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seinen kleinen Bruder ansah.

      Gerade deswegen wurde er jetzt auch so böse, es war nicht, weil er sich durch die Worte des alten Mannes beleidigt fühlte, sondern weil es auch um seinen kleinen Bruder ging.

      Schließlich musste ein großer Bruder auf seinen kleinen Bruder aufpassen. Das war die Meinung, die er vertrat.

      Dem weisen alten Mann, der eigentlich doch der Vernünftigere sein sollte, war seine unüberlegte Äußerung sichtlich unangenehm. Genauso unwohl fühlte er sich auch von einem so jungen Mann zurecht gewiesen zu werden. Deshalb musste er jetzt Rückgrat zeigen und sich für das, was er eigentlich nur im Scherz gesagt hatte, entschuldigen.

      Der Papst musste genau darüber nachdenken, was er zu ihnen sagen würde. Sonst würde er womöglich all die hier ansässigen Vampiren, die allesamt miteinander befreundet waren, gegen sich aufbringen und das konnte er sich in seiner noch zu neuen Position nicht leisten.

      Da es aber für den alten Mann verdammt schwer war, sich für seine eigenen Worte zu entschuldigen, entschied er sich dazu erstmal zu schweigen und dann weiterzusehen.

      Während der ehemalige Kardinal mit seiner runzeligen Stirn und den großväterlichen Zügen von seinen neuen Ratgebern in alles eingeweiht wurde, verließen Angel und sein Freund, den Ort an dem sie eine Beleidigung erfahren hatten.

      Angel war froh und erleichtert, dass das heute nur die Vorstellungsrunde gewesen war, doch das Schwierigste würde noch auf sie zukommen. Der alte Mann musste in ihre Welt der übernatürlichen Wesen eingeführt werden. Der Junge hatte eigentlich keine Lust, diese Aufgabe zu übernehmen, aber die Menschen waren für diesen Job nicht geeignet und er war nun mal der Anführer der Vampire.

      Sakuya war immer noch sehr geladen, weshalb Angel ihn diesmal beschwichtigen musste. Dieses Verhalten, dass der Jüngere dem Älteren gut zureden musste, kam auch so gut wie nie vor. Das lag aber wiederum daran, dass der Jüngere von ihnen der Impulsivere von Beiden war.

      „Du brauchst dich doch nicht so schrecklich über den Opa aufzuregen. Es ist doch egal, was der Alte denkt. Mir ist das zumindest egal und dir ist das doch eigentlich auch nicht wichtig. Meinetwegen brauchst du dich doch nicht mit dem Neuen anzulegen.“, sagte Angel zärtlich, während er Sakuyas zu lächelte.

      Der junge Mann mit den eisblauen Augen war eigentlich sehr wütend und er sagte das auch nur für Sakuya, da ihm die Worte des Mannes ganz und gar nicht egal waren, aber er musste stark sein.

      Ihm ging es schließlich genauso wie Sakuya, oder sogar noch schlimmer denn er kochte innerlich.

      Sein Freund, den auch er so liebte wie einen Bruder, hatte sich so aufregen müssen und das nur wegen der Intoleranz der Menschen.

      Dieser erwiderte wiederum das Lächeln seines Freundes und ging weiter den glanzvollen Gang, der wie auch der Rest der Papst-Residenz in gold, rot und weiß gehalten war, entlang. Angel rannte ihm hinterher und sie folgten nun wieder gemeinsam diesem fast endlosen Gang.

      Ob der Ältere noch sauer war oder nicht, war egal. Jetzt hieß es erstmal wieder einen klaren Kopf zu bekommen, denn seine Aufgabe war es, sich auf seinen nächsten Auftrag vorzubereiten.

      In seiner Heimat Japan arbeitete der Vampir, der augenscheinlich um die zwanzig sein musste, nämlich schon seit seinem menschlichen Leben als Spiritist und Exorzist. Genau diese Fähigkeit kam ihm für seinen hiesigen Job zu gute. Er war Experte für das Austreiben von Geistern und Dämonen. Kein Bischof, Kardinal oder Kirchendiener konnte das so perfekt wie er, egal wie lange sie es schon versuchten.

      Der Mann mit den lavendelfarbenen Augen hatte es von der Picke auf von seinem Vater und seiner Großmutter gelernt, die Jahre lag seine Lehrer gewesen waren.

      Angel nahm seinen Freund, der immer weiter den langen Korridor mit dem roten Teppich entlang lief, bevor er zu einer Arbeit aufbrechen konnte, nochmal zur Seite.

      Er wollte sich einfach davon überzeugen, dass sein engster Vertrauter sich wieder beruhigt hatte. Denn wenn er unkonzentriert oder gar abgelenkt wäre, könnte es zu unverzeihlichen Fehlern oder sogar bis zum Tod kommen.

      Der Ältere der beiden Vampire war aber schon wieder völlig er selbst. Die beruhigenden Worte seines kleinen Bruders hatten ihre Wirkung anscheinend nicht verfehlt.

      Angel umarmte Sakuya freudig.

      „Auf Wiedersehen! Ich wünsche dir viel Erfolg und komm gesund und munter wieder zu mir zurück.“

      Sakuya lächelte: „Keine Angst, dass werde ich schon, irgendjemand muss doch auf dich aufpassen, sonst machst du doch nur Dummheiten.“

      Er sah seinen Freund an und ging beim Reden weiter. „Ich muss jetzt aber wirklich los, sei also schön brav.“

      Sie winkten sich zum Abschied noch einmal kurz zu, bis der Ältere um die Ecke bog und verschwunden war. Jetzt konnte Angel seinen Kameraden leichten Herzens ziehen lassen. Dieser warmherzige junge Mann würde seinen heutigen Auftrag genauso professionell erledigen wie immer.

      Sakuyas Arbeit war für Angel höchst interessant und der blauäugige Vampir wollte seinem Freund schon ewig einmal bei einer Austreibung zusehen, jedoch hatte er bis jetzt leider nie die Zeit gefunden und dass obwohl sie sich schon so lange kannten und auch dieses Mal konnte er ihn nicht begleiten. Dieser dumme Vatikan, er nimmt mir jeden Spaß, dachte er.

      Angel musste immer abrufbereit sein, da er der Stellvertreter ihrer Heiligkeit war. Das bedeutete, wenn der Alte plötzlich zu Tode kommen sollte, musste er sich für Wochen um alles Kümmern, was mit Militär, Spezialeinheit und auch allen Anderen zu tun hatte.

      Der jugendliche Vampir war zwar nicht der älteste Vampir, der hier lebte, aber er hatte die meiste Erfahrung von allen.

      Angel war eher ein zierlich gebauter junger Mann, allerdings sah man, an seinem durchtrainierten Körper immer noch, das er früher einmal sehr viel Sport getrieben haben musste.

      Zu seinen wichtigsten Aufgaben im Vatikan gehörte es, ein Auge auf den neuen Papst zu haben. Dadurch, dass er sterblich war, neigte er zu der üblichen Schwäche der Menschen.

      Diese wichtige Aufgabe des Stellvertreters gab ihm bereits der erste Papst, unter dem er damals gedient hatte. Noch auf dem Totenbett hatte ihm der damalige Papst nicht nur diesen Befehl übertragen, sondern beförderte ihn unwiderruflich zum Stellvertreter aller zukünftigen Oberhäupter.

      Die Kardinäle, die ihm nachgefolgt, waren diesem einzigartigen Mann, der fast 30 Jahre über den Vatikanstaat geherrscht hatte, nicht mal annähern würdig gewesen. Er war der Einzige unter den menschlichen Päpsten, den Angel wirklich respektierte und sogar hofierte.

      Sämtliche seiner Nachfolger waren ihm für seine vorausschauende Entscheidung, Angel in diesen Stand zu erheben, sehr dankbar. Das Wissen, das der junge Vampir in sich trug, war für sie und auch für den übrigen Vatikan unverzichtbar.

      Einigen von ihnen gefiel es allerdings ganz und gar nicht, sich von einem Teenager, der noch so jung zu sein schien, herumkommandieren zu lassen. Aber jeder dieser reifen Männer gewöhnte sich im Laufe der Zeit an den barschen Ton, den Angel gegenüber der Päpste manchmal an den Tag legte.

      Seine Einstellung war es nämlich, dass man Menschen nur etwas beibringen konnte, wenn man mit ihnen in einem geeigneten Ton redete.

      Obwohl sich das im Laufe der Zeit auch gab, da er eigentlich Mitleid mit den alten Männer, welche diese Last auf ihren Schultern trugen, hatte.

      Tags darauf hatte der junge Vampir eine Verabredung, mit einem anderen Vampir, der auch im Vatikan beschäftigt war. Dieser Blutsauger, war nicht wie die Anderen in der Spezialeinheit, sondern in der Buchhaltung tätig.

      Von dort aus verteilte er die anstehenden Aufträge an die Menschen und auch natürlich an die Vampire der Einheit „refugium angelorum“.

      Der sanftmütige Mann, mit dem er einen Termin hatte, trug den Namen Rafael. Er war ein sehr netter und eher zurückhaltenderer Vampir, jedoch war er von einem totalen Idioten gewandelt worden.

      Angel

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