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Kinzel dankte ihm und ging mit Roxana zum Eingang des Clubhauses.

      Beim Eintreten warf sie einen Blick zurück zu Oscar, der noch neben dem Mercedes stand.

      Es war das letzte Mal, dass sie Oscar sehen sollte.

      ---

      Enrique Pato war um kurz nach halb neun Uhr im Clubhaus des Golfclubs angekommen. Als er eingetreten war, hatte ein Portier nach seinem Clubausweis gefragt. Der Zugang zum Haus und zum Restaurant sei beschränkt auf Mitglieder und ihre Gäste.

      Pato hatte keinen Clubausweis zeigen können. Er hatte stattdessen etwas gezeigt, was besser war als der Clubausweis, nämlich seinen Ausweis als Mitglied der Peruanischen Geheimpolizei. Auf keinen Fall hätte er als zahlendes Clubmitglied zuvorkommender behandelt werden können!

      Nachdem er in dem Gebäude war, konnte er sich frei bewegen. Pato setzte sich an die Bar, von der aus er das Restaurant überblicken konnte.

      Als erste waren Walter und Liliana Fernandez erschienen, hofiert vom Oberkellner, der unter vielen Verbeugungen den Tisch zeigte, an dem sie sitzen würden.

      Das Ehepaar Fernandez kam dann ebenfalls in die Bar und setzte sich nur wenige Plätze entfernt von Pato an den Tresen, wo Liliana de Fernandez sofort ein Glas Champagner vorgesetzt wurde und Walter ein Glas Whisky.

      Wegen der Musik und des Stimmengewirrs der anderen Gäste konnte Pato nicht verstehen, über was Fernandez mit seiner Frau sprach.

      Als nächste tauchten Graf und Kinzel auf, angeführt von dem selben sich ständig verbeugenden Oberkellner.

      Na also! dachte Pato.

      Graf küsste Liliana de Fernandez die Hand, Kinzel küsste ihr die Wange.

      Aus dieser unmittelbaren Nähe hatte Pato bisher noch keinen der Beteiligten gesehen. Bei der Begrüßung bekam er jedoch mit, dass sie sich alle mit Vornamen anredeten.

      Über einen der zwei dann noch kommenden Gäste war Enrique Pato sehr verblüfft!

      Dass Karin Kinzel kommen würde, war ihm nach dem Abhören des spät nachmittäglichen Telefonats klar gewesen.

      Dass die aber die kleine Geheimdienstschnepfe hinter sich her zog, war eine echte Überraschung!

      Es nötigte ihm Bewunderung ab, dass Garcia sein Spitzel so direkt hatte platzieren können!

      Er beobachtete, wie Graf Roxana dem Ehepaar Fernandez vorstellte, die sie misstrauisch beäugten. Insbesondere Liliana de Fernandez schien gar nicht glücklich über den zusätzlichen weiblichen Gast!

      Etwas stimmte nicht, nur wusste Pato zunächst nicht, was es war.

      Aber dann fiel es ihm auf!

      Roxana himmelte Graf an! Anders konnte man das nicht ausdrücken!

      Mein Gott, dachte Pato, die ist verliebt in den Kerl!

      Würde sie ihrem Oberst zuarbeiten, wenn sie in Graf verliebt ist? Oder würde Graf von ihr wissen, dass Garcia hinter ihm her war? Das würde erklären, weshalb Graf so misstrauisch war! Und das würde erklären, weshalb sie in Kinzels Büro angerufen hatte.

      Aber wenn Graf über Garcia Bescheid wusste, würde er nicht vermuten, dass noch ein weiterer Dienst ihn beobachtete.

      Pato fand, dass dieser Fall zunehmend spannender wurde.

      ---

      Was Roxana verwunderte, war, dass ausschließlich Konversation gemacht wurde. Über Geschäfte wurde, soweit sie mitbekam, kein einziges Mal gesprochen.

      Der Mann namens Walter Fernandez hatte Karin Kinzel mit einem Kuss auf die Wange begrüßt, Rupert hatte ihr die Hand geschüttelt. Die Frau Walters, Liliana, hatte sie selbst sehr forschend angesehen und sie recht kühl behandelt. Liliana behandelte Rupert hingegen mit großer Aufmerksamkeit. Alle nannten sich beim Vornamen, siezten sich aber, soweit sie nicht Paare waren. Nur Kinzel und Graf duzten sich. Roxana sprach die Damen mit `Señora` an, Kinzel und Fernandez mit `Señor Kinzel´und ´Señor Fernandez`. Zu ihr sagten alle nur Roxana.

      Die Frau namens Liliana war nicht viel älter als Roxana, allerdings eine Dame der Gesellschaft. Sie war sehr schick, und wie Roxana vermutete, sehr teuer gekleidet.

      Nach einem Glas Champagner an der Bar gingen sie hinaus in das Clubrestaurant.

      Roxana hätte sich sehr fehl am Platze gefühlt, wenn nicht Rupert neben ihr gesessen und sie so aufmerksam und höflich behandelt hätte.

      Außerdem hatte Roxana Probleme mit dem vielen Besteck. Sie würde aufpassen müssen, was die anderen damit machten.

      Die Speisekarte war vom Format her riesig. Auf der Karte, die sie erhielt, standen keine Preise.

      Das ganze Restaurant war ohnehin unglaublich vornehm, mit weißen Tischdecken, dicken Servietten, und so vielen Kellnern.

      Die Gäste waren zumeist im Anzug, die Damen in eleganten Kleidern, es gab aber auch, und das beruhigte Roxana, ein paar Leute in sportlicher Kleidung.

      Unter dem Tisch ergriff Roxana Ruperts Hand und drückte sie. Sie spürte, wie er ihre Hand ebenfalls drückte, das war beruhigend.

      Sie war so froh, dass Rupert direkt neben ihr saß.

      Er half ihr beim Aussuchen der Gerichte, sprach Empfehlungen aus, auch was die Auswahl des Weins anging.

      Am einfachsten war, sie bestellte das gleiche wie er.

      Sie beobachtete Rupert, wie er sich benahm. Es war das erste Mal, abgesehen von dem kurzen Treffen heute Nachmittag mit Carla und Kinzel, dass sie dabei war, wenn er mit anderen Leuten sprach.

      Er war sehr witzig, machte Bemerkungen, über die alle am Tisch lachen mussten, ohne dass er Witze erzählt hätte.

      Roxana bekam einen dicken Kloß in den Hals, weil Rupert morgen früh abreisen würde.

      Der Kloß wurde noch dicker, wenn sie daran dachte, dass sie sich eine neue Arbeitsstelle suchen musste.

      Eines war klar, für Garcia konnte sie nicht weiter arbeiten!

      Sie würde morgen anrufen und telefonisch kündigen und die Kündigung schriftlich bestätigen.

      Sie hoffte, Carlos Garcia nie mehr zu sehen.

      In diesem Moment sagte Rupert Graf:

      "Ach so, Roxana, Lutz und ich hatten vorhin noch eine Unterredung mit Minister Bustamante, der dich grüßen lässt. Er sagte, du hättest dem Präsidenten sehr gut gefallen."

      Walter Fernandez und Liliana wechselten erstaunte Blicke. Karin Kinzel schaute ebenfalls überrascht von ihrem Teller auf.

      "Bustamante bietet dir in seinem Ministerium eine Stelle an. Wenn du morgen Zeit hast, kannst du dich an, Lutz, wie hieß der Kerl noch? einen Señor Porcasi wenden. Lutz, gib ihr bitte mal den Zettel, du hattest das doch aufgeschrieben."

      Roxana hatte vor Dankbarkeit fast Tränen in den Augen.

      Sie griff nach Ruperts Unterarm und drückte ihn fest.

      Gleichzeitig spürte sie, wie er seinen Unterschenkel gegen ihren drückte.

      Am liebsten hätte sie jetzt auf der Stelle mit ihm geschlafen!

      Während Rupert sein Bein gegen ihres drückte, sprach er interessiert mit Liliana de Fernandez, die ihm gegenüber saß.

      ---

      Die Stimmung am Tisch von Walter Fernandez und seinen Gästen stieg. Auch wenn niemand über das Geschäft auch nur ein Wort gesprochen hatte, waren alle gelöst, weil insgesamt der Besuch Rupert Grafs in Lima erfolgreich verlaufen war. Sie hatten gut gegessen und waren mit dem Trinken nicht zimperlich gewesen, weil Walter ständig neue Getränke auftischen ließ.

      Rupert Graf kam nachdenklich von einem Gang zur Toilette zurück. In dem zu den Toiletten führenden Korridor im Untergeschoss war ihm die aus der Damentoilette tretende Liliana plötzlich um den Hals gefallen, hatte

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