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sterben, um ins Paradies zu gelangen,

       solange man einen Garten hat.

       Aus Persien

      Seit wir aus dem Paradies vertrieben worden sind, haben wir große Sehnsucht, wieder in das Paradies zu kommen. Im Paradies waren wir als Menschen zusammen mit den Tieren und Pflanzen eins mit der Natur. Nachdem Eva von dem Baum der Erkenntnis den Apfel gepflückt und ihn Adam zum Essen gereicht hat, haben sie diesen Einszustand aufgehoben. Sie erkannten, dass sie als Menschen mit einem gewissen Schuldbewusstsein und einem Bewusstsein, dass es Tod und Leben, Mann und Frau, Sünde und Moral, Gut und Böse, Menschen, Tiere und Pflanzen gibt, existieren.

      Die Menschen sahen sich als höchstes Wesen, das Gott erschaffen hat, und stellten sich als Stellvertreter über die Natur. Sie sahen sie als feindlich an, versuchten sie zu bezwingen und sich untertan zu machen. Sie erforschten sie, um sie zu bändigen und machten sie urbar. Sie bauten Häuser, um sich gegen die Kälte, Wind und Regen zu schützen, sie legten Äcker an, um ihre Nahrungsquellen zu optimieren. Sie beuteten die Bodenschätze aus und holzten die Wälder ab. So lebten sie bis heute ganz gut. Die Natur hatte ihnen viel gegeben, auch viel Geduld ihrem Raubbau entgegengebracht, aber jetzt ist das Maß voll und sie rächt sich bitter mit Naturkatastrophen und zeigt uns, dass wir in der Welt doch nur ganz kleine Wesen sind. All das hat unsere Sehnsucht nach dem verlorenen Paradies lebendig erhalten. Wir suchten es in der Religion, die den guten Menschen im Himmel das ewige Paradies versprach. Aber auch auf der Erde versuchten wir es zu finden. Wir wähnten uns mit einer Jungfrau im Bett im siebten Himmel, oder glaubten das Paradies in den jungfräulichen Urwäldern mit seinen mit der Natur lebenden wilden Indianern oder in Arkadien gefunden zu haben. Aber alles waren nur Träume, die wir hatten. In Wirklichkeit fanden wir das Paradies nicht. Es blieb eine Illusion. So versuchten wir das Paradies selbst zu erschaffen.

      Von den alten Persern vor über 2000 Jahren sind von Mauern umschlossene Baumhaine überliefert. Miniaturen und Teppiche lassen erahnen, wie herrlich diese Gärten waren. Sie nannte diese Orte pairadaeza , aus dem sich dann das griechische Wort paradeisos ableitete. Es ist ein in der Wüste blühender Ort, der von einer Mauer gegen die feindliche Umwelt geschützt ist. Es ist ein geometrisch unterteilter Bereich, ein Ort der Glückseeligkeit, in dem alles gedeiht, was die Natur zu bieten hat. Die Sinfonie der Farben der blühenden Pflanzen, die Mischung der Düfte, der Zauber des spielenden Lichts, das sprudelnde Wasser als Symbol allen Lebens, die wohlschmeckenden Früchte, der wohltuende Schatten unter den Bäumen in der sengenden Sonne, all das erzeugte einen Ort der vollkommenen Freude .

      Diese Vorstellung von einem Garten übernahm später die islamische Kultur. Hier ist der Garten ein Vorgeschmack des Paradieses im Jenseits. Garten und Paradies werden im Koran mit dem selben Wort jinna bezeichnet. Das islamische Paradies wird von den vier heiligen Elementen Luft, Wasser, Erde und Feuer geprägt. Es ist ein in der Wüste blühender Ort, eine Oase in der die vier Flüsse der Glückseeligkeit, Wasser, Wein, Honig und Milch fließen. Er führt zur Befreiung von den physischen und irdischen Leiden. Im Jenseits erwartet den strengen Gläubigen ein Garten, in dem sie dann für die Ewigkeit alle weltlichen Freuden genießen dürfen.

      In der römisch-byzantinischen Kultur ist das Paradies ein eher rechteckiger Patio, der von Arkaden und Wohnräumen umgrenzt ist. Er ist der zentrale Teil des Hauses, in dem Natur und Architektur ineinander übergehen. Er symbolisiert das Abgeschlossene und Intime. Auch hier spielt die Präsenz des Wassers eine große Rolle, das in einem Kanal fließt und den Patio in zwei Hälften teilt. Hier fühlte man sich im Schatten und beim Geräusch des plätschernden Wassers wohl.

      Im Christentum erschafften die religiösen Menschen ihr Paradies auf Erden in Gotteshäusern mit allem Prunk oder in Form von Klöstern mit einem Kreuzgang, den sie Paradies nannten. Er ist wie die Islamischen Gärten in vier Bereiche unterteilt, in der Mitte steht ein Brunnen. Der Kreuzgang ist der Ort der Meditation und inneren Sammlung unter freiem Himmel aber auch gleichzeitig innerhalb einer geschlossenen geometrischen Struktur. Der Himmel führt zu Gott, die geometrische Struktur ist das Symbol für die kosmische Ordnung. Neben diesen Orten der religiösen Einkehr gab es im Mittelalter noch die Welt der irdischen Paradiesgärtchen. In einem kleinen eingefriedeten Bereich schuf sich der Mensch damals den verlorenen Garten Eden, in dem die Natur zu ihrer Schönheit wiederfand. Der Garten war ein Ort der Sinnen und der Liebe, voll von schönen blühenden Blumen, süßen Düften, sanften Geräuschen und wohlschmeckenden Früchten..

      Nach drei Jahrhunderten geometrischer Gartenkultur der Renaissance und des Absolutismus im Barock und Rokoko, die eher die Macht der Fürsten und Könige repräsentierte, fand man wieder im 18. Jahrhundert zurück zur arkadischen Landschaft, die vor allem von England ausging. Ihren Ursprung hatte diese Hinwendung zur Landschaft in der Malerei der Franzosen Claude Lorrains (1600-1682) und Nicolas Poussins (1594-1665). Im Zentrum ihrer Malerei stand die Landschaft selbst. Danach wandten sich auch Dichter und Schriftsteller der Natur zu wie z. B. bei John Milton, der in seinem Buch Paradise lost 1667 den Garten Eden beschrieb. Der Mensch war jetzt nicht mehr Beherrscher der Natur, sondern eher wie ein Maler, der die Natur idealisierte. Innerhalb gefälliger Parklandschaften, einzelnen Baumgruppen und Wiesen, sanften Hügeln, Seen, geschmückt mit Blickpunkten wie Tempeln, Ruinen, Pavillons, Pagoden, Statuen, Wasserfällen, Springbrunnen und Grotten, konnte der Spaziergänger flanieren und die Schönheit der Natur genießen. Das Paradies war jetzt nicht mehr ein enger umfriedeter Bereich, sondern ein Arkadien aus offener Landschaft.

      Der chinesische Garten ist eine Nachahmung der Natur. und eine Zusammenfassung zu einer Parklandschaft. Der Besucher begegnet Hügeln, Felsen, Seen, Wasserläufen, Inseln, Brücken, Baumgruppen und Wiesen. Der chinesische Garten stellt einen Mikrokosmos des Himmlischen Reiches dar, der alles, was die chinesische Landschaft zu bieten hat, in einem überschaubaren Raum vereinigt. Der Garten ist ein Kontrast zu der eher kargen und öden Landschaft Chinas. Jedoch ist der chinesische Garten keine reine Nachahmung der Natur, sondern überall steckt Absicht dahinter. Der Gartenbesucher soll von immer neuen Bildern und Ausblicken überrascht werden. Statuen, Büsten, Reliefs, Verse und Inschriften sind keine reine Dekoration, sondern sollen den Geist des Besuchers anregen. Die chinesischen Parks boten für den Kaiser und den chinesischen Adel. Ruhe, Zurückgezogenheit und Gelegenheit zur Meditation.

      Feng Shui ist eine jahrtausend alte chinesische Kunst, Lebensräume nach ganzheitlichen Gesichtspunkten zu gestalten. Sie spielt bis heute eine wichtige Rolle bei der Gartengestaltung. Zentraler Kern der Lehre ist, den richtigen Platz im Spannungsverhältnis Yin – Yang zu finden, der einen ungehinderten Fluss der universellen Energie Chi zulässt. Wendet man Feng Shui richtig an, so erhöht man den Wohlfühlcharakter des Ortes. Feng Shui hat sich heute auch in westlichen Ländern verbreitet und ist in Mode gekommen.

      Feng Shui heißt übersetzt Wind und Wasser. Die beiden Naturkräfte werden als Verbindung zwischen Erde und Himmel verstanden und sind ausschlaggebend bei der Planung von Städten und Gartenanlagen oder der Auswahl eines Grundstücks. Feng Shui ist die Kunst in Harmonie mit unserer sichtbaren und unsichtbaren Welt zu leben. Leben in Harmonie bedeutet vor allem Gesundheit, Glück und Wohlbefinden. Die Harmonie erreicht man durch die Stärkung der positiven - und Vermeidung der negativen Kräfte und durch die Ausgewogenheit des schattigen Yin und des sonnigen Yang. Zu wenig Yin benötigt Yang, zu wenig Yan benötigt Yin. Yin und Yang befinden sich überall in der Natur, in den Himmelsrichtungen, in den Blumen, in der Landschaft, im Garten und in uns selbst. Das heißt, um den Garten richtig zu gestalten, muss ich erst selbst darüber im Klaren sein, ob ich mehr ein introvertierter, ruhiger, friedlicher und genießerischer Yin- oder ein extrovertierter, aggressiver und hektischer Yangtyp bin. Weiß ich das, kann ich das übermäßige Yin oder Yang im Garten ausgleichen. Eine Möglichkeit, Feng Shui im Garten anzuwenden ist das Bagua. Der Garten ist Spiegelbild des eigenen Lebens. Ein Quadrat oder Rechteck wird in neun Felder unterteilt, das die Lebensstadien beschreiben. Je nach dem, auf was ich Wert lege, wird besonders gestaltet oder verändert. Ausgangspunkt für die Gestaltung ist der Eingang.

      Eng verwandt mit dem Chinesischen Garten ist der Japanische Garten. Auch er ist eine Nachahmung der Natur, nur dass sie mehr auf Symbole reduziert wird. Die Elemente der japanischen Natur sind Felsen, Wasser, Gehölze und Moos. Da Japan

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