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war, z.B. Kierkegaards Flucht in die Religion nach einem Ausflug in die Freiheit und Kant mit seinen idealistischen Moralvorgaben (Kategorischer Imperativ):

      Für den beamteten Philosophen Kant war es z.B. wichtig "seine Pflicht zu tun". Je schwerer ihm das fällt desto besser. Wenn Sie ohne zu überlegen einem Bettler Geld geben, handeln Sie nicht automatisch moralisch. Nur, wenn Sie mit sich kämpfen müssen, eigentlich das Geld für sich behalten möchten, es dann aber doch in den Bettelhut werfen, erst dann haben Sie im Sinne von Kant moralisch richtig gehandelt... Hurra! - Pflicht ist es, gewissen moralischen Vorgaben, den kategorischen Imperativen zu folgen. Diese lassen sich bestimmen, in dem wir uns fragen, welche Konsequenzen unsere Entscheidung haben würde, "wenn das alle so machen würden". Wir dürfen also nicht stehlen. Wenn alle voneinander stehlen würden, würde die Gesellschaft zusammenbrechen. Daher dürfen wir auch nicht lügen. Wenn wir alle lügen würden, könnten wir niemanden mehr vertrauen, und die Gesellschaft würde in Chaos ausbrechen ...Recht nett, aber ist es nicht in Ausnahmefällen gerechtfertigt zu lügen, z.B. um sich vor Gestapo- oder Stasi-ähnlichen Machtinstrumenten zu schützen? - Ist es ok zu stehlen, wenn Sie am Verhungern sind? - Und: Wer darf entscheiden, wann die Regeln gebrochen werden dürfen? - Kant ist zwar geeignet, preußische Untertan-Disziplin beliebt zu machen, nicht aber, um goldene Regeln für Entscheidungen zu liefern.

      Nach Ablage von Religion und Moral sind Sie auf sich selber gestellt. Martin Heidegger wusste 1927: Das Leben hat keinen besonderen objektiven Sinn. Jeder muss für sich selbst herausfinden und probieren was passt. Allerdings muss er dabei aufpassen, sein Leben nicht nach den Vorstellungen anderer auszurichten, sondern seinen eigenen Weg finden. Dieser eigene Weg führt zu einem authentischen Leben. Vorsicht! - Denn auch Philosophen sind nicht perfekt. Während der Nazi-Zeit hat Heidegger sein Interesse an einem authentischen Leben (damals) politisch sehr korrekt gegen Hölderlin und Heimat getauscht (dazu später mehr).

      Die Garantie der guten Gründe

      Ohne Moral und Religion bleiben also nur noch Objekte, rationale Entscheidungskriterien, wenn Sie so wollen, gute Gründe. Beispiel: Sie müssen sich zwischen Schwarz und Weiß entscheiden:

      Ihre Entscheidung richtet sich nur danach, ob nun schwarz oder weiß Ihnen mehr Vorteile sichert (oder, wenn Sie ein Masochist sind, Nachteile). Ihre Entscheidung richtet sich nicht danach, ob schwarz oder weiß Ihren Mitmenschen nützt (christliche Nächstenliebe, es sei denn, Sie sichern sich Vorteile durch Ihre Hilfe, z.B. Anerkennung, Befriedigung etc.) oder von Ihren

      Mitmenschen für gut oder schlecht bewertet werden (Moral). Sie treffen Ihre Entscheidung auf der Basis von guten Gründen, die Ihnen Vorteile sichern.

      Woher wissen Sie, dass ein Grund besser (für Sie) ist als ein anderer? - Sie können nur annehmen/glauben, einen guten Grund zu haben und entsprechend handeln. Sie können Ihr Leben also auch nur an "guten Gründen" orientieren, diesen aber nicht immer blind folgen, da es keinen wirklich objektiven Wertmaßstab gibt und Sie auch nicht wissen können, ob Sie alle Gründe kennen. Natürlich heißt das nicht, dass Sie nicht wissen, es regnet, wenn Wasser vom Himmel fällt und die richtige Entscheidung ist es, Ihren Regenschirm zu öffnen. Aber Sie haben keine 100tige Garantie. Sie können nicht 100% sicher sein: Das Wasser könnte auch von einem Feuerlöschflugzeug kommen...vielleicht ist es auch eine Halluzination.

      Sie haben Ihre Gründe für eine Entscheidung. Sie wägen das "für" und "wieder" ab. Vielleicht gibt es sehr gute Gründe für eine andere Entscheidung... Sie wissen eigentlich nicht, ob Ihr Grund wirklich gut ist, oder ob Sie nur annehmen/denken, Ihr Grund sei gut. Vielleicht irren Sie oder der Grund ist nur das Ergebnis einer Manipulation, die irgendwo tief im Gehirn noch festsitzt.

      Oder, um es im Sinne von Michel Foucault auszudrücken: Du kannst Dich nicht unbedingt auf Dein Wissen verlassen, da auch Wissen (wie Religion und Moral) nur Kontrollinstrument sein kann. Allgemein wird nur das als Wissen akzeptiert, was sich auch politisch (als

      Machtinstrument) verwerten lässt. Dein Wissen ist also unvollständig und manipuliert. Also sind auch Entscheidungen, die Du auf Grund Deines Wissens triffst, nicht unbedingt "richtig", sondern nur Folge der Manipulation.

      Trotzdem müssen wir Entscheidungen treffen und für die Entscheidungen die volle Verantwortung übernehmen. Diese Entscheidungen formen unser Leben.

      In der Praxis werden - glauben wir den Psychologen - 95% aller Entscheidungen emotional getroffen (d.h. unter unseren objektiven Entscheidungskriterien mixen sich subjektive Interessen, Zielsetzungen). Die "guten Gründe" werden nachträglich gefunden, um unsere emotionale Entscheidung zu unterstützen und in unserer scheinbar "rationalen" Welt zu rechtfertigen. Aber selbst unsere "guten Gründe" sind oft nur zweite Wahl:

      Unsere "guten Gründe" sind von unserem Wissen abhängig. Nur was wir wissen, kann auch in unseren Entscheidungsprozess einfließen. Unser Wissen basiert auf uns zugänglichen Informationen. Diese Informationen lassen sich nicht nur interpretieren, sondern auch kontrollieren. Zwar sind z.B. Millionen von Daten im Internet frei zugänglich, wir kennen aber in den meisten Fällen nicht die Qualität der Daten, können also nicht wissen, ob eine Information 100% zutrifft oder teilweise oder nur Falschinformation ist. Wir müssen glauben / vertrauen oder wieder entscheiden. Diese Entscheidung wird wieder auf Grund anderer Informationen (unserem Wissen) getroffen, von denen wir "glauben", es handelt sich nicht um Falschinformationen. Selbst, wenn wir uns die Zeit nehmen, alle zugänglichen Millionen von Informationen zu sichten, zu prüfen und zu werten, erfolgt diese Prüfung und Wertung mit Hilfe von anderen Informationen /Daten/Wissen, deren Qualität nicht bewiesen ist (Ausnahme sind hier objektive Wissenschaften, wie z.B. Mathematik). Das Ergebnis ist also immer nur eine Interpretation, von der wir bestenfalls "glauben" können, sie entspricht den Tatsachen. Die Millionen von Daten im Internet nützen uns also nicht viel auf der Suche nach "guten Gründen".

      Unser Wissen basiert daher auf einer kleinen Auswahl von Informationen, von denen wir "glauben" (oft mit religiöser Intensität), dass es sich um wahre, echte Daten handelt. Wir können unser Wissen zwar durch Erfahrungswerte und Logik testen, aber auch hier gibt es keine Garantie.

      Hier ein vereinfachtes Beispiel, um die Kontrolle von Informationen zu verdeutlichen: Die Medienkonzerne publizieren Informationen (z.B. Bücher, Magazine, Zeitungen, Filme, Fernsehen, Musik), die die derzeitig gewünschte Denkweise (der Medien) repräsentieren, was natürlich auch deren gutes Recht ist. Es gibt zwar diverse Denkansätze und Kontroversen zwischen schwarz und weiß, aber blau wird ignoriert. Der gewünschte Denkansatz sei z.B. "schwarz". Wenn Sie ein Buch schreiben würden, das Denkansatz "blau" als Tatsache beweist (und "schwarz" nur als Hokuspokus), wird das Buch ganz sicher nicht von einem Groß-Verlag publiziert. Sie können sich einen Alternativverlag suchen, werden vielleicht in einer oder zwei Talkshows gehört, Ihre Informationen verbreiten sich aber ganz sicher nicht so stark wie das Buch "schwarz", das die "offizielle" Denkweise wiedergibt. Millionen lesen die Großverlag-Version. Millionen übernehmen das im Großverlag-Buch propagierte Image "schwarz" als "eigenes Wissen", insbesondere, wenn dieses durch Experten in Zeitungen und Fernsehen, und dann auch einen Kinofilm (auf Grundlage des Buches) bestätigt wird. Die

      Großverlag/Medienversion wird als Tatsache akzeptiert. Sie aber werden als radikaler Spinnerautor abgestempelt, verkaufen ein paar Hundert Bücher und sind schnell vergessen, obwohl Ihre Information den Tatsachen entspricht und die Großverlag-Biographie nur Hokuspokus ist. Informationen können erst mit gutem Marketing zu "Wissen" werden.

      Nicht die "Wahrheit" von Informationen ist relevant, sondern nur die Intensität der Verbreitung.

      Die beste Manipulation gewinnt. Durch intensive Verbreitung werden die Informationen "wahr" ("das weiß doch jeder."), zu mindestens in den Köpfen der Masse, also der Mehrheit im demokratischen Prozess. Dieses "Wissen" wird Tatsachen gleichgesetzt, jedenfalls solange bis eine "bessere" Wahrheit (hier die Alternative "weiß") verbreitet wird. Trotz möglicher Kontroverse schwarz/weiß, die auch die demokratische "Freiheit" zur "Entscheidung" unterstreicht, wird blau ignoriert.

      Wir

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