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und war tanzen gewesen. Er wusste, dass sie nie mehr als einen ungefährlichen Flirt zuließ, wenn sie alleine unterwegs war und vertraute ihr vollkommen. Dass sie nach einer solchen Nacht in ihrem eigenen Zimmer übernachtete, war nichts ungewöhnliches, denn sie wollte ihn nicht stören und unnötig aufwecken, wenn sie erst gegen Morgen nach Hause kam.

      Nun meldete sich zum ersten Mal Misstrauen in seinem Herzen, und er fühlte sich mit der Situation überfordert. Fast wünschte er sich, Margret hätte ihm nichts erzählt, sodass er jetzt nicht lauter Gedanken im Kopf hätte, die in ihm Unbehagen auslösten.

      Rechtschaffen müde betrat Madeleine einige Minuten nach Margret das Esszimmer, beugte sich zu ihrem Mann hinunter und küsste ihn liebevoll auf die Wange.

      „Guten Morgen, Madeleine“, murmelte er ein wenig mürrisch.

      „Guten Morgen, mein Herz“, erwiderte sie amüsiert, denn sie erlebte ihren Mann fast nie mit schlechter Laune. Da sie wusste, dass sich seine Laune stets besserte, wenn sie ihm eine lustige Begebenheit erzählte, wollte sie gerade ansetzen und ihm etwas über den gestrigen Tanzabend berichten, als sie einen fast schon als zornig zu bezeichnenden Zug auf seinem Gesicht bemerkte. Heute war offensichtlich kein guter Tag für eine entsprechende Geschichte. Madeleine biss ich auf die Lippe, setzte sich an ihren Platz und zog es vor, erst einmal still zu sein und zu frühstücken.

      Schweigend beendete Julius sein Frühstück, stellte die leere Tasse auf die Untertasse, faltete die Serviette umständlich zusammen und warf seiner Frau einen kurzen prüfenden Blick zu. „Ich muss noch etwas arbeiten, bitte stör mich nicht“, brummte er und verließ das Esszimmer, ohne Madeleine zärtlich zu küssen oder ihr sein strahlendes Lächeln zu schenken, wie er es sonst tat, eher er sie allein zurückließ.

      Nachdenklich schaute sie ihm nach, lehnte sich in ihrem Stuhl zurück und fragte sich besorgt, was geschehen sein mochte. In so einem angespannten Zustand und extrem kurz angebunden hatte sie ihren Ehemann in all den Jahren noch nicht erlebt. Wenn sich sein Verhalten nicht veränderte, so würde sie ihn daran erinnern müssen, dass sie sich einmal geschworen hatten, einander alles zu erzählen und nichts zu verheimlichen. Sollte er also Schwierigkeiten oder Probleme haben, sollte er mit ihr darüber reden und sie nicht totschweigen.

      „Darf ich abräumen?“ fragte Ella schüchtern und holte Madeleine damit aus ihren Gedanken.

      „Ja, natürlich“, erlaubte die junge Gräfin und beobachtete Ella, die akribisch das Geschirr auf das Tablett stellte und dabei zwischendurch immer wieder kurze Blicke auf Madeleine warf, die diese nicht zu deuten wusste.

      Ehe sie Ella jedoch fragen konnte, ob etwas nicht in Ordnung sei, hob das Mädchen das Tablett an und eilte hinaus, als ob es genau diese Frage befürchtete.

      Was war hier los, und warum herrschte eine so unangenehme Stimmung? Ob sie darauf im Laufe des Tages noch eine Antwort erhielt? Zuversichtlich, dass sich alles klärte, stand auch sie auf, schlenderte hinüber in die Bibliothek und suchte sich ein Buch heraus, welches sie draußen im Garten lesen wollte.

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