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Das Teufelskraut. Michael Hamberger
Читать онлайн.Название Das Teufelskraut
Год выпуска 0
isbn 9783847665755
Автор произведения Michael Hamberger
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
Der Mann sah Layla immer noch zweifelnd an. Er begann mit dem Knöchel des Zeigefingers seiner rechten Hand und dem dazu gehörigen Daumen sein Kinn zu reiben, was auf dem weißen Bart einen seltsamen knirschenden Laut erzeugte.
Elisabeth, die die beiden ungewöhnlich ernst ansah, erinnerte sich offenbar, dass die beiden nicht wussten, wenn sie da vor sich hatten und übernahm deshalb die Vorstellung:
„Entschuldigen Sie, Master Bernau. Darf ich Ihnen Layla verstellen, meine Kusine aus Basilea?“
Der Mann sah Layla immer noch mit seinem zweifelnden Blick an und sagte:
„Ich wusste gar nicht, dass in Basilea gekämpft wird!“
Layla antwortete darauf nichts. Offenbar war sie das erste Mal in eine Falle gelaufen. Wie sie es hasste, lügen zu müssen. Ihrer Erfahrung nach kam jede Lüge irgendwann zum Vorschein und brachte den Lügner in eine peinliche Situation. Elisabeth schien ähnlich zu denken, denn sie errötete sichtbar, dann aber fuhr sie fort:
„Layla, dies ist Master Bernau, unser Gelehrter und Wissenschaftler, sowie der Lehrer an der örtlichen Lehranstalt.“
Layla lächelte den Mann an. Ein Wissenschaftler! Layla bezweifelte zwar, dass er ihr in ihrer misslichen Lage würde helfen können, aber trotzdem fasste sie sofort ein tiefes Vertrauen zu diesem kauzig wirkenden alten Mann. Woher dieses Vertrauen kam, konnte Layla auch nicht erklären, aber der Mann hatte irgendetwas an sich, dass man ihn einfach mögen musste. Er sah Layla nochmals tief in die Augen, dann begann auch er zu lächeln und sagte:
„Ich kann keine verräterische Falschheit in Eurem Blick erkennen, Maid Layla. Ich vertraue jedoch darauf, dass Ihr mir eines Tages Eure wahre Geschichte erzählen werdet.“
Er reichte Layla die Hand, die dieses Zeichen auch sofort verstand und dem Mann auf die Beine half. Der Mann war wirklich sehr, sehr groß. Bestimmt weit über zwei Meter, wahrscheinlich sogar zwei Meter und zehn. Er war noch sehr wackelig auf den Füssen und stützte sich auf Layla ab, was ein sehr komischer Anblick sein musste, da Layla ziemlich genau einen halben Meter kleiner sein musste. Sein Blick wanderte in seinem Labor, oder vielmehr das, was von seinem Labor übrig geblieben war, umher. Dabei murmelte er irgendetwas vor sich hin, dass Layla nicht verstehen konnte. Er machte sich von Layla los und begann die Schäden zu inspizieren. Als er die Regale mit den zerstörten Flaschen und den durcheinander gewirbelten Büchern sah, ließ er ein richtiggehendes Wehklagen hören, fast so, als ob diese Dinge für ihn das Wichtigste auf der Welt gewesen wären. Dann fiel sein Blick auf den Bücherstapel unter dem er begraben gewesen war und er blieb, wie vom Donner gerührt stehen. Sein Blick wanderte vom Steintisch zum Bücherstapel und wieder zurück. Nach einer kurzen Pause, in der er fast wirkte, als würde er bei einem Tennismatch zusehen, sagte er dann mit leiser Stimme:
„Da war ich wirklich mit großem Glück gesegnet. Die Bücher scheinen meinen Fall nach der Explosion gedämpft zu haben und haben mir vermutlich dadurch das Leben erhalten!“
Layla, die Ähnliches vermutet hatte, nickte mit dem Kopf. Master Bernau hatte wirklich großes Glück gehabt. Offenbar war die Hauptdruckwelle der Explosion genau in die entgegen gesetzter Richtung gegangen und hatte die Mauer fast zum Einsturz gebracht. Trotzdem hatte ihn die kleinere Druckwelle, die in seine Richtung gegangen war, bis zur Wand geschleudert, wo ihn der Bücherstapel vor schlimmeren Verletzungen bewahrt hatte.
Da bemerkte Layla plötzlich etwas anderes. Jemand war am Loch in der Mauer! Layla konnte ihn nur ganz leise hören, aber es schien, als würde jemand dort schnüffeln. Ihre Nackenhaare stellten sich auf. Es war einer der Bären! Sie machte Elisabeth ein Zeichen, leise zu sein und nahm sie bei der Hand. Sie führte sie schnell zur Türe, die zum Nebenraum führte. Und tatsächlich. Kaum waren sie zur Türe hinaus, die sie nur anlehnten, dass sie mitbekamen, was sich im Labor tat, da flimmerte dort die Luft und ein Bär stand mitten im Labor. Er war wesentlich kleiner als Ursuman und die Bären aus Grindelwald, aber doch so groß, dass er sich im Labor kaum rühren konnte. Er sah Master Bernau drohend an. Dann bewegte er die Lippen und sagte in einer guralen fast nicht verständlichen Weise:
„Was ist hier passiert, alter Mann?“
Layla wunderte sich darüber, dass der Bär sprach. Nicht, dass sie vermutete, dass er dies nicht konnte. Sie konnte selbst in ihrer Werwolf Gestalt sprechen. Nicht gut zwar, aber doch verständlich. Nein, sie wunderte sich, dass er mit dem Lehrer nicht auf telepathische Weise kommunizierte, wie er dies offenbar mit all anderen auch tat. Sie nahm sich vor, den weißen Mann danach zu fragen. Der sah den Bär mit deutlich sichtbarer Antipathie an und antwortete dann:
„Nicht das Sie das etwas angehen würde, Herr Dickpelz, aber ein Experiment scheint mir gründlich misslungen zu sein!“
„Hast Du eine junge Maid gesehen, die nicht hierher gehört?“
„Was denn für eine junge Maid, mein Freund. Ich habe schon seit Tagen mein Labor nicht verlassen, wie hätte ich dann eine junge Maid sehen können?“
Layla stockte der Atem. Er hatte für sie gelogen! Es war ganz offensichtlich, dass er mit den Bären nichts zu tun haben wollte. Machte es ihn damit zu Laylas Freund? Sie konnte jeden Freund gebrachen. Layla glaubte nicht, dass er sie verraten würde. Einen Versuch war es auf jeden Fall wert. Sie sah Elisabeth an. Die lächelte. Offenbar dachte sie dasselbe, wie Layla.
Der Bär sah sich im Labor um. Jedes Buch drehte er dabei um, als ob Layla da darunter passen könnte. Dabei gab er Töne des Missbilligung, ja fast des Ekels von sich, die mit einem wütenden Blick des Gelehrten geahndet wurden. Aber der beißende Chemikaliengeruch verhinderte, dass er eine Spur finden konnte. So dauerte es nicht lange, bis er die Inspektion beendet hatte. Er drehte sich zu dem Gelehrten um, knurrte warnend. Dann sagte er:
„Wenn Du etwas Verdächtiges siehst, dann erwarte ich Deine Meldung!“
„Wenn ich etwas Verdächtiges sehe, werde ich es Sie sofort wissen lassen, Gevatter Dickpelz!“
Die Luft begann wieder zu flimmern und Sekunden später war der Bär spurlos verschwunden. Der Gelehrte sah in Richtung von Layla und Elisabeth, die zögernd wieder ins Labor zurückkehrten. Layla lächelte ihn peinlich gerührt an, dann sagte sie:
„Danke, dass Sie mich gedeckt haben. Sie können sich sicher sein, dass ich nichts Böses im Schilde führe.“
Der Wissenschaftler sah sie zweifelnd an, während er wieder begann sein Kinn mit den Fingern zu kneten. Layla erwiderte den Blick. Der Mann war skeptisch, das war klar. Er hatte sicher gemerkt, dass Elisabeths Geschichte nicht ganz der Wahrheit entsprach und überlegte nun, wie er reagieren sollte. Layla war sich sicher, dass er nicht mit den Bären und dem Obermagier unter einer Decke steckte. Sie sah ihn vielmehr als deren Gegenspieler. Nur konnte sie ihm schon alleine deshalb trauen? Sie glaubte ja, war sich aber nicht sicher. Aber sie würde es wagen müssen. Vielleicht konnte er ihr tatsächlich helfen. Dazu musste aber zuerst die Lüge aus der Welt geschaffen werden.
„O.K. es war gelogen, ich komme zwar aus Basilea, aber nicht aus dem, welches Sie kennen. Ich komme offenbar aus einer ganz anderen Welt. Ich wurde in meiner Welt in einen Kampf mit den Bären verstrickt, die dort plötzlich aufgetaucht sind und das nächste was ich weiß, ist dass ich hier in dieser Welt war. Ich hoffe, sie können mir helfen!“
Der Wissenschaftler stutzte und schaute Layla nun mit überraschtem Blick an. Diese Erklärung hatte er offensichtlich nicht erwartet. Er rieb sich dabei immer noch mit dem Daumen und dem Zeigefinger am Kinn. Sicher dachte er über das, was Layla erzählt hatte nach und versuchte es einzuordnen. Elisabeth, die Laylas Geschichte auch noch nicht auf diese Art gehört hatte, hatte weniger Probleme damit, Layla zu glauben. Sie hatte Layla ja in ihrer modernen Kleidung gesehen. Sie nahm demonstrativ Laylas Hand, um zu beweisen, dass sie ihr glaubte. Das blieb auch dem Gelehrten nicht verborgen. Offenbar hielt er sehr viel von Elisabeths Meinung, denn sein Blick hellte sich deutlich sichtbar auf. Dann sagte er:
„Was da passiert sein könnte, entzieht sich noch meiner Kenntnis, aber Sie können