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einen autarken Schöpfer gibt. Diesen autarken Schöpfer gibt es im haitianischen Voodoo, und auch in den verschiedenen Voodooarten Westafrikas. Alle glauben an den Animismus, alle glauben aber auch an ein übergeordnetes göttliches Prinzip.

      Hierbei muss man aber auch sofort wieder im Hinterkopf behalten, dass das haitianische Voodoo klare und sehr deutliche Unterschiede zum afrikanischen Voodoo besitzt, sodass man sich hier eben die sozialen und kulturellen „Dorfstrukturen in Afrika“ anschauen muss, wie auch die sozialen und kulturellen „Stadtstrukturen in Haiti“. Es gibt hier eben doch sehr große Unterschiede. Diese ganzen Unterschiede beziehen sich selbstverständlich erst einmal auf die religiösen, gleichzeitig aber auch auf die magischen Entwicklungen in der Voodoo-Religion. Die verschiedenen Entwicklungen der einzelnen Stämme, Sippen und sogar Familien müssen stets berücksichtigt werden, wenn man eben auch die magische Komponente der Voodoo-Religion begreifen will. Es gibt verschiedene Voodoo-Familien, es gibt verschiedene Voodoostämme, es gibt auch Voodoodörfer, es gibt Voodooethnien, und auch wenn hier überall die Vodun / Loas / Iwas verehrt werden, gibt es auch überall ein übergeordnetes Schöpfungsprinzip. Dies ist im Übrigen einer der wenigen roten Fäden in der Voodoo-Religion, denn wie schon gesagt, eine ganz klare Definition über die Religion Voodoo, ist hier einfach nicht möglich, da sie zu weit gestaffelt, zu individuell, zu flexibel und zu zeitorientiert ist. Wenn man will, kann man sagen, dass Voodoo mit dem Animismus beschrieben werden kann, sodass alles in der Natur beseelt ist. Ja, kann man sagen. Man kann aber auch sagen, dass Voodoo monotheistisch ist, und über eine Schöpfergottheit verfügt. Kann man auch sagen! Man kann aber auch einfach sagen, Voodoo ist Voodoo! Ende! Alle weiteren Erklärungen sind hinfällig, da man Voodoo für sich selbst definieren kann und definieren muss, wenn man in diesem Arbeitsbereich, in diesem Paradigma agieren kann und agieren will.

      Doch wenn ich jetzt schon so oft von diesen ominösen Schöpfergottheiten berichtet habe, will ich diese doch auch einmal aufzählen. Ähm … Schöpfergottheiten? Wieso denn Mehrzahl? Gibt es nicht nur DEN Schöpfergott? Tja, in einem normalen Monotheismus bestimmt, im Voodoo ist es schon wieder anders. Ja, Religion ist wirklich nicht einfach, Voodoo ist wirklich nicht einfach, Religion verursacht Hirnknoten, Voodoo verursacht Hirnknoten, Religion verursacht Chaos, Voodoo verursacht Chaos, und dies alles kann letztlich auch zu Streitereien, Ideen, Möglichkeiten, Philosophien und Evolutionsmechanismen führen. Und genau diese Möglichkeiten, diese Ideen, diese Philosophien, diese Sprungbretter der Evolution können beleuchtet werden, wenn man die Schöpfungsgottheiten ideologisch und nicht rein religiös betrachtet. Durch diese ideologische Betrachtung kann man die Voodoo-Religion als eine Art Netzwerk der Natur verstehen, sodass die Natur akzeptiert, respektiert wird, da die Natur eben alles ist, und hier auch das göttliche direkt beobachtet werden kann. Daher wird manchmal das Wort Voodoo ganz einfach mit „übernatürliches Wirken“, „feinstoffliche Kraft“ oder auch „göttliche Power“ gleichgesetzt, beschrieben, übersetzt, versinnbildlicht, oder auch einfach nur etikettiert. Etikettiert?

       Voodoo ist als Religion nicht so greifbar, wie zum Beispiel das Christentum, der Islam oder das Judentum. Genau deswegen passt es, dass der menschliche Intellekt hier manchmal eine Etikettierung durchführt, um überhaupt zu begreifen, dass das eine die Voodoo-Religion ist, dass andere das Voodoo-Leben, und das nächste die Voodoo-Magie. Es geht um die Natur, es geht eher um den Animismus, es geht um die göttliche Kraft, die immer und überall vorhanden ist. Das ist die Energie des Voodoo, und diese Energie manifestiert sich in den Vodun / Loas / Iwas. Doch diese Energie, dieses Wirken, diese Kraft, diese Power ist für den Menschen absolut unbegreiflich. Selbst die Vodun / Loas / Iwas sind nur in Ansätzen zu begreifen. So ist Voodoo auch ein Konzept, welches der menschliche Geist einfach nicht fassen kann, sodass hier ein Glaube zwingend existieren muss, da es zu keinem Wissen kommen kann. Dies gilt auch wiederum für die Vodun / Loas / Iwas, und natürlich auch für die Schöpfergottheit des Voodoo selbst. Daher ist es menschlich, dass dieses Konzept, diese transzendente Energie, dieses omnipotente Prinzip eben als Schöpfungsenergie verstanden wird, und hier auch entsprechende Bezeichnungen erhält. Es geht also wieder um klassische Namen! Dass diese Namen im afrikanischen Voodoo und im haitianischen Voodoo unterschiedlich sind, sollte logisch sein, da eben auch die kulturellen Eigenschaften, die Eigenschaften des Landes, die sozialen Eigenschaften und die Herkunft aus der Sklaverei, speziell im Falle von Haiti, und die Unterdrückung als Kolonie, im Falle der afrikanischen Länder, berücksichtigt werden müssen. So ist dieses omnipotente Schöpfungsprinzip erst einmal „gut“! Dies zeigt sich auch in der haitianischen Bezeichnung, denn hier geht es einfach um den „guten Gott“, dessen Name (bzw. die wortwörtliche französische Übersetzung) einfach „Bon Dieu / Bondyé“ lautet. Aber auch die kreolischen Ausdrücke „Bondye“, „Bondyé“ oder „Bóndyé“ müssen hier genannt werden. Der „gute Gott“ ist hier ganz einfach „der große Baumeister, aller Ebenen, in Zeit und Raum“, also der „Gran Met“, was dann wieder wortwörtlich „großer Meister“ bedeutet. Im afrikanischen Voodoo ist das Schöpfungsprinzip Mawu / Mawu-Lisa / Sêgbo-Lisa / Dada Sêgbo / Sêmêdo / Gbêdoto zu nennen! Doch auch hier ist es so, dass dieses, omnipotente Schöpfungsprinzip prinzipiell gut ist, hier aber doch auch eine stärkere Polarität zwischen einer männlichen und einer weiblichen Schwingung hat, zwischen einer Animus-Energie und einer Anima-Energie. Zwar existiert hier auch manchmal nur der Begriff Mawu, was man wortwörtlich mit „Mutterschaf“ übersetzen kann, ein Begriff, der aus der Fon-Sprache kommt, doch Mawu wird dann auch mit dem männlichen Prinzip „Lisa“ vermählt, sodass hier ein androgynes Schöpfungsprinzip existiert. Männlich und weiblich! Animus und Anima! Ein Prinzip, doch so viele Namen? Nun ja, man kann alle Namen als EIN Konzept sehen, als EIN Konzept, welches sehr weit entfernt ist, weit entfernt von der Erde, den Menschen, der dritten Dimension. Deswegen kümmert sich dieses Konzept (oder auch diese Konzepte) nicht um die Menschen.

      Doch dadurch, dass hier die Schöpfung erschaffen wurde, wurden Regelungen erschaffen, sodass alles, in der Schöpfung auch behütet wird, in entsprechenden Bahnen läuft, und nicht der Schöpfung zuwiderhandelt. Deswegen wird Voodoo auch manchmal mit entsprechenden kulturellen Weisheiten der verschiedenen Ethnien beschrieben, wie zum Beispiel der Ausdruck der Fon „Mawu wê do Vodun lê“, was man in etwa damit gleichsetzen kann, dass man sein Leben leben soll, dass die Natur einem alles bietet, dass man in der Natur alles findet, auch um seinen Geist selbst zu erhöhen. Die Menschen sind die Kreaturen, oder auch die Schöpfung, von Mawu / Mawu-Lisa, der aber auch Vertreter unter die Menschen geschickt hat, die die Transzendenz erreichen können, um die Zeichen der göttlichen Immanenz (das Göttliche, das Kosmische, das Innewohnen in Allem) zu verstehen und die anderen Menschen anzuleiten. Voodoo ist also wieder alles, was magisch ist, was heilig ist, was unerklärlich ist, was unbegreiflich ist, alles, was feinstofflich ist, gleichzeitig aber auch die Materie beeinflusst, sodass hier auch wieder alles Voodoo ist, was mystisch ist, was geheimnisvoll ist, was übernatürlich ist. Manchmal könnte man Voodoo auch mit den Aussprüchen „Mawu na blo“, was man als „Gott/Schöpfungsenergie wird handeln“ übersetzen kann oder auch als „Kpê Mawu ton“, was man als „Gott / Schöpfung Energie wird entscheiden / wird es richten“ übersetzen kann. In Benin, wird zum Beispiel Voodoo sinngemäß auch damit erklärt, dass Voodoo die Harmonie, die Einheit, die Liebe ist, die den Menschen unterrichtet und lehrt, dass auf der Erde alles miteinander verwoben ist. Somit ist Voodoo jedes Naturgesetz, da jedes Naturgesetz Voodoo beschreibt. Voodoo ist der Geist, und der Geist ist Voodoo! Magie ist! Voodoo ist! Voodoo ist Magie, Magie ist Voodoo! Hieran erkennt man, dass man begreifen muss, dass man eben die Vokabel „Voodoo“ nicht mit einer „fixen Übersetzung“ versehen kann, da eben hier alles NICHT so einfach und wortwörtlich bestimmbar ist. Es sind eher Tendenzen, die man dann in Richtung „Das Geheimnis, welches man nicht ergründen/erkennen kann“ oder auch „die Kraft/Macht/Dynamik/Energie, die immer und überall wirksam ist“ verstehen muss, was dann aber keine echte Übersetzung ist. Voodoo hat nun einmal eine vielschichtige Bedeutung, sodass man hier eben KEINE klaren und wortwörtlichen Übersetzungen vollziehen kann. Die Vokabel „Voodoo“ ist mehr als ein Konzept zu deuten. Tja und Konzepte und Religionen sind doch recht nah zusammen, nicht wahr? Deswegen kann man Voodoo auch mit „Geist/Gott/Macht

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