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Mörderliebe. Elke Maria Pape
Читать онлайн.Название Mörderliebe
Год выпуска 0
isbn 9783742738790
Автор произведения Elke Maria Pape
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
Wünschen Sie mir Glück!
Kapitel 1
Er schätzte, es waren mindestens dreißig Grad! Hier im Auto geschätzte fünfzig.
Lässig hielt er beide Hände am Lenkrad und fuhr in die scharfe Rechtskurve. Schweiß rann ihm von der Stirn. Verdammt, dachte er, die letzten heißen Sommertage im August! Das Wetter kann einem noch mal richtig zusetzen. Mehrmals versuchte er seinen massigen Körper in dem Autositz hin und her zu schieben um an seine Hosentasche heranzukommen. Endlich zog er das Taschentuch heraus und wischte seine schweißnasse Stirn ab. Diese letzte Sommerhitze war mörderisch.
Sein Blick fiel auf seinen Ehering. Wer hätte das gedacht, dass ausgerechnet er heiraten würde, dachte er amüsiert. Wahrscheinlich nicht einmal er selbst . Keine Ahnung, warum ihm das in diesem Moment durch den Kopf ging. Aber mit Gaby hatte er es einigermaßen gut getroffen, das musste er zugeben. Gut, sie war nicht die Schlaueste aber sie hatte doch gute Hausfrauen - und Mutterqualitäten, wenn man nicht zu hohe Ansprüche stellte. Es taugte sowieso nichts, wenn eine Frau zu schlau war. Diese sogenannten Emanzen mit ihrem intellektuellen Gequatsche, das hielt doch kein Mann auf Dauer aus. Seine Frau wusste wenigstens, wo ihr Platz war.
Zufrieden reckte er seinen fetten Bauch nach vorne in Richtung Lenkrad.
Vor allen Dingen konnte sie gut kochen. Eine Frau, die nicht kochen konnte hätte er sowieso nicht geheiratet, Schwangerschaft hin oder her. Als Gaby damals ungeplant schwanger wurde, hatte er sich überhaupt nicht mit dem Gedanken anfreunden können, Vater zu werden. Aber es war halt passiert, was sollte man machen.
Doch letztendlich konnte er nicht klagen. Er hatte nicht mehr den Stress mit den Weibern und konnte sich nebenher ein wenig unverbindlich umsehen. Ein paar, die willig waren, gab es schließlich immer. Bei dem Gedanken grinste er vor sich hin. Als er den Wald erreichte wischte er sich erneut mit dem nassen Taschentuch übers Gesicht. Die Hitze war einfach unerträglich, aber Gott sei Dank war er ja in fünf Minuten zu Hause. Er hoffte, dass ihm sein Chef endlich ein Firmenauto mit Klimaanlage zu Verfügung stellen würde. Wenigstens ab nächsten Sommer. Doch dieses Arschloch hatte ihm unmissverständlich klargemacht, dass er dafür noch einige Abschlüsse an Land ziehen müsste.
Er schnaubte wütend. Vielleicht sollte ihm dieser Idiot mal erklären, wie er das anstellen sollte. Die Leute waren heutzutage vorsichtig geworden. Sie kauften nicht mehr einfach so teure Landmaschinen. Die Bauern in seinem Bezirk mussten mit jedem Euro rechnen. Wenn er daran dachte, wie viele Verkaufsgespräche er in letzter Zeit vergeblich geführt hatte, kein Wunder, wenn er mit diesem Schrottauto vorfahren musste.
Alles sinnlos. Sein Chef wollte es einfach nicht kapieren.
Er gab Gas und raste durch den Wald. Um diese Zeit war hier nicht viel los. Da konnte er noch mal austesten, was die alte Mühle noch hergab.
Die engen Kurven schlängelten sich einige Kilometer durch den Wald. Dort hinten, wenn man genau hinsah, konnte man durch eine Lichtung schon die ersten Häuser des Dorfes sehen, in dem er zuhause war.
Jetzt wollte er einfach nur noch abschalten! Hoffentlich hatte Gaby sich um den Garten gekümmert. Wenn man ihr nicht alles dreimal sagte, dann kapierte diese Frau es nicht. Sie konnte so verdammt faul sein. Er dachte an das gekühlte Feierabendbier, das ihn hoffentlich erwartete und an den Schweinebraten, den er heute Morgen extra seiner Frau in Auftrag gegeben hatte. Bei dem Gedanken lief ihm das Wasser im Mund zusammen.
Trotzdem konnte er nicht verhindern, dass seine Gedanken wieder abschweiften zu den roten Zahlen, in denen der Betrieb zweifelsohne steckte. Er schlug mit der Hand aufs Lenkrad. Verdammter Mist, er hatte Feierabend. Schließlich war er mehr als zwanzig Jahre in der Firma. Sie würden schon nicht wagen, ihn raus zuwerfen. Er musste diesen Druck loswerden, am besten sofort. Er grinste. Wofür war eine Ehefrau schließlich da? Das Essen konnte noch ein bisschen warten. Hinterher hatte er umso mehr Hunger, das war klar.
Die nächste Kurve war die letzte vor dem Dorf. Lang gezogen und dunkel. Der Wald war an dieser Stelle dicht bewachsen. Er erinnerte sich, wie sie als Kinder hier immer im dichten Unterholz Verstecken gespielt hatten, zugegeben ein bisschen unheimlich war es schon, aber das war ja gerade das Spannende gewesen. Ein paar Jungen hatten richtig Schiss gehabt, die hatten sie besonders tief in den Wald geschickt und sie manchmal zurückgelassen, einfach so! Er musste grölend lachen, als er sich an die zitternden, vor Angst schlotternden Gestalten erinnerte, die irgendwann nach Hause geschlichen waren, als sie endlich aus dem Wald herausgefunden hatten.
Diese blöden Schwächlinge!
Er musste so lachen, dass er fast heulen musste. Na also, dachte er. Meine gute Laune ist wieder da. Wird schon werden mit der scheiß Arbeit, schließlich würde er immer wieder auf die Beine fallen, egal was passierte. Ihm konnte keiner so schnell was anhaben.
Verdammter Mist, was sollte das denn?
Er presste hektisch den Fuß auf die Bremse und hatte Mühe, den Wagen bei der hohen Geschwindigkeit unter Kontrolle zu bringen. Kurz nach der Kurve bekam er den alten Mercedes durch eine Vollbremsung mit quietschenden Reifen zum Stehen. Der Ruck war so gewaltig, dass seine Arbeitstasche vom Beifahrersitz in den Fußraum knallte.
Der Mann kam mit schnellen Schritten auf ihn zu.
Ach so, dachte er erleichtert.
Er wollte gerade seine Scheibe herunterdrehen, um zu fragen, was los war.
Da sah er die Waffe!
Was um alles in der Welt…..?
Er tastete mit der Hand über den Beifahrersitz, in der Hoffnung, dass der Mann es nicht sah, suchte sein Handy, bis im einfiel, dass es in seiner Tasche war.
Und die lag auf dem Boden.
Er starrte wieder nach vorne, seine Augen weiteten sich vor Panik.
Der Mann kam immer näher und trotzdem schien sein Gesicht immer unklarer zu werden.
Es stimmte, es stimmte, was alle sagen.
Was er schon mehrmals gelesen hatte und sich, zugegeben, darüber lustig gemacht hatte, das Leben spielt sich noch einmal vor dem Auge ab. In einem Bruchteil von Zehntelsekunden konnte er alles ganz genau erkennen, seine eigene Kindheit im Dorf, wie er spielend mit kurzen Hosen nach der Schule nach Hause rannte, die Hochzeitsfeier mit seiner Frau und die Geburt seines Kindes. Alles, einfach alles rauschte in rasender Geschwindigkeit an ihm vorbei.
Mein Kind, oh mein Gott, er sah das zarte Gesichtchen des Mädchens vor sich und dann der Schuss, wahnsinnig laut, wie ein Urknall, ohrenbetäubend und gleichzeitig der gigantisches Schmerz.
Und dann kam nur noch die Dunkelheit.
Kapitel 2
Endlich allein! Aber ist allein wirklich gut? Bedeutet allein Angst oder bedeutet zu zweit noch mehr Angst?
Rosemarie war nicht mehr in der Lage, Unterschiede festzustellen.
Sie hatte immer Angst.
Sie weinte wieder, obwohl sie gar nicht weinen wollte. Sie lag zusammengerollt wie eine kleine Katze auf dem dunkelrot geblümten Sofa in der Küche. Soweit zusammengerollt möglich war. Die Verletzung am Oberschenkel schmerzte höllisch und sie hoffte inbrünstig, dass die Wunde sich diesmal nicht infizieren würde und sie einen Arzt aufsuchen musste. Wie beim letzten Mal, als der Arzt ihr unangenehme Fragen gestellt hatte, sie seine mitleidigen Blicke aushalten musste und sich erneut eine ihrer vielen, haarsträubenden Ausreden hatte einfallen lassen. Bloß das nicht.
Diesmal hatte er mit einer Eisenstange zugeschlagen. Härter als je zuvor. Seine gezischten Laute schwebten noch im Raum: „Wage es morgen bloß nicht zu humpeln! Du weißt, wie ich das hasse, wenn meine Frau krank spielt.” Sein Adamsapfel hatte sich dabei hoch und runter bewegt. Ein untrügliches Zeichen, dass er es ernst meinte. Aber in seinen Augen