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Mörderliebe. Elke Maria Pape
Читать онлайн.Название Mörderliebe
Год выпуска 0
isbn 9783742738790
Автор произведения Elke Maria Pape
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
Zuerst werde ich die anderen Sachen ausführen.
Die Vorbereitungen!
Nicht immer würde es so einfach laufen wie bei dem Fettsack! Mein Gott, einfach mein Auto an die Straße stellen, die Motorhaube auf und warten. Irgendwann musste er ja nach Hause fahren. Ich gebe zu, dass ich etwas aufgeregt war, vielleicht eine Art Vorfreude. Schließlich würde es nur noch Minuten dauern, bis der Scheißkerl endlich krepierte und niemand mehr wehtun konnte.
Dann war es soweit und ich wurde ganz ruhig.
Ich habe ihn kommen sehen. Hat der dämliche Idiot nicht mein Fernrohr gesehen, das ich um den Hals hängen hatte, als ich ihn zu Anhalten zwang. Kam ihm das nicht komisch vor? Ach, nein, ich hab es ja ganz vergessen! Ich habe ihm keine Zeit zum Nachdenken gegeben.
Kapitel 6
Karla blickte nachdenklich aus ihrem Bürofenster im zweiten Stock. Der Sommer war vorbei. Bald würde der Herbst in schnellen Schritten heraneilen. Die ersten Blätter begannen bereits sich von den Bäumen zu lösen. Tagsüber war es in der Sonne noch recht warm, aber abends hatte es sich empfindlich abgekühlt.
Drei Wochen war es jetzt her, seit Fritz Olischewski einem Tötungsdelikt zum Opfer fiel. Drei Wochen, in denen sie keinen Schritt weiter gekommen waren. Die Obduktion war einen Tag nach dem Vorfall in der nächst größeren Stadt durchgeführt worden. Sie war dabei gewesen, obwohl die Anwesenheit bei einer Leichenöffnung zu ihren unliebsamen Aufgaben gehörte. Schon mehrmals, vorzugsweise während ihrer Ausbildung, hatte sie dies mitgemacht, aber man konnte wohl nicht erwarten, dass sich in irgendeiner Weise eine Gewöhnung einstellte und das war sicher auch gut so.
Schon wenn sie das Gebäude der Rechtsmedizin betrat, beschlich sie ein mulmiges Gefühl. Sie meinte jedes Mal, diesen eigenartigen Geruch schon in der Eingangshalle wahrnehmen zu können, auch wenn das natürlich Blödsinn war. Dr. Jacobs war in diesem Fall der leitende Rechtsmediziner. Karla kannte ihn schon einige Jahre. Er war ungefähr Mitte fünfzig, aber immer noch sportlich, drahtig, hatte eine Halbglatze und trug eine Brille. Karla hatte den Eindruck, dass er gar nicht alterte. Immer wenn sie ihm über die Jahre hinweg begegnete, sah er gleich aus. So empfing er sie auch diesmal wieder mit seinem gewohnt distanzierten Lächeln und beantwortete jede ihrer Fragen mit großer Kompetenz und routiniertem Fachwissen.
Karla nahm sich noch einmal den Obduktionsbericht vor. Irgendjemand musste Fritz Olischewski dort draußen auf der Landstraße zum Anhalten gezwungen haben, ja regelrecht auf ihn gewartet haben. Sie hatten fremde Reifenspuren in dem Acker am Straßenrand gefunden, deren Profil auf einen Kleinwagen hinwies. Aber Herr Olischewski war nicht ausgestiegen, oder er hatte keine Chance zum Aussteigen bekommen. Der Schuss war von seitlich vorne abgegeben worden, ging durch die Frontscheibe, bohrte sich bei dem Opfer durch Herz und Lunge und blieb in der rechten Schultermuskulatur stecken.
Hatte Fritz Olischewski in der letzten Sekunde seines Lebens geahnt, was ihm blüht, oder war er völlig ahnungslos gewesen? Noch immer grübelte Karla über das mögliche Motiv. Wer könnte diesen Mann so gehasst haben?
Von seiner Frau und ihren angereisten Eltern hatten sie nicht viel erfahren, und doch hatte Karla ein eigenartiges Gefühl gehabt, was die Frau betraf. Trotz der Tatsache, dass ihr Ehemann erschossen wurde, und dabei handelte es sich schließlich um keine sanfte Methode um aus dem Leben zu scheiden, blieb sie erstaunlich ruhig und ganz weit weg mit ihren Gedanken. Vielleicht der Schock, überlegte Karla, vielleicht war aber die Ehe der Olischewskis auch nur eine saubere Fassade, ähnlich wie die sterile Wohnung oder der Vorgarten. Wer blickte schon hinter so manches augenscheinliche Familienidyll?
Das Klingeln des Telefons riss Karla aus ihren Gedanken. Dr. Schiller, der Leiter ihrer Polizeibehörde war am Apparat. Forsch wie immer dröhnte seine laute Stimme durch den Hörer: „Frau Albrecht!”, rief er und Karla hielt den Hörer automatisch weiter von ihrem Ohr entfernt. „Das ist ja eine seltsame Sache, die dort draußen im Wald passiert ist. Wie denken Sie darüber?” „Ja.”, setzte Karla zum Reden an. „Ich hab mich gleich dafür eingesetzt, dass sie uns einen fähigen Kollegen aus der Stadt schicken.”, polterte er dazwischen und ließ sie erst gar nicht zu Wort kommen. „Schließlich kommen wir so nicht weiter. Die Presse macht uns auch Druck. Es wird übrigens der Herr Weinfeld sein, ein noch junger Kollege bei der Mordkommission, aber sehr clever, hab ich mir sagen lassen. Er wird morgen mit dem Zug anreisen. Also sorgen Sie dafür, dass er eine gute Unterkunft bekommt, na ja natürlich eine bezahlbare, kleiner Scherz, und schauen Sie, dass alle Kollegen gut mit ihm zusammenarbeiten. Wir wollen uns ja nicht blamieren. Also, ich verlass mich auf Sie, Frau Albrecht. Und viel Erfolg!” „Ja, geht klar!”, konnte sie gerade noch antworten, als sie bereits das Klicken auf der anderen Seite der Leitung hörte. Aufgelegt! Super!
Der Herr Weinfeld also! Auch sie hatte schon von ihm gehört. Es handelte sich um einen Kollegen der Mordkommission aus der Stadt, Anfang dreißig, arrogant und so eine Art Emporkömmling. Muss ich mir das gefallen lassen, dachte sie wütend. Ihr Chef hatte sie mit der Nachricht völlig überrumpelt. Und jetzt sollte sie auch noch eine Unterkunft für diesen Kerl besorgen.
Aber sie hatte sich wohl damit abzufinden. Wann kam hier mal ein Mord vor? Da war es doch selbstverständlich, dass man einen Kollegen aus der Stadt mit dem Fall vertraut machte, oder?
Karla nahm den Obduktionsbericht und warf ihn enttäuscht auf einen Stapel Unterlagen.
„Mist!“, schimpfte sie laut.
Die Kollegen sahen erstaunt zu ihr herüber.
„Wann kommt er denn? Schon morgen?“ Reinhard Köhler tat geschäftig als er mit einer Akte in der Hand an ihrer offenen Tür vorbeikam.
„Ach, du weißt es also auch schon?“
Er druckste herum: „Aber erst seit eben, Ehrenwort! Vielleicht wird es ja gar nicht so schlimm, schau ihn dir erst mal an, dann kannst du immer noch urteilen.”, versuchte er sie zu trösten.
Karla nickte mürrisch. Er hatte ja Recht. Aber das Ganze nagte schon sehr an ihrem Selbstbewusstsein, das musste sie zugeben.
Der nächste Morgen!
Als Karla die Büroetage betrat, wusste sie sofort, dass er es war, der dort kerzengerade auf einem der Bürostühle saß. Zacharias Weinfeld, ihr Vorgesetzter für die nächsten Tage und Wochen.
Sie hatte nicht damit gerechnet, dass er noch vor acht Uhr da sein würde. Schließlich war sie heute Morgen extra früher aufgestanden, um unbedingt vor ihm da zu sein.
Karla Albrecht blieb in einiger Entfernung stehen und musterte ihn. Er saß dort mit einer lässigen Arroganz, die viele Menschen in oberen Positionen oft an sich haben und besah sich seine manikürten Fingernägel. Seine glatten, schwarzen Haare waren streng nach hinten gekämmt mit genau der richtigen Menge an Haar Gel. Karla atmete tief durch und ging auf ihn zu. Noch ehe sie bei ihm angekommen war, kam Dr. Schiller von der anderen Seite des Büros mit großen Schritten auf sie zu.
„Frau Albrecht!” Er bemühte sich besonders dynamisch zu wirken. „Da sind Sie ja endlich! Kommen Sie, ich möchte Ihnen jemand vorstellen.” In dem Moment drehte sich der manikürte Mann auf dem Bürostuhl nach ihr um und stand formvollendet auf. Den Kopf neigte er ein wenig nach vorne, fast so als wolle er einen Diener machen: „Zacharias Weinfeld.” Seine Stimme klang genauso kontrolliert wie er aussah. „Sie müssen Frau Albrecht sein! Ja, dann würde ich sagen, auf gute Zusammenarbeit.”
Er lächelte charmant und Karla versuchte auch zu lächeln. Sein Händedruck war fest und kühl und er blickte sie mit dunkelblauen, tief liegenden Augen an. Was für ein Lackaffe, dachte sie.
Anschließend ging sie mit ihm durch das gesamte Büro und stellte Herrn Weinfeld den Rest ihrer Kollegen vor. Da Dr. Schiller nach einer kurzen Einführung über den Mordfall Olischewski es Gott sei Dank vorgezogen hatte, das Büro eilig wieder zu verlassen. „Die vielen Termine, Sie wissen ja, wie das ist, Herr Weinfeld!”, ging Karla