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Idee von meiner Seele gewesen, diese Idee mit dem Seelenpartner, die Idee einer besonderen Beziehung? Möglicherweise war das ja erst die Ursache dafür, dass ich überhaupt in die hiesige unangenehm-angenehme Realität abstürzte? Hatte ich nicht im Laufe meines Lebens gründlich gelernt, dass ich all meine Liebesdramen nicht zu persönlich nehmen sollte? Eine spontane Stimmigkeit nach innen mit meiner Seele stand doch immer im Widerspruch zu jeder besonderen Beziehung.

      Eigentlich spürte ich zum Beispiel, ich sollte in klarer frischer Waldluft spazieren gehen, aber ein wichtiger Mensch feierte genau an diesem Tag Geburtstag, also verschob ich das, was meine Seele gemeinsam mit meinem Körper für dringend wichtig erachtete, nämlich den Spaziergang, auf später. Und dieses später war manchmal nie. Und ich dachte wieder daran, dass St. Germain einmal zu mir sagte, ursprünglich sei der Mensch hier mit seiner Seele verbunden unterwegs gewesen und hätte sich nicht erst nach dem Tod mit ihr verbunden, da hätte es auch noch kein Astralreich gegeben, und das entstand auch erst, als die Menschen ohne Seelenverbindung nicht nur lebten, sondern auch noch starben.

      Ich hatte in meinem Leben gelernt, immer mehr besondere Beziehungen loszulassen. Ich musste deshalb nicht auf Beziehungen verzichten, aber dieser besondere, verbindliche Charakter musste doch auch im Moment stimmen, denn nur in jedem einzelnen Moment war ich lebendig, nicht in der Vergangenheit und nicht in der Zukunft. Mein Leben und ich selbst wurden sonst zu einer Schattenexistenz, gesteuert von Terminkalendern und Bedürfnissen der anderen um mich herum. Und um mich davor zu schützen, musste ich mich dann sogar mit mir selbst terminlich verabreden, das muss man sich mal vorstellen, es war an Absurdität nicht zu überbieten: In meinem Notizbuch stand dann: Samstag. Zehn Uhr, Schwimmbad. Damit ich es auch ja nicht zuließ, dass wieder was von anderen dazwischen kam. Ja, ich lief schon fast als Zombie herum, also nur noch als seelenlose menschliche Hülle, die irgendwie dann doch noch funktionierte. Es war schon erstaunlich, wie lange das ein menschlicher Körper mitmachte, ohne in Krankheiten und Unfälle zu gehen.

      Mir fiel einer der kleinen neugierigen Grünschnäbel ein, und ich musste lächeln bei dem Gedanken. Mit dieser knallgelben Kuschelente machte ich einen Ausflug im Doppeldeckerbus durch Berlin, sie hatte es sich so sehr gewünscht, mal mehr von der Stadt zu sehen. Meine Ente wollte ganz oben und vorne sitzen, und dann schaute sie und staunte. Und als wir die Schlossstraße in Steglitz passierten, sagte sie in meinem Kopf:

      "Es ist ja unglaublich, dass diese Leute bei der Schwere und der Dichte und all diesem Zeug hier überhaupt noch leben!"

      Und es klang so, als würde ich eine Fabrikhalle besichtigen mit ganz viel Lärm und Dreck und Dunkelheit, eine Umgebung, wie sie von Malern geschichtlich festgehalten worden waren, so sahen die Arbeitsbedingungen in den ersten Fabriken nach der Erfindung der Dampfmaschine aus. Und ich hatte mich auch bei diesen Abbildungen immer gefragt, wie Arbeiter das damals aushalten konnten und dennoch am Leben blieben.

      Die Tücken einer besonderen Beziehung

      Aber zurück zur besonderen Beziehung. Mittlerweile war ich durch meine ganzen Erfahrungen zu der Überzeugung gelangt, dass es in meinem Leben offensichtlich darum ging, zu lernen, die besondere Beziehung loszulassen. Nur so konnte ich bedingungslos lieben lernen und das war mein Ziel. Wenn ich mich mit jemandem besonders verband, verleitete mich das außerdem dazu, Dinge mit dem anderen unnötigerweise auszuhalten, die ich so bei keinem sonst akzeptiert hätte. Aber ich würde resignieren und sagen:

      "O.K., Verständnis zwischen Partnern gibt es nur begrenzt und dieser Partner ist besser als gar keiner. Der Spatz in der Hand ist besser als die Taube auf dem Dach."

      Und dann hoffte ich auf eine Besserung oder Änderung, also darauf, dass dieser Menschen irgendwann endlich schicksalhaft doch noch zu mir passen würde. Ich würde versuchen, den Partner doch noch zu ändern und dementsprechend mehr oder weniger massiv auf ihn einzuwirken, und auch das war nicht mehr mein Ding. Ich wollte doch keinen Mann erziehen. Und ich wollte auch nicht erzogen werden. Früher machte ich auch das zugegebenermaßen sehr gründlich. Aber dann erkannte ich, dass alles nicht hilfreich gewesen war, es führte manchmal eher in die abhängige Stagnation als in ein gemeinsames, freudvolles, bewusstes Wachsen, aber auch dieses hatte ich zumindest in Partnerschaften von anderen beobachten können.

      Verliebtsein war für mich nach Jahren wiederholter Erfahrungen erst einmal nur ein Magnetismus, der die Leute zusammen brachte mit entsprechenden Drehbüchern um etwas zu lernen, oder weil sie karmisch etwas miteinander zu erledigen hatten. Es bedeutete noch lange kein Dauer-Happy-End, und nicht immer war "Beziehungsarbeit" sinnvoll, deshalb hielt ich es auch nicht für ein Scheitern, wenn eine Beziehung sich änderte oder zu Ende ging, für mich war sie dann einfach vollendet. So wie ein Film irgendwann einfach ganz abgedreht war, selbst die schönste und teuerste Hollywood-Produktion nahm mal ein Ende. Das bedeutete für mich bewusst damit umzugehen. Nicht bei den Sachen stehen bleiben und sie weiter dulden, die eine harmonische Beziehung unmöglich machten. Und Kränkungen in mir überwinden.

      Keiner wollte mich je kränken. Was war dann gekränkt? Meine Visitenkarte, mehr nicht, auch wenn es sich gewaltig anfühlte. Im Laufe der Erfahrungen erwarb ich also eine gewisse Immunität, eine Gleich-gültigkeit bei Visitenkartenkränkungen. Wenn ich stattdessen noch dachte, dieser jetzige Mensch sei der einzig wahre, immer und ewig, die große Liebe, der Seelenpartner, der einzige, den es auf der Welt für mich gab, dann hatte ich doch eigentlich das Lernen zu diesem Thema beendet, schade. Auch da traf zu, was Sanat Kumara mir ans Herz gelegt hatte, damals in der Waldhütte und dann immer wieder:

      "Schau, womit du dich verbindest!"

      Und erst Jahre später verstand ich, warum mein Freund von der Venus, so meldete sich Sanat Kumara am Anfang unserer Beziehung immer, mich auf diese Fährte mit Tom gelockt hatte und erst da konnte ich ihm auch wieder vertrauen. Denn in mir hielt sich einfach unbewusst immer noch der große Traum, da könnte mehr dahinter sein, und es gäbe sie doch, die einzig seligmachende, die ganz besonders große Liebe, und diesen Mann gäbe es außerdem auch nur genau einmal auf der Welt: Mein Seelenpartner.

      Welche Bedeutung lag alleine schon in dem Wort! Und das musste raus ans Tageslicht gezerrt werden, ins Licht meines Bewusstseins.

      Vielleicht handelte es sich dabei ja nur um einen Archetyp des Unterbewusstseins, diese Geschichte mit dem Seelenpartner. Ein kollektives Märchendrehbuch, ein Drehbuch, das sich in unser Leben drängte, gelagert seit grauer Vorzeit und immer wieder in Remakes realisiert. Auf jeden Fall hatte es wirklich größte Kraft in mir.

      Mit meiner Freundin Barbara träumte ich fast täglich von einem gemeinsamen Leben mit meinem idealen Partner, vor allem, nachdem ich eine Weile einen Internet-Channel verfolgt hatte, der uns allen einen Seelenpartner in Aussicht stellte. Damals gab ich mein Nicht-Wünschen, das ich jahrelang bevorzugte, weil meine Wünsche immer nur so stark verdreht zurück kamen, für das Konzept auf, ich müsse selbst wissen, was ich in meinem Leben wolle und es deutlich fokussieren. Dabei hatte ich den freien Wunschmarkt noch gar nicht entdeckt.

      Barbara und ich malten uns das Leben mit unserem Seelenpartner in allen Farben aus, so pubertär, wie ich es mir in meinem ganzen vorherigen Leben schon nicht mehr zu träumen gewagt hätte. Und nun das. Sanat Kumara sagte erst, Tom sei mein Seelenpartner. Und jetzt eröffnete er mir, dass Tom sich für eine andere entschieden habe. Schluss mit der wundervollen, erträumten Beziehung, noch bevor es überhaupt damit angefangen hatte. Sanat Kumara versicherte mir auch erneut bei Nachfragen, dass Tom zwar der Richtige sei, aber sich nun für eine andere entschieden haben, das komme eben vor.

      Hej, ich kannte doch diese Geschichten von Außerirdischen, die kommen und es dann doch nicht tun und all dem anderen Zeugs, ich hatte so ziemlich alles Kuriose und Heilige gelesen, was mir irgendwie unter die Finger kam, und in den vielen Jahren meiner Channelbeziehung mit Sanat Kumara und anderen aufgestiegenen Meistern hatte ich mich bisher immer darauf verlassen können. Wie unzählige Male zuvor, brach eine vertraute Welt in mir zusammen. An was sollte ich mich bloß halten?

      Und dann ging ich alles noch einmal durch: Diese Idee von dem Richtigen, ohne den vieles einfach nicht ging und auf den ich wartete, angefangen mit dem Tango-Tanzkurs und eigentlich das ganze Leben, diese Idee verfolgte mich schon lange. Aber so, wie die Menschen um

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