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und Teichbecken. Ein weiteres Gestaltungselement ist das Gehölz. Die Bäume stehen als Sinnbild für das Leben. Der Japaner unterscheidet dabei zwischen Augenblick und Ewigkeit. Die Kirschblüte dauert nur einen Augenblick, die immergrünen Kiefern stehen für die Ewigkeit. Charakteristisch für den japanischen Garten ist das Gestaltungselement Bonsai. Das Bonsai-Gehölz ist eine kunstvolle und formvollendete Züchtung von Minibäumen, vor allem von der japanischen Kiefer Pinus densiflora von den Berghängen Japans. Die Bonsai-Kiefer bekommt als Solitär jeweils einen bevorzugten Platz im Garten. Ein weiteres Gestaltungselement sind die Moose. Sie wachsen in höheren nährstoffarmen Gebirgsregionen, füllen ökologische Lücken aus und werden auf Grund ihrer Anpassungs- und Überlebensfähigkeit als Symbol für ein dauerhaftes, langes Leben gesehen. Ein japanischer Garten wird immer asymmetrisch gestaltet. Die Wege sind nicht gerade, sondern immer geschwungen und für Überraschungen bereit. Andere Gestaltungselemente sind Brücken. Sie symbolisieren Schwellen zu unterschiedlichen Räumen. Teehäuser sind Orte, wo man das Weltliche zurück lässt und in Abgeschiedenheit seine Teezeremonie zelebriert. Der japanische Garten ist ein Ort des Verweilens, der Entspannung und Ablenkung. Durch die betrachtete Schönheit findet man zum inneren Frieden.

      Eine Weiterentwicklung ist der Zengarten. Er hat seinen Ursprung im Buddhismus und lädt in erster Linie zur Meditation ein. Die Symbole sind abstrakter als im herkömmlichen japanischen Garten. Er ist ein reiner Trockengarten ohne Pflanzen. Felsen und Sand gestalten eine Landschaft. Felsen symbolisieren die Berge, speziell geharkter und geformter Sand symbolisieren die Wasserläufe und Seen.

      In den 70er Jahren des letzten Jahrhundert, in denen die Jugend in Aufbruchstimmung war, träumte sie vom einfachen Leben auf dem Lande und der Selbstversorgung. Traumgarten und Paradies war der Nutzgarten. Die Bibel dazu das Buch von Seymour: Leben auf dem Lande. Das praktische Handbuch für Realisten und Träumer. erlebte eine Millionenauflage. Ich selbst kaufte mir auch das Buch, aber auch nur, um darin rumzublättern und zu träumen. In jener Zeit stand die Theorie im Vordergrund. Sie war die Ausgangsposition für die Praxis. Aber oft blieb es bei der Theorie, da die Umsetzung in die Praxis sich als zu schwierig erwies.

      Die hier dargestellten Gärten sind alles Versuche des Menschen , ein kleines Paradies auf Erden zu erschaffen. Jedoch bleibt das wirkliche Paradies, eins zu sein mit der Natur bei den meisten ein Wunschtraum. Aber man kann im Garten für Augenblicke ein Wohlgefühl von Glück erreichen. Es währt nur kurz, hat aber eine große entspannende Wirkung auf die Seele. Dazu muss man bereit und fähig sein, sich für das Glück zu öffnen. Nur dann kann es in die Seele eindringen.

       Über das Gärtnern

      Gärtnern heißt im Garten arbeiten oder den Garten bewirtschaften. Wenn man vor 150 Jahren jemand fragte, ob er gerne Beete umgräbt, säht, das Unkraut zupft, die Kartoffeln aus dem Boden buddelt, Kartoffelkäfer und Schnecken entfernt, die Bäume schneidet, hätte er einen ganz entgeistert angeschaut. Wenn man ihm dann noch sagte, dass das Gärtnern entspannend für Körper und Seele wäre, hätte er einen als verrückt eingestuft. Gärtnern war eine Arbeit wie jede andere auch. Hier musste man arbeiten, um einen Ertrag an Naturalien zu bekommen wie man heute arbeiten muss, um Geld zu verdienen. Gartenarbeit , vor allem damals Arbeit auf dem Acker war keine Erholung, sie musste getan werden. Allerdings gab es schon Mitte des 19. Jahrhundert im Industriezeitalter Stimmen wie die von Dr. Schreber aus Leipzig, der in der Gartenarbeit eine Gesundung von Leib und Seele erkannte und sie der damals proletarischen Stadtbevölkerung als Therapie zur ungesunden Fabrikarbeit verschrieb.

      Noch in den 50er- bis 60er Jahre im letzten Jahrhundert griff sich ein Jugendlicher an den Kopf, wenn man ihm beibringen wollte, dass die Gartenarbeit etwas Faszinierendes wäre. Kino, Disko, Fußball, damals auch die kommunistische Ideologie und Demonstrationen ja, aber zupfen, graben, pflanzen, Schnecken vernichten, nach der Ruhezeit mit lautem Geräusch den Rasen vor oder hinter dem Haus zu mähen, das war etwas für Biedermänner, Spießer und Rentner. Ich gebe zu, damals dachte ich auch so. Heute bin ich anderer Meinung, aber jetzt bin ich auch schon Rentner. Aber schon vor dem Rentenalter zog ich mich in den Garten zurück , um meine Ruhe zu haben, den Alltagsstress im Büro hinter mir zu lassen, ohne Stress vor mich hin zu werkeln.. Ab da erfüllte der Garten meine Gedanken, wie gestalte ich ihn, was pflanze ich an, wie befreie ich die Rosen vom Mehltau, welche Pflanze brauchen Dung, damit sie recht gedeihen, wie komme ich mit der Natur in Einklang. Die Gartenarbeit geht nie zu Ende, es gibt immer etwas zu tun. Die Natur bestimmt meine Arbeit. Ich sehe meine Arbeit als sinnvoll an. Im Frühjahr muss ich Bäume schneiden, damit sie reichlich Früchte tragen, wenn im Herbst die Äpfel reif sind, muss ich sie ernten, wenn es trocken ist, muss ich gießen, wenn der Winter kommt, muss ich manche Pflanzen vor dem Frost schützen. Es ist ein ständiges Müssen, das die Natur diktiert, aber doch habe ich nicht das Gefühl, ich muss es tun, sondern ich mache es gerne.

      Leider hat sich heute die Gartenarbeit als etwas Kreatives und Entspannendes im Gegensatz zum grauen Alltag erst bei der älteren Generation ganz durchgesetzt. Wenn man in die Kleingärten schaut, so sind auch heute noch Männer im Rentenalter in der Mehrzahl, Frauen sind in der Minderheit, die Jugend fehlt von wenigen Ausnahmen abgesehen gänzlich. Als Kinder gehen sie mit den Eltern noch mit in den Garten um dort zu spielen, legen ein eigenes Beet an oder bespritzen sich mit dem Wasserschlauch. Aber wenn sie in die Pubertät kommen, wollen sie nichts mehr vom Garten wissen. Gärtnern ist nicht cool genug. Jedoch bei verheirateten jungen Ehepaaren mit Kindern wird der Garten mit allem, was er zu bieten hat, zusehends attraktiver.

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      Das Bewusstsein, im Freien etwas zu genießen, hat sich in der letzten Zeit stark gewandelt. Es fing damit an, dass sich in den Städten Straßencafés ausbreiteten. Man spürte den Zug nach draußen. Noch in den 60er-Jahren musste ich in den Süden fahren, um das Erlebnis zu haben, in einem Straßencafé zu sitzen. Als dann Anfang der 70er- Jahre die Straßencafés auch in Deutschland in großer Zahl aufkamen, erzählte ich das begeistert meiner damaligen Wirtin in Stuttgart. Die antwortete darauf lapidar auf breit Schwäbisch: „Was soll i drauße sitze, wenn i au neisitze ka!“ Früher hatte man Hemmungen, sich öffentlich im Nichtstun zu zeigen. Man versteckte sich hinter Mauern, wenn man mal einen Café oder ein Bierchen genießen wollte. Es sollte nicht jeder sehen. Heute ist das ganz anders. Man kann nicht genug draußen sitzen. Auch wenn es noch im Frühjahr kalt ist, sitzen die Gäste wie z. B. in Baden-Baden draußen in Decken gehüllt und schlürfen ihren Café. .Den Schritt in die gleiche Richtung machte das Gartenbewusstsein. Draußen sein in der Natur ist hipp. Zeitungen wie z. B. „Die Zeit“ widmeten in ihrem Magazin Artikel zum Gärtnern. Der Slogan heißt ab jetzt: „Draußen ist das neue Drinnen“. Abgesehen von dem neuen Draußenbewusstsein wurde die Gartenarbeit mit der Grünen Bewegung schon in der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts aufgewertet. Sie war ein Engagement und eine Verankerung des Menschen mit der Natur, die zu erhalten und im Stadtbereich zu erweitern ist. Der Garten war ein Stück Natur am Rande der Großstadt. . Mit dieser Einstellung entdeckten auch Jüngere den Garten und bewirtschafteten ihn. Um up to date zu sein , wurde der deutsche Begriff Gärtnern ins Englische übersetzt. Man betreibt jetzt Gardening, so wie man heute nicht in den Laden geht, um Schnäppchen zu suchen, sondern in den Store, um nach Sales sich umzuschauen. Auch in der Stadt hat der Bewohner das Anrecht, mit der Natur zu leben. Urbangardening holt das Grün in die Stadt. .Man gestaltet Balkone und Terrassen in ein kleines grünes Paradies. Berühmt wurde die Grüne Architektur des Künstlers Friedensreich Hundertwasser wie z. B. die Baumspirale. Dachbegrünung und viele Fenster kommen dem Grundrecht eines jeden Menschen nach Luft und Licht entgegen. Extremer Ausdruck der Stadtbegrünung ist das Guerilla Gardening, die von dem Londoner Richard Reynolds ausging. Man legt nicht nur einen Garten in seinem Terrain an, sondern kultiviert illegal Land wie z. B. verwilderte und verlassene Grundstücke, Verkehrsrinseln, zugemüllte Parkstreifen, um die Umgebung schöner und grüner zu gestalten.

      Schon vor mehr als dreihundert Jahren haben einzelne Mediziner erkannt, dass das Gärtnern bzw. die Arbeit in der Natur eine heilsame Wirkung hat, d. h. für Seele und Körper gut ist. Aus dieser Erkenntnis heraus entwickelte sich im 20sten Jahrhundert ein eigener Therapiezweig, die Gartentherapie. Seit etwa zwanzig Jahren gibt es sie in Deutschland.. Eingesetzt wird sie vor allem in psychiatrischen

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