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Heiteres und Düsteres. Susan Asher
Читать онлайн.Название Heiteres und Düsteres
Год выпуска 0
isbn 9783742731715
Автор произведения Susan Asher
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
Susan Asher
Heiteres und Düsteres
Drei Kurzgeschichten
Dieses ebook wurde erstellt bei
Inhaltsverzeichnis
Drei Kurzgeschichten von
Angst
Eine Kurzgeschichte von
Zauber der 7 Kerzen
Eine Kurzgeschichte von
Das Geheimnis der Gräfin
Eine Kurzgeschichte von
Susan Asher
Kapitel 1
Leise und auf nackten Füßen mit einem Bündel Bettwäsche in ihren Händen schlich die Gräfin in ihrem gelben Seidenmorgenmantel die Stufen ins Erdgeschoss hinunter, durchquerte die große Eingangshalle und öffnete die schwere Eichentür. Vorsichtig wandte sie sich um, aber es war niemand zu sehen, sodass sie erleichtert ihren Weg nach draußen fortsetzte. Obwohl es erst fünf Uhr morgens war, zeigte sich am Himmel das erste Blau und versprach bereits jetzt einen heißen Sommertag. Rasch vergewisserte sie sich, dass der Gärtner die frühe Morgenstunde nicht nutzte, um sich um die Vielfalt von Blumen zu kümmern, deren schwerer Duft in der Luft hing und ihr fast den Atem raubte. Zügig eilte sie den Kiesweg entlang zum Pavillon, klopfte leise an, ehe sie eintrat und zog die Tür hinter sich ins Schloss.
Überrascht runzelte das junge Dienstmädchen Ella ihre Stirn, nachdem die Gräfin auf leisen Sohlen aus dem Haus geschlichen war und sie dies von ihrem Fenster aus hatte beobachten können. An diesem Morgen hatte Ella nicht mehr einschlafen können und war aufgestanden, um den Tag ruhig und mit einer schönen Tasse heißen Kaffees und einem Liebesschmöker zu beginnen. Nun fragte sie sich, warum die Hausherrin offensichtlich so darum bemüht gewesen war, dass niemand sie bemerkte und warum sie einen Stapel Bettwäsche bei sich getragen hatte. Natürlich ging es sie nichts an, trotzdem fand sie das Benehmen merkwürdig, zumal die Gräfin nicht einmal angekleidet gewesen war und es die Aufgabe einer Bediensteten war, die Bettwäsche in den Pavillon zu bringen. Nachdenklich schlüpfte sie in ihre flachen Sandalen, schlenderte die Stufen hinunter und stellte die Kaffeemaschine an, um sich ihren ersten Kaffee zu gönnen und sich mit ihrem Buch an den Tisch zu setzen. Dabei versank sie so in der Liebesgeschichte, dass sie erst aufschreckte, als die Hauswirtschafterin die Küche betrat und sie tadelte, weil das Frühstück noch nicht vorbereitet war.
„Tut… tut mir… leid“, stotterte Ella, klappte rasch ihr Buch zu und legte es zur Seite.
„Ja, schon gut“, beruhigte sie Margret und tätschelte ihr den Arm. „Sei so lieb, und schneide eine von den Lieblingsrosen der Gräfin ab, ja?“ Sie lächelte Ella freundlich zu, ehe sie sich abwandte und das Tablett abwischte, um anschließend das Geschirr darauf zu verteilen.
Hastig sprang Ella von ihrem Stuhl auf, nahm die Schere und eilte hinaus in den Garten, blieb aber mitten in der Bewegung stehen, weil sie die Gräfin zum zweiten Mal an diesem Morgen auf den Weg zum Pavillon beobachtete. Wieder schien sie etwas in ihrer Hand zu haben, und sie trug noch immer ihren Seidenmorgenmantel, der in der mittlerweile aufgegangenen Sonne wie Gold schimmerte. Um ihre Herrin nicht in Verlegenheit zu bringen, zog sich Ella in die Küche zurück, schloss die Tür und stellte sich dem bohrenden Blick der Wirtschafterin.
„Und? Wo ist die Rose?“ verlangte diese tadelnd zu wissen.
„Ich… ich… das geht jetzt nicht… ich kann… kann nicht raus… nicht jetzt“, stammelte Ella und legte die Schere in die Schublade zurück.
„Und wann wäre es dir möglich, hinauszugehen und die Rose zu schneiden?“ fragte Margret sarkastisch. Eigentlich mochte sie Ella, sie war immer hilfsbereit und freundlich. Nur ab und zu schien es, als ob sie etwas begriffsstutzig war, und dann musste Margret all ihre Geduld aufbringen, die sie besaß, denn sie wollte Anweisungen nicht zweimal sagen müssen.
Verlegen blickte Ella auf den Boden, und Margret bemerkte, dass das junge Mädchen errötete und den Tränen nahe war. Seufzend stellte sie die Kaffeekanne auf das Tablett, wischte sich die Hände an ihrer Schürze ab und trat auf sie zu. „Du musst keine Angst haben“, versicherte sie sanft. „Sag mir einfach, was los ist und dann holst du die Rose.“
Eine halbe Stunde später trug Margret das Tablett hinüber ins Esszimmer, deckte den Frühstückstisch und begrüßte den Grafen freundlich, der ihren Gruß erwiderte, ehe er sich setzte und sich die erste Tasse Kaffee einschenkte.
„Auf ein Wort“, begann Margret zögernd, als der Graf sie jedoch aufmunternd anlächelte, trat sie an ihn heran und flüsterte ihm etwas ins Ohr.
„Danke“, sagte er und entließ sie mit einer leichten Handbewegung. Nachdenklich nahm er einen Schluck von seinem Kaffee und dachte an seine junge Frau. Madeleine war mit ihren 25 Jahren zwanzig Jahre jünger als er und sah mit ihren langen dunklen Haaren und Augen sowie ihrem edlen Gesicht wie ein Gemälde aus. Er hatte sich vom ersten Moment an in sie verliebt. Nachdem er fast zwei Jahre um sie geworben hatte, hatten sie vor drei Jahren geheiratet, und er liebte seine Frau noch immer so sehr wie an dem Tag, an dem er sie das erste Mal gesehen hatte. Sie hatte ihm einmal gestanden, dass er ihr mit seinem tadellosen Benehmen und seinem Werben um sie beeindruckt habe, und dass er ein ansehnlicher Mann war, den sie sofort gemocht hatte. Nur die Liebe war nicht sofort bei ihr da gewesen, hatte sich jedoch eingestellt, je mehr Zeit sie miteinander