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OMMYA - Freund und Feind. Dennis Blesinger
Читать онлайн.Название OMMYA - Freund und Feind
Год выпуска 0
isbn 9783738094695
Автор произведения Dennis Blesinger
Жанр Языкознание
Серия OMMYA
Издательство Bookwire
»Wir müssen ein bisschen aufpassen, was die Frage angeht«, meinte er nachdenklich. »Das Ding funktioniert nur alle paar Tage, keine Ahnung warum.«
»Wahrscheinlich liegt das an der magischen Hintergrundstrahlung.«
Vier Augenpaare wandten sich zu Hansen um, der sich unbemerkt der Gruppe angeschlossen hatte.
»Was?«
»Das ist eine der Variablen, an denen Sahra und ich arbeiten.« Hansen blickte in die nach wie vor fragenden Gesichter und fuhr fort.
»Jede Welt hat eine Hintergrundstrahlung, die angibt, wie wahrscheinlich es ist, dass magische Phänomene in ihr passieren. Wobei man natürlich erst einmal definieren muss, was 'magisch' eigentlich bedeutet. Was diese Strahlung hervorruft, wissen wir noch nicht genau, wir glauben aber – «
»Ja, danke«, unterbrach ihn René. Hansen hatte im Laufe des letzten Jahres eine deutliche Wandlung durchgemacht. Kaum noch etwas erinnerte an den stotternden, jungen Mann, der er war, als er hier angefangen hatte. Zumindest, wenn es um theoretische Abhandlungen ging. Und auch wenn er René eine gewaltige Hilfe bei dem verhassten Papierkram war, so ging ihm der schmächtige kleine Mann zuweilen gehörig auf die Nerven. Einer der Gründe war die Unfähigkeit, sich kurz zu fassen.
»Fakt ist, dass das Ding nur einmal die Woche funktioniert«, meinte René und wandte sich an die Gruppe. »Danach muss es sich quasi wieder aufladen. Also, was genau wollen wir wissen?«
»Hmm,« lautete Jochens Kommentar. »Wo sie sind, wer sie sind und was sie hier wollen.«
»Wer ihnen geholfen hat«, schlug Sahra vor.
»Wie viele es sind«, lautete Christophers Vorschlag.
»Äh, nur eine Frage.« René überlegte. »Und nichts, was die Zukunft angeht. Das Ding zeigt nur Sachen im Hier und Jetzt.«
»Hmm, dann wo sie sind. Oder?« Jochen blickte alle Anwesenden der Reihe nach an, schüttelte dann jedoch mit dem Kopf. »Nein«, meinte er. »Besser, wer sie sind. Dann wissen wir wenigsten, mit was wir es zu tun haben.«
René überlegte eine Weile, dann nickte er. Er postierte sich etwa einen Meter entfernt von dem großen ovalen Spiegel und blickte konzentriert auf das Glas, das sich weigerte, ein Spiegelbild zu zeigen. Auf der Oberfläche waren Schatten zu sehen, die sich langsam bewegten, Konturen, die zu undeutlich blieben, um sie identifizieren zu können. Sie hatten versucht, herauszufinden, woraus der Spiegel eigentlich bestand, waren aber zu dem Schluss gekommen, dass dies nicht möglich war, ohne ihn zumindest zu beschädigen.
»Spieglein, Spieglein … « Er zögerte eine Sekunde, blickte sich um, und fuhr dann fort: »… im Lager. Zeige mir, wer als Letztes das Tor Nummer 17 durchschritten hat.«
Eine Sekunde lang passierte nichts. Sophia beugte sich zu René und flüsterte: »Im Lager?«
»Ja, hängt er an der Wand oder was?«
»Und es reimt sich gar nicht.«
»Wer sagt denn, dass sich das reimen muss? Was wäre denn gewesen, wenn Schneewittchen in einem Stadtstaat gelebt hätte?«
»Bitte? Wie – «
Bevor die Diskussion weitergeführt werden konnte, entstanden Bewegungen auf der Oberfläche des Spiegels. Schlieren entstanden, wie Rauch unter Wasser, und formten langsam ein Bild. Einzelheiten nahmen Formen an und schließlich blickte die Gruppe auf ein Gesicht, das jedoch nur undeutlich zu erkennen war.
»Wieso ist das so dunkel?«, fragte Hansen aus dem Hintergrund.
»Weil es noch nicht einmal sechs Uhr ist. Das ist nun mal keine Kamera mit Restlichtverstärker.« René trat ein paar Schritte zur Seite und tippte an der nächstgelegenen Konsole einen Code ein. Innerhalb weniger Sekunden schalteten sich die unzähligen Lampen, die das Lager erhellten, eine nach der anderen ab, bis sie schließlich in völlige Dunkelheit getaucht da standen und warteten, dass sich ihre Augen an die neue Beleuchtung gewöhnten. Dann erkannten alle mehr oder weniger gleichzeitig, was auf der ovalen Oberfläche zu sehen war. Immer noch undeutlich, so waren jedoch die Gesichtszüge des Individuums nicht mit denen eines Menschen zu verwechseln. Die oberen Fangzähne standen leicht hervor und gaben dem Wesen selbst im Schlaf ein aggressives Äußeres.
»Na super«, kommentierte René.
»Was ist das?«, fragte Sophia, ehrlich fasziniert.
»Das ist ein Ork. Schlimmer hätte es fast nicht kommen können.«
»Wirklich? Ein richtiger Ork? Wow.« Die Ärztin blickte mit großen Augen auf das Bild vor sich. René warf ihr einen belustigten Blick zu. Auch wenn die Offizierin bereits seit mehreren Wochen hier stationiert war, so waren die Situationen, in denen sie direkten Kontakt zu dem hatte, was die Arbeit bei OMMYA eigentlich ausmachte, sehr wenige gewesen. Etwas wehmütig registrierte er, dass er sich nicht daran erinnern konnte, wann etwas bei ihm das letzte Mal eine derartige Reaktionen ausgelöst hatte.
»Wo sind sie?«
»Im Wald. Vielleicht auch ein großer Park.« Jochen zeigte auf den Rand des Spiegels. »Das sind Eschenblätter, und das andere sind Farne. Die wachsen überall. Wahrscheinlich haben sie sich über den Tag irgendwo verschanzt, um nicht aufzufallen.«
Das Bild verblasste und nahm den letzten Rest an Licht mit sich. Kurze Zeit später gingen die Lampen wieder an. René blickte die anderen von der Konsole aus finster an.
»Irgendwelche genialen Ideen?«, fragte er.
»Wenn sie in einem Wald sind, sollten sie nicht so schwer zu finden sein«, meinte Sophia. »So viele Wälder gibt es in der Gegend nicht.«
René lachte humorlos. »Wir reden von Orks. Die Jungs können ohne Probleme zehn Kilometer in der Stunde zurücklegen. Fünfzehn, wenn sie sich beeilen, und das Ganze mit Ausrüstung. Die sind seit mindestens vier Stunden unterwegs. Das heißt, sie können sich in einem Radius von mindestens vierzig Kilometern befinden. Und wir haben keine Ahnung, in welcher Richtung wir suchen müssen. Friedhöfe, Parkanlagen, alles kommt in Frage.«
»Wir haben einen langen Tag vor uns.« Jochen blickte ernst auf die nun wieder graue Oberfläche des Spiegels. »Ich geh mal los und besorge uns ein paar Kannen Kaffee.«
6
»Ich soll wonach Ausschau halten?«
Der Unglaube stand deutlich auf Rebecca Schäfers Gesicht geschrieben, als sie René über den Monitor ihres Laptops hinweg anglotzte. Seit mehr als anderthalb Jahren war sie nun in die Geschehnisse von OMMYA integriert, und nach ihren Erfahrungen mit dem Buch, Loki und Walhalla war sie die Letzte, die Zweifel an dem Wahrheitsgehalt irgendwelcher Mitteilungen hatte, die sie von René oder einem anderen Mitarbeiter der Abteilung bekam. Jedoch musste sie feststellen, dass es René mal wieder gelungen war, sie zu überraschen.
»Nach Orks«, antwortete René etwas ungeduldig. »Und bevor du fragst: Nein, wir wissen nicht genau, wo sie sich aufhalten, und auch nicht, um wie viele es sich handelt. Nicht allzu viele. Wahrscheinlich fünf oder so.«
»Na toll.« Der Monitor in Renés Büro zeigte Rebeccas Gesicht, wie sie sich umblickte. Sie hatten eine Videoschaltung eingerichtet, jedoch saß Rebecca derzeit in ihrem Büro, was bedeutete, dass sich mehrere Kollegen in Hörweite befanden, die keine Ahnung davon hatten, dass sie neben ihrer Hauptbeschäftigung als Kommissarin im Morddezernat auch noch die Funktion einer Verbindungsoffizierin inne hatte. Bisher hatten sie es geschafft, diese Tätigkeit geheim zu halten, jedoch hatte René sich bisher auch nicht ohne Vorwarnung um acht Uhr morgens bei ihr gemeldet, wenn Hochbetrieb im Revier war.
»Okay. Ich formuliere meine Frage mal anders«, meinte sie, nachdem sie den Bildschirm ein wenig weggedreht hatte. »Wonach genau soll ich Ausschau halten?«
»Ich