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In den folgenden Wochen hatte ich Mühe, das Thema Seelenpartner nicht allzu ausgebreitet in meinem Kopf zu dulden. Und bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich auch noch keinen blassen Schimmer, was da ganz verdrängt in meinem Psychokeller rumlag. Ich glaubte lange Zeit sogar, jedes Interesse am anderen Geschlecht ganz verloren zu haben! Aber nun hatte sich das Fass geöffnet. Ich merkte nur noch nicht, wie voll dieses Fass war, denn es tröpfelte erst langsam in mein Bewusstsein...

      Tom und seine beiden Begleiter hatten uns darauf aufmerksam gemacht, wie wichtig es für das Verankern der Energie der Göttin auf der Erde sei, an den drei Vollmonden gemeinsam zu meditieren. So wurde ich vage an eine Berufung erinnert, die ich seit Jahren spürte. Ich sehnte mich nach der Göttin und wollte helfen, die Schwingung der Göttin mit anderen zusammen zu verankern. So traf ich mich mit anderen Freiwilligen dienstbeflissen (Gottes-Dienst) am Tag der besonderen Horoskop-Konstellation zum Meditieren. Ich fühlte nun sehr deutlich, das war meine Aufgabe, dazu wurde ich geboren, und es erfüllte mich mit Rührung und Freude, dass es nun endlich möglich sein würde, und auch, dass ausgerechnet ich daran Teil haben durfte. Ich ging mittlerweile davon aus, dass es einen vollkommenen Plan gäbe für diese Schöpfung und dass alle Seelen da eine kleine Aufgabe übernommen hatten, und das war eine konzertierte Aktion, man wurde dazu geführt, Schritt für Schritt, mehr wusste ich damals noch nicht.

      Vera, die diese drei Amerikaner ursprünglich auch eingeladen hatte, leitete die Meditation in dem Heilraum ihrer Einweihungs-Schule und holte das Licht der Göttin mit uns zusammen in einem kraftvollen, heiligen Ritual herunter und verankerte die Schwingung in der Erde. Vera war die beste Ritualmeisterin, die ich mir dafür vorstellen konnte und ich war ganz dankbar, dass ich dabei sein konnte. Später erfuhr ich von Vera, dass sie in vielen Leben Hohepriesterin der Göttin gewesen war. Natürlich trafen sich weltweit solche Gruppen von Männern und Frauen, das Ereignis blieb nicht auf die drei amerikanischen Weisen aus dem Abendland beschränkt, welche die Zeichen des Himmels gelesen und verstanden hatten. Tom und die beiden anderen hatten ja nur die Zeichen der Zeit erkannt und reisten nun herum um es uns allen kund zu tun. Nur Weyrauch und Myrrhe für das göttliche, neugeborene Mädchen hatten sie nicht dabei. Sie suchten auch keine stillende Mutter sondern interpretierten die Geburt der Göttin eher als ein kollektives Thema. Aber das nur mal am Rande.

      An den folgenden Tagen lief ich lange durch den Botanischen Garten, zerbrach mir den Kopf und wühlte mich durch die vielen intensiven Gefühle hindurch, die immer wieder um Tom und seine Ankündigung kreisten, er wolle im nächsten Jahr wieder nach Berlin kommen. Schließlich entschied ich, erstens Vera meine Hilfe bei der Organisation von Toms Vortrag und Workshop anzubieten und zweitens an Tom selbst in einem Email zu schreiben, dass ich ihn gerne unterstützen wolle, wenn er das nächste Mal in Berlin sei. Dabei hatte ich einige Mühe, seine Emailadresse im Internet zu finden, denn Vera wollte ich nicht fragen. Ich erhielt aber keine Antwort von ihm und so vergaß ich es wieder. Später behauptete er, dass er mir geantwortet habe, aber dieses Email war nie angekommen – oder ich hatte es zwischen all meinen Prozessen aus Versehen gelöscht.

      Immerhin motivierte mich nun die Aussicht auf den Seelenpartner, endlich eine schöne und schlanke Frau zu filzen, mein Schönheitsideal, denn ich selbst sehnte mich auch so sehr danach, wieder gut auszusehen, für meinen Seelenpartner und für mich selbst. Und ich hoffte, dass es mir bis zum nächsten Jahr gelänge, ordentlich abzunehmen und freute mich: Nun würde es mit mir und einem Partner doch noch was werden, glückliche Zweisamkeit und so, die Erfüllung meines innigsten Wunsches seit langem – den ich nur zu oft verdrängen musste, und dann handelte es sich bei Tom ja auch noch um meine perfekt passende Dualseele. Mann, musste das toll werden! Mein Herz hüpfte vor Freude.

      Die schönen Beine

      Mein Blick fiel auf die beiden prächtigen Filzbeine in meinem Korb, an denen ich mich bereits vor Wochen erfolgreich versucht hatte. Wie immer wartete ich auf den nächsten Impuls. Als ich mir gerade wieder begeistert ein Leben mit Seelenpartner ausmalte, nahm ich dabei gedankenverloren die Filzbeine in die Hand und betrachtete sie von allen Seiten. Aber dann kam etwas ganz Unerwartetes und es überraschte mich wirklich sehr.

      „Die Göttin ist zurück!“, sagte eine Stimme in mir, die ich neben meinen eigenen Gedanken wahrnehmen konnte. „Ich bin Isis, der weibliche Weg in diesem Universum!“

      Mein Körper wurde bei diesen Worten von einem perligen und ziemlich heiligen Sektgefühl durchrieselt. Whow! Ganz so hoch hatte ich mit der Puppe doch nicht hinaus wollen und einen Zusammenhang mit der Konstellation der Geburt der Göttin und den Meditationen hatte ich schon gleich gar nicht hergestellt. Eine Schönheit, ja, davon hatte ich schon geträumt, aber gleich eine Göttin! Und sofort wurde ich unsicher. Diese Schwingung mit Vera in einem Ritual erden oder eine Puppe der Göttin machen, das waren doch zwei Paar Schuhe! In mir kamen erhebliche Zweifel hoch, ob ich das überhaupt konnte, so gut war ich doch gar nicht. Ich fühlte mich viel zu klein und chaotisch für solch einen Auftrag, und noch nicht geläutert genug, und außerdem viel zu unerfahren im Filzen! Aber mein Göttinnen-Gefühl hielt sich, ich war nicht alleine, da gab es eine Kraft in mir, die ich schon immer kannte und der ich schon oft in ganz alten Zeiten im Tempel gedient hatte.

      Welch eine Freude, das wieder zu erkennen! Es war so unglaublich berührend und schön, ich fühlte mich vollständig umhüllt von Urvertrauen und mütterlicher und mich bedingungslos annehmender Liebe. Ja, die Göttin war wirklich zurück! Es kam mir so vor, als hätte ich endlich meine ideale Mutter gefunden, von deren Existenz ich immer gewusst, aber die ich irgendwie auf meinem Weg verloren hatte. Nicht, dass ich mit meiner weltlichen Mutter unzufrieden gewesen wäre, die war auch ein Schatz und ich mit ihr in Frieden. Nein, es ging um etwas viel Größeres: Um die Große Mutter!

      Im Grunde hätte mir da schon auffallen müssen, dass meine schwarze Schönheit von ihren Fans außer "Lady Africa" auch "Big Mama" genannt worden war, aber ich brauchte noch sehr lange, bis ich darüber stolperte, ich war einfach sehr schwer von Begriff oder ich sah den Wald vor lauter Bäumen nicht.

      Zwischen dem zweiten und dritten Vollmond gebar ich dann nicht nur den Körper der Puppe und damit ein Tor zur Schwingung der Göttin, sondern schaffte auch in mir selbst den Raum für die Qualitäten der Göttin. Und ich geriet dabei in so etwas ähnliches wie psychische Wehen und machte einen extrem heftigen Reinigungsprozess durch, der sich nur schwer beschreiben lässt. Gefühle und Gedanken, Erfahrungen aus diesem und anderen Leben, mein Umgang mit meinem Körper bis hin zu einigen spirituellen Konzepten, die mit Weiblichkeit verbunden waren, liefen durch und mussten verstanden und losgelassen werden.

      Ich heulte fast täglich mehrere Stunden, war dann aber zwischendurch wieder absolut high und glückselig, mal wurde mein Körper ganz steif, mal schmerzte mein Rücken oder es fühlte sich an wie Muskelkater, obwohl ich mich kaum noch bewegt hatte. Die körperlichen und seelischen Symptome und die Themen in meinen Gedanken wechselten ständig. So konnte ich keine zuverlässigen Verabredungen mehr treffen.

      Stundenlang liefen starke Energieströme durch mich hindurch, die mein erschöpfter Körper nur liegend und irgendwie dahin dämmernd bewältigen konnte. Wann immer mein Körper es zuließ, filzte ich an der Puppe weiter. Ich fühlte mich dazu mächtig angetrieben und inspiriert, und das Filzen erwies sich als ideal. Dabei gelang es mir viel besser, den inneren psychischen Cocktail an mir vorbeiziehen zu lassen, ohne daran anzuhaften, sprich es zu bewerten, festzuhalten und vielleicht auch noch in Selbstmitleid zurück zu fallen. Natürlich passierte auch das trotzdem, denn mein Zustand blieb für lange Zeit unkontrollierbar.

      Eigentlich hätte ich viel mehr innere Ausgeglichenheit gebraucht, aber genau diese Ruhe fand ich nur noch sehr selten, ich konnte mich kaum konzentrieren. So ließ ich es laufen und vertraute darauf, dass schon alles stimmte, so wie am Anfang, gleich nach meinem Zusammenbruch, ich gab mir Zeit zum Regenerieren und um zu verstehen, aber ehrlich gesagt, ich verstand noch nicht viel davon. Erst im dritten und vierten Jahr danach ging mein Verstehen tiefer und tiefer. Zu der damaligen Zeit sammelte ich vor allem Erfahrungen, Zeugs und Nahrung (Essen) in großen und schlecht verdaulichen Portionen. Und dass ich mich eigentlich schon längst in einen absorbierenden Wiederkäuer verwandelt hatte, der sich eigentlich nach jeder Erfahrung lange genug verdauend auf die Wiese legen sollte, entdeckte ich ja auch erst später

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