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DAS GESCHÄFT - TEIL 1. Christoph Hoenings
Читать онлайн.Название DAS GESCHÄFT - TEIL 1
Год выпуска 0
isbn 9783847644453
Автор произведения Christoph Hoenings
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
Liliana setzte sich, Felicitas blieb stehen.
"Felicitas," fragte Walter, "War in der vergangenen Woche ein Handwerker, ein Elektriker, Installateur oder was es sonst so gibt, in unserer Wohnung?"
"Si, Señor," sagte Felicitas erleichtert, denn sie hatte einen Tadel für etwas erwartet, ohne zu wissen, wofür. "Am Freitag war ein Techniker der Telefongesellschaft hier, weil mit der Haustelefonanlage etwas nicht in Ordnung war. Der Señor und die Señora waren auf dem Golfplatz. Er hatte einen amtlichen Ausweis und war sehr nett."
"Felicitas, was hat er gemacht?"
"Er hat an den Telefonen geschraubt und an den Steckern der Telefone in den Wänden. Ist etwas nicht in Ordnung, Señor? Ich war die ganze Zeit dabei. Er hat sonst nichts angefasst. Fehlt etwa etwas? Ich habe so aufgepasst!"
Felicitas war den Tränen nahe.
"Nein, Felicitas, es fehlt nichts. Du kannst wieder hineingehen," seufzte Walter. Graf hatte recht gehabt.
Felicitas machte einen Knicks und ging zurück in die Küche. Sie hatte alles genauso gemacht, wie ihr der Señor das immer gesagt hatte, die Papiere des Technikers überprüft, beziehungsweise sich von ihm vorlesen lassen, denn lesen konnte sie so gut wie gar nicht. Und sie hatte den Mann während seiner Arbeit nicht aus den Augen gelassen. Außerdem hatte er eine Monteursuniform der Peru-Telecom angehabt, und die kannte sie.
"Walter, was ist los?" wollte Liliana wissen.
"Mein Schatz, wir werden abgehört," sagte Walter.
"Abgehört, was heißt das ?" Liliana setzte sich aufrecht.
Walter erklärte ihr, was Rupert Graf ihm eröffnet hatte. Dass die Telefonate mitgeschnitten würden, dass, und dieser Verdacht hatte sich soeben erhärtet, auch Mikrophone in der Wohnung angebracht seien. Wahrscheinlich wäre nur die Terrasse sicher.
Liliana brauchte eine Weile, zu realisieren, was das bedeutete.
"Du meinst, Walter, die können alles hören, was wir tun? Was wir sagen? Sogar, wenn wir uns umarmen?"
Ihr stiegen Tränen in die Augen.
Belauscht? In der eigenen Wohnung? In ihrer Wohnung?
Ihr erster Impuls war, sofort auszuziehen, in ein Hotel zu gehen. Hier wollte sie nicht bleiben!
Walter schob seinen Sessel näher an den ihren heran und ergriff ihre Hände.
"Ich bin genauso erschüttert wie du, mein Schatz," sagte er leise.
"Woher weißt du, dass wir belauscht werden?"
"Von Rupert Graf. Er hatte das bereits vermutet, deshalb das Essen gestern auf der Terrasse. Er sagt, dass sei normal, wenn man Projekte anfasst wie wir jetzt. Nationale Sicherheit und so. Aber jemand scheint ihm ausdrücklich bestätigt zu haben, dass unser Telefon angezapft ist. Frag mich nicht, woher er das weiß. Außerdem stand gerade, als ich ankam, unten auf der Straße ein Auto, in dem jemand saß"
Walters Mund war völlig trocken. Er räusperte sich.
"Aber du weißt ja überhaupt noch nicht die letzten Entwicklungen. Graf hatte letzte Nacht ein Treffen mit Scaloni und Bustamante. Scaloni hat offenbar zugesagt, den Kauf der Schiffe zu unterstützen. Bustamante war auch dabei. Wie Graf dahin gekommen ist weiß ich nicht, er hat es nicht gesagt. Er hat nur berichtet, er sei um Mitternacht noch mit Scaloni zusammengetroffen, so wie du sagen würdest, du hättest Sofia im Kaufhaus gesehen. Er ist schon ein Kerl!"
Liliana mochte im Moment seine Begeisterung nicht teilen.
"Walter, was machen wir? Wir können doch so nicht leben! Wir können uns doch nicht den Rest unseres Lebens auf der Terrasse unterhalten!"
Walter erklärte ihr, was Graf empfohlen hatte.
Er würde gleich morgen mit Rogerio Chavez sprechen, um die Wohnung überprüfen zu lassen. Chavez würde wissen, wen man zu Hilfe rufen könnte.
Walter berichtete Liliana von dem geplanten Abendessen. Graf würde, habe er gesagt, eine Bekannte aus Lima mitbringen.
Das machte Liliana neugierig.
"Wer ist das denn?"
"Das hat er nicht gesagt. Nur, dass er eine Freundin mitbringt, die er hier kennengelernt habe. Mehr weiß ich nicht."
Walter fand, dass er jetzt etwas zu Trinken verdient hätte.
Er fragte Liliana, ob sie auch etwas wollte. Sie wollte!
Als er kurz darauf im Golfclub anrief und einen Tisch reservierte, hatten sowohl Enrique Pato und Carlos Garcia eine Spur, auf der sie hofften, Graf wiederzufinden.
---
Rupert Graf lud Roxana und Carla ein, mit ihm und Kinzel an der Hotelbar einen Drink zu nehmen.
Roxana hatte Carla als ihre beste Freundin vorgestellt, die sie von ihrer Tätigkeit im Gesundheitsministerium her kannte, wo Carla immer noch arbeitete.
Carla musterte Graf mit großen Augen.
Das also war der geheimnisvolle Mann, in den Roxana sich verliebt hatte!
Einen Mann wie Rupert Graf fand sie zwar interessant, aber nicht unbedingt attraktiv. Das mochte daran liegen, dass jemand wie Graf ihr wahrscheinlich nie den Hof machen würde.
Der ruhigere Ludwig Kinzel gefiel Carla viel besser.
Der war richtig nett, freundlich, gutmütig. Außerdem ließ er sie merken, dass er sie mochte. Auch wenn Kinzel nicht viel sagte, sah Carla daran, wie Kinzel sie anblickte, dass er sie sympathisch fand.
Graf sagte gerade:
"Roxana, ich möchte dich heute zum Abendessen mitnehmen. Ludwig Kinzel wird mit seiner Frau Karin dabei sein, unser Gastgeber ist der von dir schon mal erwähnte Walter mit seiner Frau. Ich bin sicher, dass du alle sehr nett finden wirst."
Das gefiel Roxana einerseits, andererseits war sie nervös.
Kinzel sagte:
"Señorita Roxana, meine Frau wird Sie abholen, so gegen halb neun. Rupert und ich haben vorher noch einen Termin. Wir kommen direkt zum Restaurant. Wahrscheinlich sind wir schon da, bis Sie und Karin ankommen."
Kinzel fiel jetzt auch wieder ein, wo er Roxana gesehen hatte. Sie hatte Sonntag Nacht in der Bar im Sheraton gesessen, und Graf hatte immer zu ihr herüber geguckt. Karin hatte auf der Heimfahrt eine Bemerkung darüber gemacht. Da hatte Graf sie her! Und die war vom Geheimdienst! Er hoffte nur, dass Graf wusste, was er tat! Nett war sie, offenbar gut erzogen, und, das musste Kinzel zugeben, sehr attraktiv.
Ihre Freundin Carla fand Kinzel aber viel netter. Er hatte Mühe, nicht immer auf ihre Beine zu starren, über die das kurze Röckchen immer weiter hoch rutschte.
Kinzel stand auf.
"Señorita Carla, kann ich Sie mitnehmen, oder kann mein Fahrer Sie nach Hause bringen?"
Dieses Angebot nahm Carla gerne an.
Sie gab Roxana auf jede Wange ein Küsschen und ging mit Kinzel davon.
Graf sah ihnen nach.
Dann sagte er zu Roxana:
"Komm, wir gehen nach oben."
Enrique Pato fand die Informationen aus der Wohnung von Fernandez nicht ergiebig. Er müsste ein Mikrophon auf Fernandez´ Terrasse einbauen lassen. Nachdem er Walters Anruf gehört hatte, wusste er, sein Bürocomputer würde ihm nachher sagen, wo die Tischreservierung gemacht wurde. Das konnte er aus dem Apartment heraus nicht feststellen.
Wenige Minuten später hörte er allerdings etwas, das ihn aufhorchen ließ.
Liliana de Fernandez wurde von dem Dienstmädchen gefragt:
"Señora, ich habe doch nichts falsch gemacht, als ich den Telefontechniker in die Wohnung gelassen habe? Der Señor hat so böse geguckt! Habe ich denn was falsch