten klein anfangen«, stimmte Thomas ihr mit einem lausbübischen Grinsen zu.
Auch ihm schien die Wärme der Karibik sehr gut zu tun, befand Lene. Thomas hatte ständig nur Unsinn im Kopf. »Was?«, spielte sie auf sein Unfug verratendes Lächeln an.
»Wenn wir selbst segeln, dann haben wir kein so schönes Leuchtfeuer, das uns auf Untiefen aufmerksam macht«, erklärte er mit einem verliebten Blick.
Seine Frau musste lachen. Seit ihrer ersten Nacht hatte er sie wegen ihrer Haarfarbe sein »Leuchtfeuer« genannt. Lene zog ihn zu sich herüber, um ihm einen zärtlichen Kuss zu geben. »Ich liebe dich.« Und besonders mochte sie auch, wenn er Komplimente in einem subtileren Humor verpackte.
»Ich liebe dich, mein Leuchtfeuer«, flüsterte Thomas ihr ins Ohr. »Aber meinst du nicht, dass ich dich noch mal eincremen sollte, damit du keinen Sonnenbrand bekommst?«, schaute Thomas sie nun wieder gänzlich unschuldig an.
»Du kannst es nicht lassen, oder? Vielleicht hast du sogar recht.«
Thomas beugte sich zu ihrer Tasche und holte die Sonnenmilch heraus. Während er die Flasche öffnete, wies Lene erneut auf den Segler. »Schau mal, die haben die Gummiballons an die Reling gehängt. Ich glaube, die wollen hier in den nächsten Hafen einlaufen.«
»Stimmt.« Thomas verteilte etwas Sonnenmilch auf Lenes Bauch und begann diese sanft einzureiben. Dabei näherte sich seine Hand stetig weiter Lenes Bikinihöschen, bis seine Fingerspitzen immer wieder vorwitzig unter dessen Rand verschwanden.
»Du hast doch nicht etwa Hintergedanken, mein Lieber?«, fragte Lene mit hochgezogenen Augenbrauen und sich keineswegs anmerken lassend, wie angenehm ihr seine sanften Bewegungen waren. Vielleicht lag sie doch bereits zu lange in der Sonne?
»Wie kommst du denn ...«
Thomas Sprengel wurde von dem lauten Knall einer Explosion unterbrochen, der von der See zu ihnen herüberschallte. Erschrocken schauten beide – wie alle anderen am Strand und im Wasser um sie herum – aufs Meer. Mit Entsetzen mussten sie feststellen, dass es einen Teil des Bootshecks weggerissen hatte und sich Feuer auf der Segelyacht auszubreiten begann.
»Ich sehe keinen an Bord«, stellte Thomas fest. »Du?«
»Nein.«
Die Flammen fraßen sich langsam nach vorne. Auch unter Deck glaubten sie es hinter dem Fenster achtern lodern zu sehen. Die anderen Strandbesucher schienen noch wie paralysiert auf das Inferno zu starren, als Thomas und Lene gleichzeitig aufsprangen.
»Ich laufe zur Rezeption«, rief sie ihm zu, während sie bereits die ersten Meter zurückgelegt hatte.
»Ist gut.« Thomas sprintete ans Wasser, requirierte kurzerhand ein Schlauchboot inklusive eines verdutzt dreinblickenden Jungen, nahm dem die Paddel ab und war schon mehrere Meter in Richtung offene See gerudert, bevor der Vater des Knaben überhaupt im Ansatz hatte protestieren können. Die Explosion und unmittelbar darauf folgend die Kaperung des Schlauchbootes samt Sohn war wohl zu viel für die Verarbeitungskapazität seines Gehirns. Der Junge schien das eher spannend zu finden.
Kapitel 2
Etwa zur gleichen Zeit saßen Horst Jung, Heiner Janetzky und Franz Hilpertsauer an der Theke in der »Pepper Bar«. Weil sie nach dem Dienst zusammen direkt dort hingegangen waren, würde es noch eine Weile dauern, bis weitere Kollegen zum wöchentlichen Stammtisch eintrafen. Jedenfalls waren die drei derzeit sehr entspannt. Das lag nicht daran, dass ihr Chef Thomas Sprengel im Urlaub weilte, sondern weil sich passend zu der vorweihnachtlichen Zeit alle Menschen zu vertragen schienen und im Heidelberger Morddezernat hauptsächlich Routineaufgaben auf dem Programm standen. Außerdem war es ihnen möglich, hin und wieder Überstunden abzubauen, oder wie heute einfach pünktlich zu gehen, um in aller Ruhe ein kühles Pils zu genießen. Ein kleiner Snack sollte das Ganze dann noch abrunden.
»So gut müsste man das jetzt haben«, seufzte Heiner wehmütig, als er an seinen Chef dachte. »Die liegen bestimmt gerade unter Palmen am Strand und lassen sich von vorne bis hinten bedienen.«
»Höre ich da etwa Neid aus deiner Stimme?«, witzelte Horst arglos, weil er ausgesprochen guter Stimmung war. Der Stammtisch hatte ihn davor bewahrt, mit Heike nach einem neuen Kleid Ausschau halten zu müssen. Er konnte nicht wissen, dass sie rücksichtsvollerweise genau diesen Abend dafür ausgewählt hatte, weil sie seine Abneigung diesbezüglich kannte. Noch bevor seine Frau ihn gefragt hatte, ob er mitkommen wollte, hatte sie sich bereits »fürsorglich« mit ihrer Freundin Lisa verabredet, die ohnehin die bessere Beraterin in derlei Fragen abgab. Wie erwartet hatte Horst tatsächlich den Stammtisch – leider, leider – vorgeschoben. Nur die Frage danach hatte sie ihm selbstverständlich nicht ersparen wollen, weil ein latent schlechtes Gewissen nie schaden konnte.
»Du gönnst den beiden das nicht. Gib es zu!«, setzte Horst sogar noch nach.
»Wo denkst du hin? Natürlich!«, zeigte sich Heiner irritiert, der den Schalk in Horsts Augen nicht sehen konnte. »Ich wäre nur auch gerne mit meiner geliebten Frau ...« Etwas resigniert brach er den Satz ab, um lieber noch einen kräftigen Schluck von seinem Pils zu nehmen.
Sofort bereute Horst seine unbedachte Bemerkung, weil er hätte wissen können, was seine als Scherz gedachte Provokation prompt angerichtet hatte. Heiner