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und langsam in Richtung Büro ging, war die Sprinkleranlage nicht aktiviert worden. Er blickte auf die Uhr. Ein Uhr siebzehn. René und Jochen würden begeistert sein.

      3

      »Es tut mir leid, aber – «

      »Wenn du dich nochmal entschuldigst, streiche ich dir deinen Urlaub.« René wusste, dass Christopher es nicht böse meinte, aber das Letzte, was er gerade brauchte, war eine weitere Entschuldigung. Nicht die Tatsache, dass Renés Handy um halb zwei Uhr nachts geklingelt hatte, war für seine schlechte Laune verantwortlich. Es war vielmehr der Umstand, dass er sich wirklich eingeredet hatte, so etwas wie ein paar norma­le Tage verbringen zu können.

      »Was genau ist passiert?« Christopher hatte versucht, die Sache am Telefon zu erklären, allerdings hat­te René nur halb zugehört, weil sich Christopher nach jedem zweiten Satz entschuldigt hatte. Darüber hinaus war es René lieber, sich die Sache vor Ort anzusehen.

      »Ich habe keine Ahnung.« Christopher war das schlechte Gewissen deutlich anzusehen. Die Kompresse auf seinem Kopf hielt René davon ab, eine pampige Bemerkung abzufeuern. Keiner hatte sich dies hier ausgesucht. Er kniete sich hin und betrachtete die Tür des Bü­rogebäudes. Die Scheibe war zertrümmert und Glas­scherben lagen über den kompletten Gehweg verteilt.

      »Was ich nicht verstehe«, meinte er, »warum hat wer auch immer die Tür eingeschlagen? Ich meine, sie haben es ja irgendwie geschafft, aus der Zentrale rauszukommen und den Fahrstuhl zu holen.« Für beides brauchte man sowohl eine Karte, als auch einen Code. Beides war nicht eben leicht zu beschaffen.

      »Vielleicht hatten Sie keinen Schlüssel für die Tür?«, erklang eine Stimme von hinten. René blickte sich um und sah Jochen, der vom Parkplatz aus mit müdem Gesicht auf sie zu schritt. Auch wenn René nicht erfreut über die nächtliche Störung war, so wusste er, dass Jochen mindestens eine Stunde brauchen würde, um rich­tig wach zu werden. Jochen war alles, nur kein Nacht­mensch.

      »Hi.« René nickte ihm zu und betrachtete erneut die Tür. Sie war eindeutig von innen heraus zerschlagen worden. Fast alle Splitter befanden sich außerhalb des Gebäudes. Er bezweifelte, dass irgend jemand etwas gehört hatte. Das Gebäude, unter dem sich die Zentrale von OMMYA befand, lag in einem kleinen Industriegebiet, in dem nach Feierabend so gut wie nichts los war. Er blickte sich um. Es gab Überwachungskameras in der Gegend, aber die nächste war mehr als einhundert Me­ter entfernt und hatte die Straßen vor dem Gebäude und den Parkplatz im Blick, nicht die Eingangstür. Dar­über hinaus war es stockdunkel. Er bezweifelte, dass sie irgendetwas würden erkennen können.

      Schweigend fuhren sie zu dritt hinunter, während Christopher erneut versuchte, die Vorfälle zu beschreiben.

      »Ich habe gedacht, da versucht jemand, witzig zu sein. Bevor ich irgendetwas richtig erkennen konnte, hat mir jemand einen über den Schädel gezogen.«

      »Fehlt irgend etwas?«

      Christopher gab ein müdes Lächeln von sich. »Nein, nicht dass ich wüsste. Aber du weißt ja vielleicht, wie’s unten aussieht. Die Jungs gucken gerade nach. Wie es aussieht, ist aber alles noch da, wo es sein soll.«

      »Was ist mit den Alarmen? Wieso sind die Türen nicht zugegangen?«, fragte Jochen. Christopher schüttelte den Kopf, eine Bewegung, die er sofort bereute. Auch wenn die Wunde nicht tief war, so verursachte sie dennoch scheußliche Kopfschmerzen.

      »Sind sie«, meinte er schließlich. »Allerdings erst, als alles wieder in Ordnung war. Ich wollte gerade jemanden rausschicken, um nachzusehen, als das System an­gesprungen ist. Sahra ist schon dabei, sich die Sache an­zusehen.«

      Wie René einmal Rebecca gegenüber angemerkt hatte, bestanden die meisten Schutzvorrichtungen bei OMMYA nicht darin, jemanden davon abzuhalten, in die Zentrale zu gelangen. Zugegeben, das an sich war schon kompliziert genug. Das wirklich Schwierige war es jedoch, hinauszugelangen. Im Falle eines Sicherheitslecks wurden sämtliche Türen verriegelt, und es war nur mit­tels mehrerer Codes, Schlüssel und Karten möglich, die­se Verriegelung wieder aufzuheben. In diesem Fall hatte diese Abschottung allerdings dazu geführt, dass die fünf Minuten, die Christopher aufgrund seines lädierten Zu­standes für die Eingabe der Codes gebraucht hatte, den Flüchtlingen mehr als genug Zeit gegeben hatte, zu ver­schwinden. Keiner machte sich etwas vor. Wer auch im­mer entwischt war, war längst über alle Berge.

      René betrat sein Büro und warf einen Blick auf die Uhr. Das Lachen, das er von sich gab, hatte etwas Weinerliches an sich.

      »Wieso fahre ich eigentlich noch nach Hause?«, fragte er an niemanden Bestimmtes gerichtet. »Ich bleibe dabei. Das mit der Dienstwohnung in der Anlage ist et­was, das wir wirklich in Erwägung ziehen sollten.«

      »Nur über meine Leiche.« Jochen blickte René scharf an. Er wusste, auch wenn das Thema eher scherzhaft behandelt wurde, dass René, sollte der Plan jemals in die Tat umgesetzt werden, die Zentrale nicht mehr verlassen würde. Es grenzte an ein Wunder, dass er es jetzt tat. Es hatte Zeiten gegeben, in denen René im Lager geschlafen oder auf dem Boden seines Büros übernach­tet hatte. Jochen war wie alle hier mit Herz und Seele Teil der Aufgabe, die sie hier verrichteten, aber es gab Grenzen. René erwiderte den Blick mit einem ver­schmitzten Lächeln. Kaum, dass er hinter seinem Schreibtisch Platz genommen hatte, betrat Sahra das Büro. René blickte die blonde Frau erwartungsvoll an.

      »Die gute Nachricht ist: Es wurde nichts gestohlen. Alles ist noch da, wo es war. Es sei denn, jemand hat die Kisten aufgebrochen und danach wieder verschlossen und genau da hingestellt, wo sie vorher standen.« Sie warf einen Blick auf ihren Tablet-PC. »Es sind auch alle Angestellten anwesend. Das heißt, alle die hier sein sollen, sind hier.«

      René versuchte gar nicht erst, sich etwas vorzumachen. Er blickte Sahra an und wartete geduldig auf die Hiobsbotschaft, die seiner Meinung nach gleich kom­men würde.

      »Und ich habe den Grund für den Alarm herausgefunden. Eine der Türen war nicht verschlossen. André guckt sich gerade die Überwachungsbilder an. Wir müs­sen gucken, ob das mit der Tür Zufall ist oder nicht.«

      »Wer ist André?«

      »André. André Hansen.«

      »Oh. Okay.« René hatte sich angewöhnt, den schmächtigen Mann beim Nachnamen zu rufen. Er überlegte. »Welche Tür?«, fragte er schließlich. Sahra blickte kurz auf den Bildschirm.

      »Nummer 17. Ist das schlecht?« Die Frage war darauf zurückzuführen, dass René, kaum dass sie die Zahl ausgesprochen hatte, aus seinem Sessel gesprungen war. Ohne eine Antwort schob er sich an ihr vorbei.

      »Offensichtlich.« Sahra blickte Jochen an. »Wo führt Nummer 17 hin?«

      »Ins Feenland.« Die Müdigkeit war schlagartig aus Jochens Gesicht verschwunden. Langsam setzte er sich in Bewegung und folgte René. Bei Sahra angekommen, hielt er kurz inne.

      »Sag Hansen, er soll sich beeilen mit den Aufnahmen. Wenn er Hilfe braucht, soll er es sagen.«

      »Okay.«

      Beide setzten sich in Bewegung, Sahra in Richtung Sicherheitsbüro, Jochen in Richtung Lager. Dort angekommen, ging Jochen langsam auf René zu.

      »Keinen Schritt weiter.«

      Jochen blieb gehorsam stehen und beobachtete René, wie er in einiger Entfernung von dem Tor auf dem Boden hockte und mit gerunzelter Stirn den Blick hin und her schweifen ließ. Das Tor war geschlossen worden, nachdem der Alarm ertönt war.

      »Was glaubst du?«, fragte Jochen.

      »Keine Ahnung. Aber ich will nicht, dass wir irgendwelche Spuren verwischen, indem hier eine Horde Neu­gieriger herumtrampelt.«

      Jochen nickte. Der Übergang, vor dem sie hockten, beziehungsweise standen, führte zu der Welt, aus der die Pixies stammten. Jedoch waren die kleinen Feen nicht das Problem. Die Welt wurde von so ziemlich allen sagenhaften Rassen bewohnt, die man sich nur vorstellen konnte. Die gefährlichsten waren die Elfen. Lange Zeit hatte es so ausgesehen, als ob die Allianz von Orks,

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