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entschied Helmut. „Wir würden diesem Verräter einen Gefallen tun, wenn wir ihn in den Kerker werfen. Er muss sterben. Und das so schnell wie möglich. Ihr drei werdet dafür sorgen, dass euer Vetter noch heute von den Klippen des Todesfelsens springt. Und wenn ihr ihn hinunterwerfen müsst.“

      Der König ging ein paar Schritte auf Turgi, Targi und Torgi zu, die sich in die hinterste Ecke des Saales verzogen hatten, um nicht Ziel des königlichen Zorns zu werden.

      „Du kannst dich voll und ganz auf uns verlassen“, sagte Turgi.

      „Wir werden dich nicht enttäuschen“, versicherte Targi.

      „Der Ungläubige ist schon so gut wie tot“, behauptete Torgi.

      „Ihr seid Verräter“, schimpfte Hilmer und wollte sich auf seine drei Vettern stürzen, doch Dieter sprang ihm in den Weg und knurrte ihn böse an. Jetzt hatte er fünf Personen gegen sich. Seine Chancen standen nicht gut.

      „Du bist der Verräter“, entgegnete Turgi.

      „Ohne dich wäre das alles nicht passiert“, stimmte Targi zu.

      „Wir könnten längst tot sein“, jammerte Torgi.

      „Es reicht“, unterbrach Helmut das Gespräch zwischen seinen Untertanen. „Ich bin hier der Boss. Ich bestimme, was geschehen wird, und ihr habt euch an meine Anweisungen zu halten. Der Geist des furchtlosen Wonibalts wacht über mich. Wer sich meinem Willen widersetzt, wird niemals in das gelobte Land eingelassen werden.“

      Turgi, Targi und Torgi starrten den König entsetzt an. Jetzt stand auf einmal auch ihr persönliches Seelenheil auf dem Spiel. Das durfte nicht sein.

      „Ihr drei seid verantwortlich dafür, dass Hilmer stirbt“, sagte der König. „Erst wenn ihr mir persönlich von seinem Tod berichtet, soll es euch selbst erlaubt sein, den Weg über die Todesklippe zu gehen.“

      „Das ist nicht fair“, rief Turgi entsetzt.

      „Wir haben nichts Ungesetzliches getan“, versuchte Targi den König zu überzeugen.

      „Wir sind die Guten“, versicherte Torgi.

      „Meine Entscheidung ist gefallen“, sagte Helmut. „Und jetzt geht. Ich habe genug für heute und will nichts mehr von diesem Unfug hören.“

      Turgi, Targi und Torgi machten lange Gesichter, fügten sich aber ihrem Schicksal. Sie nahmen Hilmer wieder in die Mitte und führten ihn aus dem Palast.

      „Ich hoffe, dass nicht noch mehr Lemminge vor der Tür stehen, welche die Lehren des furchtlosen Wonibalts anzweifeln“, seufzte der König.

      „Für heute war es das“, sagte Dieter.

      „Das ist gut. Ich bin müde und werde mich ein wenig ausruhen.“

      „Ich werde dich begleiten“, entschied der Hamster. „Wollen wir doch einmal sehen, ob wir dich nicht auf andere Gedanken bringen können.“

      4

      „Habt ihr Blödmänner denn nicht ein bisschen Verstand im Kopf?“, jammerte Hilmer und wehrte sich verzweifelt gegen den Griff seiner Vettern. „Wo bleibt eure Familienehre?“

      „Du musst gerade von Ehre sprechen“, schimpfte Turgi, tippte sich mit dem Zeigefinger an die Stirn und zeigte seinem Vetter so den Käfer.

      „Du bist derjenige, der den Geist des heiligen Propheten mit Füßen tritt“, sagte Targi.

      „Deine Seele wird in der Hölle schmoren“, prophezeite Torgi.

      Die drei Brüder trugen Hilmer den Hang des Schicksalsberges hinauf. Dabei hielten Turgi und Targi ihn an den Oberarmen fest. Torgi hatte ihn an den Füßen gepackt.

      Hilmer musste alle Kraft aufwenden, um den Kopf aufrecht zu halten. An Gegenwehr war nicht zu denken. Hilmer dachte angestrengt über seine bescheidene Situation nach. Ein Ausweg wollte ihm jedoch nicht einfallen. Nach wie vor war er der Meinung, dass alles besser war als der Tod. Sogar ein Leben im dunkelsten Verlies von Helmuts Palast hätte er dem Sprung vom Todesfelsen vorgezogen.

      An dem Wächter, der sie am Morgen zu König Helmut geschickt hatte, waren sie inzwischen schon vorbeigekommen. Der Soldat hatte Hilmer nur verächtlich angeschaut und den drei Brüdern viel Erfolg für ihre Mission gewünscht. Für ihn waren die vier Lemminge bereits tot.

      „Jetzt denkt doch einmal nach“, unternahm Hilmer einen letzten, verzweifelten Versuch, seine Vettern zu überzeugen. „Was soll euch denn im sogenannten gelobten Land erwarten? Im besten Fall ist das Leben genauso wie hier. Daran glaube ich nicht.“

      „Was passiert denn deiner Meinung nach, wenn wir sterben?“, wollte Torgi wissen.

      „Ich weiß es nicht“, gab Hilmer zu. „Dennoch kann ich nicht glauben, dass alles besser werden wird.“

      „Rede nicht mehr mit ihm“, wies Targi seinen Bruder zurecht. „Der Ungläubige will nur noch seine Haut retten.“

      „Du kannst mich ruhig beim Namen nennen“, zischte Hilmer. „Ich bin dein Vetter, verdammt noch mal.“

      „Du bist unserer Familie nicht mehr würdig“, sagte Turgi.

      „Und wenn du nicht endlich aufhörst zu nörgeln, bekommst du eine Maulschelle“, drohte Targi. „Wir wollen die Sache einfach nur hinter uns bringen.“

      „Du hast dir das alles selbst zuzuschreiben“, stellte sich Torgi, den Hilmer noch am ehesten hätte überzeugen können, nun endgültig auf die Seite seiner Brüder.

      Mittlerweile hatten die ehemals besten Freunde den Gipfel des Schicksalsberges fast erreicht. Die anderen Lemminge, die sich auf dem Weg zum Todesfelsen befanden, machten der eigenartigen Prozession Platz. Vermutlich hatte keiner von ihnen jemals davon gehört, dass man ein Mitglied ihrer Art hatte zwingen müssen, diesen Weg zu gehen.

      „Jetzt haben wir unser Ziel endlich erreicht“, rief Turgi erleichtert aus.

      „Nichts kann uns mehr aufhalten“, behauptete Targi.

      „Wir werfen dich runter und springen dann hinterher“, freute sich Torgi.

      Hilmer spürte wie ihm das Herz bis zum Hals schlug. Er wusste nicht, was er noch unternehmen sollte. Er war seinen Vettern körperlich weit unterlegen. Die Kerle würden nicht eher ruhen, bis sein Körper mit gebrochenen Knochen zwischen den Klippen lag. Auch von den Fliegen, die den Schicksalsberg umkreisten wie die Geier, konnte er keine Hilfe erwarten.

      Die anderen Lemminge begannen nun damit, Turgi, Targi und Torgi anzufeuern. Sie boten den dreien sogar ihre Hilfe an, die diese aber stolz ablehnten. Hilmer erschrak bis ins Mark als er sah, wie sehr sich sein Volk darüber freute, dass einer der ihren mit Gewalt zum Tode gezwungen werden sollte.

      Insgeheim hatte er auf Hilfe gehofft, merkte aber nun, dass er erst gar keinen Versuch unternehmen brauchte, einen der anderen auf seine Seite zu ziehen. Sie waren wie im Todesrausch und freuten sich so sehr auf ihren eigenen Tod, dass alles andere unwichtig geworden war. Auch Hilmer schloss langsam mit dem Leben ab. Den Jubelrufen entnahm er, dass direkt vor ihm einige seiner Artgenossen über den Todesfelsen gingen.

      „Springst du freiwillig oder sollen wir dich hinunterwerfen?“, fragte Targi lachend, als sie die Kante erreichten.

      Hilmer überlegte einen Moment. Wenn er sich freiwillig nach unten stürzte, hatte er zumindest noch eine Chance, Einfluss auf seinen Sturz zu nehmen. Wurde er geworfen, würden seine Vettern schon dafür sorgen, dass er sich nicht irgendwo an einem Felsvorsprung retten konnte.

      „Ich werde mir nicht die Blöße geben, mich von euch Verrätern hinunterstoßen zu lassen“, erklärte Hilmer. „Lasst mich los, ihr Blödmänner! Dann springe ich.“

      „Nach diesen Sprüchen hättest du es verdient, dass wir dich auf die Klippen werfen“, zischte Turgi.

      „Das

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