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Der Junge mit dem Feueramulett - Die Schule der Alchemisten. Frank Pfeifer
Читать онлайн.Название Der Junge mit dem Feueramulett - Die Schule der Alchemisten
Год выпуска 0
isbn 9783754178515
Автор произведения Frank Pfeifer
Жанр Языкознание
Серия Der Junge mit dem Feueramulett
Издательство Bookwire
Und dann dieser kreischende Ichto. Die schreiende Makrele. Konnte der nicht einmal seine Kiemendeckel geschlossen halten? Wir wissen ja langsam, dass du Fisch verkaufst. Du Fisch. Du dreckiger, stinkender Fisch. Du dummer, hässlicher Fisch. Fast so schlimm wie ein Torak. Geh doch zurück nach Ichtien, wo du herkommst. Zurück zu deiner dummen Königin. Dass Flanakan euch überhaupt hier nach Conchar reinläßt. Manchmal kann man die Entscheidungen des Herrschers nicht wirklich nachvollziehen. Ich könnte ganz gut ohne Fisch leben. Wer braucht schon Fisch? Hier in Conchar braucht keiner Fisch. Dann wäre der Gestank weg. Und diese Schreierei. Bleibt doch auf euren Inseln. Kann dieser Ichto jetzt endlich mal still sein, die Schreiende Makrele?
Und jetzt auch noch so ein kleiner Wahter. Wie kommt der denn hierher? Gibt’s nicht genug Nüsse im Dunklen Wald, du kleiner Fellhaufen? Bei denen kann man noch nicht mal die Augen sehen. Die führen doch etwas im Schilde. Bestimmt. Hinterhältige dumme, stinkende, kleine Biester. Das ist meine Stadt. Was wollt ihr hier? Meine Luft verpesten?
Der Herbstwind fegte über den Marktplatz. Die Händler hatten ihre Baldachine eingeholt und sich hinter ihren Wägen verschanzt. Die Einwohner Conchars, in ihre Mäntel gehüllt, waren mit Körben und Handkarren gekommen, um sich mit den Dingen des täglichen Bedarfs einzudecken. Das Angebot hier suchte in Haragor seinesgleichen. Natürlich gab es alles, was aus Winx herstellbar war. Von Schoff bis Zuckerwatte. Aus dem hohen Norden waren die Holz- und Erzhändler angereist. Ichtos boten viel Fischiges an. Alchemisten aus dem Erzgebirge verkauften Feuerwerkskörper und Aus-Blei-mach-Gold-Tinkturen. Govas und sogar einige Govans boten Furunkelsalben, Liebesgarantien, Herzensbrecher und diverse Mittelchen zur Antlitzverschönerung an. Selbst Vampyre und Fasachen waren zu sehen. Eine bunte Völkervielfalt, die friedlich umeinander stolperte auf der Suche nach Balsam für ihre unerfüllten Wünsche.
Ein Mann war neben den Schatten getreten. Es war eine geschützte Stelle, an der man sich ein wenig vor dem stetigen Wind verstecken konnte.
»Die Toraks strecken das Schoff, schon gehört?«
Der Mann sah den Schatten neugierig an.
»Echt?«
»Ja. Gestern war ich im ›Knochenbruch‹. Total dünnes Schoff.«
»Was suchst du denn im ›Knochenbruch‹? Ist doch eher eine Torak-Kneipe, oder?«
»Geschäfte. Wirklich dünnes Schoff. Sehr dünn!«
»Lass mich überlegen. Mein letztes Schoff hatte ich im ›Hustenden Hans‹. War eigentlich ganz lecker. Und der Wirt ist auch ein Torak.«
»Ist bestimmt schon eine Weile her.«
»Stimmt. Schon ein paar Tage.«
»Geh da nochmal hin. Ich wette, das Schoff ist da inzwischen auch dünner. Die Toraks wollen uns vergiften!«
»Mit dünnem Schoff?«
»Ganz genau, mit dünnem Schoff.« Die Stimme des Schatten war jetzt ein wenig schärfer geworden.
»Hör mal Kumpel. Kann das sein, dass du heute zu viel von diesem dünnen Schoff getrunken hast?« Der Mann klopfte dem Schatten gutmütig auf die Schulter. Der Schatten verschluckte sich daraufhin und hustete und spuckte eine Weile vor sich hin. Der Mann sah ihn besorgt an.
»Erste Vergiftungserscheinungen!«, bellte der Schatten.
»Sicherlich, Kumpel. Vergiftungserscheinungen, ganz bestimmt. Du, ich muss noch eine Bratpfanne holen. Ich geh da hinten mal zu dem Schmied. Schönen Tag noch.«
Der Mann verschwand in der Menge und ließ den Schatten zurück, der immer noch vor sich hin hüstelte.
Giftmischer, das sind sie. Toraks sind Giftmischer, jawohl.
*
Nach dem Tod des Oguls war die Trauer um Wallas von der Hoffnung aufgehellt worden, Antworten auf viele Fragen zu bekommen. Wer war er, Kard? Aber ohne das Minas-Schwert an seinem Gürtel hatte Kard bald angefangen, an allem zu zweifeln. Er, eine Schmiedemeister? Irgendwie lächerlich. Was hatte er denn bisher gemacht? Schaufelblätter, Gartenzäune. Oder mal einen Schlüssel gegossen. Dann hatte er mit Hilfe von Wallas das Minas-Schwert geschaffen. Er hatte die Klinge in die Lava gesteckt, na und? War jetzt auch nicht so schwer gewesen. Gut, dass ihm die Hände nicht verbrannt waren, war schon irgendwie seltsam gewesen, aber er hatte selbst eigentlich nichts dafür gemacht. Er hatte bisher immer nur das gemacht, was andere ihm gesagt hatten. Ein braver Waisenjunge. Immer hatte er schön den Göttern geopfert. Ein braver Lehrling eines angesehenen Schmiedes. Aber letztendlich war er ein Nichts. Ein braves Nichts.
Als sie vom Branubrabat aufgebrochen waren, hatte ihn noch die Frage nach seinen Eltern umgetrieben. Konnte die Beantwortung dieser Frage Licht in sein Dunkel bringen? Aber inzwischen hatte er aufgehört zu fragen. Welche Eltern gaben ihr Kind denn weg und brachten es in ein Waisenhaus? War er das Kind eines unüberlegten Augenblicks, unerwünscht, überflüssig? Oder diese seltsame Kraft, die ihm das Feuer verlieh. War sie vielleicht sogar der Grund, wieso man ihn weggegeben hatte? Warum noch die Frage nach seiner Herkunft stellen, wenn die Antwort doch nur sein konnte, dass er selbst für seine Eltern nur das Nichts gewesen war, als das er sich jetzt selbst fühlte.
Und dieses ganze Nichts-Sein machte ihn wütend, er wusste selbst nicht warum. Mit der Linken fest die Zange im Griff, mit der er das vierhundertdreiundachtzigste Küchenmesser seines Schmiedemeister-Daseins auf den Amboss drückte, mit der Rechten den schweren Hammer über den Kopf und dann rumms runter damit und mit aller Macht auf das glühende Metall hauen. Die Funken stoben und trafen auf seine nackten Unterarme, ohne irgendwelche Spuren dort zu hinterlassen. Und schon schwebte der Hammer wieder in der Luft und mit seiner ganzen Kraft flog das Eisen auf das Stück Metall, das eigentlich ein Messer werden sollte und nun wahrscheinlich als Löffel enden würde.
Und jetzt stand auch noch dieser dumme, kleine Junge mit seinen großen, fragenden Augen vor ihm. Ein Waisenjunge, wie er selbst. Aber mit dieser kindlichen Fröhlichkeit, dieser Unschuld und diesem Gottvertrauen. Kard würde ihm am liebsten links und rechts eine Ohrfeige verpassen.
Schau dich um, Benji, wo sind diese verdammten Götter? Sie helfen dir nicht, wenn du in Not bist, egal wieviel du ihnen geopfert hast. Sie sagen dir nicht, wer du bist, noch verraten sie dir, wer deine Eltern sind. Aber das willst du ja auch gar nicht wissen. Du dummer, dummer, dummer, kleiner Junge.
Benji starrte ihn immer noch entsetzt an, nachdem Kard gerade eben die Götter verspottet hatte. Die Müdigkeit im Gesicht des Jungen, dann dieses Nicht-Verstehen und der Schmutz, der sein Gesicht wie eine graue Patina bedeckte, all das ließ Kard plötzlich lachen. Hatte der Junge tatsächlich von der Gerechtigkeit der Govas, der Goiba-Priesterinnen Haragors, gesprochen?
»Die Govas, Benji, erzählen dir viel, damit du ihnen so wenig wie möglich Arbeit machst. Ich meine, was haben die davon, dass sie die ganzen Kinder durchfüttern? Die Govas können froh sein, wenn ein Bauer für euch eines Tages eine schöne Summe auf den Tisch legt, damit ihr ihm dann für eine dünne Winxgrassuppe die Ställe ausmistet. Das Wenigste, was sie daher von euch verlangen, ist der Respekt vor Goiba und ihren Schwestern und damit vor ihnen. Man stelle sich ein Waisenhaus vor, in dem die Kinder plötzlich täten, was sie wollten. Wo käme man da denn hin? Nein, die Govas geben euch Essen und ihr gebt ihnen Gehorsam und Respekt, ganz einfach.«
»Ganz einfach?«
»Ganz einfach.«
»Also, Herr Schmied, du magst ja mit dem Hammer umgehen können, aber von einem Waisenhaus hast du ja wohl keine Ahnung.«
Kard sah Benji verdutzt an. Madad war bei Benjis Worten erst aufgesprungen, jetzt hatte sich ein fröhliches Grinsen in seinem Maul breit gemacht.
»Yo, Mann, dieser Schmied, dieser Kard…«
Kard gab dem Cu ein